Christian Dierig, Dierig Holding

Gemeinsam mehr bewegen


Die Frage, ob wir mit dem letzten Jahr zufrieden waren, kann man seriös in der textilen Sparte nicht mit "Ja" beantworten. Selbst wenn das eigene Unternehmen mit einem "blauen Auge" davongekommen ist, so ist doch in der Branche ein nachhaltiger Schrumpfungsprozess eingeleitet worden, der nicht mehr rückgängig zu mache ist. In der Krise hat sich leider der Prozess zum preiswerten Produkt beschleunigt und damit das Markenprodukt geschwächt. Dies ist bedauerlich, da der deutsche Konsument bei Textilien eh dazu neigt, Preis statt Qualität zu kaufen. Im letzten Jahr hat ein starker Rückgang stattgefunden, und auch in diesem Jahr werden einige Anbieter oder auch Produkte vom Markt verschwinden. Dies ist bedauerlich, da wir einer weiteren "Amerikanisierung" der Verhältnisse entgegenstreben, was sehr oft mit einer Angebots-Verödung einhergeht. Insbesondere in Deutschland ist das Bettwäschegeschäft schwierig, zum einen wegen Karstadt und Quelle, zum anderen ist natürlich der Branchenumsatz insgesamt zurückgegangen. Im selben Atemzug ist das Geschäft auch durch eine völlig verfehlte Messepolitik erschwert worden. Bereits die Heimtextil 2009 hat gezeigt, dass die Struktur falsch ist, und sie wird nun verschlimmbessert, so dass wir auch von einer schlechten Messe 2010 ausgehen. Nachdem hier Argumente nicht erwünscht sind, wird man sehenden Auges in diesem Jahr wieder unangenehme Diskussionen führen, die die Messe nicht veranlassen werden, etwas zu verbessern. All dies schadet unserer Branche, und dadurch entsteht natürlich ein sehr harter Wettbewerb zwischen den einzelnen Anbietern, der so weitergehen wird. Wie bereits mehrfach an dieser Stelle bemängelt, fehlt die zusammenführende Klammer entweder eines starken Verbandes oder der Wunsch der einzelnen Anbieter, gemeinsam mehr zu bewegen. Die Chancen für einen wirtschaftlichen Aufschwung in 2010 sind naturgemäß gering. Hie und da gibt es sicher Sonnenschein und Chancen, aber in der Summe sehe ich einen wirtschaftlichen Aufschwung insbesondere im textilen Konsumbereich nicht. Sowohl die textilen Anbieter als auch der entsprechende Handel müssen sich in diesem Jahr warm anziehen. Wenn man aus der größten Nachkriegskrise kommt, kann man keine riesigen Sprünge erwarten. Dennoch ist es der falsche Weg, in Depressionen zu verfallen, da Marktbereinigungen und Marktveränderungen auch eine Chance sein können.
aus Haustex 01/10 (Wirtschaft)