Südwesttextil

Textilkonjunktur hat Talsohle erreicht

Stuttgart - Die südwestdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie hat die konjunkturelle Talsohle erreicht. Davon ist der Verband Südwesttextil nach Auswertung seiner jüngsten Verbandsumfrage überzeugt. "Wir kommen aus dem Sturm und sind jetzt in der Flaute, und das ist allemal die bessere Position", so Verbandspräsident Armin Knauer anlässlich der Jahrespressekonferenz Ende Juli in Stuttgart. Gründe für diese Einschätzung sind die deutliche Zunahme der Kapazitätsauslastung gegenüber dem ersten Quartal des Jahres sowie leicht verbesserte Geschäftserwartungen der Unternehmen.

Allerdings hat die stark exportorientierte Textil- und Bekleidungsindustrie in Baden-Württemberg durch den massiven Einbruch wichtiger ausländischer Absatzmärkte deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. So gingen die Ausfuhrumsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres um 24,5 Prozent zurück. Besonders hart betroffen waren dabei die Unternehmen der Textilindustrie, die ein Minus von 37 Prozent hinnehmen mussten. Mit minus 12,5 Prozent bei den Auslandsumsätzen schnitten die Bekleidungshersteller dabei etwas besser ab. Insgesamt vermelden die Zahlen der amtlichen Statistik für die Branche im Südwesten ein Umsatzminus von knapp 35 Prozent für die Monate Januar bis Mai. Allerdings verweist Südwesttextil darauf, dass nach den eigenen Verbandszahlen das Minus insbesondere bei vielen Bekleidungsherstellern nur im einstelligen Bereich liege.

Erneut positiv haben sich hingegen die Ausbildungszahlen in den rund 225 Textil- und Bekleidungsbetrieben im Land entwickelt. So konnte die Zahl der Auszubildenden um knapp sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 700 Berufseinsteiger erhöht werden. Südwesttextil fördert jeden zusätzlichen Ausbildungsplatz mit 300 Euro monatlich. "Das erleichtert vielen Unternehmen die eigenen Ausbildungsanstrengungen", so Knauer.

Die Textil- und Bekleidungsunternehmen suchen ihren Erfolg immer stärker in Spezialisierungen, um sich von ausländischer Billigkonkurrenz abzuheben. So setzt etwa der Heimtextilienhersteller Alfred Apelt aus Oberkirch auf besonders hochwertige und modische Qualitäten, die in der vollstufigen Weberei hergestellt werden. "Unsere Stärke liegt im Gespür für das Moderne und in der flexiblen Reaktion auf die Wünsche unserer Kunden", ist die Gesellschafterin Donata Apelt-Ihling überzeugt. Jährlich werden im eigenen Atelier sechs saisonale Stoff- und Tischwäschekollektionen entworfen. Auch der Nagolder Herrenbekleidungsspezialist Gustav Digel setzt mit seinem vorbildlichen Baukastensystem und einer modernen 24-Stunden-Logistik auf den Kundenservice. Aus einer großen Auswahl an Formen, funktionalen Oberstoffen und Farbtrends könne sich der Kunde seine Oberbekleidung individuell zusammenstellen. "Wir sind jederzeit in der Lage, den Kunden europaweit extrem schnell und effektiv bedienen zu können", so Firmeninhaber Hans Digel. Das werde vom Handel gerade in Krisenzeiten geschätzt, weil sich dadurch sein eigenes Abverkaufsrisiko verringere.

Durch diese Spezialisierungsstrategien ist es den Unternehmen Apelt und Digel gelungen, sich deutlich vom negativen Branchentrend abzuheben. Nach Einschätzung des Branchenverbands Südwesttextil können gerade mit einer solchen Unternehmensphilosophie langfristig Arbeitsplätze im Inland gesichert werden.
aus Haustex 10/09 (Wirtschaft)