Interview mit Andreas von Möller, ETTF-Vorstand

Neuer Dachverband der europäischen Holzimporteure

Im Juli 2009 ist mit der European Timber Trade Federation (ETTF) ein neuer Dachverband des europäischen Holzimports entstanden. Der neue Verband ist ein Zusammenschluss der drei bereits bestehenden Verbände UCBD (Laubholz), UCBR (Nadelholz) und UCIP (Holzwerkstoffe). Vorstandsmitglieder sind Armand Stockmann, Belgien, Andreas von Möller, Deutschland, und Raul Dedonder, Belgien. Als Generalsekretär wurde der Holländer André de Boer berufen. Über die Zielsetzung des neuen Verbandes sprach ParkettMagazin mit Vorstand Andreas von Möller, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Hamburger Firma Jacob Jürgensen Uniwood GmbH.

ParkettMagazin: Trifft es zu, dass es sich bei der ETTF nicht um eine Fusion dreier Verbände, sondern ausschließlich um einen neuen Dachverband handelt? Anders ausgedrückt: Der Nadelholzverband UCBR, dem Sie als Präsident vorstehen, wird trotzdem fortbestehen?

Andreas von Möller: Ja, das ist richtig. Die ETTF ist ein Dachverband, der die gemeinsamen Interessen der schon seit vielen Jahren existierenden europäischen Dachverbände der einzelnen Sparten des Holzimporthandels zusammenfasst. Dabei wollen Sie den Namen ETTF vorerst als Arbeitsbezeichnung verstehen. Ob es dann letztendlich bei den Namen ETTF und UCBR bleibt, kann ich heute noch nicht beantworten.

ParkettMagazin: In Ihrer Pressemitteilung hieß es, die Verbände wollen in Zukunft "enger zusammenarbeiten". Was heißt das konkret?

von Möller: Die Mitgliedsverbände von UCBD, UCIP und UCBR werden in Zukunft jährlich einmal getrennt und einmal gemeinsam tagen. Bei den gemeinsamen Tagungen wird es dann möglich sein, die übergreifende Interessen herauszuarbeiten und gemeinsame Strategien zu entwickeln.

ParkettMagazin: Sie selbst sind im Hauptberuf im operativen Holzhandel tätig. Ist dies bei Ihren Vorstandskollegen und Ihrem Generalsekretär genauso?

von Möller: Alle Vorstandskollegen sind im Hauptberuf Unternehmer im Holzimporthandel und stehen täglich an der Front im operativen Geschäft. Unser Generalsekretär André de Boer ist im Augenblick noch gleichzeitig Geschäftsführer des holländischen Verbandes. Er wird sich allerdings in naher Zukunft ausschließlich auf seine Funktion als Generalsekretär der ETTF konzentrieren.

ParkettMagazin: Warum haben Sie Holland und nicht Belgien/Brüssel als Verbandssitz gewählt?

von Möller: Die Wahl des Sitzes des Verbandes war eine praktische Entscheidung und hängt mit dem Wohnsitz des Generalsekretärs zusammen. Die ETTF ist allerdings in Brüssel bereits "registriert". Einerseits lassen wir regelmäßig von uns hören und andererseits wurde die ETTF bereits als Vertreter des Holzimportes bei den zuständigen Instanzen in Brüssel angemeldet.

ParkettMagazin: Wie viele Mitgliedsfirmen gehören den drei Verbänden ungefähr an und welche Umsatzgröße steht hinter dem ETTF?

von Möller: Diese Frage kann ich nicht konkret beantworten. Der UCBR hat zum Beispiel keine einzige Mitgliedsfirma. Die Mitglieder des UCBR sind die nationalen Holzimportverbände der verschiedenen europäischen Länder. Bei den anderen Mitgliedern des ETTF verhält es sich genauso.

ParkettMagazin: Gab es Überlegungen, sich der FEBO anzuschließen? Welche Unterschiede bestehen zwischen ETTF von FEBO?

von Möller: Ich denke, dass es nicht sinnvoll gewesen wäre, sich FEBO anzuschließen. Zwar verbinden uns viele gemeinsame Interessen und wir führen viele kollegiale Gespräche. Beide Verbände eint die Interessenvertretung des Holzhandels. Dabei fokussiert ETTF auf den Holzimport. FEBO hingegen hat seinen Arbeitsschwerpunkt eher im Holz-Groß- und -Einzelhandel.

ParkettMagazin: Febo hat kürzlich eine deutliche Gegenposition zu der von der EU geplanten Gesetzgebung zum Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag bezogen. Welche Position vertritt die ETTF und welche Schritte werden Sie unternehmen?

von Möller: ETTF hat sich nahezu gleichlautend geäußert. Wir vertreten hier absolut die gleichen Auffassungen. Selbstverständlich werden wir unsere Position mit Nachdruck in Brüssel vortragen, wann immer sich dazu die Gelegenheit bietet. Jüngste Entwicklungen zeigen auch schon, dass die Gesetzesvorlage vom Frühjahr 2009 in dieser Form wohl kaum durchsetzbar sein wird.

ParkettMagazin: Unterstützen Ihre Mitglieder den Handel mit zertifizierten Holzprodukten und wenn ja, welcher Prozentsatz Ihres Sortiments stammt bereits aus nachhaltiger und gleichzeitig zertifizierter Fortwirtschaft.

von Möller: Wir unterstützen zu 100% eine nachhaltige Forstwirtschaft. Ferner unterstützen wir zu 100% den ausschließlich legalen Holzeinschlag und den sich daraus entwickelnden Handel mit Holzprodukten. Selbstverständlich unterstützen wir auch die zertifizierte Fortwirtschaft und stellen mit Freude fest, dass sich die Verfügbarkeit zertifizierter Holzprodukte stetig ausweitet.

ParkettMagazin: Wie beurteilen Sie die Wettbewerbssituation zwischen FSC und PEFC?

von Möller: Diesen Wettbewerb halten wir für vollkommen entbehrlich. Offen gesagt halten wir den manchmal spürbaren Monopolanspruch des FSC für unangebracht. Lassen Sie mich die Situation mit einem Beispiel aus der Automobilindustrie verdeutlichen. BMW und Mercedes bauen beide gute Autos, jeder will gern Jahr für Jahr mehr Autos verkaufen, ohne dabei den Anspruch zu haben, den jeweils anderen Anbieter "platt" zu machen.

ParkettMagazin: Wie stehen Sie zu dem Plan Russlands, eine dramatische Erhöhung eines Exportzolls auf Rundholz vorzunehmen? Ist dies nur Drohgebärde, um wirtschaftliche Gegenleistungen aus Westeuropa zu bekommen oder sehen Sie den höheren Zoll tatsächlich kommen?

von Möller: Beim russischen Exportzoll handelte es sich natürlich nicht vordergründig um eine Maßnahme, zusätzliche Einkünfte zu generieren. Politisches Kalkül steht und stand dahinter. Die westeuropäische Industrie sollte sanft gezwungen werden, in Russland zu investieren, um eine zusätzliche Wertschöpfung im Ursprungsland zu erreichen. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen. Deshalb halten wir die Aussetzung der dritten Zollstufe für logisch und auch richtig.

ParkettMagazin: Zum Abschluss noch einige Fragen zu Ihrer Firma: Natürlich interessiert unsere Leser eher Ihr Holz- und weniger Ihr Papiergeschäft. Versteht sich Jacob Jürgensen als Rohstoffhändler und Partner der holzverarbeitenden Industrie oder als Importeur von Fertigware für den Groß- und Einzelhandel?

von Möller: Jacob Jürgensen Uniwood ist im Bereich der Einfuhr von Holz tätig und versteht sich im hohen Maße sowohl als Partner der holzverarbeitenden Industrie als auch des Holzhandels. Wir handeln sowohl mit Schnittholz als auch mit Fertigprodukten aus Holz. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir grundsätzlich keine öffentlichen Aussagen über die jeweiligen Umsatzanteile machen.

ParkettMagazin: Man hört im Zusammenhang mit der aktuellen Wirtschaftskrise von dramatischen Rückgängen der Tropenholzexporte, deutlich reduzierten Exporten von Holzprodukten aller Art aus Finnland und von erheblichen Produktionsrückgängen bei Parkett in Deutschland, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie sind Sie bisher durch die Krise gekommen?

von Möller: Die Holzimportkrise dauert nun schon mehr als zwei Jahre an. Wir haben uns einige blaue Flecken geholt und tragen ein engeres Hemdchen, aber wir haben einen hungrigen Magen. Ich denke, wir haben uns dem schwierigen Umfeld gut angepasst und werden gestärkt aus der Krise herauskommen.

ParkettMagazin: Auf der anderen Seite veröffentlichen diverse Handelskooperationen durchaus positive Umsatzentwicklungen. Können Sie diesen scheinbaren Widerspruch erklären?

von Möller: Wir beobachten die von Ihnen angesprochenen Handelskooperationen sehr genau. Im Einkauf sind wir bisweilen Mitbewerber. Wir glauben, dass die Attraktivität der Kooperationen in Zeiten gesättigter Märkte eher geringer werden wird.

ParkettMagazin: Sehen Sie den bereits oft zitierten "Silberstreif am Horizont"?

von Möller: Umsätze, Preise und Mengen erholen sich, aber erst sehr langsam. Ein Lageraufbau ist noch nicht feststellbar. Allerdings wird bereits ganz munter für den leicht ansteigenden Verbrauch gekauft.



Jacob Jürgensen Uniwood in Kürze

Jacob Jürgensen Uniwood GmbH
Hans-Henny-Jahnn-Weg 9
22085 Hamburg
Tel: 040 227050
www.juergensen.de

Geschäftsfelder: Import von Schnittholz, Hobelware, Halbfabrikaten, Fertigprodukten und Pellets aus Holz. Bei Fertigprodukten handelt es sich vorwiegend um Massivparkett aus Nordamerika.
Muttergesellschaft: Jacob Jürgensen GmbH & Co. KG
Geschäftsführende Gesellschafter: Andreas Franke, Stefan Prodöhl, Wrold E. Wroldsen und Andreas von Möller
Tochtergesellschaften: Interwood s.r.l./Italien und Polwood International Sp. z o.o./Polen
Mitarbeiter: 25
Umsatz: über 40 Mio. EUR
aus Parkett Magazin 06/09 (Wirtschaft)