Michael Mosch zum Bereich Bettwäsche
60 Jahre Haustex - 60 Jahre Bettwäsche
Zunächst einmal meine besten Glückwünsche zum Geburtstag der Haustex, die jetzt so jung ist wie die Bundesrepublik Deutschland. Als für unsere Branche die einzig verbliebene Fachzeitschrift ein beachtenswertes Jubiläum. Somit werden selbst Kritiker kleinlaut bei der Feststellung, dass die Haustex einmalig ist.
Acht der 60 Jahre fehlen mir zum perfekten Zeitzeugen der Entwicklung Bettwäsche von 1949 bis 2009. Zurückversetzt stelle ich mir das Kollektionieren von Bettwäsche sehr langweilig vor: weiße Ware, noch als Schaftstreifen, Karo oder im Highclass-Segment Broschée-Damast oder konfektioniert mit aufwändiger Spitze und mittels Stickmotiven zusätzlich verziert, setzten der Gestaltungsvielfalt Grenzen. Das Spannbetttuch hieß Haustuch oder Leintuch und die Textilindustrie hatte eine beachtliche Größe und eine eigene Gewerkschaft: Die Textil-Bekleidung. Fest zur Schlafordnung gehörende Produkte wie Überschlaglaken, Paradekissen, Couvert oder Plümo (Plumeau) sind 60 Jahre später kaum noch bekannt.
Unsere kreativen Möglichkeiten sind heute riesig. Wir können auf unterschiedlichste Materialien zugreifen, mit denen auch eine Nutzenphilosophie verbunden ist (z. B. bügelfrei, trocknerfest). Der Digitaldruck ist für mich die revolutionärste Erfindung in der Textilindustrie. Schnellste Umsetzungen mit erträglichen Kosten sind möglich. Das Experimentierfeld Kreativität hat natürlich auch seine Schattenseiten. Nicht jedes Dessin ist heute ein Toppseller. Erfolg und Misserfolg hängen heute mehr denn je von abverkaufsstarken Artikeln ab. Zur Zeit der überwiegend weißen Bettwäsche war das Abschriftenrisiko durch modischen Wechsel gar nicht gegeben. Modisch inspiriert werden wir heute aus der Konfektion. Farbtrends, wie derzeit die Modewelle "Beerenauslese", sind 1:1 aus der DOB übernommen.
Die Mehrzahl der Produktionsbetriebe unserer Branche ist im Verlauf der letzten 25 Jahre verschwunden. Importe und Arbeitsplatztransfers tragen einen gehörigen Beitrag an der Entwicklung. Die Handelslandschaft hat sich ebenfalls dramatisch umformiert. Das Modell Discounter als Nahversorger ist stark markteingreifend hinzugekommen. Großflächige Einrichtungshäuser mit guten Haustextilien-Abteilungen sind kompetent am Markt tätig. Die Versender / Fachversender, TV-Shopping-Sender und natürlich die weltweite Internetpräsenz haben die Kuchenstücke unserer Branche anders verteilt. Allein die alphabetische Auflistung ehemaliger Verbände, die dem Genre Fachhandel zuzurechnen sind, beweist den Prozess des Wandels: Arno, Agetex, Bettenkreis, Grohag, Hadeka, Kmt, Kaufring, Sütex.
Den Blick nach vorne gerichtet, glaube ich an einen Markt für bessere Produkte und Qualitäten. Natürlich freue ich mich schon heute auf die Haustex-Ausgabe im Jahr 2049!
aus
Haustex 08/09
(Wirtschaft)