High Point Market, USA

Markt im Umbruch - die Frühjahrsmesse in High Point


Dieses Jahr feierte der High Point Market, die internationale Messe für Möbel und Heimtextilien, sein 100-jähriges Jubiläum. Doch die Erwartungen der Händler, die sich im April zur Messe aufmachten, waren nicht allzu hoch. Zu viel war in der Weltwirtschaft seit Oktober letzten Jahres passiert. Alles hielt nun Ausschau nach Zeichen für eine Besserung der Auftragslage, nach einem Signal, dass die Wirtschaft dabei ist, sich zu fangen, und die Talsohle erreicht ist. So bemerkte Brian D. Casey, Präsident und CEO des Veranstalters High Point Market Authority: "Die Mehrheit der Aussteller in High Point hat sich in diesem Frühjahr für einen offensiven Auftritt entschieden und war besser auf die Messe vorbereitet als je zuvor. Diese Händler nutzten ihre Chance auf eine Vergrößerung ihres Marktanteils durch zusätzliche Anstrengungen bei Produktentwicklung und Marketing - mit dem Ergebnis, dass viele dieser Unternehmen jetzt Rekordauftragszahlen melden."

Die Offensive in der Produktentwicklung kam bei den Käufern gut an, denn diese sind auf ein unverbrauchtes und lebendiges Angebot angewiesen, um Kunden in ihre Geschäfte zu locken. "Nichtstun" war hier jedenfalls keine Antwort auf die aktuelle Wirtschaftslage. Die wichtigen Einkäufer der unabhängigen Möbelhäuser und Handelsketten waren auf der Suche nach werthaltiger Ware als Umsatzgarant. Einige Firmen, so zum Beispiel Kaleen, die mit Neuzugängen bei den Paula-Deen-Kollektionen aufwarteten, oder Jaunty mit ihren erfolgreichen Show-Time-Reihen trauten sich sogar, hinter vorgehaltener Hand zuzugeben, dass ihre Geschäfte so gut wie im Vorjahr oder besser liefen.

Beim Gang durch die Hallen fielen einige Veränderungen auf. Manche Teppichanbieter, wie Sphinx by Oriental Weavers und Couristan, hatten diesmal auf eigene Ausstellungsräume in High Point verzichtet. Ihren Platz nahmen neue Aussteller ein. Andere Firmen hatten ihre Ausstellungsfläche vergrößert, wieder andere waren in kleinere Bereiche umgezogen. Surya stellte auf größerer Fläche aus, wogegen Nourison nur mit einem sehr kleinen Stand im Showplace-Zentrum vertreten war. Der Aussteller Loloi Rugs war zwei Mal anzutreffen - einmal im ICFF-Gebäude, das andere Mal am Standort Kivett Street. Neulinge in der Szene waren die Firmen Continental Rugs, Abu Rug & Home sowie HighCountryRugs.com. Im neuen Boutique-Bereich des Market-Square-Gebäudes präsentierte Eliko Antique and Decorative Rugs authentische europäische Teppiche zusammen mit seiner Antikmöbel-Kollektion.

Safavieh rollte als Mitveranstalter einer festlichen Party dem hochklassigen Design den roten Teppich aus. Hauptanziehungspunkt war Safaviehs kleiner Kreis renommierter und prominenter Designer: Thomas OBrien, Suzanne Kasler, Thom Filicia und David Easton waren zugegen und mischten sich kontaktfreudig unter die Gäste. Über 600 Einzelhändler, Designer sowie die Medien zählten zu den Besuchern.

Den Wandbehang des großen Partyzelts im Century Courtyard bildete eine Auswahl aus den neuesten Teppichkreationen der vier Designer.

Bei Safavieh war auf diesem High Point Market außerdem die Premiere der Home Collection von Thom Filicia zu erleben, einer umweltfreundlichen Modellreihe aus einem Garn, das aus recycelten Mineralwasserflaschen gewonnen wurde, sowie einer handgetufteten Kollektion aus Woll- und Viskosegarnen. Martha Stewart Rugs stellten erstmals in der Kategorie der handgetufteten Teppiche fünf hochwertige Teppiche vor.

Bei Surya Rugs sah man dieses Frühjahr wieder Neues in den Produktreihen aus passendem Zubehör, das ergänzend zu den Teppichen angeboten wird, so zum Beispiel nummerierte und signierte Kunstobjekte, handgearbeitete Kissen und Polster. Die Candice-Olsen-Linie des Hauses war um mehr als 25 neue Modelle erweitert worden. Auch feierten weitere Kollektionen bei Surya ihr Debüt, darunter die aus edler Neuseelandwolle gefertigte Vintage Collection mit gedämpften Farbnuancen.

Gab es also in diesem Frühjahr irgendwelche herausragenden Trends und Stile? Ökologische und umweltfreundliche Produkte waren weiterhin im Blickpunkt und gefragt. Bei den Farben schoben sich zwei Farbtöne - Stahlblau/-grau sowie Schwarzweiß-Kombinationen - in der Beliebtheitsskala nach oben. Wie schon zuvor waren Dessins aus eleganten Damaststoffen in zahlreichen Größen und Farbstellungen vertreten. Eindrucksvolle Damaststoffe hatte die bekannte Designerin Martha Stewart bereits vor einiger Zeit vorgestellt; mittlerweile findet man diesen Stil in vielen Variationen. Zahlreiche Teppiche wiesen eine ausgeprägte Textur und Griffigkeit auf. Charakteristisch für das Dessin waren entweder ein besonders hoher/niedriger Flor oder eine deutliche Schur rund um das Dessin. Hochwertige Langflor-Teppiche wurden von vielen Unternehmen in aktuellen Farben neu aufgelegt, wobei manche auch Garne mit glitzernder oder schimmernder Optik verwendeten.

Ein Beispiel hierfür ist der Safari 325 Zebra von Capel Rug, bei dem sich die Strucktur mit der Schwarzweiß-Farbkombination verbindet. Seine exklusive Konstruktion aus doppeltem Chenillegewebe vereint eine fühlbare Textur mit einem herrlichen Griff. Ein anderes Beispiel wäre der Damask 630, der sich gut für eine Kollektion zur Verwendung im Umfeld von Schwimmbecken oder für Innenhöfe eignet. Solche Stücke stehen eindeutig für den aktuellsten Teil des derzeitigen Stilspektrums.

Für die Trans-Ocean Group stellte Liora Manné als neue Kollektion die Loopé Collection vor. Hier wird jeder Teppich nach dem einzigartigen, patentierten Lamontage-Verfahren gefertigt. Dickes, grobes Garn wird von Kunsthandwerkern zu farbigem Acrylgewebe von Hand verknüpft. Aus diesem Stück Kunsthandwerk entsteht anschließend durch Vernadeln ein haltbarer, praktischer Bodenbelag. Diese Teppiche sind im Innen- wie im Außenbereich einsetzbar und leicht zu reinigen.

Obwohl also die Wirtschaft insgesamt lahmt und oftmals Sätze fielen wie "Diese Zeiten sind nicht einfach", ging hier das Geschäft seinen Gang und für manche sogar einen recht guten. Viele Händler wählten eine offensive Strategie, präsentierten sich von ihrer besten Seite und gingen damit ihre Probleme frontal und erfolgreich an. Trotz eines mageren - um ca. 8 % rückläufigen - Besucheraufkommens gab es zum Glück doch Anzeichen für ein Ende der Durststrecke.
aus Carpet Magazin 03/09 (Wirtschaft)