Putzmeister Mörtelmaschinen: 15 Mio. EUR in neue Werkshalle investiert

"Estrichleger profitieren vom Know-how der Putzmeister-Gruppe"

Putzmeister Mörtelmaschinen hat mit dem Bau einer neuen Werkshalle ein eindeutiges Zeichen für den "Standort Deutschland" gesetzt. Auf dem Werksgelände in Aichtal bei Stuttgart wurden 15 Mio. EUR in eine neue Linienfertigung investiert. FussbodenTechnik traf den neuen Geschäftsführer Michel Grunder, verantwortlich für Vertrieb und Marketing, und Frank Kretzschmar, Marketing Services.

FussbodenTechnik: Welche Vorteile bringt die neue Werkshalle für Putzmeister Mörtelmaschinen?

Michel Grunder: Die neue Montagehalle bringt für Putzmeister Mörtelmaschinen entscheidende Vorteile: Die Durchlaufzeiten der einzelnen Produktionslinien verkürzen sich durch optimierte Arbeitsabläufe deutlich. In der neuen Montagehalle wird eine Linienfertigung eingesetzt, die mit zahlreichen Durchlaufstationen verbunden ist. Vorher mussten wir uns Gebäude mit der Muttergesellschaft teilen. Heute bietet unsere neue Linienfertigung eine deutliche Steigerung von Effektivität und Produktivität sowie Zeitgewinn.

Frank Kretzschmar: In der neuen Halle werden neben den erfolgreichen Estrichförderern vom Typ Mixokret verschiedene Mörtelspritzmaschinen wie z.B. die Kolbenpumpe P 13, die Schneckenpumpe SP 11 sowie die Profi-Hochdruckreiniger Dynajet gefertigt. Die räumliche Neuordnung heißt aber nicht, dass wir uns komplett von der Muttergesellschaft getrennt haben. Die ganze Personalsteuerung, Teile vom Einkauf und die Buchhaltung übernimmt bei uns nach wie vor die Muttergesellschaft. Wo es Synergien gibt, nutzen wir diese auch.

FT: Sie haben bereits anklingen lassen, dass Putzmeister Mörtelmaschinen nicht nur Estrichförderer produziert - was fertigen Sie noch?

Grunder: Ja, das muss ich erklären. Das Sortiment von Putzmeister Mörtelmaschinen beinhaltet eine Reihe von Verputzmaschinen, Estrichförderer inklusive der Fließestrichmaschinen, Mischpumpen, Maschinen für Maler und die Dynajet Hochdruckreiniger.

Kretzschmar: Hinzu kommen unsere Feinbetonpumpen, die das Bindeglied zwischen Mörtelmaschinen und Betonpumpen sind.

FT: Die Putzmeister-Gruppe bietet ja darüber hinaus eine Vielzahl an Baumaschinen - welchen Stellenwert hat die kleine Tochtergesellschaft Putzmeister Mörtelmaschinen?

Grunder: Putzmeister Mörtelmaschinen hat 2008 mit 147 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 72 Mio. EUR erzielt. Ein Großteil dieser Summe entfällt auf Europa. Frankreich und Deutschland liefern ungefähr 50% des Umsatzes. Bezogen auf den Umsatz der Gruppe erzielt Putzmeister Mörtelmaschinen ungefähr 10%. Wir haben in den letzten 3 bis 4 Jahren großen Anstrengungen im Export unternommen, so dass wir heute eine weltweite Organisation haben. Für die Putzmeister-Gruppe ist Putzmeister Mörtelmaschinen eine wichtige Tochtergesellschaft mit einem hohen Stellenwert.

Kretzschmar: Die Zugehörigkeit zum Putzmeister-Konzern ist unser großer Vorteil, das hebt uns auch bei den Estrichförderern vom Wettbewerb ab. Wir haben eine große Muttergesellschaft im Hintergrund mit einer entsprechenden Finanzkraft, einem weltweiten Händlernetz und einem hohen Fertigungsstandard.

FT: Die Estrichförderer aus Ihrem Hause zählen zum Premiumsegment. Was bieten Sie Estrichlegern, warum sollen Estrichleger eine Mixokret Estrichmaschine kaufen?

Kretzschmar: Wir haben als Hersteller den besten Mix aus Fertigungsqualität, Kundenservice und Fortbildungsmöglichkeiten. Im Vergleich zu kleinen Anbietern sind wir natürlich nicht die günstigsten, aber der Estrichleger muss entscheiden, was ihm eine ausgereifte und zuverlässige Estrichmaschine wert ist.

Grunder: Ganz wesentlich ist das Thema Service. Wir haben seit über 40 Jahren ein Service- und Händlernetz in Deutschland. Da gibt es Händler, die sind bereits in zweiter Generation dabei. Ich kenne viele Estrichleger, die schwören auf ihren Händler vor Ort, weil sie wissen: Der ist für mich da, wenn ich ihn brauche.

FT: Wenn ich heute einen Mixokret-Estrichförderer bestelle, wie lange muss ich darauf warten?

Grunder: Im Prinzip muss man bei uns für einen Estrichförderer mit einer Produktionszeit von einer Woche rechnen, das ist der Durchschnitt. Der Abwicklungsprozess ist etwas länger.

Kretzschmar: In manchen Fällen ist dieser relativ kurze Zeitraum dem Estrichleger schon zu lange, wenn ihm gerade eine Estrichmaschine ausgefallen ist. Dann greifen wir auf unsere Servicepartner zurück, die Mietmaschinen zur Verfügung stellen können. Die haben immer die eine oder andere Maschine auf Lager.

FT: Wie viele Handelspartner haben Sie?

Grunder: Wir haben in Deutschland und Frankreich zusammen 120 Händler. Diese große Dichte bietet kein anderer Wettbewerber, das macht uns ziemlich stark. Das Händlernetz ist über Jahrzehnte aufgebaut worden.

Kretzschmar: Darunter sind größere und kleinere, auch Einkaufsverbände. Wir bieten auf jeden Fall ein deutschlandweites Netz, in dem der Estrichleger vor Ort Service in Anspruch nehmen kann.

FT: Es gab im vergangenen Jahr Probleme am Mischkessel. Sind dort auch die Servicepartner eingebunden gewesen?

Grunder: Ja, das ist richtig. Es gab Qualitätsprobleme an den Scharnieren des Kessels. Wir haben daraufhin eine große Rückholaktion mit ungefähr 1.000 Maschinen durchgeführt. Ein Zulieferer hatte das entsprechende Teil in Asien fertigen lassen, was wir nicht wussten.

Kretzschmar: Nach Bekanntwerden des Problems wurde die Produktion sofort gestoppt. Alle Händler und Kunden wurden soweit möglich informiert. Zwischen September 2008 und Januar 2009 wurde das Problem behoben. Wir hatten eine eigene Schweißertruppe aus unserem Werk in Althengstett im Einsatz, die europaweit unterwegs war. Auch der autorisierte Handel hat die Arbeiten unterstützt: Das alte Scharnier wurde entfernt und ein neues angeschweißt.

Für uns war klar: Die Estrichleger müssen weiterarbeiten können, also haben wir soweit möglich Überbrückungsmaschinen gestellt und teilweise Ausfälle bezahlt. Auch wenn es nicht direkt unsere Schuld war, so stehen wir doch für einen solchen Fehler ein. Wenn ein Kunde bei uns kauft, dann kann er davon ausgehen, dass die Produkte eine entsprechende Qualität haben. Wir haben versucht, den Schaden der Kunden so gering wie möglich zu halten.

FT: In Ihrem Unternehmen gibt es die besondere Situation, dass es neben den Estrichfördern von Putzmeister auch noch die Marke Brinkmann gibt - wie verträgt sich das?

Grunder: Wir sehen das eigentlich ganz entspannt: Es gibt eine Kundschaft für Brinkmann und es gibt eine Kundschaft für Putzmeister. Obwohl beide zur Putzmeister-Gruppe gehören, gibt es einen freien Wettbewerb.

Kretzschmar: Die Estrichförderer von beiden Marken besitzen eigene Merkmale. Wir sind nicht den Weg gegangen zu sagen, es gibt jetzt eine Maschine wahlweise mit einer roten (Brinkmann) oder eine gelben Haube (Putzmeister). Brinkmann und Putzmeister haben jeweils ihre eigene Entwicklung. Beide verfolgen vom Aufbau her unterschiedliche Ansätze.

FT: Welche unterschiedlichen Ansätze sind das?

Grunder: Es gibt Unterschiede in der Luftführung, in der Bedienung und in der Zugängigkeit für die Wartung. Auch das unterschiedliche Design spielt eine Rolle. Trotz der Konkurrenz versuchen beide Parteien Synergien zu finden, um Mittel einzusparen. Es bringt ja auch nichts, wenn beide den gleichen Zulieferer haben, dann getrennt aufzutreten. Die Einsparung kann schließlich an den Endkunden weitergegeben werden.

FT: Es ist und bleibt eine besondere Situation, dass man in einer Gruppe zwei konkurrierende Marken mit ähnlichen Produkten hat.

Kretzschmar: Das kommt in der Automobilbranche täglich vor. Volkswagen bietet mit Seat und Skoda auch mehrere Marken an.

Grunder: Als Brinkmann zu Putzmeister kam - gleiches gilt für den französischen Anbieter Lancy - haben alle gedacht, jetzt wird eine Firma aufgelöst und dann steht morgen Putzmeister drauf. Wir wollten diese Firmen aber in die Gruppe integrieren und trotzdem einen richtigen Wettbewerb für die Kunden erhalten.
FT: Wie charakterisiert sich der deutsche Markt für Estrichförderer, was zeichnet ihn aus?

Grunder: Es ist ein reifer und ein umkämpfter Markt, gerade vor dem Hintergrund der rückläufigen Neubauten. Es gibt mehrere Wettbewerber im Markt und der Kuchen wird ständig kleiner. Die Folge ist ein härterer Verdrängungswettbewerb.

FT: Wo geht denn der Trend bei Estrichförderern hin - wagen Sie doch mal einen Blick in die Zukunft?

Grunder: Es gibt bei uns immer Ideen für neue Ausstattungsmerkmale, aber der Estrichförderer ist und bleibt ein Baugerät. Ein Baugerät muss einfach bleiben. Aufwendige und sensible Elektronik lässt sich auf der Baustelle schwierig reparieren. Zusätzliche Ausstattungsmerkmale müssen zudem bezahlbar sein.

Kretzschmar: Im Baustellenalltag gibt es viel Schmutz und die Maschine wird meistens nicht 100% gereinigt. Deshalb ist es besser, man belässt es bei der einfachen Bedienung. Unsere Maschinen werden über zwei Lufthebel gesteuert, die auch bei einem kräftigeren Druck nicht gleich kaputt gehen. Eine Entwicklung zu mehr Elektronik bei Verputzmaschinen hat sich nicht bewährt und wurde rückgängig gemacht. Im Estrichbereich wurde dies noch nicht ausprobiert. Hier steht die einfache Bedienung im Vordergrund.

FT: Was sind denn mögliche Ausstattungsmerkmale von morgen?

Kretzschmar: Es gibt immer wieder Überlegungen, die Beschickung des Kessels zu vereinfachen oder zu automatisieren, damit man keinen Mann mehr zum Schaufeln des Sandes abstellen muss. Wir fragen uns: Gibt es noch andere Möglichkeiten, den Sand in den Kessel zu befördern?

Grunder: Grundsätzlich kann man vielleicht sagen, dass wir an Estrichmaschinen mit einem höheren Automatisierungsgrad arbeiten. Es hat sich gezeigt, dass es dafür einen Markt gibt. Mehr dazu werden wir auf der Bauma 2010 verraten.

FT: Was halten Sie von alternativen Antriebsarten? Neben Dieselmotoren gibt es Estrichförderer mit Gasantrieb oder elektrisch betriebene.

Grunder: Alternative Antriebsarten sind auf jeden Fall ein Thema. Wir setzen aber nicht auf das Thema Gasantrieb.

FT: Welche Anforderungen werden heute an Estrichförderer gestellt?

Kretzschmar: Wie bereits erwähnt, müssen die Maschinen in erster Linie einfach zu bedienen sein. Das Handling auf der Baustelle ist auch ein Thema, die Maschine muss leicht zu bewegen sein. Wer die Maschine mit einem Kran bewegen will, kann dies mit der serienmäßigen Kranöse leicht bewerkstelligen. Ein weitere Punkt ist der Transport auf der Straße, also die Straßenlage. Wir benutzen dafür eine Teststrecke von Mercedes. Wir belasten jede Maschine auf der Teststrecke bis an ihre Grenzen. Man kann dabei sehr gut sehen, wie die Maschine auf der Straße liegt.

FT: Sie haben die Bauma bereits angesprochen. Also fahren Sie Ihre Aktivitäten auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht zurück?

Kretzschmar: Für uns sind EPM und Bauma Pflicht. Wir haben auf der Bauma 2010 eine Fläche von 2.500 qm mit der gesamten Putzmeister-Gruppe. Wir teilen uns auf der Messe in München eine Halle mit Caterpillar. Das ist schon ein beeindruckender Auftritt, den ich jedem empfehlen kann.

Grunder: Wir rüsten uns jetzt für die Zeit nach der Finanzkrise. Wenn es wieder aufwärts geht, wollen wir gut aufgestellt sein.


Putzmeister Mörtelmaschinen im Überblick

Max-Eyth-Straße 10
72631 Aichtal
Tel.: 07127/5 99-0
Fax: 07127/5 99-743
E-Mail: mm@pmw.de
Internet: www.moertelmaschinen.de

Gründungsjahr: 1958
Mitarbeiterzahl: 147
Markennamen: Dynajet und Mixokret
Muttergesellschaft/Anteilseigner: Putzmeister Mortar Machines Tech GmbH
Tochtergesellschaften/Beteiligungen: Strobl Beschichtungstechnik GmbH

Geschäftsführung: Gerhard Fiege (Vorsitz, Produktion und Technik) und Carlos Megino (Finanzen und Controlling) und Michel Grunder (Vertrieb und Marketing)
Marketing: Frank Kretzschmar
Export: Klaus Kümmerle
Einkauf: Rainer Stöhr
Presse-/Öffentlichkeitsarbeit: Frank Kretzschmar
Anwendungstechnik: Rolf Bröder

Produkte und Dienstleistungen:
- Druckluftförderer Mixokret
- Schneckenpumpen
- Mischpumpen
- Kolbenpumpen
- Förderanlagen
- Durchlaufmischer
- Airless Geräte (Farbspritzanlagen)
- Werkzeugwaschsysteme
- Zubehör
- Gebrauchtmaschinen
aus FussbodenTechnik 05/09 (Wirtschaft)