10. Internationales Sachverständigentreffen in Schweinfurt

Breites Spektrum des Fußbodenbaus abgedeckt

240 Teilnehmer, 20 Aussteller - die Zahlen zum Internationalen Sachverständigentreffen in Schweinfurt konnten sich auch 2009 sehen lassen. Maßgeblichen Anteil daran hatte wieder einmal Tagungsleiter Heinz-Dieter Altmann. Er wurde für seine langjährigen Verdienste vom BEB-Präsidenten Heinz Schmitt mit der BEB-Ehrennadel ausgezeichnet. Wieder einmal deckten die Vorträge das breite Spektrum des Fußbodenbaus ab. FussbodenTechnik fasst einige der Vorträge in neuer übersichtlicher Form zusammen.

Vortrag 1



Kuno Spöth: Spachtelmassen auf Gussasphaltestrichen bzw. bitumösen Untergründen

Kuno Spöth verzichtete auf sein Referentenhonorar zugunsten der Hinterbliebenen des verstorbenen Sven-Olaf Skottke, der den Vortrag ursprünglich halten sollte. Für die Ausbildung von Skottkes Töchtern kamen bei einer Spendensammlung unter den Sachverständigen und Industrievertretern mehr als 2.000 EUR zusammen.

These: Schäden an Gussasphaltestrichen entstehen häufig durch die falsche Wahl der Materialzusammensetzung oder Fehler beim Mischvorgang.

Inhalt: Die Eigenschaften des Gussasphaltestrichs lassen sich durch die Vielzahl der unterschiedlichen Bitumensorten beeinflussen. Ein Großteil der Schäden geht zurück auf die Nichtverträglichkeit der Spachtelmassen und Bodenbeläge mit den thermoplastischen Eigenschaften des Estrichs. "Wenn es im Gussasphaltestrich zu Eindrücken kommt, resultiert dies zu 80 % aus handwerklichen Ungeschicklichkeiten oder mangelhaften Untergründen - selten liegt es an dem Gussasphaltestrich selbst." Viele Schäden infolge der thermoplastischen Eigenschaften lassen sich durch den Einsatz von Calciumsulfatspachtelmassen vermeiden.

Zementspachtelmassen mit geringem Schwundmaß (< 0,2 mm/m) und dünner Auftragdicke eignen sich für Außenbereiche. Beschichtungen sind mit PMMA- und PU-Materialien möglich und bewährt. Gussasphaltestriche mit entsprechend standfesten Dämmschichten eignen sich bis zu Flächenlasten von 5 kN/m2. Vorsicht ist bei Punktlasten angesagt: Hier sollten Lasten von 1 bis max. 2 N/mm2 nicht überschritten werden.

Vortrag 2



Ingo Niedner: Auswertung eines Schadensfalles an einer Beschichtung

These: An Beschichtungen werden größere Anforderungen hinsichtlich Planung, Vorbereitung und Ausführung gestellt, als gemeinhin angenommen. Das Beispiel "Beschichtung erdberührter Magnesiaböden" belegt dies.

Inhalt: Beim Beschichten erdberührter Magnesiaböden wird immer wieder der schädliche Einfluss von Feuchtigkeit unterschätzt. Auch die Verwendung so genannter dampfdiffusionsoffener Beschichtungen auf wässriger Epoxidharzbasis garantieren keine absolute Sicherheit. Auch hier kann im ungünstigsten Fall mehr Wasser von unten in den Magnesiaestrich gelangen, als durch die Beschichtung nach oben entweichen kann. Mit handwerksüblichen Methoden kann dieser Vorgang im Vorfeld nicht geprüft werden. Demzufolge ist es aus fachlicher Sicht immer günstiger, in Fällen, in denen eine Durchfeuchtung von unten nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden kann, den Magnesiaestrich zu entfernen und falls erforderlich durch ein geeignetes zementäres System zu ersetzen.

Vortrag 3



Volker Brückner: Parkettböden in hygienerelevanten Bereichen

These: Das Thema Parkettböden in hygienerelevanten Bereichen nimmt zu, da immer mehr Einrichtungen des Gesundheitswesens hochwertig ausgestattet werden. Volker Brückner appellierte: "Wir müssen uns um dieses Thema kümmern. Wenn Sie sich damit beschäftigen, wird es sich lohnen."

Inhalt: Dass Parkettböden für hygienerelevante Bereiche geeignet sind, beantwortete Volker Brückner mit einem klaren "Ja" - mit Ausnahme von OPs. Parkett habe alle funktionalen Eigenschaften, die notwendig seien: Es kann barrierefrei eingebaut werden, es ist schwer entflammbar, es ist beständig gegen rollende Lasten und es ist arm an Emissionen. Außerdem ist Parkett beständig gegen Desinfektionsmittel und weist eine hohe Fleckenresistenz auf. Probleme gebe es ausschließlich bei der Pflege. Brückner schlug vor, bekannte Pflegemittel eventuell ganz wegzulassen und alternativ auf die Trockenpflege mit Pads umzusteigen. Er hat gute Erfahrungen mit blauen Pads gemacht, wenn es um matte Oberflächen geht. Nicht so gut seien hochglänzende, spiegelnde Oberflächen geeignet.

Vortrag 4



Heinz-Dieter Altmann: Verlegung von großformatigen Werksteinplatten auf Calciumsulfatestrichen

These: Calciumsulfatestriche bzw. -fließestriche sind sehr sichere Verlegeuntergründe. Sie zeichnen sich durch gute Volumenstabilität aus.

Inhalt: Bei Fließestrichen liegen die Ebenheiten in der Regel deutlich unter den Vorgaben der DIN 18202, Tabelle 3, Zeile 4. Großformate können deshalb ohne weitere Maßnahmen zum Ausgleich verlegt werden. Bei der Verlegung von Großformaten empfiehlt sich eine Verlegung im Buttering-Floating- oder im Dickbettverfahren. Der Verlegemörtel ist auf die Art der Werksteinplatte abzustimmen, um Verformungen möglichst zu unterbinden.
Der Calciumsulfatestrich ist immer vor der Feuchte des Verlegemörtels zu schützen. Bei Großformaten ist wegen des dickeren Kleber- und Mörtelbettes und des deutlich reduzierten Fugenanteils ein Reaktionsharzvorstrich zwingend erforderlich, der gut abgesandet werden muss. Alternativ ist bei Einsatz einer Dispersionsgrundierung zu prüfen, ob die Verwendung von schnellabbindenden, das Anmachwasser kristallin bindenden Mörtelsystemen möglich ist. In diesem Fall sind verbindliche Herstelleraussagen zu verlangen.

Problematisch sind Calciumsulfatestriche erst dann, wenn zusätzliche Feuchtebelastungen im Spiel sind oder bei der Verlegung von harten Belägen grundsätzliche Fehler gemacht werden.

Vortrag 5



Dr. Rolf Diemer: Industrieestriche im Verbund oder auf Trennschicht

These: Im Industrieobjekt sollte der Estrich immer im Verbund verlegt werden, damit alle auftretenden Kräfte über die Haftbrücke in den Untergrund abgeleitet werden.

Inhalt: Dr. Rolf Diemer von Chemotechnik Abstatt sprach sich dafür aus, im Industrieobjekt grundsätzlich Estriche im Verbund einzusetzen. Bei der Objektplanung vergessen die Architekten nach Erfahrung des Referenten, dass auch Maschinen wie Hebebühnen für Fensterputzer oder Hubsteiger in die Gebäude gefahren werden müssen. "Und wenn man in die Gebäude reinfahren kann, dann wird das auch getan." Der Estrich muss plötzlich dynamische Punktlasten aushalten, für die er nicht ausgelegt ist. Bei einem Hubsteiger mit 3 t Gewicht können pro Stützteller leicht 22 KN Belastung entstehen. Ein solcher Fall hat am Frankfurter Flughafen dafür gesorgt, dass der Estrich von ursprünglich 4 cm Dicke jetzt auf fast 10 cm "aufgestockt" wurde. Dort waren Natursteinplatten auf Paletten transportiert worden. Die hohen Punktlasten hatten dazu geführt, dass der aufgeschüsselte Estrich an den Ecken gebrochen war.

Vortrag 6



Oliver Erning: Auswertung der Versuche mit CEM II-Zementen

These: Zement ist nicht gleich Zement, aber wir können damit umgehen.

Inhalt: Oliver Erning, Leiter des Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung, präsentierte die Ergebnisse des Untersuchungsprogramms zu den CEM II-Zementen. Er brachte zum Ausdruck, dass grundsätzlich alle verwendeten CEM II-Zemente zur Herstellung von Zementestrichen geeignet sind. Einzelne CEM II/B-B (S, LL) Zemente zeigten ein leicht verändertes Trocknungsverhalten, sowie eine höhere Verformung. Auffällig war, dass ein schneller Feuchteentzug unabhängig vom Zement zu deutlichen Festigkeitsverlusten führte. Erning betonte noch einmal, dass Zementestriche mit CEM II-Zementen ohne Einschränkung mit dem CM-Gerät gemessen werden können. Die Belegreife von2,0 CM-% ist bei üblicher Zusammensetzung der Zementetriche mit CEM I- und CEM II-Zementen in der Regel gegeben. Der Referent machte deutlich: Abweichungen nach oben und unten sind im Einzelfall möglich - abhängig von der Zementart und der Zusammensetzung des Zementestrichs. (Vgl. auch Fachbeitrag in der Beilage "Bei CEM II machen nur B-M-Zemente Probleme".

Vortrag 7



Peter Erbertz: Design-Estriche im Spannungfeld zwischen Architekt-Auftraggeber-Auftragnehmer

These: Jeder Designestrich - auch oberflächenfertiger Estrich genannt - ist ein Unikat.

Inhalt: Peter Erbertz warnte davor, Kunden im Vorwege Muster des Designestrichs zur Verfügung zu stellen, da das Ergebnis niemals genauso aussehen wird. Beim Designestrich besteht immer die Gefahr, das sich der Kunde etwas anderes vorgestellt hat, als er bekommt.

Auch in Bezug auf Referenzflächen könnten mehr allgemeine Eigenschaften gezeigt werden; am besten gleich zwei Referenzen, die die mögliche Bandbreite darstellen. Schon vor der Verlegung müssten unbedingt die Grenzen und mögliche Unregelmäßigkeiten angesprochen werden. Zuhörer Walter Böhl schlug sogar vor, den Begriff "Designestrich" überhaupt nicht mehr zu benutzen, da es sich nicht um "Design", sondern um "Zufall" handele.

Der Sachverständige Horst Müller wies darauf hin, dass es Unsicherheiten gäbe, wie Designestriche einzuordnen wären. Der Referent und auch Tagungsleiter Heinz-Dieter Altmann hatten keine Zweifel daran, Designestriche als Estriche zu bewerten. Erbertz betonte aber, dass man als Estrichleger bei Designestrichen eine besondere Hinweispflicht habe: "Wenn man einen Auftrag über 500 qm Designestrich im Wohnungsbau erhält, muss man darauf hinweisen, dass es sich um einen Industrieboden handelt und die Frage stellen, ob er wirklich ausreichend repräsentativ ist."

Vortrag 8



Peter Fendt: Probleme mit Räuchereiche bei Parkett

These: In Verkehr gebrachte Räuchereiche weist zu einem Großteil Eigenschaften auf, die einem mangelfreien Werk entgegenstehen. Es darf nur gesundheitlich unbedenkliche Ware ausgeliefert werden, die zudem keine fachtechnischen Mängel verursacht. Peter Fendt ist überzeugt: "Wer eine bedenkliche Ware in Verkehr bringt, soll auch finanziell für die Konsequenzen einstehen."

Inhalt: Räuchereiche ist bezüglich der Farbgebung eine Alternative zu dunklen Hölzern, die in Europa nicht erhältlich sind. Bei der Planung und in der Ausführung ist zu berücksichtigen, dass eine ausreichend "abgelüftete" Parkettware eigebaut wird, und die normativen Vorgaben eingehalten werden. Nur dadurch lässt sich das zu erwartende Risiko von Restammoniak erheblich minimieren bzw. ausschließen. Insbesondere die Verwendung von Massivparkett in Räuchereiche verlangt eine Kommunikation zwischen den einzelnen Vertragspartnern. Die Geruchsproblematik stellt sich für den Handwerker als nahezu unlösbares Problem dar, wenn Raumluftmessungen drohen. Es ist dem Parkettleger nicht zuzumuten, zu entscheiden, ab welcher Geruchsintensität vielleicht keine Gefahr mehr besteht.

Mangels gesetzlicher Grenzwerte von Ammoniakkonzentrationen in der Raumluft ist man diversen "Messverfahren" ausgesetzt, die zu hinterfragen sind. Fendt empfahl außerdem: Parkettleger sollten bei der Verwendung von Räuchereiche nicht eigenverantwortlich Kleber und Lacke auswählen und einsetzen. Auch bei nachweislich gut abgelüfteter Ware sind entsprechende Aufbauempfehlungen der Hilfsstofflieferanten zu empfehlen.
aus FussbodenTechnik 01/10 (Wirtschaft)