Die österreichische Textilindustrie

Traditionsbranche mit Zukunftsorientierung

Die österreichische Textilindustrie zählt zu den traditionsreichsten einheimischen Industriezweigen und gleichzeitig zu den internationalen Innovationsführern in hoch spezialisierten Bereichen. Auch im derzeit schwierigen Marktumfeld behauptet sich die Textilindustrie durch starkes Commitment zu Investition in die Zukunft. "Unsere Textilunternehmen schaffen es, den Bogen von Jahrhunderte alter Tradition und Erfahrung hin zur Vorreiterrolle bei neuen Entwicklungen zu spannen: Von kunstvoller, typisch österreichischer Stickereikunst bis hin zu Weltneuheiten im Bereich Technische Textilien", fasst Ing. Reinhard Backhausen, Präsident des Fachverbandes, zusammen.

Die innovationsfreudige Sparte entwickelt regelmäßig Weltneuheiten und Patente. "Zelte und textile Planen für den Katastropheneinsatz, die eine Patentbeschichtung gegen Pilzbefall und Fäulnis haben. Oder Seile für Bergsteiger, Sicherungssysteme und Bergrettung, die einen Weltrekord an Abrieb- und Reißfestigkeit aufstellen. Das erste energiesparende Handtuch der Welt, das 35 Prozent Wasser und Strom sowie 30 Prozent Prozess-Chemie einspart, wurde im Waldviertel gewebt, oder das weltweit feinste Organic Cotton Gewebe für BIO-Steppdecken", gibt Backhausen einen kurzen Überblick über einige Innovationen "Made in Austria". In den letzten Jahrzehnten hat sich die Struktur der Traditionsindustrie entscheidend gewandelt. Heutzutage lassen sich drei große Sektoren festmachen: Gewebe und Garne, Heimtextilien und Technische Textilien. Der Schwerpunkt hat sich deutlich hin zu Hochleistungsprodukten, die weltweit einzigartig sind, verschoben.

Ein wesentliches Rückgrat der Textilindustrie stellen die Hersteller von Hochleistungsgarnen und Geweben sowie Veredelungsprodukten für den Bekleidungssektor dar. Kunden sind europäische Topmarken in der Konfektion. Funktionalität, Zusatznutzen für den Konsumenten sowie Eignung für spezielle neue Anwendungen sind die Vorteile österreichischer Textilien. Die Kunden haben die Sicherheit einer verlässlichen, kontinuierlichen Spitzenqualität. Ein nach wie vor international erfolgreicher Spezialsektor ist die traditionsreiche österreichische Stickereiindustrie. Neben den bekleidungsorientierten Firmen sind Heimtextilien ein weiterer Hauptbereich. Österreichische Produkte finden sich in renommierten Hotels, Theatern, Repräsentationsbauten und Verkehrsmitteln auf der ganzen Welt. "Sie kommen zum Zug, wenn neben einem perfekten abgestimmten Design besondere technische Anforderungen an die Textilien gestellt werden", erklärt Backhausen. Zudem sind die österreichischen Unternehmen Spezialisten im anspruchsvollen Objektgeschäft, wo sie großes Know-how und Erfahrung mit internationalen Projekten haben.

Der dritte und neueste Sektor sind technische Textilien. Diese haben in der österreichischen Textilindustrie eine ganz besondere Bedeutung: "Mit ihrem Umsatzanteil von knapp 50 Prozent nehmen sie bereits den selben Stellenwert wie Bekleidungs- und Heimtextilien ein - damit sind wir europaweit führend und bestätigen den Innovationscharakter der heimischen Textilunternehmen", so Backhausen. Trotzdem haben technische Textilien noch großes Wachstumspotenzial.

Die Textilindustrie legt einen Schwerpunkt auf internationale Ausrichtung und punktet besonders in Nischen. Der Exportanteil ist mit über 80 Prozent auf sehr hohem Niveau. Wichtigster Markt ist die EU mit 77 Prozent, und in der EU Deutschland. Auf den unmittelbaren Nachbarmarkt entfallen 29 Prozent der Exporte. "Von Möbelstoffen in japanischen Opernhäusern hin zu schwer entflammbaren Sitzbezügen für deutsche Automarken - ein Stück Österreich ist auf der ganzen Welt zu finden", so Backhausen. Mit Investitionen in Forschung & Entwicklung sowie neuen Technologien am Standort Österreich treffen die heimischen Textilunternehmen Vorsorge, auch in konjunkturschwächeren Zeiten zukunftsorientiert zu agieren. Oft werden ganze Problemlösungen zusammen mit den Kunden entwickelt. "Neue Produktionsmethoden, Sicherheit, Transport, Gewichtseinsparung durch leichtere Textilmaterialien, Nanotechnologie oder neue Verbundmaterialien sind beherrschende Themen", so Backhausen. "Gemeinsam finden wir ganz neue Anwendungsbereiche für Textilien. Ganz im Sinne von "The future is textiles".

Immer wichtiger wird auch die Bedeutung von Umwelt- und Sozialstandards. Die österreichische Textilindustrie produziert nach höchsten ökologischen Standards. Die eingesetzten Stoffe werden laufend optimiert und geben dem Konsumenten die Sicherheit einer absoluten Hautverträglichkeit und gesundheitlichen Unbedenklichkeit. Die Unternehmen sind sich weiters auch ihrer hohen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und ihrer regionalen Bedeutung als Arbeitgeber bewusst.


Textilien aus Österreich

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aus Haustex 12/09 (Wirtschaft)