Wintersteiger passt sich dem Markt an

Auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten

Geht es der Parkettindustrie schlecht, leiden auch die Maschinenhersteller. Dass diese Gleichung nur bedingt richtig ist, beweist Wintersteiger. Zum einen verfügt das Unternehmen noch über zwei weitere Standbeine. Zum anderen hat man im österreichischen Ried gut vorgesorgt, so dass bislang auf Kurzarbeit verzichtet werden konnte. Stattdessen wird weiter an kundenspezifischen Lösungen gearbeitet. Und hier und da tun sich sogar neue Märkte auf.

Maschinenhersteller sind von der weltweiten Wirtschaftskrise besonders betroffen. Dünnschnitt-Spezialist Wintersteiger hat in seiner Division Woodtech, die sich mit Sägen und Holzbearbeitung beschäftigt, ein Minus von gut 30% hinnehmen müssen. Wichtige Absatzgebiete wie Russland, Spanien und der ehemalige Markttreiber Asien haben gelitten. Dafür meldet Wintersteiger konsolidierten Absatz in den USA und eine unerwartet positive Entwicklung in Zentraleuropa. Es heißt, derzeit vereinzele sich das Geschäft sehr stark, doch sogar in Portugal würden Investitionen getätigt. Und: Es ist sogar ein winziger Markt für gebrauchte Wintersteiger-Maschinen entstanden. Den hat es vorher nicht gegeben. Da die Maschinen aber meist kundenspezifisch ausgestattet sind, müssen sie umgerüstet werden. Bei weniger als 10 von weltweit rund 2.000 operierenden DSG-Sägen jährlich ist das nur ein kleines aber willkommenes Zusatzgeschäft.

Durch die schwache Auftragslage in der Parkettindustrie gibt es an Maschinen auch weniger Verschleiß, weswegen der Verbrauchsgüterabsatz stark zurückgegangen ist. Positive Tendenzen sieht man allerdings in der italienischen Parkettindustrie, welche stabilen Verbrauch hält, weil dort traditionell mehr hartes Tropenholz verarbeitet wird.

Negativ wirken sich hingegen ein erhöhter Preisdruck und eine gesunkene Zahlungsmoral aus. "Aber uns ist jeder willkommen. Es gibt keine schlechten Kunden", sagt Verkaufsleiter Christian Klingsberger.

Insgesamt liegt der Konzern im ersten Halbjahr 2009 nur 8 bis 10% hinter dem Vorjahr. Den Ausgleich bringen die beiden anderen Geschäftszweige - Seedmech und Sports. Der eine bietet Maschinen für die Entwicklung der Landwirtschaft, der zweite hat das Unternehmen zum Weltmarktführer im Ski- und Snowboardservice gemacht. Aus dieser Division Sports ist auch die Kompetenz für Dünnschnitt-Sägen entstanden.

Mit seinen drei Geschäftssäulen kann Wintersteiger partielle Verluste ausgleichen. Überhaupt habe man, so behauptet das Unternehmen, schon 2007 an den Konjunkturdaten erkannt, dass der weltweite Markt im Unreinen sei. Warum man sich dann nicht stärker gewappnet habe? "Weil unsere Kunden uns vom Gegenteil überzeugt haben", gibt Markus Piber, Vorstand Vertrieb und Marketing, zu. Und tatsächlich lag der Umsatz bis Sommer 2008 noch auf Rekordkurs. Erst dann brach die Finanzkrise herein und die Parkettindustrie begann Lager abzubauen, statt neue Maschinen zu ordern. Mit 91 Mio. EUR, davon 23% durch die Dünnschnitt-Sparte Woodtech, blieb der Jahresumsatz dennoch auf Rekordniveau.

Für 2009 hat man die Umsatzerwartungen auf rund 80 Mio. EUR heruntergeschraubt. Schwach entwickelt sich die Sparte Holzbearbeitung; Sports und Seedmech dagegen dürften das Plansoll erfüllen. Kurzarbeit jedenfalls mussten die rund 450 Mitarbeiter in der Firmenzentrale in Ried bis Herbst nicht schieben. Mit über 50% Eigenkapitalquote haben die Firmeneigentümer gut vorgesorgt. Das Unternehmen hat ausreichend finanziellen Rückhalt, die konjunkturelle Delle zu überwinden.

Vom Sägeblock zur sortierten Lamelle

Ein Vorteil für Wintersteiger ist das Angebot von präzise aufeinander abgestimmten Maschinen und Werkzeugen aus einer Hand. Beide Prozesse als Komplettanbieter im Griff zu haben, bleibt Unternehmenspolitik. Der Verkaufsschlager ist die Dünnschnittgattersäge, die seit einigen Jahren durch die neuesten Generationen von Dünnschnittbandsägemaschinen optimal ergänzt wird.

Und auch als Generalunternehmer für die Lieferung ganzer Anlagen haben die Österreicher Know-How. Woodtech Systems nennen sich die Projektentwickler, die als Team für spezielle Aufgaben zusammengestellt werden, wenn es darum geht, Maschinen mit Sonderausstattung auszurüsten oder eine gesamte Auftrennanlage auszuarbeiten und umzusetzen.

Wintersteigers Schnittstelle kann nach der Trockenkammer beginnen und bis zur vollautomatischen Stapelung, Vereinzelung oder gar bis zum Kalibrierschleifen reichen. In Nordamerika hat man ein Gesamtkonzept als Verbindung der Dünnschnittsäge mit einer vollautomatischen Durchlaufpresse verkaufen können. Kunden sind dort Hersteller von Massivböden, die ohne allzu große Investitionen in den Mehrschichtbereich einsteigen wollen. Wintersteiger bietet dazu professionelle Komplettlösungen schon ab 200.000 EUR. Auf ihrer nächsten Hausmesse werden die Österreicher das neue EWF (engineered wood floor) Mehrschichtparkettkonzept mit gesamter Pressanlage in ausgereifter Form vorstellen.

Auch wenn Wintersteiger seinen Kunden gesamte Prozesse aus einer Hand liefern kann, die Kernkompetenz liegt beim Dünnschnitt. Ein dünnes Sägeblatt hat nicht nur weniger Schnittdruck, läuft leichter, verringert Abtrag und Sägestaub und hat dadurch eine hohe Standzeit, auch die ideale Sägespannung in der Maschine fördert die Langlebigkeit des Materials. Die Gatter- oder Bandsägen arbeiten mit hauseigenen Stellit- und Hartmetallsägen. Bei Stellitsägen wird bereits mit einer Schnittfuge von nur 0,7 mm gearbeitet. Beim Einsatz von Hartmetallsägen kann die Schnittfuge bei ebenfalls äußerst geringen 0,9 mm liegen. Weltweit, so erklärt das Unternehmen, arbeiten bereits 95% der Wintersteiger-Sägen mit einer Schnittfuge von 1,1 mm. Von 16 internationalen Standorten aus betreut der Firmenservice diese Anwender.

Dazu bietet Wintersteiger bereits seit vielen Jahren unter der Marke Banso Bandsägen für Block- und Trennbandsägen, Tischlereisägen, mobile Sägewerke und zur Kunststoffbearbeitung an.

Trend zu kleinen Chargen und Automatisierung

Der Trend in der Holzbearbeitung geht zu kleineren Stückzahlen. Jeder in der Wertschöpfungskette will rascher und flexibler bedient werden. Das kann Wintersteiger an seiner stets aktualisierten Datensammlung über Mehrschichtparkett erkennen, aber auch am Zuwachs bei Dünnschnittbandsägen. Die finden Zuspruch, weil sie schneller als Gattersägen sind, sich gut in den Produktionsprozess integrieren lassen und auch im Nassschnitt eine Schnittfuge von nur 1,1 mm schaffen. Das kommt dem Kundenwunsch nach kürzeren Trocknungszeiten und dem Handelswunsch nach kürzeren Lieferzeiten entgegen.

Auch eine Dünnschnittkreissäge gab es von Wintersteiger, doch das Unternehmen sieht mehr Potential in der Bandsägentechnologie. So verlustfrei schneiden, wie möglich - lautet die Devise. Ein solches Gerät ist die DSB Singlehead, das neueste Pferd im Wintersteiger-Stall. Schon wird sie mit einer Schnittbreite von 620 mm gebaut - und eine Grenze ist nach Firmenaussage nicht in Sicht.

Neben kleinen Chargen kommt der Automatisierung eine wichtige Rolle zu. Nicht in Asien, wo Billiglohn und Massenproduktion regieren, aber in Ländern mit höherem Lohnniveau. Hier ist Qualität das oberste Produktgebot und Wintersteiger kann den gewünscht hohen Grad an Automatisierung liefern. "Die Schnittfuge bleibt unser Thema", sagt Bernd Wiesenberger, Leiter des Produktmanagements. "Wir wollen noch dünner werden."

Selbst Maschinen für die Produktion entwickelt

Die Weiterentwicklung der Sägen dreht sich um Aspekte wie Material, Werkstoffe und Verbindung bis hin zu Zahntypen. Hier gibt es einige Parameter, die neue Möglichkeiten offen lassen. Von vielen Ideen werden am Ende ein paar in die Realität umgesetzt. Der Aufwand ist hoch. "Für eine neue Säge müssen wir teils unsere eigene Produktionsmaschine bauen", erklärt Bernd Wiesenberger. "So haben wir etwa selber Laserschweißgeräte für die Verbindung vom Hartmetall zum Grundmaterial entwickelt."

Die Produktion erfolgt bei Wintersteiger in gebündelten Serien mit Maschinen, die zunächst vorgefertigt und erst bei Auftragseingang überplant und kundenbezogen ausgestattet werden. Weil die Division Woodtech 90% auftragsbezogen herstellen muss, kann solche Vorfertigung die Lieferzeit auf unter drei Monate verkürzen.

Wintersteiger kauft wenig zu. Der Stahl kommt aus Österreich und Deutschland. Der Maschinen- und Anlagenbau, sowie die Software werden selbst entwickelt. "Wir haben das gesamte Wissen im eigenen Haus und können daher Einzellösungen und Sonderanlagen für höchste Qualitätsansprüche herstellen", betont Christian Klingsberger. In Sachen Qualität macht man keine Abstriche. Jede Wintersteiger Maschine entspricht dem Anspruch des hochqualitativen Dünnschnitts. "Low-cost auf Kosten von Qualität gibt es bei Wintersteiger nicht", heißt es.

Im eigenen Haus setzt Wintersteiger auf exzellente Ausbildung. Als spezialisierter Maschinenbauer benötigt das Unternehmen ausschließlich Facharbeiter. Deshalb ist das Ausbilden von Lehrlingen ein "Muss", um dauerhaft erfolgreich zu bleiben. Außerdem gibt es ein Pool-Technik-Konzept, das Mitarbeiter in die internationalen Märkte zum Kunden schickt und sie mit wertvollen Informationen für die Entwicklung zurückkehren lässt.

Alle wichtigen Regionen der Welt beliefern

Bei 90% Exportrate ist es kein Wunder, dass Wintersteiger die wichtigen Märkte der Welt abdecken will. Über Händlernetzwerke, regionale Messen und andere Kontakte macht Wintersteiger seine Marke international bekannt. Von Portugal etwa führte der Weg zum Beispiel direkt in die ehemalige Kolonie Angola. Mit 30 Jahren Dünnschnitt-Erfahrung kann Wintersteiger dort Punkte sammeln.

Broschüren gibt es in acht Sprachen und die Homepage verfügt über die gleiche Internationalität. So dringt Wintersteiger in neue Märkte vor. "Es gibt viele kleine und mittlere Betriebe in Ländern, denen es trotz Krise so schlecht nicht geht", meint Klingsberger. Und weiter: "Indien, Afrika und Südamerika haben sicherlich Zukunft." Die klassischen Tigerstaaten in Südost-Asien werden bereits seit 2004 von der Wintersteiger-Tochter in Singapur betreut.



Wintersteiger in Kürze

Wintersteiger AG
Johann-Michael-Dimmelstraße 9
A-4910 Ried
Tel.: +43 (0)7752 / 9 19-0
Fax: +43 (0)7752 / 9 19-55
www.wintersteiger.com
woodtech@wintersteiger.at

Unternehmen: Herstellung von Maschinen und Werkzeug für Holzbearbeitung (Woodtech), Skiservice (Sports) und Landwirtschaft (Seedmech)
Umsatz 2008: 91,5 Mio. EUR
Vorstand: Markus Piber (Vertrieb/Marketing/Öffentlichkeitsarbeit), Walter Aumayr (Produktion/Entwicklung), Roland Greul (Personal/Finanzen/Controlling)
Verkaufsleiter: Christian Klingsberger
Divisionleiter Woodtech: Franz Haas
Marketingleiter: Franz Gangl
Produktmanager Woodtech: Bernd Wiesenberger
Mitarbeiter: 650
Standorte: Ried (A), Arnstadt (D), Eging (D), Salt Lake City (USA), Des Moines (USA), Vermont (USA), Laval (CDN), Saskatoon (CDN), St. Hélène du Lac (F), Contres (F), Baida (ITA), Hünenberg (CH), Singapur, Peking (CN), Curitiba (Brasilien), Moskau (RUS)
aus Parkett Magazin 06/09 (Wirtschaft)