EUCA-Jahreshauptversammlung, Hamburg

Reger Austausch zur Situation der Branche


In den letzten Jahren kamen immer weniger Mitglieder zur Jahreshauptversammlung von EUCA, dem Verband der europäischen Teppichimporteure. Am 24. November 2009 jedoch war die EUCA-Geschäftsstelle in Hamburg gut besucht, der Informations- und Diskussionsbedarf scheint zugenommen zu haben.

Auf der Tagesordnung stand nicht nur die Wahl des neuen Vorstands, sondern unter anderem die Import-Statistiken, die laut Dr. Ali Ipektchi, 1. Vorsitzender von EUCA, "so einfach nicht stimmen können." Nicht nachvollziehbar seien vor allem die Daten bei Türkei und China: So sollen im ersten Halbjahr 2009 70 % mehr Teppiche aus der Türkei in die EU importiert worden sein als im Vorjahreszeitraum. Demnach hätte die Türkei Indien mengenmäßig als größten Exporteur handgeknüpfter Teppiche abgelöst.

Aus der Türkei sollen in diesem Zeitraum mehr als 1,7Mio. m2 dieses Produktbereiches allein nach Österreich exportiert worden sein. Zum Vergleich: Der Export nach Deutschland soll aus allen Ländern zusammen nur bei 1,2Mio. m2 gelegen haben. Allein ein Einwohnervergleich beider Länder legt die Vermutung nahe, dass hier Zahlen falsch gemeldet werden. Richtig erklären könne sich diese Zahlen laut Ipektchi niemand, doch es wird vermutet, dass in diese Statistiken auch Maschinenwebteppiche einfließen.

Ein zentrales Thema war die Situation des handgeknüpften Teppichs im Handel. Der Trend zu sehr günstiger Ware oder aber sehr hochwertiger Ware wurde bestätigt, mittlere Preislagen spielen demnach kaum mehr eine Rolle. Einigkeit herrschte auch darüber, dass im Handel vor allem Langflorteppiche im Fokus der Werbung stehen. Gleichzeitig werde dem hochwertigen geknüpften Teppich immer weniger Fläche geboten und er vor allem über Rabatte verkauft - ein fatales Signal an den Konsumenten, der die Wertigkeit dieser Ware nicht mehr realistisch einschätzen könne. Ein diskutierter Lösungsansatz ist eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit, wie die enge Zusammenarbeit mit Wohnzeitschriften. Lösungsmöglichkeiten soll ein neu eingerichteter Arbeitskreis erarbeiten.

Mit ihrem Besuch der Jahreshauptversammlung unterstrichen Susanne Klaproth, Projektleiterin bei der Deutschen Messe AG für die Domotex und Thilo Horstmann, Projektreferent für handgefertigte Teppiche, ihr Engagement für diesen Produktbereich bei der Teppich-Leitmesse. Beide klärten über die Veränderungen durch den Umzug in die Nordhallen auf und erläuterten die Vorteile: Vermeidung langer Wege, die gute Lage der Hallen zu Haupteingang Nord 1 und Reduzierung von Leerflächen durch Schließung der Halle 22. Den Umzug sieht Klaproth als "Lernprozess, den Aussteller und Besucher durchlaufen müssen".

Einen dringenden Appell richtete Klaproth noch an alle Aussteller der Hallen 19-23: Da die Messe bis einschließlich Dienstag dauert, sollten die Stände auch erst am Dienstag nach Messeende abgebaut werden und nicht bereits einen Tag vorher: "Die Messebesucher erwarten auch am letzten Tag besetzte Stände und kein Abbauchaos in den Hallen. Geschäfte können bis zur letzten Messeminute gemacht werden - diese Chance sollte jeder Aussteller nutzen." Für den Fall, dass gegen die Messeregeln verstoßen wird, erwägt die Messeleitung Restriktionen.

Ein Thema, bei dem viel Unsicherheit herrscht, ist die EU-Chemikalienverordnung REACH. Prinzipiell gilt, dass nur noch chemische Stoffe in Verkehr gebracht werden dürfen, die vorher bei der entsprechenden Behörde registriert wurden. In wie weit diese Verordnung im Teppichbereich greift, ist unklar: "Es fängt damit an, dass jeder Importeur die chemische Zusammensetzung sämtlicher Materialien kennen und von diesen die jeweilige Menge jedes einzelnen Inhaltsstoffe angeben sollte", erläuterte Ipektchi. "Doch wer weiß schon, mit welchen Substanzen in den Herstellerländern wirklich gearbeitet wird?" Um Klarheit für die Mitglieder zu schaffen, wird derzeit an einem Leitfaden zum Thema gearbeitet.

Die Wahlen zum siebenköpfigen EUCA-Vorstand brachten zwei Neubesetzungen: Die beiden Hamburger Importeure Rasoul Rasavi und Erik Dilmanian zogen sich aus dem Gremium zurück. Während Rasoul Rasavi wegen eines Wohnortswechsels von einer weiteren Kandidatur abgesehen hat, wollte Erik Dilmanian zu seinem Schritt "öffentlich keine Gründe nennen". Auf ihre Plätze wurden Tobias Graebener (Talis) und Peter Meumann (Meumann) einstimmig gewählt. Wiedergewählt wurden Dr. Ali Ipektchi als 1. Vorsitzender, Ulrich Assmann, Peter Höge, Noroozali Taleblou und Jalil Safavi.
aus Carpet Magazin 01/10 (Wirtschaft)