Kommentar

Therapie für die Heimtextil


Nach allem, was die Haustex-Redaktion hört, bröckelt es weiter bei den Ausstellermeldungen für die Heimtextil 2010 in Frankfurt. Im letzten Jahr zählten Billerbeck und Paradies zu den heimischen Unternehmen, die auf eine Präsenz verzichteten. Und in der Halle 9 sorgte der durch schwarze Abhängungen kaschierte Rückzug zahlreicher ausländischer Firmen für ein eher trauriges Ambiente.

In diesem Jahr haben unter anderem Centa-Star und Kock bekannt gegeben, im Januar allenfalls als Besucher an den Main zu fahren, aber nicht als Aussteller. Und ein großes Fragezeichen steht erneut hinter dem Namen Frankenstolz. Das Unternehmen musste schon für 2009 mit Engelszungen dazu überredet werden, doch wieder in der Halle 8 auszustellen. Für das nächste Jahr sieht es erneut schlecht aus. Dem Vernehmen nach tendiert man derzeit in Mainaschaff eher zu einem Umzug zur Möbelmesse nach Köln.

Die Gründe für den Messerückzug sind mannigfaltig und werden alljährlich wieder in Frankfurt diskutiert: Sinn oder Unsinn einer Messepräsenz generell, falsche Messeterminierung, Veränderungen in der Vertriebspolitik der Unternehmen, rückläufige Zahlen bei den inländischen Fachbesuchern, hohe Messekosten, vermeintlich attraktivere Messealternativen wie die Maison & Objet in Paris, eine verfehlte Ausstellerstrategie der Messegesellschaft, um nur einige zu nennen.

Das mag individuell für jedes Unternehmen mehr oder weniger zutreffen. Aber ist es das alles wert, die Messe weiter in die Richtung laufen zu lassen, in die sie momentan tendiert? Denn vergessen wir dabei eines nicht: Mit der Heimtextil in Frankfurt haben wir die Weltleitmesse der Branche (noch) direkt vor unserer Haustür. Im Prinzip müssten daher neben der Messe Frankfurt auch die heimische Industrie und der Handel ein vitales Interesse an einer starken Heimtextil haben.

Also Augen zu und weiter so wie gehabt? Sicherlich nicht. Es ist höchste Zeit, dass sich die Messe Frankfurt und die betroffenen Industrie- und Handelsverbände an einen Tisch setzen und unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten gemeinsam eine zukunftsträchtige Messe-Strategie entwickeln. Derzeit kränkelt die Heimtextil nur, aber damit aus einem Schnupfen keine Lungenentzündung wird, muss endlich eine wirkungsvolle Therapie entwickelt werden. An die Alternative mag man nicht denken.

Mattias Timm
aus Haustex 09/09 (Wirtschaft)