Tarkett: Werks- und Kollektionspräsentation im Laminate Park Eiweiler
Neue Maschinen, neue Qualitäten, neue Dekore
Alle Hausaufgaben gemacht: Mit aufwändig aktualisierten Parkett- und Laminatboden-Sortimenten und einer ausgefeilten Vermarktungsstrategie meldet sich Tarkett am zentraleuropäischen Markt eindrucksvoll zurück. Nachdem das Unternehmen in diesen Belagsegmenten über Jahre hinweg durch Fehlentscheidungen und Konzeptionslosigkeit für unrühmliche Publicity gesorgt hatte, scheint man nun wieder Tritt gefasst zu haben. Eine Werks- und Kollektionspräsentation für die Fachpresse im Laminate Park Eiweiler wirkte überzeugend. Das anschließend in der Frankenthaler Firmenzentrale der Tarkett Holding präsentierte Konzept des neuen Showrooms sollte allerdings noch einmal überarbeitet werden.
Der "Laminate Park" im saarländischen Heusweiler- Eiweiler, ein Joint Venture des portugiesischen Herstellers von Holzwerkstoffplatten Sonae Indstria und Tarkett, ist ein Schmuckkästchen - inzwischen. Als die Fabrik 2006 mit einer Kapazität von rund 20 Mio. qm in Betrieb genommen wurde, führte eine Serie von Fertigungspannen "zu Reklamationen ohne Ende", wie diskret zu erfahren ist. Das ist Vergangenheit: Für etliche Mio. EUR wurden neue Maschinen (unter anderem von Homag) angeschafft, um Produkte in wettbewerbsfähigen Qualitäten herzustellen. Ein deutliches Signal, dass sich Tarkett und Sonae aus diesem Geschäftsfeld nicht so schnell zurückziehen wollen - oder können, denn Kaufinteressenten sind wegen enormer Überkapazitäten weit und breit nicht in Sicht.
Auf dem Laminatsektor hat sich Tarkett ehrgeizige Ziele gesetzt: Für 2009 sieht das Budget trotz des rückläufigen Gesamtmarktes einen Zuwachs von 15% vor, ohne jedoch die Ausgangsposition zu nennen. 2010 sollen 35% draufgesattelt werden, ebenso bei Parkett. Apropos Parkett: Als Hersteller mehrschichtiger Holzböden teilte sich Tarkett einstmals mit Haro die Marktführerschaft in Deutschland. Inzwischen sieht man sich hier an 7. - vielleicht sogar schon 6. Stelle - egal: "Spätestens 2012 werden wir unter den Top 3 sein", kündigt Albert Waibel, bei der Tarkett Holding Bereich Handel Vertriebsleiter für Deutschland/Schweiz, selbstbewusst an.
Als Ziel hat sich Waibel 14 bis 20 Großhandelskunden sowie 200 bis 250 Einzelhandelskunden mit den Schwerpunkten Bodenbelag, Holz und Baustoff gesetzt, ohne zu verkennen, dass sich die Zielgruppen in diesen Zeiten schwer tun, den Lieferanten zu wechseln. Wie es heißt, konnten 2009 bei definierten Umsatzzielen acht Grossisten gewonnen werden, was eine respektable Leistung ist. Klar, dass auch für den Objektbereich eine Offensive avisiert wird; hier ist Tarkett mit seinen elastischen Belägen seit vielen Jahren eine feste Größe.
G5-Verriegelung und Blauer Engel
Was die Produkte und die damit verbundene Verlegetechnologie betrifft, ist das Unternehmen sowohl bei Parkett als auch bei Laminat auf dem neuesten Stand. Seit dem ersten Quartal dieses Jahres steht bereits die so genannte 5G-Verriegelung (stirnseitige Verbindung durch Herabschwenken der Diele) zur Verfügung. Zuvor besaßen die Böden im Parkettbereich zu 95% eine Klickverbindung, die mit Hammer und Schlagklotz zusammengefügt werden muss. Den Argumenten Waibels, dass derartige Produkte weder im Holz- noch Baustoffhandel absetzbar sind, folgte der Vorstand und bewilligte kurzfristig die erforderliche Anschaffung entsprechender Maschinen.
Ganze Arbeit geleistet hat auch das Marketing-Team der Tarkett Holding. Wie Tanja Damrau fundiert darlegte, orientiert sich das Vermarktungskonzept für Laminatböden an den unterschiedlichen Typologien der Käufer und deren Erwartungen. Ob pragmatisch, modebewusst oder traditionell - Tarkett bietet geeignete Bodenlösungen für alle Räumlichkeiten, wobei sämtliche besonderen Anforderungen in den Bereichen Küche/Badezimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnzimmer/Diele berücksichtigt werden.
Zum anstehenden Kollektionswechsel hat sich Europas größter Fußbodenhersteller frühzeitig aufgestellt, um seine Laminatböden auf den deutschsprachigen Märkten einzuführen. Das Verkaufsteam um Vertriebsleiter Albert Waibel befindet sich bereits seit Anfang Oktober in der Vorvermarktungsphase und stellt in den kommenden Wochen seine neuen Laminat-Dekore allen Marktpartnern persönlich vor. Ab Mitte November sollen die neuen POS-Bemusterungen an alle Kunden ausgeliefert werden.
Mit Ausnahme der Trittschall gedämmten Produkte tragen inzwischen alle Laminatböden von Tarkett das Umweltzeichen "Blauer Engel", um dem Verbraucher erhöhte Kaufsicherheit zu signalisieren. Darüber hinaus sind die Produkte PEFC zertifiziert. PEFC ist die weltweit größte unabhängige Organisation zur Sicherstellung und kontinuierlichen Verbesserung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung unter Gewährleistung ökologischer, sozialer und ökonomischer Normen. "Strengen Standards entsprechend kann die Herkunft des von Tarkett verwendeten Rohmaterials lückenlos nachgewiesen werden", wird versichert.
Außerdem sind die Laminatböden vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) "bauaufsichtlich zugelassen". Dahinter verbergen sich Prüfungen von Sicherheits- und Gesundheitsaspekten wie VOC-Emissionen.
Alle Dekor-Neuheiten mit Fold down-Technologie
Alle Dekor- Neuheiten werden von Anfang an mit dem fortschrittlichen 2-lock-Verlegesystem ausgestattet. Auch das restliche 8 mm-Sortiment im Wohnbereich soll zum neuen Jahr auf die komfortable "Fold down"-Technologie umgestellt werden, bei der die schmalen Dielenseiten mit einem leichten Fingerdruck nach unten schnell, einfach und sicher einrasten.
Für 2010 wartet Tarkett mit vielfältigen neuen Dekoren auf, wobei man auf Extravaganzen verzichtet; nicht aber auf Raffinessen - zum Beispiel "Infinite": Der Ausdruck heißt übersetzt "unendlich" und steht für ein Aussehen, das stirnseitig nicht durch Dielenübergänge unterbrochen wird, sondern sich scheinbar endlos fortsetzt. Der verblüffende Effekt verleiht selbst kleinen Räumen Weite und Großzügigkeit. Ein absolutes Muss bei Infinite: das außergewöhnliche XXL-Plankenformat von 1.292 x 331 mm.
"Loft" wird als "das einzige Laminat mit Metall-Pigmenten" ausgelobt. Wie es heißt, befinden sich in den beiden Dekoren "Midnight Blue Metallic" und "Luna Metallic" echte Metall-Pigmente, die einen silbernen Schimmer erzeugen. Die neue Oberfläche "Stone Reflection" der Dekore "Beton" und "Sand" steht für einen besonderen optischen Effekt, der lebhafte Kontraste durch eine kombinierte Prägung aus matten und glänzenden Strukturen erzielt. Verstärkt wird die elegante Wirkung der außergewöhnlichen Fliesenformate (855 x 331 mm) durch die umlaufende Fase.
Ebenfalls neu in der Kollektion 2010: "Aquastyle", entwickelt für Feuchträume. Mit "MR Tech" wird der Laminatboden vor Schäden durch Wasser geschützt. So ist der Belag für den Einsatz in Bad und Küche prädestiniert. Die Abkürzung steht für "Moisture Resistance Technology", also eine Feuchtigkeit abweisende Technik, die laut Tarkett auch bei der Herstellung Wasser abweisender Kleidung verwendet wird. "Durch den Auftrag einer speziellen Rezeptur in den Fugen der Laminatdielen wird Wasser auf effektive Weise daran gehindert, an den kritischen Stellen wie Dielenstößen einzudringen", verspricht der Hersteller. Wie es heißt, wurde die Methode exklusiv vom Tarkett Laminate Park in Zusammenarbeit mit Forschungszentren an deutschen Hochschulen entwickelt. In Testreihen unter realen Bedingungen (feuchtes Wischen des Bodens, Wasserspritzer durch Duschen, stehendes Wasser auf den Dielenstößen) seien hervorragende Ergebnisse erzielt worden. Aquastyle wird darüber hinaus mit einer rutschhemmenden Oberfläche ausgestattet.
Der Reiz der Kollektion liegt nicht nur in der ausgefeilten Technologie, sondern auch in den schönen Holzdekoren, die nüchternen Badezimmern und Küchen eine warme und sinnliche Note verleihen. Die Verfechter klarer Linien werden sich für eines der vier modernen Steindekore entscheiden, die aktuelle Farbtrends aufgreifen und durch ihr außergewöhnliches Fliesen-Format von 855 x 331 mm eine besondere Eleganz ausstrahlen.
Fazit: Starkes Team, marktgerechte Produkte
Zum Schluss ein kurzer Szenenwechsel nach Frankenthal, Nachtweideweg 1-7: Hier liefen in früheren Zeiten die Fäden des Tarkett-Konzerns zusammen. Delegationen von Händlern aus aller Welt gaben sich die Klinke in die Hand und sorgten auf den Fluren bisweilen für babylonisches Stimmengewirr. Wie sich die Zeiten ändern: Inzwischen ist der Bau verkauft und die Tarkett Holding Bereich Handel ist Mieter einer Etage. Hier wurde im Rahmen der Presseveranstaltung ein Showroom eröffnet, der jedoch verglichen mit früheren Dimensionen und ästhetischen Ansprüchen ein wenig bescheiden wirkt, was jedoch die enorme Leistung der neu formierten Organisation in keiner Weise schmälern soll. Geschäftsführer Ivo Schintz hat offensichtlich alles richtig gemacht: Mit einem hochmotivierten Team und marktgerechten Laminat- und Parkettsortimenten wird das Unternehmen im deutschsprachigen Raum einiges bewegen.
aus
BTH Heimtex 11/09
(Wirtschaft)