Debolon setzt auf Weichmacher aus der Natur

Alle PVC-Beläge ohne Phthalate


Debolon, Hersteller von heterogenen PVC-Belägen, verzichtet seit Anfang des Jahres vollständig auf die in der Gesundheitsdiskussion stehenden Phthalate als Weichmacher - als weltweit erster Produzent. Das gesamte Sortiment enthält jetzt Weichmacher, die hauptsächlich aus Zitronensäureester aus heimischen Zuckerrüben bestehen. Andreas Kopf, Geschäftsführender Gesellschafter, sieht darin nicht nur einen logischen Schritt innerhalb der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie. Die Dessauer versprechen sich von der Innovation, auch ihren Vinylböden neue Märkte zu öffnen.

Wir schätzen konsequente Lösungen", sagt Andreas Kopf selbstbewusst. Der Geschäftsführende Gesellschafter von Debolon kann Anfang 2012 stolz verkünden, dass sein Unternehmen als weltweit erstes PVC-Beläge produziert, ohne dabei Phthalate als Weichmacher einzusetzen. Weichmacher werden in der Kunststoffproduktion benötigt um das Produkt weich, geschmeidig und biegsam zu machen.

Konsequent ist diese Entscheidung, weil sie alle Kollektionen des Unternehmens aus Dessau in Sachsen-Anhalt betrifft. Schon 2006 hatte Debolon als erster Hersteller eine Kollektion phthalatfreier Böden präsentiert. Seither hat die Entwicklungsabteilung um Betriebsleiter Bernhard Jung den Einsatz von Weichmachern auf Basis natürlicher Rohstoffe weiterentwickelt.

"Jetzt ist das Thema prozesssicher und wir haben fünf Jahre Erfahrung - der richtige Zeitpunkt für die Umstellung des kompletten Sortiments", gab Jung Ende vergangenen Jahres bekannt.

Zitrone symbolisiert natürliche Ersatzstoffe

In der Kommunikation nach außen symbolisiert eine Zitrone die Umstellung. "Sie veranschaulicht für uns den Beginn einer neuen Zeitrechnung", erläutert dazu Geschäftsführer Kopf. Denn es ist Zitronensäureester, der die Phthalate von nun an als natürlicher Ersatzstoff überflüssig macht. Dieser werde aus heimischen Zuckerrüben gewonnen. Mit dieser Innovation erhofft sich Debolon, für den Vinylboden aus Dessau neue Märkte zu öffnen.

Dass die Beläge robust, gehelastisch und designorientiert sind, wüssten Architekten, Planer und Bauherren bereits. "Doch das Thema Phthalate ist nach unseren Erfahrungen in vielen Köpfen noch eine letzte Hemmschwelle, die Vinylböden einzusetzen", schätzt Kopf die aktuelle Situation ein. Denn bestimmte Phthalat-Arten sind nach Angaben des Bundesumweltministeriums schädlich für Umwelt und Gesundheit und werden von der Europäischen Kommission als fortpflanzungsgefährdend eingestuft.

Zwar setzen Debolon und andere Hersteller schon seit Jahren statt der kritisierten kurzkettigen nur noch mittel- und langkettige Phthalate ein. Doch auch für diese Varianten geben Tester und Verbände keine Entwarnung. Die Konsequenz: Vinylböden überzeugen zwar durch funktionale Eigenschaften. Ihnen haftet aber der Makel an, die Umwelt und die Gesundheit der Nutzer theoretisch gefährden zu können.

"Wir wollten einen klaren Schnitt, weil nur der allen klarmacht, dass Vinylböden auch in Sachen Ökologie und Gesundheit eine ausgezeichnete Bilanz haben. Wir machen mehr als grünes Marketing", argumentiert der Debolon-Chef seine Entscheidung.

Geprüfte Qualität

Das lässt sich der Hersteller auch attestieren: Die Produkte der Dessauer werden regelmäßig von unabhängigen Institutionen auf die relevanten Kriterien geprüft. In den Überwachungstests unterschreiten die gemessenen Emissionen dabei die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte des aktuellen AgBB-Schemas (Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten) deutlich.

Alle Produkte aus Dessau tragen darüberhinaus das Indoor Air Comfort Gold-Zertifikat von Eurofins. Es kombiniert die strengsten Normen aller europäischen Bewertungssysteme für flüchtige organische Substanzen in einem einzigen Gütezeichen und setzt gleichzeitig auf deutlich strengere Grenzwerte als der Gesetzgeber oder Ökolabel wie etwa der Blaue Engel.

Geschäftsführer Andreas Kopf verschweigt aber nicht, dass die produzierten Bodenbeläge und Treppensysteme aufgrund der neuen Zusammensetzung teurer werden. Doch allein über den Preis sei kein Wettbewerb zu gewinnen, hebt er deutlich hervor.

Vorreiter in Sachen umweltfreundlicher Vinylboden

Deswegen forciert Kopf die Anstrengungen, sein Unternehmen als Vorreiter bei umweltfreundlichen Vinylböden und Nachhaltigkeit allgemein zu positionieren: Debolons Umweltmanagement ist gemäß ISO 14001 zertifiziert. Der Hersteller bezieht 90 % der Materialien für die Produktion aus Deutschland. Das Unternehmen ist es gelungen, den Gasverbrauch in der Herstellung um 40 % zu senken.

Die in der Produktion erzeugte Prozesswärme wird in die Heizungsanlage des Unternehmens eingespeist und genutzt. Eine spezielle Anlage reinigt die Abluft und reduziert den CO2-Ausstoß der Produktionsanlage um 20 %.

Eine Investition in Solarstrom habe man aber letztenendes verworfen: Durch die hohe Subventionierung verteuere sich der Strom sowohl für das Unternehmen als auch den einzelnen Verbraucher. "Das ist nicht marktgerecht, hat mit einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung wenig zu tun und wäre auch nicht konsequent", betont Kopf. Da investiere man lieber in eine besserer Energieeffizienz.



Wozu dienen Phthalate?


Phthalate sind so genannte Weichmacher. Sie machen Kunststoffe weich, biegsam und dehnbar. Verwendung finden sie vor allem bei der Herstellung des Weich-PVC (Polyvinylchlorid), aus dem neben Kunststoffverpackungen, Kinderspielzeuge und Arzneimittel auch Bodenbeläge, Tapeten, Lacke und Anstriche sowie Klebstoffe bestehen. Die Phthalate sind in Weich-PVC jedoch nicht fest eingebunden. Sie dünsten aus oder lösen sich beim Kontakt mit Flüssigkeiten sowie Fetten in die Luft.

Laut Umweltbundesamt (UBA) setzt die Kunststoffindustrie mengenmäßig überwiegend schwerflüchtige Phthalatesäureester ein. Zudem hat das UBA die Risiken für Mensch oder Umwelt nur für wenige Anwendungsbereiche identifiziert, etwa Babyartikel und Kinderspielzeug.

Grundsätzlich sei die Freisetzung der Phthalate aus Weich-PVC nicht zu verhindern. Das UBA plädiert daher - wo dieses (technisch) möglich und zumutbar ist - für einen schrittweisen Ersatz des Weich-PVC mit weichmacherfreien Kunststoffen (Polyethylen oder Polypropylen) oder die Verwendung von alternativen Weichmachern.

Besonders häufige und für die Umwelt und Gesundheit gefährliche Phthalate sind nach Angaben des Bundesumweltministeriums DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat), DBP (Dibutylphthalat) und BBP (Benzylbutylphthalat). Sie haben hormonähnliche Eigenschaften und werden von der Europäischen Kommission als fortpflanzungsgefährdend eingestuft.

DEHP, DBP und BBP sowie weitere Phthalate sind deswegen seit 2007 zum Schutz der Gesundheit von Kindern als Weichmacher in Babyartikeln und Kinderspielzeug verboten. DEHP, DBP und BBP dürfen darüber hinaus nicht in Produkten für den privaten Endverbraucher wie Lacken und Farben sowie kosmetischen Mitteln enthalten sein. Auch die Verwendung von Phthalaten in Kunststoffen für Lebensmittelverpackungen ist mittlerweile EU-weit reguliert.

Die europäische Kunststoffindustrie hat den DEHP-Anteil am Weichmacherverbrauch zwischen 1999 und 2004 von 42 auf 22 % gesenkt. DEHP wird immer stärker durch DIDP und DINP ersetzt, die nach EU-Kriterien momentan als ungefährliche Stoffe eingestuft und nicht kennzeichnungspflichtig sind. Für DIDP - und aus Vorsorgegründen auch für DINP - besteht in Europa dennoch ein Verbot für Babyartikel und Kinderspielzeug, das in den Mund genommen werden kann.

Weitere Informationen zu Phthalaten sind zu finden in der UBA-Broschüre "Phthalate - Die nützlichen Weichmacher mit unerwünschten Eigenschaften' unter umweltbundesamt.de/uba-info-medien/3540.html.


Debolon Daten und Fakten


Debolon Dessauer Bodenbeläge GmbH & Co. KG
Ebertallee 209
06846 Dessau
Tel.: 0340/ 6 50 00
Fax: 0340/ 6 50 02 02
debolon@debolon.de
www.debolon.de

Geschäftsführender Gesellschafter: Andreas Kopf
Leiter Marketing und Vertrieb: Josef Führes
Exportleiter: Hendrik Wärnke
Anwendungstechnik: Sven Gütschow, Rudolf Ritz
Gründungsjahr: 1928
Mitarbeiter: 99
Außendienst: 10
Exportanteil: 25 %
Markennamen: Debo XPS, Debolon, Lifetec, Leben+Pflegen
Produkte: Insgesamt 7 Kollektionen heterogener PVC-Beläge für den Wohn- und Objektbereich als Rollenware, 2 Kollektionen mit Modulelementen sowie das Treppensystem TS.
aus BTH Heimtex 03/12 (Sortiment)