Versammlung der Innung Parkett und Fußbodentechnik Nord-Ost
Lichtblicke und Problemzonen im Handwerk
Im Osten funktioniert die Gemeinschaft - das bewiesen die Mitglieder von Deutschlands größter Parkettlegerinnung Nord-Ost durch ihr zahlreiches Erscheinen auf der Herbstversammlung auf Rügen. Neben Ehrenobermeister Bernhard Assing und Ehrenmitglied Horst Lischke konnten auch 7 neue Gast- und Fördermitglieder begrüßt werden. Begleitet wurde das Zwei-Tage-Ereignis durch eine kleine, aber in der Vielzahl der Teilnehmer beachtliche Fachausstellung.Auftakt der zweitägigen Versammlung der Innung Nord-Ost ist traditionell der Bericht des Obermeisters Joachim Barth, gleichzeitig Bundesinnungsmeister. Wie von ihm gewohnt, legte er seinen Finger in etliche offene Wunden. Eine Zusammenlegung der Berufe im Fußbodenbereich (Estrich, Bodenleger, Parkett) zu einer Berufsgruppe scheitert nach seiner Einschätzung bislang an "vielen Betonköpfen" in den einzelnen Gewerken. Zu wenig Gedanken, meint Barth, macht sich das Handwerk zu einer an Marktbedingungen angepassten Handwerksordnung. Er kündigte an, hier selbst mit Vorschlägen die Initiative ergreifen zu wollen. Ziel könnte sein, einen für alle Berufe komplett freiwilligen Meisterbrief einzuführen. Der würde damit zu einem echten Qualitätsmerkmal werden. Außerdem sollte eine neue Anlage zur Handwerksordnung alle gefahrgeneigten Arbeiten auflisten, die dann nur vom Fachbetrieb ausgeführt werden dürfen. Mindestvoraussetzung für einen Fachbetrieb ist für den Obermeister, dass dieser eine Ausbildungsbefugnis hat und ausbildet.
Konflikte gibt es mit der Zusatzversorgungskasse (ZVK) des Malerhandwerks. Die hat einer Reihe von Parkett- und Bodenlegerbetrieben die Aufforderung geschickt, sich dieser Kasse anzuschließen. In der Tat müsste, wer nicht über eine Innung tariflich an eine Berufsorganisation gebunden ist, Mitglied einer ZVK werden. Parkett- und Bodenlegerbetriebe sind aber über eigene Innungen Mitglied im Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und haben eigene Tarifverträge. Außerdem beschäftigen sie in der Regel keine Maler und Lackierer. Der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik hat es dem Malerhandwerk daher untersagt, Parkett- und Bodenleger mit Aufforderungen zum Kassenbeitritt zu verwirren.
Als neue Bürokratie und "Abzocke" beschreibt Joachim Barth die Forderungen zur Präqualifikation von Betrieben. In Sachsen und Sachsen-Anhalt sei solche Zertifizierung schon Pflicht, in Thüringen steht sie vor der Tür. Für rund 500 EUR kann sich ein Betrieb von bestimmten Firmen oder Organisationen präqualifizieren lassen und erhält damit die Bescheinigung, dass er bisher gut gearbeitet hat. Die Vorlage einer solchen Bescheinigung kann künftig für Aufträge der öffentlichen Hand bald bindend sein. Bundesinnungsmeister Barth hält die Präqualifizierung aber für eine Diskriminierung bewährter Meisterbetriebe. Sein Fazit: "Leider schweigt das Handwerk, füllt den Fragebogen aus und zahlt."
Mehr Bürokratie und Aufwand wird bald auch die Restauratoren-Ausbildung prägen. Der Gesetzgeber will die vorgeschriebene Kursdauer von 400 auf fast 700 Stunden erhöhen, weil es für das Tischlerhandwerk bereits eine vergleichbar lange Zusatzausbildung gibt. Das würde für Parkettleger die Kosten stark erhöhen und den Anreiz senken, sich der interessanten aber anstrengenden Spezialausbildung zu unterziehen. "Wer sich also zum Restaurator ausbilden lassen möchte", rät der Bundesinnungsmeister, "sollte den nächsten 400-Stunden-Kurs nutzen."
Bedenkliche Resultate aus dem MaschinenkursLehrlingswart Gerd Zellhuber nannte die aktuellen Lehrlingszahlen. Insgesamt bilden die Betriebe der Innung Nord-Ost derzeit 275 Lehrlinge aus. Von denen werden an der Schule Plauen 72 Parkettleger sowie 27 Bodenleger beschult. In Berlin ist das Verhältnis umgekehrt. Dort stehen 25 Parkettlegern 151 Bodenleger gegenüber.
"Die Ausbildung muss besser werden", mahnte Zellhuber und forderte mehr Aufmerksamkeit der Lehrherren. In dem Zusammenhang berichtete er über "katastrophale Zustände" während eines Maschinenkurses im Oktober. Vandalismus in den Toiletten, gegenseitiges Bestehlen und schlechte Arbeitsergebnisse zeichneten ein bedenkliches Bild der Lehrlingsmotivation. "Warum lassen sich die Betriebe die Arbeitsproben eines Kurses nicht zeigen?" Dass die Qualität der Lehre stark am Ausbildungsbetrieb hängt, bekräftigt auch Joachim Barth und unterstrich: "Gute Handwerker sind das Kapital eines Betriebes."
aus
Parkett Magazin 01/10
(Wirtschaft)