INQA: Initiative Neue Qualität der Arbeit
Positiv-Liste für Epoxidharz-Produkte
Epoxidharz-Produkte haben viele Vorteile, auf die man auf keiner Baustelle verzichten kann. Für die Gesundheit des Verarbeiters enthalten sie aber auch zahlreiche Risiken, deren sich die Anwender oft nicht bewusst sind. Um auf die Problematik aufmerksam zu machen und gleichzeitig den Herstellern die Sicherheit zu geben, ein anwenderfreundliches Produkt auf dem Markt zu haben, hat die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) ein Bewertungssystem entwickelt und eine Positiv-Liste ins Internet gestellt.
Heute gibt es kaum eine Baustelle, auf der Epoxidharz nicht zum Einsatz kommt, denn das Chemieprodukt besitzt dringend benötigte Eigenschaften: Es hat ein hervorragendes Haftungsvermögen, eine hohe Beständigkeit gegen andere aggressive Stoffe, eine geringe Schrumpfung bei Aushärtung und fungiert sogar als elektrischer Isolator.
Auslöser für AllergienAllerdings steht diesen positiven Aspekten auch eine negative Seite gegenüber, wenn es um die Gesundheit des Verarbeiters geht. Epoxidharz kann bei Kontakt mit freien Hautflächen zu einer Allergie führen. Folgen treten zeitverzögert auf, mitunter erst vier Wochen nach dem Einsatz des Materials. Ist ein Verarbeiter erst einmal sensibilisiert, trifft ihn die Allergie bei jeder neuen Benutzung des Stoffes. Im Extremfall tritt eine Hypersensibilisierung auf. Dann reicht schon eine winzige Konzentration in der Raumluft, um Hautschwellungen, Rötungen und Ausschläge auszulösen. Ein derart Geschädigter wird Epoxidharz nicht mehr verarbeiten können.
Laut Dr. Klaus Kersting von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft sind die Erkrankungszahlen statistisch zwar leicht gesunken, dennoch arbeiten eine hohe Zahl von Handwerkern weiterhin mit Epoxidharz-Produkten. Bisher hätten die Anstrengungen, die Gefahren im Umgang mit diesem Material zu verdeutlichen, weder auf nationaler noch europäischer Ebene durchschlagenden Erfolg gezeigt: "Viele Anwender sind sich der Probleme nicht bewusst, weil Epoxidharz-Produkte aussehen wie andere, harmlosere Materialien." Darüber hinaus bemängelt er unzureichende Arbeitsschutzangaben in einigen Hersteller-Informationen: "Dazu steht etwas im Datenblatt, aber das ist auf der Baustelle nicht vorhanden."
Vor allem jedoch führen unsachgemäße Verarbeitungstechniken zu den kritischen Hautkontakten. Da werden aus Unwissenheit Lederhandschuhe benutzt, die sich voll saugen, oder Latexhandschuhe, die von Expoxidharz zersetzt werden. Beim Umtopfen zweikomponentiger Produkte tropft das Material über den Rand, wird abgewischt und gelangt an die Hände.
"Derzeit gibt es kaum Möglichkeiten, dieses Potential durch Austausch von Stoffen oder Rezepturveränderungen ausreichend zu verringern", sagt die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), ein Zusammenschluss aus Bund, Ländern, Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern, Stiftungen und Unternehmen. Um dem Anwender zumindest alle wichtigen Informationen über die entsprechenden Produkte verfügbar zu machen, hat die INQA ein Bewertungssystem für entsprechende Produkte entwickelt. Beteiligt waren Hersteller und Anwender von Epoxidharzen sowie Arbeitsschutzinstitutionen aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Deutschland.
Hersteller gehören auf die Positiv-ListeHersteller von Beschichtungen und Epoxidharz-Produkten sollten sich die Chancen einer INQA-Nominierung bewusst machen. Hier lauert weder eine teure Zertifizierung noch ein zusätzliches Öko-Siegel. Produkte in der Liste sagen dem Anwender aber, dass er auf der sicheren Seite ist, wenn er sich an die Herstellerhinweise hält, denn diese wurden von der Initiative überprüft.
In den Sicherheitsdatenblättern werden die Abschnitte 2, 3, 7, 8 und 15 besonders genau unter die Lupe genommen. Angaben zu geeigneten Handschuhen, zu Schutzkleidung bei verschiedenen Arbeiten wie Mischen und Auftragen, zum Hautschutz und zu Vorsorgeuntersuchungen sind die wichtigsten Punkte. Ebenfalls auf korrekte Information geprüft werden weitere Hersteller-Informationen, das Technische Merkblatt und Produktwerbung. Auch die verwendeten Fotos sollen zeigen, wie man das Produkt richtig verarbeitet.
Schließlich beurteilt die INQA das Gebinde. Es soll so gestaltet sein, dass Hautkontakt zum Produkt vermieden werden kann. Positiv abgeschnitten haben etwa Durchstoßgebinde, weil bei Härterzugabe nicht umgetopft werden muss.
Bisher haben sich erst wenige Hersteller um Aufnahme in die INQA-Liste bemüht; vielleicht, weil dies zwar kostenlos, aber dennoch mit Aufwand verbunden ist. So müssen möglicherweise Datenblätter und Unterlagen korrigiert oder bessere Gebinde entwickelt werden. "Fast alle Erstbewerber mussten zunächst abgelehnt werden", erinnert sich Dr. Kersting, "weil ihre eingereichten Dokumentationen zu den Produkten nicht vollständig waren." Allerdings gilt: Wer in der INQA-Liste erscheint, hat ein anwenderfreundliches Produkt am Markt.
Firmen in der INQA-Liste für Epoxidharzprodukte
Beschichtungen:
- Kemper System (Kempertec-Grundierungen)
- Merkel Coatings (Empox-Beschichtungen)
- Sika Deutschland (Sikafloor-Produkte)
- StoCretec (StoPox-Produktlinie)
Rissverharzung:
- Bostik (Unipox Gießharz)
- MC Bauchemie Müller (Estrifan RIS, MC-DUR Kleber)
- Schomburg (Asodur K 900)
Aufnahme in die INQA-Liste Für Epoxidharz-Produkte
Vor der Aufnahme von Epoxidharz-Produkten in die INQA-Liste werden diese in drei Hauptkategorien geprüft:
1.Getrennte Bewertung der Sicherheitsdatenblätter von Harz und Härter.
2.Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen und Mindeststandards bei Technischem Merkblatt, Werbung und sonstigen Herstellerinformationen.
3.Erfüllung der Mindeststandards des Epoxidharz-Bewertungssystems bei Verpackungen.
Genauere Informationen gibt es unter www.inqa.de.
aus
Parkett Magazin 05/09
(Wirtschaft)