Trevira

Leistungsstarker Investor gefunden

Neu-Ulm/Bobingen - Stefan Messer und Dr. Karl-Gerhard Seifert sind die Käufer von wesentlichen Teilen der insolventen Trevira Gruppe. Der Kaufvertrag wurde Anfang August notariell beglaubigt. "Mit diesem schnellen Verkauf ist uns eine Sicherung von vielen Arbeitsplätzen und Produktionsstandorten gelungen. Zudem wird die Trevira Gruppe als eigenständiges Unternehmen am Markt weiter geführt", erklärte Wirtschaftsprüfer Werner Schneider, der als Insolvenzverwalter die Verhandlungen geleitet hat.

Gegenstand des Verkaufs sind die Trevira-Produktionsstandorte in Bobingen, Guben und Zielona Gora (Polen), der Vertriebsstandort Hattersheim, sämtliche Gebrauchsmuster und Patente der Trevira Gruppe sowie einige Vertriebsniederlassungen. "Es war unser Ziel, das Unternehmen möglichst komplett an einen Investor weiter zu geben, der an einer langfristigen und eigenständigen Fortführung des Unternehmens interessiert ist. Und dieses Ziel haben wir mit dem Verkauf an diese beiden erfahrenen Manager erreicht", so Werner Schneider weiter. Die Transaktion steht unter einem Finanzierungsvorbehalt und soll bis Ende September 2009 abgeschlossen werden.

Stefan Messer und Dr. Karl-Gerhard Seifert haben angekündigt, das Unternehmen wieder auf den Erfolgskurs zurückzubringen: "Wir sind davon überzeugt, dass nach mehrmaligem Gesellschafterwechsel in den vergangenen zehn Jahren die restrukturierte Trevira Gruppe wieder alle Voraussetzungen hat, um ein stabiles und zukunftsfähiges Unternehmen zu werden", so Messer und Dr. Seifert nach der Vertragsunterzeichnung. Für sie ist Trevira keine Unbekannte: Das Unternehmen gehörte, wie zwei Drittel der Anteile der früheren Messer Griesheim-Gruppe, zu der damaligen Hoechst AG. Dr. Seifert übernahm im Zuge der Restrukturierung der Hoechst AG die Cassella in Frankfurt-Fechenheim, die heute als AllessaChemie firmiert. Herrn Messer gelang 2004 die Rückführung von Teilen der damaligen Messer Griesheim-Gruppe in den 100-prozentigen Familienbesitz mit Hilfe von Finanzinvestoren.

"Die Gespräche mit den Investoren haben von Beginn an in einer sehr positiven und vertrauensvollen Atmosphäre stattgefunden. Ich habe hier schnell den Willen erkannt, dass die Trevira Gruppe eine sichere Perspektive erhalten wird", sagte Werner Schneider zum Verlauf der Verhandlungen. Um den raschen Verkauf zu ermöglichen, werden die betroffenen Unternehmensteile in eine neue Gesellschaft überführt. Hierbei wurde auch großer Wert darauf gelegt, dass der Markenname Trevira erhalten bleibt und somit auch seine wichtige Werbewirkung nicht verliert.

Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Der Erlös fließt der Insolvenzmasse zu und dient damit der Begleichung von Forderungen der Gläubiger. Das neue Unternehmen wird über rund 1.450 Mitarbeiter verfügen, davon 1.300 in Deutschland einschließlich 40 Auszubildender und hat ein geschätztes Umsatzvolumen von rund 210 Mill. Euro pro Jahr. "Wir haben innerhalb von sechs Wochen einen Verkaufsprozess zum Abschluss gebracht und somit einen Fortbestand des Unternehmens gesichert. Ich bin sehr optimistisch, dass auch unsere Kunden und Lieferanten der Trevira die Treue halten werden", so Uwe Wöhner, der neben der Begleitung des Verkaufsprozesses auf Bitten des Insolvenzverwalters derzeit auch das operative Geschäft steuert.

Das Insolvenzverfahren für die Trevira GmbH und die Trevira Holding GmbH läuft unter der Leitung des Insolvenzverwalters Wirtschaftsprüfer Werner Schneider weiter. Über die Dauer des Verfahrens kann derzeit noch keine Aussage gemacht werden. Nach dem erfolgreichen Verkauf wesentlicher Unternehmensteile wird nun der Schwerpunkt darauf liegen, für die beiden Tochtergesellschaften in Belgien und Dänemark eine Management-Buy-Out-Lösung zu realisieren. "Wenn unsere aktuellen Planungen eintreffen, dann werden mehr als drei Viertel der bisherigen Arbeitsplätze der Trevira Gruppe erhalten", so Insolvenzverwalter Werner Schneider.
aus Haustex 09/09 (Wirtschaft)