A.S. Création
3 Fragen an Charlotte van den Brand
1. Stellen Sie sich beim Entwerfen einer Tapetenkollektion eine bestimmte Persönlichkeit vor?
Charlotte van den Brand: Die Persönlichkeit spielt heute eine viel größere Rolle als vor 25 Jahren. Deshalb mache ich mir bereits beim Entwerfen einer neuen Kollektion Gedanken darüber.
Früher wurden die Kundengeschmäcker nach Ländern und Kulturen aufgeteilt. Seit der Ich-Ära in den 80er Jahren steht jedoch das Individuum im Vordergrund. Der Kunde wählt heute selbst, zu welcher Gruppe oder Kultur er gehören möchte und lässt sich nicht mehr von der Industrie vorschreiben, mit welchen Merkmalen er spielen soll. Besonders beliebt sind heute beispielsweise Kontraste wie jung und alt, puristisch und dekadent oder künstlich und natürlich - ganz ungehemmt und ohne Kategorisierungen, wie es in traditionelleren Zeiten der Fall war.
2. Welche Rolle spielt die moderne, globale Denkweise für die Tapetenwelt?
van den Brand: Die moderne Denkweise verleiht der Tapetenwelt eine extra Dynamik: Das Internet ermöglicht den zeitnahen Informationsaustausch auf der ganzen Welt, wodurch innergesellschaftliche Grenzen aufgehoben werden. So kann man heute auch auf internationaler Ebene Gestaltungsideen und Merkmale austauschen, die früher fest in den jeweiligen Kulturen verankert waren.
3. Was ist bei der Auswahl der Tapete von größerer Bedeutung: Der eigene Geschmack oder die Architektur des Hauses ? Erfordern bespielsweise moderne Bauten zwingend moderne Designs oder steht das eigene Stilempfinden im Vordergrund?
van den Brand: Der eigene Geschmack ist wichtiger. Ob Neo-Barock Tapeten in schlichten Bauhaus-Villen der Moderne oder hochmetallische Geometrie als frischer Akzent in alten Patrizierhäusern des 19. Jahrhunderts - die Welt ist voller Gestaltungsmöglichkeiten und jeder kann sich das greifen, was die eigene Persönlichkeit am besten unterstreicht.
aus
BTH Heimtex 12/09
(Wirtschaft)