Intertextile Shanghai Home Textiles, Shanghai

Gutes Design spielt eine große Rolle

"Die beste Messe, die wir bisher hatten!" Diese Aussage von Ausstellern und nationalen sowie internationalen Besuchern klang eindeutig und glaubwürdig. Die drei veranstaltenden Organisationen - Messe Frankfurt (HK) Ltd., CCPIT Sub-Council of Textile Industry und China Home Textile Association (CHTA) - hatten offensichtlich erreicht, was sie sich in jahrelanger Zusammenarbeit zum Ziel gesetzt hatten.

Die Teilnehmer dieser Messe, die jährlich Ende August drei Tage lang im Shanghai New International Expo Centre stattfindet, konnten mit Qualität, Kreativität und Visionen beweisen, dass es sich für Aussteller und Einkäufer aus internationaler Sicht lohnt, den riesigen chinesischen Markt an Heimtextilien via Messepräsenz zu nutzen. Von den neun Ausstellungshallen waren vom Angebot her vor allem die ersten vier mit hochwertigen Markenprodukten - Bettwäsche-Konzepte mit Frottier und umfangreichen Bettwaren - zugeschnitten auf den asiatischen, europäischen und generell dem überseeischen Markt, wobei speziell zusammengefasste Produktbereiche den Einkäufern die Orientierung erleichterten. Asiens führende Heimtextilienmesse, wie sie inzwischen bezeichnet wird, präsentierte auf 103.500 qm insgesamt 908 Aussteller aus 24 Ländern und Regionen, wozu auch Hongkong und Taiwan zählen. 166 Aussteller kamen aus dem Ausland, ein Großteil aus Asien, Europa, den USA, Australien und Südafrika. Die Pavillons von Deutschland (4 Aussteller), Korea, Pakistan, Taiwan und Türkei (mit 16 Teilnehmern stark vergrößert) integrierten sich gut in den Messelauf.

Als absoluten Rekord bezeichneten die Veranstalter die Zahl der Besucher: über 36.000 aus 99 Ländern. "Unsere Bemühungen um gute Organisation und intensive Kommunikation zwischen Ausstellern und chinesischen sowie internationalen Handelsdelegationen wirken sich Erfolg versprechend aus", freuten sich Wendy Wen, Direktorin der Messe Frankfurt (HK), Arosia Tong, Messe-Managerin, die die Besuchergruppen betreute, und Olaf Schmidt, Bereichsleiter Textilmessen, Frankfurt.
Im Vorfeld der Messe waren im Mai die Wirtschaftsmeldungen aus China als "blühender Markt für Heimtextilien" bereits vielversprechend. Prognosen zufolge wolle China trotz weltweiter Wirtschaftskrise eine konstante Steigerungsrate um gut sechs Prozent beibehalten. Die Importe von Heimtextilien seien gegenüber den ersten zwei Monaten dieses Jahres um 72 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr gestiegen. Die Kaufkraft in Festland-China sei besonders bei der jüngeren Generation infolge eines höheren verfügbaren Haushaltseinkommens in Schwung gekommen. Aktuell liegt sie bei 30 Mrd. Yuan und steigt jährlich um 30 Prozent. Der einheimische Markt für Heimtextilien werde sich daher, auch in Verbindung mit einer Investition der chinesischen Zentralregierung in den Wohnungsbau in Höhe von 900 Mrd. Yuan, weiter ausdehnen. Die Messe Frankfurt bemüht sich seit Jahren um besonderen, das heißt um gesetzlichen Schutz geistigen Eigentums durch die Chinesen, um den Vorwurf des Kopierens und unlauteren Wettbewerbs zu dämmen. Auch das hat Früchte getragen und wirkte sich positiv auf der Messe aus. Das Interesse an gutem Design für Heimtextilien scheint am chinesischen Markt deutlich gestiegen zu sein und animierte namhafte ausländische Design-Studios, sich in Shanghai in einem eigenen Bereich, dem Designer Studio, zu präsentieren. Ihren Aussagen nach taten sie das mit gutem Erfolg.

Das Kapitel Design ist generell für Chinas Heimtextilienindustrie ein großes Thema. Man will international vollwertiger kreativer Partner sein mit modernen Ideen, die aber nicht ihren kulturhistorisch markanten Hintergrund verleugnen. Also werden die besonderen Stärken betont, die vor allem in Naturmaterialien wie Seide, Baumwolle, Leinen, Bambus liegen, aber einfallsreich und individuell weiter entwickelt werden. Der Qualitätsstandard in China habe sich deutlich verändert, bestätigen Aussteller und Besucher, entsprechend auch das Selbstbewusstsein und die Preisgestaltung. Internationale Kunden wissen um die Qualität chinesischer Heimtextilien, die jetzt auch in kleineren Mengen zu vernünftigen Preisen und mit betont flexiblem Service produziert und geliefert werden. Das Bemühen chinesischer Hersteller, eigene Marken zu kreieren, war auf der Intertextile in Shanghai spürbar und wurde von den Messeorganisatoren deutlich unterstützt. Im "Metropolis Lifestyle Studio" interpretierten vier weltweit anerkannte Trendsetter aus Mailand, Paris, New York und Tokio mit Hilfe bekannter Herstellermarken aus den jeweiligen Ländern eine professionelle Trendvorschau für Heimtextilien der Saison Frühjahr/Sommer 2010 unter dem Titel "Happiness in Happy Land".

Neu geschaffen zur besseren Orientierung der Besucher und um die Bedeutung und das Qualitätsbewusstsein bekannter Heimtextilien-Marken aus dem Ausland und aus China in den Blickpunkt zu rücken, wurde der Bereich "Brand Bedding & Towelling" geschaffen. Gezeigt wurden vor allem Bettwäsche- und Frottierkonzepte sowie überraschend viele gut und variationsreich gestaltete Bettwaren. Musterungen und Farben entsprachen wahrscheinlich vor allem dem asiatischen Markt - als internationale Leitmesse für Heim- und Haustextilien wurde immer wieder die Heimtextil in Frankfurt genannt - und dem weltweit bereits erfolgreichen Objekt- und Hotellerie-Bereich. Entsprechend aufwendig und hochwertig war meist die Aufmachung, vor allem tiefe Rottöne, Rosa und Orange fielen auf, ließen aber elegant und teuer wirkenden weißen, cremigen oder sanftfarbigen Damasten mit feinem Dekor, oder schweren Jacquardmusterungen den Vortritt. Handstickerei nach alten Motiven wurde modern übernommen und besonders herausgestellt. Die Angebotspalette war breit, an den Ständen - alle aufwendig und einfallsreich gestaltet und beispielhaft ambientemäßig präsentiert - gab es viel Besuch und angeregte Gespräche. Außerhalb dieser Bedding-Zone spielten vor allem Deko- und Möbelbezugsstoffe, besonders für den heimischen Markt, die Hauptrolle, waren aber alle gut präsentiert. Eine besondere Hilfestellung in Sachen Sourcing und Kontaktfindung, aber auch als Einkaufs- und Kommunikationshilfe für nationale und internationale Käufergruppen und Interessenten, bot der Business Matching Service, ein organisatorisches Highlight der Frankfurter Messegestalter, das erfolgreich genutzt wurde für individuelle Kundengespräche in den VIP-Lounges. Parallel zur Intertextile fand auf dem Messegelände die Yarn Expo Herbst 2009 statt, mit 90 Ausstellern aus acht asiatischen Ländern. Diese Expo bietet Faser- und Garnherstellern eine gute Plattform, ihre Produkte und Neuentwicklungen in China bekannt zu machen. Die nächste Intertextile Shanghai Home Textiles wird im Shanghai New International Expo Centre vom 24. bis 26. August 2010 stattfinden.
aus Haustex 10/09 (Wirtschaft)