Joachim Barth
"Aus beiden Konjunkturprogrammen ergeben sich Chancen für das Handwerk"
ParkettMagazin: In welchem Ausmaß sind Ihre Mitgliedsbetriebe von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen?
Joachim Barth: Die Betriebe berichten, dass Anfragen rückläufig sind und sich der Preisdruck verschärft. Das Handwerk erzielte in 2007 Spitzenwerte, wie sie davon 13 Jahre nicht erreicht wurden. 2008 flachten die Werte bereits ab. Der Geschäftsklimaindex, der sowohl die aktuellen Einschätzungen der Geschäftsergebnisse der letzten sechs Monate als auch die Erwartungen der Betriebe für die kommenden sechs Monate einschließt, ist im Zuge der allgemeinen konjunkturellen Abkühlung um 14 auf 77 Punkte gefallen. Das ist der stärkste Rückgang seit 1996. Der historische Tiefstand von 2003 ist allerdings damit noch nicht erreicht.
ParkettMagazin: Welche Chancen ergeben sich aus Ihrer Sicht aus den Maßnahmen der Konjunkturpakete I und II?
Barth: "Warum muss in New York erst eine Bank pleite gehen, damit in Berliner Schulen Toiletten saniert werden?" Diese Frage stellte ein Neuntklässler der Bundeskanzlerin in einem Brief. Zugegeben eine stark verkürzte Darstellung. Trotzdem: Das trifft den Nagel auf den Kopf. Genau genommen gibt die öffentliche Hand jetzt das Geld aus, dass sie in den vergangenen Jahren zur Erhaltung der Substanz hätte ausgeben müssen. Aus beiden Konjunkturprogrammen ergeben sich trotzdem Chancen für das Handwerk, wenn auch auf preislich niedrigem Niveau. Entscheidend wird die Prioritätenliste einer jeden Kommune sein, ebenso entscheidend, wie und in welchen Größenordnungen Leistungen zur Ausschreibung kommen.
ParkettMagazin: Informieren Sie Ihre Mitglieder über die Inhalte und Chancen der Konjunkturpakete? Wenn ja, wie?
Barth: Die Informationen zu den Konjunkturpaketen über die Medien sind so umfassend, dass sie ausreichend sein dürften. Spezielle Informationen über Gewerke spezifische Vorhaben gibt es leider nicht.
ParkettMagazin: Unterstützten Sie Ihre Mitglieder bei der Akquise öffentlicher Aufträge aus dem Konjunkturpaket II? Wenn ja, wie?
Barth: Wir können unseren Mitgliedern nur empfehlen, sich um Aufträge der öffentlichen Hand zu bewerben. Eine Unterstützung bei der Akquise ist uns nicht möglich. Wir fordern allerdings die öffentliche Hand dazu auf, ausschließlich Fachbetriebe zur Angebotsabgabe aufzufordern.
aus
Parkett Magazin 05/09
(Wirtschaft)