Oldenburger Parkett im Hotel Vier Jahreszeiten
Drei Säle mit Tafelparkett im Rautenmuster
Hotels, die ihre Sterne behalten wollen, müssen u.a. ihre Innenräume nach neuen Brandschutzbestimmungen sanieren. In der Hamburger Nobelherberge "Vier Jahreszeiten" wurde im Zuge dieser Maßnahme der Parkettboden erneuert. Drei Säle erhielten im ersten Bauabschnitt ein Tafelparkett aus Eiche und Nussbaum im Rautenmuster mit umlaufendem Fries. Der Auftrag ging an den Parkettlegermeister Jürgen Mattes und an den Hamburger Obermeister Frank Pielot.
Das Muster des neuen Holzfußbodens, ein Rautenmuster aus zwei unterschiedlich farbigen Tafeln mit umlaufenden Fries, entstammt der Feder einer amerikanischen Designerin. Anhand einer groben Skizze experimentierte Frank Pielot mit verschieden eingefärbten Eichemustern und stellte dabei fest, dass die Kontraste nicht die gewünschte Intensität erreichten. Deshalb wurde neben der Eiche der amerikanische Nussbaum als zweite Holzart eingesetzt.
Vorgefertigt und geliefert wurden die Holztafeln vom Oldenburger Parkettwerk (OPW) im Rautenformat 866 x 500 mm (spitz auf spitz). Jede Tafel besteht aus sternförmig zusammengefügten 10 mm dicken Dreiecken auf einer 20 mm Sperrholz-Trägerplatte. Lieferant des Nussbaum-Holzes in ungehobelten, zugeschnittenen Brettern mit fallenden Breiten war Offermann aus Preußisch-Oldendorf. Die Eiche stammt aus eigener OPW-Produktion. Alle Teile wurden passend zueinander profiliert. Der Fries des Bodendekors nimmt in der Mitte mit Wenge-Salinos als Intarsien die Rautenform der Hauptfläche auf. Der Fries wurde verlegefertig in Längen von 1.800-2.000 mm geliefert. Er verfügt auf beiden Seiten über eine Wenge- und eine parallel kaufende Ahorn-Ader, um einen noch dunkleren Kontrast als das Nussbaumholz zu erzielen.
Zeitdruck herrschte bei den Arbeiten, denn viele Gewerke mussten kurz nacheinander oder gleichzeitig in den benachbarten Räumen arbeiten. Ein normal trocknender Estrich konnte daher als Untergrund nicht eingebaut werden. Auf einen Schnellestrich wollte der leitende Architekt nicht vertrauen, Asphaltkocher hätten die Anwohner gestört und so blieb den Parkettlegern nur der Aufbau eines Trockenestrichs.
Das war deshalb nicht leicht, weil die benachbarten Räume unterschiedliche Bodenhöhen aufwiesen. Stufen oder Kanten durften nicht eingebaut werden, sonst wäre der Rollwagen-Verkehr aus den Küchen in die Gastronomie-Säle behindert worden. Mit anderen Worten: Das Parkett musste teilweise mit Gefälle verlegt werden. Im Bereich der großen Schiebetüren war dagegen ein absolut waagerechter Untergrund herzustellen.
Auf den großen Flächen von insgesamt 350 qm fällt dieses Gefälle des Parketts nicht auf, obwohl der Trockenestrich auf etwa 6 m Länge bereits einen Höhenunterschied von 3,5 cm aufweist. Realisiert wurde das Gefälle mit einer Pavatex-Trockenschüttung auf dem Rohbeton. Darauf wurden als Trockenestrich zwei kreuzweise verschraubte OSB-Platten von je 28 mm Dicke eingebaut. "Ich habe gelernt, dass der Unterboden doppelt so dick sein soll wie der Oberboden", erklärte dazu Frank Pielot.
Auf diesen sorgsam vorbereiteten Unterboden wurden erst eine Kork-Gummi-Granulatmatte und dann mit dem hartelastischen Wakol MS 260 die spitz zulaufenden Parketttafeln geklebt. Damit aber nicht genug. Als Ergänzung zu der indirekten LED-Beleuchtung hinter dem Deckenstuck sollten in den Boden Strahler eingebaut werden, die nach oben leuchten und Wand-Gobbelins oder andere Dekoration hervorheben. Auch für aufsteckbare Lautsprecher-Boxen mussten kreisrunde Aussparungen in den Fries geschnitten werden - mit hölzernen Deckeln aus bodengleichem Material, wenn keine Lautsprecher aufgesetzt sind. Die Kabelsysteme für Licht und Akustik waren bereits im Unterboden verlegt.
Mit 6 Parkettlegern arbeiteten die beiden Hamburger Betriebe zweieinhalb Wochen in dem Hotel. Um anderen Gewerken das Begehen des vorgeschliffenen Parketts zu ermöglichen, wurde es zwischenzeitlich mit 500 g schweren Filzplatten abgedeckt.
Nach dreimaligem Schliff mit der Lägler Hummel wurde der Tafelboden zweimal nass in nass mit Bona-Carls 90 Öl behandelt und am Folgetag mit Carls 25 Pflegeöl eingepflegt. Eine optimale Oberfläche wurde durch Polieren der Holzfußböden mit Pads aus reiner Schafschurwolle erzielt. Solche Pads aus den Bergen Osttirols eignen sich dank hoher Saugfähigkeit bestens, um Holzöle gleichmäßig zu verteilen und und in die Oberfläche einzuarbeiten. Auch bei der turnusmäßigen Pflege helfen sie, ein hervorragendes Erscheinungsbild zu erzielen.
Im ersten Bauabschnitt wurde das Tafelparkett im Gobelin-Saal, im Jahreszeiten-Salon und im ovalen Saal verlegt. Die Abstandsfugen an den Wänden werden durch eine halbhohe Holzverkleidung verdeckt. Zwischen den Sälen an den Schiebetüren ist das Parkett als so genannte Rollschicht verlegt. Darunter versteht man quer liegend angeordnete Stäbe oder Kurzdielen. In diese Rollschicht wurden ebenfalls dunkle Rauten eingesetzt.
Im kommenden zweiten Bauabschnitt sieht die Planung Parkett zwei weiteren Sälen vor. In der dritten Phase soll das im Erdgeschoss und im Restaurant vorhandene Parkett saniert werden.
Objekt Telegramm
Objekt: Hotel Vier Jahreszeiten, Hamburg
Architekt: Jürgen Sölter, Hamburg
Verleger: Parkett-Pielot und Jürgen Mattes
Parkett: Tafelparkett Eiche, Nussbaum
Lieferant: Oldenburger Parkettwerk
Untergrund: OSB-Trockenestrich
Klebstoff: Wakol MS 260 hartelastisch
Oberfläche: Carls 90 Öl, Carls 25 Pflegeöl, Schafwoll-Pads Firma Günter Hädrich
Fläche: 350 qm
aus
Parkett Magazin 03/10
(Referenz)