Homag Treff zeigt breites Leistungsspektrum

Weg vom Standard - hin zu individuellen Lösungen

Natürlich wurde auf dem diesjährigen Homag Treff auch diskutiert, wie sich die Wirtschaftskrise auf den Schopflocher Maschinen- und Anlagenbauer ausgewirkt hat. Dabei war zu erfahren, dass man sich besser als die Gesamtbranche behauptet und auch schon wieder über Wachstum reden kann. Im Mittelpunkt der Hausmesse standen aber die vielfältigen Lösungen für die Möbel- und Fußbodenherstellung. Die Homag Gruppe zeigte sich dabei als kompetenter Anbieter für die Laminat- und Parkettindustrie.

Einzelmaschinen oder Großanlagen - die Homag Gruppe präsentierte auf ihrem diesjährigen Homag Treff im September auf großzügig bemessenen Ausstellungsflächen ihr ganzes Leistungsspektrum. Als Branchentreffpunkt zeigte die Hausmesse innovative Kraft und warf ein Licht auf die aktuelle Lage des Holzmaschinenherstellers.

"Das weltweite Projektgeschäft zieht wieder an", beschreibt der scheidende Vertriebsvorstand Dr. Joachim Brenk die internationale Marktlage. Während in Russland das Geschäft gegen Null tendiert, Großbritannien noch schwächelt und Osteuropa, das vor der Krise bis zu 14% des Homag-Umsatzes ausmachte, weiterhin rückläufig ist, zeigen Länder wie Spanien, Frankreich, Benelux und Skandinavien positive Tendenzen. Auch in Deutschland und Österreich liegen die Absätze 2009 nur leicht unter dem Vorjahr. Neue Ansätze gibt es im Mittleren Osten und der Hoffnungsträger Indien bringt Nachfrage, allerdings noch auf geringem Niveau. China erholt sich schnell und wird nach Einschätzung von Dr. Brenk andere Länder Südostasiens mitziehen. In Australien hat Homag gegen italienische Wettbewerber Boden gut gemacht und will genau das auch in Brasilien erreichen. Und in der Türkei haben sich große Hersteller von Möbeloberflächen dem Laminatboden zugewandt.

Obwohl der Krisen-Einbruch bei Homag mit etwa -40% geringer ausgefallen ist als in der Gesamtbranche (VDMA: -61%), hat Homag sich auf eine längere Schwächephase eingestellt. Der weltweite Personalstamm schrumpfte von 5.800 auf rund 4.300 Mitarbeiter. Die Lagerbestände der Vertriebsgesellschaft USA sind noch nicht geleert und einige Tochterfirmen haben Konsolidierungsbedarf. Holzmaschinenproduzent Torwegge leidet unter der Wirtschaftslage, bei Bütfering Schleiftechnik hat Homag seinen Anteil zwecks Restrukturierung auf 80% erhöht, die Servicegesellschaft MAW wurde mit Weeke Bohrtechnik verschmolzen, Straffungen erfolgen bei Oberflächenkaschierer Friz und bei Ligmatech Automatisationssysteme wurde die Gesellschafterstruktur geändert. "Wenn staatliche Förderungsprogramme auslaufen, kann das weltweit noch einmal zu Rückschlägen führen", beurteilt Homag-Vorstand Rolf Knoll die nahe Zukunft. "Nur wenn Osteuropa wieder auf die Beine kommt, erreichen wir wieder alte Wachstumswerte."

Homag Engineering macht den Fußboden

Homag Engineering betreibt das Anlagengeschäft innerhalb der Firmengruppe. Hier werden ganze Linien und Komplettsysteme konzipiert, vor allem für die Möbelindustrie. Aber nicht nur: Ein Team von sieben Leuten bei Homag Engineering ist für den Vertrieb von Maschinen zur Parkett- und Laminatbodenherstellung verantwortlich.

"Das Anlagengeschäft soll verbessert werden", sagt Homag-Vorstand Achim Gauß. "Wir wollen es genau so zügig abwickeln, wie den Verkauf einer Standardmaschine. Das heißt, auch eine komplette Anlage soll schnell beim Kunden ankommen." Schnittstellen optimieren und den Kundendienst erhöhen - das sind die Maßnahmen. Unter der Überschrift "Lifeline Service" bietet Homag externe Überwachung der Produktion in aller Welt durch Schuler MMR (Machine Monitoring & Reporting). Online lassen sich Schwachstellen im Prozess erkennen und beheben. Zudem kann jeder Homag-Vertriebler auf dem Erdball über den "Lifeline Navigator" die Maschinen seiner Kunden und entsprechende Serviceoptionen aufrufen.

Im vergangenen Jahr hatte Homag Engineering für das US-amerikanische Werk des Laminatbodenherstellers Unilin eine Hochleistungs-Fertigungsanlage erstellt, die dreidimensionales Oberflächen-Design produziert. Solche Auftragsdimensionen sind derzeit Wunschdenken, aber die Tendenz zu exklusiven Sonderaufgaben steigt. "Wir wollen weg vom Standard und hin zu innovativen Lösungen", sagt Projektleiter Alexander Sinz.

Integrierte Fasenlackierung zur Marktreife gebracht

Die vor einem Jahr vorgestellte Technik der integrierten Fasenlackierung war solch eine Lösung. "Eigentlich kein originäres Thema für Homag, aber als Systemanbieter haben wir uns der Sache angenommen", erklärt Sinz. Im Profilbearbeiter ,Optimat 525 hat die Fasenlackierung einen Raum von nur 70 cm Breite eingenommen. Seit geraumer Zeit läuft die Lackiereinheit bei einem Laminatbodenhersteller im Pilotprojekt und hat Verkaufsreife erlangt. Wichtig ist, dass das System exakt auf den verwendeten Lack abgestimmt ist. Homag stellt einen Referenz-Lack; will der Betreiber lieber einen anderen Lack verarbeiten, muss er die Feinabstimmung mit dem entsprechenden Hersteller erarbeiten. "Bei Laminat sind die technischen Anforderungen groß. Wenn es dort klappt, geht es auch beim Parkett", sagt Alexander Sinz. Also kann dieses Modul auch zum Auftrag von Beize oder Öl auf die Parkettkante verwendet werden.

Überhaupt ist es derzeit eher die Parkettbranche, die für Homag im Fußbodensektor Nachfrage zeigt. Zur Konzeption einer ganzen Fertigungslinie kann Homag Engineering aus dem vollen Angebot der gesamten Gruppe schöpfen. Die Beschickung erfolgt über Bargstedt-Systeme, das Auftrennen im Längsdurchlauf über die Homag ,FSL 360 Säge und im Querdurchlauf über die ,FSQ 310. Speicherlösungen von Bargstedt, Schleifen durch Bütfering und Winkelübergabe sowie Transportsysteme von Homag sind beteiligt. Nach der Längs- und Querprofilierung im ,FPR 225/226 übernehmen Ligmatech-Roboter das Abstapeln und Wächter-Maschinen die Verpackung und - bei Laminatboden - die Trittschallapplikation.

Natürlich sieht eine Laminatbodenlinie etwas anders aus. Hier kann die ,FSL 420 als flexible Längsdurchlaufsäge für kleine Schnittbreiten eingesetzt werden und auch eine Holzma-Druckbalkensäge hat schon Verwendung gefunden. Profiliert wird mit einem Vorschub bis zu 130 m/min im ,Optimaten FPR 525/526. "Wir wandeln auf dem Grat zwischen bewährter Technik und neuen Ansätzen", weiß Alexander Sinz. "Maßgeschneiderte Lösungen sind zwar präziser, aber der Markt verlangt nach Maschinen, die vielfältig und flexibel arbeiten. Langlebigkeit und geringer Verschleiß sind heute größere Themen, als hohe Produktionsgeschwindigkeit."

Losgröße 1 heißt das Stichwort bei der Fußbodenfertigung: Kurzfristig und nur in dem Umfang produzieren, in dem der Auftrag erfolgt ist. Dazu müssen Maschinen schnell umrüstbar sein. Das hat Homag mit kostengünstigen Werkzeugwechselsystemen erreicht. Soll-Ist-Werte können direkt in der Maschine eingestellt und abgelesen werden. All das konnten Besucher auf dem Homag Treff hautnah erleben. In den großzügigen Produktionshallen wurden sieben Großanlagen zur Herstellung von Küchenfronten, Büromöbeln, Türen, Trennwänden und Innenausbauteilen mit Längen bis zu 80 m gezeigt. Den Fußboden deckten die vorgenannte Fasenlackierung und der ,Optimat FPR 525 ab, der mittlerweile mit deutlich verringerter Lärmentwicklung arbeitet. Homag-Systeme werden bereits im Werk eingefahren, erst dann demontiert, verschifft und können beim Kunden so wesentlich schneller in Betrieb genommen werden.
aus Parkett Magazin 06/09 (Wirtschaft)