Textil- und Bekleidungsindustrie

Branche sieht gute Zukunftsaussichten


Münster - Die nordwestdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ist trotz erheblicher Umsatzeinbrüche im vergangenen Jahr optimistisch für das Jahr 2010. Wie der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, Dr. Walter Erasmy, in Münster anlässlich der Jahrespressekonferenz erklärte, haben in einer aktuellen Umfrage 60 Prozent der Textilunternehmen und ein Drittel der Bekleidungsunternehmen positive Erwartungen geäußert. Erasmy räumte allerdings ein, dass es noch drei oder vier Jahre dauern werde, bis die Branche wieder das Vorkrisenniveau erreicht habe. Der Verband mit Sitz in Münster vertritt 260 Unternehmen der Branche in Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg.

Besonders schwer hat die Wirtschaftskrise vor allem die Unternehmen getroffen, die ihre Produkte im Ausland absetzen", erklärte Erasmy bei der Vorlage des Jahresberichts seines Verbands. Insgesamt sei die Textil- und Bekleidungsindustrie bei einer Exportquote von rund 40 Prozent massiv von der weltweit wegbrechenden Auslandsnachfrage in Mitleidenschaft gezogen worden. Zweiter Risikofaktor für die Branche: Die Krise der Automobilindustrie.

Ein Fünftel der Arbeitsplätze in der Textilindustrie hängt vom Auto ab. Bundesweit hatte die Textilindustrie in 2009 einen Umsatzrückgang von 18 Prozent zu verzeichnen, bei den Bekleidungsunternehmen waren es 10 Prozent. Die Beschäftigtenzahlen sanken um 10 bzw. 6 Prozent. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in der Branche musste Kurzarbeit einführen. Viele Unternehmen seien jedoch positiv für 2010 gestimmt, weil Auftragsbestände und Kapazitätsauslastungen angestiegen seien, so Erasmy. 68 Prozent der Textilunternehmen planten sogar wieder Investitionen, den größten Teil davon im Umwelt- und Energiebereich.

Der Vizepräsident des Verbandes, Wolfgang Brinkmann, lobte ausdrücklich die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Betriebsräten bei der Bewältigung der Krise. "Sowohl bei der Einführung von Kurzarbeit als auch bei den Möglichkeiten, Tariferhöhungen oder tarifvertraglich vereinbarte Einmalzahlungen auszusetzen oder zu verschieben, haben wir eine überdurchschnittlich hohe Gesprächsbereitschaft festgestellt", sagte Brinkmann.

Ein knappes Fünftel der Verbandsmitglieder habe die tarifvertraglich vorgesehenen Entlastungsmöglichkeiten nutzen müssen, um die Existenz des Unternehmens in der Krise zu sichern. Die Unternehmen hätten im Gegenzug Beschäftigungszusagen gemacht.

Brinkmann betonte, dass trotz des Krisenjahrs 2009 die Zukunftsaussichten für den Nachwuchs in der Branche gut seien.

Dies gelte vor allem für qualifizierte Kräfte, die sich auch für eine Tätigkeit im Ausland interessierten. "Wir haben eine hohe Exportquote und haben Produktionsstätten im Ausland - da ist man auch als Nachwuchskraft schon international gefordert", sagte Brinkmann. Außerdem sei die Textilindustrie nach der Metall- und Elektroindustrie die innovativste Branche Deutschlands und profiliere sich international mit Produktneuheiten zum Beispiel im Fahrzeugbau, beim Klimaschutz und in der Medizin.

Daher brauche die Textil- und Bekleidungsindustrie qualifizierten Nachwuchs. Die Übernahmequote bei Auszubildenden liege trotz der Wirtschaftskrise aktuell im Textilbereich bei knapp unter 50 Prozent und im Bekleidungsbereich mit 74 Prozent weit über dem Durchschnitt.

Der Unternehmer wies darauf hin, dass die Belegschaft in den Unternehmen der Branche im Durchschnitt älter ist als in anderen Branchen. Deshalb habe die Textil- und Bekleidungsindustrie bundesweit eine internetbasierte Nachwuchswerbekampagne entwickelt, um qualifizierte Nachwuchskräfte für die Branche zu begeistern (www.go-textile.de). "Angesichts der demografischen Entwicklung hat eine solche Form der Nachwuchswerbung Pilotcharakter für die gesamte Wirtschaft", erklärte Brinkmann. Deshalb habe auch Bundesbildungsministerin Schavan die Schirmherrschaft über die Kampagne übernommen.
aus Haustex 05/10 (Wirtschaft)