Gesellschafterversammlung 2009 der Decor Union
Eine Ära geht zu Ende - eine neue beginnt
Generationswechsel: Nach 24 Jahren als Kopf und Motor der Decor Union hat Enno Kramer, Sprecher der Geschäftsführung des Systemverbundes, den Rückzug in den Ruhestand angetreten. Zahlreiche Weggefährten, Decor Union-Mitglieder und Mitarbeiter bereiteten ihm bei der diesjährigen Gesellschafterversammlung der Kooperation in Hamburg einen ebenso würdigen wie bewegenden Abschied. Mit Kramer verliert die Branche eine Persönlichkeit, wie es sie heute nur noch selten gibt. Nachfolger Markus Büscher tritt kein einfaches Erbe an, aber er präsentiert sich vielsprechend. Und er übernimmt ein solides Haus, denn die Decor Union konnte 2008 ihre positive Entwicklung fortsetzen und die selbst gesteckten Umsatz- und Ergebnisziele erreichen. In Zahlen heißt das: Der konzentrierte Konzernumsatz stieg um 7,9 % auf 124 Mio. EUR, der Jahresüberschuss blieb stabil.
Bei den Standing Ovations konnte Enno Kramer dann doch die Rührung nicht ganz unterdrücken, die er eigentlich lieber verborgen hätte: Damit ehrten die 220 Anwesenden den scheidenden Decor Union-Geschäftsführer, der in diesem Jahr zum letzten Mal durch die Gesellschafterversammlung der Verbundgruppe führte, die zugleich seine Abschiedsfeier war.
Mit dem atemberaubendem Panorama das Hamburger Hafens im Rücken hatte Beiratsvorsitzender Prof. Dr. Günter Olesch zunächst das Auditorium begrüßt und die allgemeine wirtschaftliche Lage kommentiert. "Der weitere Verlauf der Konjunktur stellt uns alle vor ein Rätsel", zumal die Verbraucher trotz Krise unverändert konsumfreudig seien. Ohnehin mache die Decor Union "ihre eigene Konjunktur", betonte Olesch: "Indem wir uns auf unsere eigenen Stärken besinnen und die Chancen nutzen." Als diese nannte er unter anderem die Steigerung des Konzentrationsgrades, die Gewinnung neuer Mitglieder und die Stärkung der "We-DU-it"-Gruppe. "Wir sollten den Mut haben, über die Krise hinaus zu denken", appellierte er an die Gesellschafter, "es gibt auch ein Danach".
Umsatz- und Ergebnisziele 2008 erreicht
Enno Kramer konnte in seinem letztem Geschäftsbericht für das Jahr 2008 mit zufriedenstellenden Zahlen aufwarten: "Wir haben unsere Umsatz- und Ergebnisziele erreicht." Konkret bedeutet das eine Steigerung des Konzentrationsumsatzes (= Zentralfakturierungs- und Vermittlungsumsatz) um 7,9 % auf 124 Mio. EUR - "und das trotz der im vierten Quartal voll einsetzenden Krise". Hier sieht Kramer das Decor Union-typische Drei-Säulen-Modell mit Master-, Retail-, und Objektgroup als Stabilisierungsfaktor an. Derzeit trägt der Bereich Retail (= Einzelhandel) mit 50,3 % rund die Hälfte zum Umsatz bei, die Verarbeiter (= Objekctgroup) kommen auf 25,5 % Umsatzanteil und die Master-Sparte (= Großhandel) auf 23,7 %. Hier erhofft man sich Impulse durch den großhandelserfahrenen Neuzugang Ingo Weigt.
Der Umsatz der acht operativen Gesellschaften der Decor Union konnte nach Abzug von Rückvergütungen und sonstigen Erlösschmälerungen um 8,2 % gesteigert werden. Es verblieb eine Vollausschüttung von 54.000 EUR nach Steuern, was einer Verzinsung von 3,19 % der eingezahlten Kommanditeinlage entspricht. Die Gesellschafter votierten einstimmig dafür, ebenso wie für die Entlastung von Beirat und Geschäftsführung.
Wachtum mit Kompetenz und Geschwindigkeit
In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres konnte sich auch die Decor Union nicht voll der Krise entziehen und musste ein Minus von knapp 5,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum hinnehmen. "Allerdings nimmt sich das im Vergleich der Zahlen von Industrieverbänden und Industrie immer noch passabel aus", konstatierte Kramer. Eine Prognose für das Gesamtjahr 2009 mochte er angesichts des kaum einschätzbaren Umfelds nicht abgeben. Geplant sei insgesamt und speziell für den Einzelhandel ein kleines Plus. "Die moderne Fläche mit den Wohnstores, den Wohnen & Sparen-Fachmärkten und den Mäx-Märkten liegt auch bereits im Plus". Kramer deutete an, dass die Kooperation weitere Mitglieder und auch neue abzurechnende Lieferanten hinzu gewinnen würde. "Ferner wird es eine Erhöhung des Konzentrationsgrades in Abrechung über Decor Union und neue Produktbereiche geben."
Er unterstrich, wie wichtig es ihm sei, eine "Basis zu hinterlassen, auf der aufgebaut und zum Sprung zu neuen Zielen angesetzt werdeb kann." Nachfolger Markus Büscher fühlte sich denn auch gut gerüstet und skizzierte erste Überlegungen dazu: "Wir stellen die Expansion in den Fokus. Unsere Leistungen vertragen eine durchaus breitere Kundenstruktur aus unserem Spektrum der Bereiche Großhandel, Einzelhandel und Verarbeiter."
Ein Grundsatz bliebe dabei ehern: "Qualität vor Quantität." Den Weg von der Waren- zur Betriebstypenausrichtung will Büscher fortsetzen und gemeinsam mit Co-Geschäftsführerin Regina Hebbeln-Röttjer konsequent die Unternehmensstruktur in Hannover darauf ausrichten. "In diesem Zusammenhang kommen alle relevanten Geschäftsprozesse auf den Prüfstand: vom Kundenmanagement über Sortimentsfindung und -bearbeitung bis zum Marketingportfolio. Die Maxime lautet: Wachstum mit Kompetenz und Geschwindigkeit.
Die Kooperation als Selbsthilfe-Organisation
An die eigentliche Gesellschafterversammlung schlossen sich Dankesworte an Kramer an. Prof. Olesch launige, eloquente Rede - der Mann kann übrigens nicht nur mit Worten umgehen, sondern auch mit Instrumenten, wie er bei seinem Auftritt mit seiner Jazzkapelle zu Ehren Kramers bewies - ließ Respekt vor der Leistung Kramers und tiefe Verbundenheit erkennen.
"Um Ihrer beruflichen Leistung gerecht zu werden, muss man wissen, dass die Führung einer Verbundgruppe eine schwierige Aufgabe ist. Es war Ihre Primärtugend", wandte er sich an Kramer, "- die Aufrichtigkeit im Umgang mit Ihren Partnern - mit der Sie den Grundstein für den Erfolg legten." Außerdem habe Kramer die Kooperation nie als Selbstzweck verstanden, sondern immer als Selbsthilfe-Organisation. Er habe sich um die Decor Union verdient gemacht.
Der frühere Beiratsvorsitzende Thomas Mollen sprach für die jüngere Generation an Mitgliedern, die Kramer "entscheidend mitgeprägt" habe. Glaubwürdigkeit, Transparenz und Ehrlichkeit seien ebenso wie Disziplin Kramers Grundsätze gewesen, außerdem Pflichtbewusstsein und Bescheidenheit. "Ihre Charaktereigenschaften waren und sind für uns Vorbild."
Prof. Olesch schlug zum Schluss noch einmal den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft und wünschte Kramers Nachfolger Büscher Erfolg und eine glückliche Hand: "Wir alle sind überzeugt, mit Ihnen die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie haben Charakter und Persönlichkeit genug, Neues zu wagen."
aus
BTH Heimtex 07/09
(Wirtschaft)