Interview Mattes & Ammann / Dunlopillo

Eine Matratze mit Charakter

Köln - Der schwäbische Textilhersteller Mattes & Ammann zeigt sich mit einer bisher einzigartigen Designserie für Matratzenstoffe von einer ganz neuen Seite. Auf der imm cologne präsentierte er dem Matratzenhersteller Dunlopillo seine Idee von kräftigen Farben und Ornamenten. Haustex war exklusiv dabei.

Haustex: Mattes & Ammann wagt sich mit einer außergewöhnlichen Designserie für Matratzenstoffe derzeit sehr weit vor. Worin liegt denn das Wagnis eigentlich?

Scharnowski: Es ist so, dass wir mit der Serie "Textile Vision 2010/2011" weggehen von den sterilen und funktionalen Matratzen, wie man sie in Deutschland kennt. Mit drei verschiedenen Linien setzen wir auf Farben und Muster, wie es das hier bisher nicht gab.

Mattes: Damit ergänzen wir den Markt, um dem Kunden etwas zu bieten, was ihn beglückt. So hoffen wir jedenfalls.

Scharnowski: Wie hier zum Beispiel die Serie "Organic Technic" zeigt. Man kann sehr schön mit leichten, seidigen Maschenbildern arbeiten. Dazu dann aquablaue, minzgrüne oder bronzene Farbtöne, die sich in organischen Formen wie Ellipsen und Waben wiederfinden. Naturbelassen und trotzdem modern.

Haustex: Frau Schießer, was halten Sie von der Idee?

Schießer: Also mich überzeugt vor allem die Extravaganz. Das Design ist so gewählt, dass wir als Hersteller eigene Vorstellungen mit einbringen können. Die klaren Strukturen und floralen Muster dieser Serie finde ich prima. Die Farben sind dezent, und es besteht die Möglichkeit, zusätzliche Ausrüstung mit anzubieten. Das macht die Linie glaubwürdig.

Haustex: Was genau ist mit Ausrüstung gemeint?

Keinath: Organic Technic bedeutet, dass die Natur in Symbiose mit der Technik steht. So kann der Endverbraucher zu dem besonderen Design auch Stoffe mit Schmutz abweisenden und antibakteriellen Oberflächen bekommen. Funktion und Design bilden eine Einheit.

Aygün: Das ist ein überzeugendes Verkaufsargument, muss man klar sagen. Beeindruckend finde ich aber auch die beiden anderen Designvorschläge "Urban" und "Culture Crossing". Sie stellen das Produkt selbst in den Vordergrund. Die Matratzen bekommen einen Charakter und erzählen eine Geschichte, ohne dass Bildwelten oder Emotionen hinzugefügt werden müssen.

Scharnowski: Richtig. Wir spielen mit Sehnsüchten, fremden Kulturen wie dem Orient. Das Thema findet sich hier auf der Messe gerade überall. Die warmen Farben - Gold, Rubinrot, Sonnenorange - sorgen beim Betrachter für Geborgenheit.

Schießer: Das ist wirklich gut durchdacht, eine schöne Linie, die den Matratzen die Sterilität nimmt.

Sickenberger: Genau das ist es ja: Die Stoffe machen neugierig, und der Endverbraucher geht darauf zu. Häufig schafft der Verkäufer es nicht, seinen Kunden an das Produkt heranzuführen. Das aber ist ausschlaggebend dafür, dass er sich auf Verkaufsgespräche einlässt. Die Zeit ist reif für Farbe!

Haustex: Ist das so?

Aygün: Das ist das Problem: Wir wissen es nicht. In Frankreich und Italien ist es ganz normal, dass die Matratzen farbig und bemustert sind. Hier war das bisher unerwünscht.

Schießer: Ja, aber man muss das wahrscheinlich über den Lifestyle-Aspekt angehen. Der ist auch in Deutschland wichtig. Die Matratze kann zu etwas werden, das man gerne zeigt und wofür die Leute bereit sind, Geld auszugeben. Zumindest sehe ich den Bedarf für eine bestimmte Zielgruppe. Ich denke, wenn wir das Angebot kategorisieren, überfordern wir die Kunden nicht und können gleichzeitig beobachten, wie sie reagieren.

Scharnowski: Allein die Tatsache, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist, lässt auf positive Reaktionen schließen. Die Serie "Urban" mit ihrer schlichten Eleganz und authentischen Materialien. "Culture Crossing" als Mix unterschiedlicher Kulturen, was eine gewisse Faszination hervorruft, und natürlich "Organic Technic" als klare und kristalline Linie. Die Menschen finden sich darin wieder.

Schießer: Die Marketingstory könnte direkt über das Produkt visualisiert werden, das war bisher nicht möglich. Ein Vorstoß in eine ganz neue Richtung.

Mattes: Da muss man den Mut haben, das auszuprobieren. Der Markt verändert sich ständig, das ist in unserer Branche ja nicht anders, und wir müssen uns darauf einlassen.

Haustex: Welchen Mehrwert kann man den Kunden denn noch mit auf den Weg geben?

Scharnowski: Die Serie ist so aufgezogen, dass sie an die neusten Trends aus der Mode- und Möbelwelt anknüpft. Man kann also die Matratzenstoffe mit dem gesamten Schlafraum in Verbindung bringen. Passende Bettwäsche, Bettbezüge und Möbel. Das Gesamtbild überzeugt am Ende. Die derzeitigen Beispiele, wie sie in den Mustermappen zu sehen sind, sind bewusst übertrieben dargestellt, damit man erkennt, worum es geht. Die gestrickten Stoffe lassen sich auch anders gestalten. Die Umsetzung ist vielseitig. Statt starker Farben kann man auf Effektgarne oder auch Edeltierfasern setzen. Die Wertigkeit steigt damit noch mehr an.

Haustex: Hochwertige und zugleich innovative Produkte. Eigentlich eine unschlagbare Kombination.

Schießer: Ja, sicher. Dennoch sind wir Teil eines Käufermarktes. Der Kunde bestimmt also, was er will und wir müssen es ihm bieten. Vielleicht geht es gut, vielleicht auch nicht. Das lässt sich wohl tatsächlich erst sagen, wenn wir das Design anbieten. Also ich denke, wir werden uns an die Muster herantrauen. Ob wir aber so richtig in die Vollen gehen und kräftige Farben verwenden, möchte ich an dieser Stelle noch offen halten.

Keinath: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Aygün: Das wird sich dann zeigen.

Gesprächsteilnehmer:
- Christoph Larsen-Mattes, Geschäftsführer Mattes & Ammann
- Eva Scharnowski, Dipl.-Designerin bei Mattes & Ammann
- Eberhard Keinath, Leiter der Heimtexabteilung Mattes & Ammann
- Stefan Sickenberger, Außendienstmitarbeiter bei Mattes & Ammann
- Petra Schießer, Produktmanagerin Dunlopillo
- Emel Aygün, Marketingmanagerin Dunlopillo
aus Haustex 03/10 (Wirtschaft)