Drucker und Graveure
Bei allen Technologien den Finger am Puls der Zeit
Die Stagnation der internationalen Märkte, neue Fertigungsverfahren sowie modische Trends, die weit über die Reproduktion von Holz, Stein und Keramik hinausgehen, sind die beherrschenden Themen der Laminatboden-Branche. Wie reagieren eigentlich deren Zulieferer auf diese Tendenzen? Parkettmagazin befragte die wichtigsten Spieler unter den Druckern und Graveuren und war einigermaßen erstaunt, wie offensiv die aktuellen Herausforderungen angenommen werden: Bei allen Drucktechnologien hat man den Finger am Puls der Zeit.
Interprint: Neue Begehrlichkeiten schaffen, vorausdenken, Lösungen anbietenParkettMagazin: Die Absatzmengen von Laminatfußböden in Europa waren 2008 stark rückläufig und auch 2009 dürfte nicht mehr mit einem Nachfrageschub zu rechnen sein. Inwieweit war Ihr Haus von dieser Entwicklung betroffen?
Holger Dzeia: Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat auch unser Haus im IV. Quartal 2008 erreicht. Die Absätze und Auftragseingänge befinden sich seit Ende letzten Jahres bis zum Juni 2009 weit unter Vorjahresniveau. Der Bereich Laminatfußboden wurde speziell im Massensegment stark getroffen. Höherwertige Produkte erlitten einen weniger starken Einbruch. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Laminatbodenmarkt insbesondere in Westeuropa ein Sättigungsniveau erreicht hat. Es wird schwierig werden, den prozentualen Anteil von Laminatfußböden am Gesamtvolumen der Bodenbeläge in diesen Länderregionen weiter zu steigern.
ParkettMagazin: Werden von Ihrem Unternehmen besondere Maßnahmen ergriffen, um die Marktposition zu behaupten oder sogar auszubauen? Welche Stärken sind für Ihre Wettbewerbsfähigkeit ausschlaggebend?
Dzeia: Interprint hat trotz dieser momentan schwierigen Situation seine Marktanteile in verschiedenen Ländern ausbauen können. Wir haben unsere Hausaufgaben in der Vergangenheit ordentlich gemacht und fühlen uns für die zurzeit sehr sportlichen Herausforderungen des Marktes sehr gut gerüstet. Als Familienunternehmen ist unsere strategische Arbeit von Langfristigkeit geprägt und nicht von kurzfristigem Bilanz-Tuning. Unsere Investitionen zielen hauptsächlich in den Bereich Forschung & Entwicklung mit Blick auf Innovationen. Nur wenn man neue Begehrlichkeiten schafft, voraus denkt und Lösungen anbietet, ist man für seine Kunden ein interessanter Partner. Voraussetzungen für ein solches Handeln sind solide Finanzkraft und überlegtes kaufmännisches Vorgehen.
ParkettMagazin: Bei den Dekoren dominieren nach wie vor Holzreproduktionen sowie Stein- und Keramikdarstellungen. Um beispielsweise auch mit Textilbelägen zu konkurrieren, müssen weiterführende Ansprüche bedient werden. Einige Laminatboden-Hersteller bieten bereits Designerkollektionen an. Sehen Sie auf diesem Sektor Handlungsbedarf?
Salvatore Figliuzzi: Nein, denn das Thema Kreativ-Dekore für den Fussboden wurde von uns als Erster im Markt angegangen. Mittlerweile sind unsere kreativen Flooringdekore in den Kollektionen aller namhaften Laminatboden-Hersteller vertreten. Bei allen neuen Dekorthemen werden wir daher sowohl von den direkten als auch indirekten Kunden als der kompetente Partner angesehen. Gemeinsam mit ihnen entwickeln wir diese Themen, um weitere Akzente im Markt zu setzen.
ParkettMagazin: Welche modischen Trends zeichnen sich bei Holz-, Stein-/Keramik- und Kreativdekoren ab?
Figliuzzi: Trend sind leider oft Themen, die der Endkunde in vielen anderen Bereichen sieht, die jedoch von unserer Branche nicht ausreichend und konsequent umgesetzt werden. Ich denke, hier besteht viel Handlungsbedarf.
ParkettMagazin: Immer mehr Laminatboden-Hersteller sehen im Digitaldruck sowie indirektem Tiefdruck zusätzliche Betätigungsfelder. Diese Entwicklung kann Ihnen nicht gleichgültig sein. Erwächst hier eine ernst zu nehmende Konkurrenz? Wie ist es generell um die Zukunftsfähigkeit von Dekorpapieren bestellt?
Dzeia: Wir haben heute eine bisher nie gekannte Vielfalt an Möglichkeiten, Oberflächen zu gestalten. Dies sehen wir bei Interprint als Herausforderung und Chance, dem Markt zukunftsweisende Technologien anbieten zu können. Wie Sie sicherlich wissen, beschäftigen wir uns derzeit sehr intensiv mit dem Thema Digitaldruck und entwickeln in unserem neuen Joint Venture, der DI Projekt AG, ein - falls es technisch unsere Erwartungen erfüllen wird - revolutionäres neues Verfahren (Anm. d. Red: Kooperation mit MDC Max Daetwyler, Hersteller von Vorstufensystemen für den Verpackungs- und Illustrationstiefdruck). Wir sehen die sich parallel entwickelnden Verfahren als Chance, unsere Leistungsstärke im Bereich Design/Entwicklung in anderen Geschäftsbereichen zu vermarkten. Unser Kerngeschäft Tiefdruck auf Dekorpapier wird auch auf absehbare Zeit die mit Abstand wirtschaftlichste Methode sein, Oberflächen in großen Mengen herzustellen.
aus
Parkett Magazin 05/09
(Wirtschaft)