59. Jahrestagung der österreichischen Textilindustrie
Baldiger Aufschwung erwartet
Götzis/Wien - Die österreichische Textilindustrie zeigt sich nach Umsatz- und Exportrückgängen im ersten Halbjahr 2009 optimistisch: Rund 90 Prozent der Textilunternehmen erwarten sich laut einer Umfrage nach einem durchwachsenen Jahr eine deutliche Konjunkturbelebung im Jahr 2010.
Die internationale und österreichische Wirtschaft machen turbulente Zeiten durch - und die einheimische Textilindustrie bildet da keine Ausnahme. Im Vergleich zu anderen Industrien können sich die österreichischen Textiler mit Zukunftsgeist, Innovationskraft und außergewöhnlichen, hochspezialisierten Produkten trotz kurzfristiger Rückgänge gut behaupten. Wir blicken optimistisch in eine nahe Zukunft mit vollen Auftragsbüchern", so Ing. Reinhard Backhausen, Präsident des Fachverbandes der Textilindustrie, anlässlich der traditionellen Jahrestagung im September.
"Das letzte Halbjahr zaubert uns kein Lächeln auf die Lippen - aber anstatt zu seufzen, krempeln wir lieber kollektiv die Ärmel auf und machen uns Gedanken, mit welchen Aktivitäten wir gestärkt aus dem schlechten Marktwetter herausgehen können", sagt Backhausen. Im Vergleich zu 2008 verringerte sich der Umsatz des ersten Halbjahres 2009 um 27,3 Prozent auf 1,02 Mrd. Euro. Die Anzahl der Beschäftigten fiel weniger stark um 12,6 Prozent auf insgesamt 12.200 Personen. Die Investitionen pro Beschäftigtem sanken im Vergleich nur leicht um 9 Prozent. "Trotz der schwierigen Lage konnten die Unternehmen ihre Fachkräfte - zum Teil mit Kurzarbeit - halten. Das sehen wir als ein Zeichen für die Zuversicht, dass sich die Konjunktur bald wieder erholen wird", so Backhausen. Diese Einschätzung teilen die heimischen Textilunternehmen. In einer österreichweiten Umfrage des Fachverbandes gaben über 90 Prozent der Befragten an, dass sie sich im Laufe des Jahres 2010 einen deutlichen Aufschwung erwarten.
Im Vergleich zum österreichweit um 24,5 Prozent gesunkenen Gesamtexport konnte sich die Textilindustrie mit einem Rückgang von 20,2 Prozent auf 937 Mill. Euro deutlich besser behaupten. Die Rückgänge waren vor allem bei den Exporten in die EU (-20,5 Prozent) und den EFTA-Raum (-14,3 Prozent), nach Asien (-21,1 Prozent) und Afrika (-14,9 Prozent) spürbar. Einen deutlichen Anstieg zeigten in der ersten Jahreshälfte 2009 die Exporte nach Senegal mit 99 Prozent, nach Mali mit 68 Prozent oder Indien mit 31 Prozent.
Auch die Slowakei (+37,9 Prozent) und Brasilien (+17,4 Prozent) importierten mehr Ware aus Österreich als im Vorjahr. "Die österreichischen Textilunternehmen erschließen laufend neue Märkte und beweisen mit den Exportsteigerungen - gerade in dieser schwierigen Marktphase - dass Durchhalten und Investieren in neue Produktideen die richtige Strategie ist. Für dieses Jahr prognostizieren die Unternehmen zwar einen Rückgang der Investitionen um 22 Prozent auf 33 Mill. Euro, aber die Tendenz für das nächste Jahr ist wieder steigend", so Backhausen.
Die Technischen Textilien, die ca. die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen und die in den letzten Jahren schöne Steigerungen erzielten, verzeichneten ebenfalls einen Umsatzrückgang von 32,3 Prozent auf 463 Mill. Euro. "Der bisherige Wachstumssektor der technischen Textilien litt im ersten Halbjahr besonders unter den starken Rückgängen in der Autoindustrie und den Investitionskürzungen der industriellen Abnehmer im Allgemeinen. Die Ausnahme ist der hochinnovative Bereich der Medizintextilien, hier blieb die Nachfrage stabil", zieht Backhausen Bilanz. Um diesem schon klassischen Wachstumstreiber der Textilindustrie den Rücken zu stärken, beschreitet man mit neuen Initiativen weiter einen zukunftsorientierten Weg in Richtung Innovationsführerschaft: "Ganz besonders freuen wir uns über die neue Kooperation mit dem FEEI- Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie, mit dem wir gemeinsam mit dem ÖTI-Institut für Ökologie, Technik und Innovation im kommenden Jahr spektakuläre Visionen realisieren werden", so Backhausen.
Herzstück der neuen Initiative ist die Kooperation der österreichischen Textilindustrie mit der Elektro- und Elektronikindustrie unter dem Stichwort Smart Textiles. Dazu hat das ÖTI in Verbindung mit der TU Wien und den Verbänden eine Plattform geschaffen, auf der Partnerschaften zwischen den Firmen geknüpft werden können. Ziel für die Unternehmen ist, sich ihren internationalen Erfolg zu sichern, indem sie sich verstärkt auf die Herstellung von hoch spezialisierten und technologieintensiven Gütern konzentrieren.
"Die sogenannten intelligenten Textilien haben ein erhebliches Innovationspotenzial und stellen damit auch für die Elektro- und Elektronikindustrie ein Geschäftsfeld mit neuen Chancen dar. Die Partnerschaft des FEEI mit den Fachverbänden der Textil- und Bekleidungsindustrie ist für uns die logische Konsequenz, um das Geschäftsfeld Smart Textiles in Österreich erfolgreich aufzubauen", freut sich FEEI-Obmann Dr. Albert Hochleitner auf das neue Projekt. Das Spektrum der gemeinsamen Produktvisionen reicht von Airbags über lebensrettende Sensorbekleidung zur Überwachung der Körperfunktionen bis hin zu Wohntextilien, die ihre Farbe verändern können. "Unsere gemeinsamen Schwerpunkte sind die erfolgreiche Vernetzung der beiden Industriebranchen, um eine gemeinsame, integrative Wissensbasis zu schaffen, die Identifikation von Erfolg versprechenden Technologiethemen und die Generierung von neuen, intelligenten Produkten mit einer Vielzahl von Funktionalitäten sowie die Kooperation bei der Lösung von komplexen technologischen Fragestellungen", erklärt Hochleitner.
"Unseren Optimismus und die Aussicht auf viele große Erfolge in der Zukunft möchten wir mit einem neuen, ganz besonderen Preis für die großartigen Leistungen der österreichischen Textilunternehmen demonstrieren", beschrieb Backhausen die Idee zur Auszeichnung "Textilunternehmen des Jahres". Erster stolzer Preisträger ist die Firma F. Leitner KG. "Unser Unternehmen besteht seit 1853 - die typisch österreichische Verbindung von Tradition, dem Bekenntnis zu höchster Qualität und ständiger Weiterentwicklung hat uns stabil durch wirtschaftlich bessere und schlechtere Zeiten geleitet. Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr, in dem wir die Exporte unserer hochwertigen Leinenprodukte weiter ausbauen konnten, freue ich mich ganz besonders über diese tolle Auszeichnung", bedankte sich Friedrich Leitner, Geschäftsführer F. Leitner KG.
aus
Haustex 12/09
(Wirtschaft)