BTH Heimtex Großhandels-Umfrage Farben+Lacke

Wie beurteilt der Großhandel die Farben-Anbieter?

And the Winner is ... Die "BTH-Heimtex Großhandels-Umfrage Farbe" kam zu einem eindeutigen Ergebnis: Caparol. Der Unternehmensbereich Farbe - Lacke - Bautenschutz des Familienkonzerns DAW (Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung) wurde von 33 namhaften Grossisten in acht von 18 Leistungskriterien auf den ersten Platz gehoben. Hervorragende Resultate erzielten jedoch auch Mitbewerber wie Dinova und Sigma, während die Akzo Nobel Deco mit ihren Profi-Marken Sikkens und Herbol enttäuscht. Die Kölner gelten als schwer kalkulierbarer Lieferant, was offensichtlich nicht ohne Folgen bleibt.

Die Großhandels-Umfragen von BTH Heimtex haben Tradition und sind vor allem auf dem Bodenbelagssektor ein wichtiger Indikator für die Branche. Der Themenkomplex Farbe wurde 2007 erstmals auf den Prüfstand gestellt, was auf Herstellerseite teilweise zu heftigen Reaktionen führte: Bei Farben und Lacken ticken die Uhren anders als es in den übrigen Produktsegmenten der Fall ist, die über den Großhandel vertrieben werden. Das liegt vor allem an der besonderen Wettbewerbssituation: Das Malerhandwerk als wichtigste Zielgruppe wird nicht nur über Grossisten, sondern von wenigen Herstellern auch direkt beliefert.

Bei den in unserer Umfrage berücksichtigten Produzenten handelt es sich ausschließlich um so genannte Häfas (händlerorientierte Fabrikanten), die den dreistufigen Vertrieb über den Großhandel pflegen, während Kofas (konsumentenorientierte Fabrikanten) wie Brillux und Sto die Direktbelieferung bevorzugen. Die beiden Vertriebsformen machen jeweils etwa 50 % des Marktes aus, wobei der Vorwärtsdrang der Kofas inzwischen gestoppt scheint.

Mit dieser Situation könnten eigentlich alle leben, wenn es nicht ein weiteres Phänomen gäbe, das der damalige Vorstandsvorsitzende der Mega Einkaufs-Genossenschaft, Walter Stüven, in einem Interview mit BTH Heimtex verdeutlichte: "Was uns immer massiver beschäftigt, sind die Häkofas - Hersteller, die den Großhandel beliefern und darüber hinaus selbst als Grossisten agieren. Ich will Ihnen das erklären: Akzo, unser zweitgrößter Lieferant, ist durch die Übernahme von Timpe & Mock zu unserem größten Konkurrenten geworden."

Akzo Nobel ist im Großhandel über die ANFH (Akzo Nobel Farbe & Heimtex) präsent; die gleiche Funktion übt bei DAW die CMS Caparol Marketing Services aus. Dieses Engagement ist natürlich nicht in der Attraktivität der Großhandelstätigkeit begründet, sondern dient zur regionalen Absicherung und Stärkung der konzerneigenen Marken. Dass ein ANFH-kontrollierter Grossist Produkte von Caparol führt, ist übrigens nicht unüblich, auch wenn es nicht gerade die Wunschkonstellation ist; das trifft natürlich auch umgekehrt zu.

Farbenhersteller, die im Gegensatz zu den beiden Branchenriesen keine Ambitionen haben, als Grossist tätig zu sein, nutzen hingegen die Chance, um beim freien Farbengroßhandel zu punkten, was einigen auch auf bemerkenswerte Weise gelingt.

Dass die Bewertung einer Umfrage vor diesem Hintergrund besondere Aufmerksamkeit verlangt, dürfte jedem klar sein. Wegen der besonderen Eigentumsverhältnisse baten vier Großhändler darum, nicht genannt zu werden, was selbstverständlich zu respektieren ist. Zwei Bewertungen waren ungültig, weil sie die erforderliche Fairness vermissen ließen. Wie bei allen BTH-Großhandels-Umfragen gilt auch hier, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt. Das heißt: Mängel bei Lieferengpässen oder im Service werden fast immer aktuell moniert und können inzwischen behoben sein. Durchgeführt wurde die Umfrage im Zeitraum August/September. Die Kommentierung beschränkt sich auf die wichtigsten Branchenteilnehmer.

Akzo Nobel Deco

Glasurit, Dulux, Hammerite, Herbol, Levis, Molto, Sadolin, Sikkens, Meisterpreis, Consolan, Xyladecor - kein anderer Farbenhersteller verfügt auch nur annähernd über ein ähnlich attraktives Markenportfolio wie die Kölner Akzo Nobel Deco. Allein - es fehlt an schlüssigen Vermarktungsstrategien. Dass einige Label am Markt nur noch vor sich hindümpeln, stößt in der Branche auf Unverständnis. Vor allem auf der Profi-Schiene lässt der Hersteller jede Kontinuität vermissen. Unvergessen in der deutschen Großhandels-Szene ist die Einführung einer höchst umstrittenen Quotenregelung Ende der 90er Jahre, bei der sich der Anbieter eine blutige Nase holte und zurückrudern musste. Auch eigene Distribution sorgte unter freien Grossisten für Verunsicherung.

Hoffnung aufkeimen ließ 2008 ein gewisser Gunnar Meister - aber nur kurz. Der Geschäftsführer der Akzo Nobel Deco versprach: "Wir haben eine bis in die Konzernspitze abgestimmte, langfristig angelegte Strategie für den deutschen Markt entwickelt, die es ermöglicht, unseren Handelspartnern und Malerkunden das zu liefern, was sie benötigen: gute Produkte und einen hervorragenden Service." Bereits wenige Monate später gab es den Mann in dieser Position nicht mehr. Dafür meldete der Konzern Anfang dieses Jahres einmal mehr umfangreiche Umstrukturierungen im Unternehmensbereich Decorative Paints Continental Europe, wovon die Aktivitäten in Deutschland im besonderen Maß betroffen waren ...

Akzo Nobel Deco - Herbol

Eine starke Marke verzeiht bekanntlich viel, doch bei dem Akzo-Label Herbol scheint die Grenze nicht nur erreicht, sondern überschritten zu sein. In früheren Zeiten fast auf Augenhöhe mit Caparol, nimmt die Großhandelspräsenz des Vollsortimenters von Jahr zu Jahr ab. Nicht unbemerkt blieben logistische Schwächen (Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit viert- bzw. vorletzter Platz). Abgestraft wird zudem das Management mit dem drittletzten Rang. Noch schlechter schneiden hier allerdings die Kollegen von Sikkens ab, die das Schlusslicht bilden. Dass die Aussage "Kaufe dort gern" von den Kunden kaum noch getroffen wird, unterstreicht der drittletzte Platz, was zu denken geben sollte.

Akzo Nobel Deco - Sikkens

Was ist bloß mit Sikkens los? Deutschlands Großhändler räumen der Akzo- Tochter kaum noch Zukunftsperspektiven (drittletzter Platz) ein. Die Neigung, dort zu kaufen, geht drastisch zurück. Anerkannt wird mit einem 4. Platz die Innovationsstärke.

Der hohe Bekanntheitsgrad (3. Platz) ist kein aktuelles Verdienst, sondern eher in der Historie begründet. Mit der Denke von Controllern wird sich die Marke nicht zu alter Stärke zurückführen lassen. Von einer "klaren Vertriebspolitik" kann nach Ansicht des Großhandels nicht die Rede sein, wie der letzte Platz unterstreicht; die Qualität des Managements wird kaum besser eingestuft.

Alligator

Alligator ist die etwas preisgünstigere Alternative zur großen Schwester Caparol, wobei sich die Produkte in ihren Rezepturen weitgehend unterscheiden. Die Eigenständigkeit von Alligator wird auch dadurch verdeutlicht, dass sich die beiden Firmen marktstrategisch kaum abzustimmen scheinen. Das hohe Niveau im Außendienst, das 2007 mit einem 1. Platz attestiert wurde, konnte nicht gehalten werden; dennoch wurde mit dem 5. Platz ein überdurchschnittliches Ergebnis erreicht. Den Platz an der Sonne sicherte sich dafür der Innendienst. Der in Enger (NRW) ansässige Hersteller leistet sich keine Schwäche und ist in den meisten Kriterien in der Spitze vertreten. Dass der Großhandel dort gern kauft, liegt auf der Hand.

Caparol

Wer will diesem Anbieter das Wasser reichen? Unter allen maßgeblichen Herstellern, die das Handwerk über den Großhandel beliefern, belegte Caparol in acht von 18 Disziplinen den Spitzenplatz. Damit wurde sogar das hervorragende Ergebnis aus dem Jahr 2007 um eine Erstplatzierung übertroffen.

Überragend: Mit einer 1,7 in Sachen Innovation lässt man die Konkurrenz weit zurück. Und die hervorragenden Zukunftsperspektiven sind nicht zuletzt der vollzogenen Nachfolgeregelung an der Spitze des Familienkonzerns geschuldet: Als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Deutschen Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung (DAW) setzt Dr. Ralf Murjahn das Lebenswerk seines Vater Dr. Klaus Murjahn fort.

Mit großem Interesse wurden im Großhandel auch die Weichenstellungen in der Caparol-Chefetage wahrgenommen. Elmar Schmidt, in der Großhandelsszene kein Unbekannter, soll zum Beginn kommenden Jahres von Horst Tietjen den Vorsitz der Geschäftsführung von Deutschlands größtem Baufarbenhersteller übernehmen. Der Betriebswirt mit Schwerpunkt Marketing war zwischen 2003 und 2005 Geschäftsführer bei Forbo Flooring Deutschland und wurde dann in den Vorstand von Fertighaushersteller Kampa berufen, wo er 2006 zum Vorsitzenden aufstieg und diese Position bis 2008 innehatte. Dass der Großhandel dem bisherigen Caparol-Management höchstes Lob zollt, stellt für Schmidt eine besondere Herausforderung dar.

Völlig außer Frage steht aus Sicht der Kunden die hohe Sortimentskompetenz des Farbenherstellers; mit der Note 1,4 ist Caparol eine Klasse für sich. Und dass es sich in dieser Branche um die stärkste Marke handelt, wird niemand ernsthaft bezweifeln.

Eine Sonderstellung nimmt auch die professionelle Öffentlichkeitsarbeit in ihren unterschiedlichen Facetten ein, wobei der Presseabteilung besondere Bedeutung zukommt. Wie Dr. Franz Dörner und Ute Schader Fach- und Publikumspresse gleichermaßen kompetent mit Informationen versorgen, ist vorbildlich für die ganze Branche.

Diessner

Die in Berlin ansässige Lack- und Farbenfabrik vermarktet ihre Produkte in Deutschland ausschließlich über den Farbengroßhandel. Bis zum Jahr 2000 in Familienhand, wurde die Firma 2001 an den Trockenmörtelhersteller Sakret verkauft. Die daraus resultierenden Synergien ermöglichten eine erfolgreiche Restrukturierung. Für ein deutliches Signal nach außen sorgte vor Jahresfrist die Einweihung und Inbetriebnahme der neuen Produktionsanlagen.

Nach bewegten Jahren - auch in der Produktpolitik - wird Diessner in der Branche bescheinigt, an Profil gewonnen zu haben. Neben der Kernkompetenz im Dispersionsfarbenbereich hat sich der Hersteller mit einer attraktiven Kreativschiene ein weiteres Standbein geschaffen. Und nicht zuletzt konnte über die Muttergesellschaft Sakret der Sektor WDVS forciert werden.

Bei den Umfrageergebnissen stechen vor allem das gute Preis-Leistungs-Verhältnis (2. Platz), die Konditionen (4. Platz) und die Kulanz (3. Platz) hervor. Der Innendienst (4. Platz) wird als kompetent und freundlich eingestuft. Über alle Kriterien hinweg findet sich der Hersteller im Mittelfeld wieder.

Dinova

Dinova blickt in diesem Jahr auf das 60jährige Bestehen zurück. 2001 von Meffert übernommen, entwickelte sich das in Königswinter ansässige Unternehmen zum Vollsortimenter. Dinova ist eine beim Maler sehr positiv besetzte Marke, die noch jede Menge Potenzial hat. Der Großhandel arbeitet mit Geschäftsführer Rüdiger Rösch und dessen Team ausgesprochen gern zusammen und bringt dies mit einem 1. Platz für den Außendienst, Rang 2 für den Innendienst sowie dem besten Sympathiewert zum Ausdruck. Wenn dazu noch ein stimmiges Sortiment (5. Platz) angeboten wird und es an Kulanz (1. Platz) nicht mangelt, kauft man dort besonders gern ein (1. Platz).

Dyrup

Mit seiner Profi-Marke Gori ist Dyrup ausgesprochen holz- bzw. lasurenlastig. Und da Holz südlich der Weißwurstgrenze eine weitaus höhere Wertschätzung erfährt als im Norden, scheint die Marke dort stärker verbreitet zu sein. In unserer Umfrage liefert der Anbieter eine hervorragende Performance ab. Geboten wird fast alles, was von einer starken Marke erwartet wird. Der erste Platz bei "klare Vertriebspolitik" (punktgleich mit Habichs Söhne) lässt sich am ehesten dadurch erklären, dass mit Bondex im Baumarkt ebenfalls eine starke Marke platziert ist und dadurch für Gori "Grenzüberschreitungen" ausgeschlossen werden.

Habichs Söhne

Der Hersteller vertreibt im Wesentlichen Spezialprodukte (Kunststofffarben, Trockenfarben, Farben für Rasenmarkierungen etc.). "Mit Vollton- und Abtönfarben gibt Habich im Bereich der Kunstharzdispersionen und mineralischen Farben den Ton an", heißt es selbstbewusst. Von Grossisten für seine "klare Vertriebspolitik" mit einem 1. Platz ausgezeichnet zu werden, ist schon etwas ganz Besonderes. Ebenfalls bemerkenswert: Rang 2 bei Lieferzuverlässigkeit. Dem Hersteller allerdings mit einem 7. Platz Markenstärke zu bescheinigen, ist nur schwer nachvollziehbar.

Jäger Lacke

Der süddeutsche Hersteller Jäger gilt als innovativ, wenn es um anspruchsvolle Problemlösungen geht. Zum Angebotsspektrum zählen Isolier- und Absperrfarben, Effekt- und Spezialschutzlacke bis hin zu Badewannen-Beschichtungen. Nachdem 2007 die klare Vertriebspolitik mit einem 1. Platz honoriert worden war, reichte es diesmal nur zu einem Platz im unteren Tabellendrittel. Auch bei den übrigen Benchmarks überwiegt diesmal das Mittelmaß.

Jonas

Jonas ist ein Hausmarken-Befüller, der sich zum Großhandel bekennt und dessen Name für Preisführerschaft steht. Der 4. Platz der Wülfrather bei "klare Vertriebspolitik" geht deshalb in Ordnung. Als Hersteller von vorwiegend Weißware muss er bei den Konditionen (1. Platz) kompromissbereit sein. Ohne preislich attraktive Angebote zu formulieren, hätte es die Firma schwer, sich am Markt zu behaupten.

Um dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein, ist das Unternehmen gefordert, den Fokus auf innovative Mischtechnologien zu richten. Wegen fehlender Markenstärke (letzter Platz) läuft der Hersteller Gefahr, schnell ausgetauscht zu werden. Bei einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis und Spitzenwerten in Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit (jeweils 1. Plätze) kann man es sich offensichtlich leisten, auf Kulanz (letzter Platz) weitgehend zu verzichten.

Pigrol

Pigrol Farben mit Sitz im fränkischen Ansbach wurde 1996 vom schwedischen Farbhersteller Alcro-Beckers übernommen, der seinerseits seit 2001 zur finnischen Tikkurila-Deco-Group gehört. Pigrol sieht sich als Komplettanbieter, was dem Großhandel allerdings weitgehend verborgen blieb. Wie sonst ließe es sich erklären, dass der Hersteller mit seinem Sortiment das Schlusslicht bildet?

Dennoch: Gegenüber 2007 zeigt sich Pigrol stark verbessert. Wie Rang 3 in Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit zeigen, verfügt der Hersteller über eine hervorragende Logistik. Ein wahrer Höhenflug wurde beim Service vollzogen; hier verbesserte sich Pigrol vom vorletzten auf den 4. Platz.

Profitec

Das Meffert-Label Profitec ist für uns im Großhandel kaum wahrnehmbar. Auch in der Fachpresse fällt der in Bad Kreuznach ansässige Farbenhersteller eher durch Abstinenz auf. Dass es in der Rubrik Öffentlichkeitsarbeit immerhin zu einem 8. Platz reicht, hat nichts mit vorbildlicher Pressearbeit zu tun, sondern könnte ein Resultat des aufmerksamkeitsstarken Messeauftritts auf der letzten "Farbe - Ausbau & Fassade" sein. Die rote Laterne bei Qualität von Innen- und Außendienst lässt darauf schließen, dass beide nicht vorhanden oder in einem desolaten Zustand sind. Ein schlechter Sympathiewert ist die logische Konsequenz. Da Meffert in diesem Vertriebskanal mit Dinova gesegnet ist, stellt sich die Frage, welchen Sinn eine solche Zweitmarke überhaupt macht.

Scheidel

Bei Abbeizsystemen bewegt sich Scheidel qualitativ und mit vielen Innovationen auf einem sehr hohen Niveau. Mit Spezialprodukten wie Anti-Grafitti-Systemen hat sich das inhabergeführte Unternehmen branchenweit einen Namen gemacht. Bei Innovation belegt man gemeinsam mit Sigma Rang 2. Der Hersteller ist sich seiner Stärken bewusst und lässt sich sein Know-how offensichtlich teuer bezahlen (vorletzter Platz Preis-Leistungsverhältnis).

Sigma

Zwar lautet der offizielle Firmenname jetzt PPG Coatings Deutschland, doch die Marke hat Bestand - Sigma. 2008 hatte der amerikanische Farben- und Beschichtungskonzern PPG die niederländische Sigma Kalon-Gruppe, Europas zweitgrößten Produzenten von Bautenfarben, übernommen und die Firmierung der deutschen Tochtergesellschaft entsprechend angepasst. Seither haben die Bochumer ihre Marktposition in Deutschland eher noch verbessert, was bei derartigen Eigentümerwechseln nicht zwangsläufig der Fall sein muss. Im Ranking der Bautenfarben-Anbieter belegt Sigma nach unserer Einschätzung klar Rang 3. Die Strategie des Unternehmens, vorzugsweise unabhängige Farbengroßhändler zu beliefern, scheint aufzugehen.

Mit dem 5. Platz bei "klare Vertriebspolitik" liegt Sigma deutlich vor Caparol und den Akzo-Marken Herbol und Sikkens. Zu Recht stolz sein kann man auf den 2. Platz bei Innovation. Hinzu kommt ein stimmiges Sortiment, gepaart mit hohem Bekanntheitsgrad und einem ordentlichen Preis-Leistungsverhältnis - da müssen die Sympathiewerte (2. Platz) förmlich auf einen Spitzenwert schnellen. Erheblich eingetrübt wird dieses Bild durch jeweils letzte Plätze in Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit. Offensichtlich hat der Umstieg auf einen neuen Logistik-Dienstleister seinen Tribut gefordert. Inzwischen sollen die Probleme behoben und Sigma auf diesem Gebiet "unschlagbar" sein.

Zero

Bei unserer Umfrage wies Zero die geringste Anzahl an Listungen auf, sodass keine repräsentative Aussage über das Leistungsvermögen gemacht werden kann und deshalb von einer Bewertung abgesehen wurde. Gleichwohl gehört das Unternehmen zu den bedeutendsten Vollsortimentern am deutschen Markt und verdient es, kurz beleuchtet zu werden.

Mit seiner Vertriebsstrategie gibt Zero der Branche Rätsel auf. Nachdem ursprünglich die Genossenschaften im Zentrum standen, hat sich dort die Kundenzahl stark verringert. Dass die Hamburger Mega diesen Lieferanten von der Liste strich, erwies sich verständlicherweise als schwerer Schlag. Zero-eigene Malermärkte sorgten dann auch bei anderen Genossenschaften für Verdruss und beim klassischen Farbengroßhandel laufen die Bad Oeynhausener nicht gerade offene Türen ein. Wie also will sich der Hersteller auf Dauer positionieren?

Unbestritten hat das Unternehmen erhebliches Potenzial: Qualitativ, produktionstechnisch und logistisch werden Zero Stärken bescheinigt und an dem nötigen Bekanntheitsgrad mangelt es dem Label ebenfalls nicht.

Kurz notiert

Cd Color, Herdecke / Ruhr, ist ein im Großhandel etablierter Lackhersteller, der 2004 zu 100 % von der Dörken-Gruppe übernommen wurde. Mit dem Kerngeschäft Lacke bewegt sich der Hersteller in einem rückläufigen Markt. Wie bei einigen anderen Unternehmen stellt sich die Frage: Ist das erforderliche Potenzial vorhanden, um mit weiteren Produktsegmenten Zukunftsmärkte zu entwickeln? Zur Großhandels-Umfrage ist festzustellen: Mangelnde Lieferzuverlässigkeit (vorletzter Platz) passt nicht in das ansonsten positive Gesamtbild.

Geiger Chemie, Engen, gilt als gut strukturierter Spezialist (Anlauger, Reiniger, Produkte zur Schimmelbekämpfung, Grafittischutz, Isolierungsmittel etc.), der mehr Höhen als Tiefen aufweist, wobei die klare Vertriebspolitik mit einem 3. Platz honoriert wird. Eine Sonderstellung nimmt Geiger bei der Lieferzuverlässigkeit mit Rang 3 ein.

Jansen in Ahrweiler ist Spezialist in Lackspachtel und bietet vielfältige Problemlösungen an. Mit Geschäftsführer Lothar Schaaf geht Ende des Jahres ein versierter Branchenkenner von Bord. Als sein Nachfolger steht Vertriebsleiter Ulrich Rittmeyer bereit. Gravierende Schwachpunkte sind bei der Umfrage nicht zu erkennen - aber auch keine Stärken. Das solide Unternehmen hat es bisher versäumt, seine Leistungsstärke als Vollsortimenter im Markt adäquat darzustellen, sonst wäre das Ergebnis wohl positiver ausgefallen.

Südwest kann im Lackbereich mit drei Mischsystemen in Topqualität jedem anderen Hersteller Paroli bieten. Vor einigen Jahren wurde die Firma von Sto übernommen, so dass im Dispersionsfarben-Bereich Zugriff auf Qualitätsware besteht. Seither gilt Südwest als ernstzunehmender Komplettanbieter. Aber woran liegt es, dass man dort ungern einkauft? Einige Defizite scheint es in Innen- und Außendienst zu geben. Standortbedingt (Böhl-Iggelheim) bestehen im Süden Distributionsvorteile.

Sika ist ein ausgesprochener Spezialanbieter (schwerer Korrosionsschutz, Feuerschutzbeschichtungen, Dichtungsmassen etc. in höchster Qualität), dessen Markenstärke und hoher Bekanntheitsgrad (jeweils Rang 2) für sich sprechen. Dass der Schweizer Technologie-Konzern weder preislich noch bei den Konditionen Zugeständnisse macht und sich darüber hinaus wenig kulant zeigt, ist nachvollziehbar, zumal alle weiteren Leistungskriterien überdurchschnittlich sind.

Meyer-Chemie (Grundierungen, Abbeizer, Verdünner etc.) hat allen Anlass, seine Präsenz im Großhandel zu überdenken, um ein solches Desaster in Zukunft zu verhindern. Gleich siebenmal findet sich der in Enger ansässige Hersteller auf dem letzten Platz wieder. Noch 2007 kaufte man dort gern ein, wie ein 2. Platz belegt, während man diesmal lediglich Vorletzter wurde. In gleicher Weise veränderte sich die Qualität des Innendienstes. Zumindest diese beiden Schwachpunkte sollten sich abstellen lassen, da sie in engem Zusammenhang stehen.

Ulrich Baumert


BTH Heimtex Großhandels-Umfrage Farben

Die Exklusiv-Umfrage von BTH Heimtex wurde im August/September 2009 schriftlich durchgeführt. Die Großhändler bewerteten die 23 Farben-Lieferanten mit Schulnoten zwischen 1 (= ausgezeichnet) und 5 (= mangelhaft). Für jeden Anbieter wurden 18 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare wie Lieferschnelligkeit und Konditionen, genauso wie subjektiv empfundene wie Sympathiewert, Qualität der Mitarbeiter und des Managements oder Zukunftsperspektiven. Aus den Antworten wurde eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet, die aber eigentlich als Maßstab allein nicht ausreicht; auch die Streuung der Noten ist interessant weil sie etwas über die Gewichtung aussagt. Allerdings veröffentlichen wir im Heft nicht mehr die individuellen Bewertungen der Firmen.
aus BTH Heimtex 11/09 (Wirtschaft)