Interview des Monats mit Werner Schwerdt und Dirk Mayer-Mallmann, Schönox
"Wir bieten mehr als nur das nackte Produkt"
Ob Staubarmut, Umweltzeichen oder Trockenkleber - jede Produktneuheit wird in der Branche der Verlegewerkstoffe schnell kopiert. Bei dem Rollklebstoff IFloor aus dem Hause Schönox ist dies (noch) anders. Gebannt verfolgt die Branche, wie der im Stehen aufzurollende Klebstoff für Designbeläge bei den Verlegern ankommt. Schönox hat diese Produkt-Neuheit 2009 mit großem Aufwand im Markt eingeführt. FussbodenTechnik befragte Werner Schwerdt, Leiter Marketing und Vertrieb und Marketingleiter Dirk Mayer-Mallmann zu dem ersten Domotex-Auftritt seit Jahren und den weiteren Plänen für 2010.FussbodenTechnik: Nach sehr langer Zeit war Schönox auf der Domotex 2010 wieder einmal als Aussteller dabei: Grund war der neue Designbelagskleber IFloor. Haben sich Ihre Erwartungen bezüglich Messe und Interesse an dem neuen Kleber erfüllt?
Werner Schwerdt: Ja, das kann man sagen. Sowohl die Resonanz aus dem deutschen Markt, als auch die Resonanz aus dem Export war überwältigend - das haben wir so nicht erwartet. Dabei haben wir ausschließlich über IFloor geredet. Viele Interessenten kamen, um mehr darüber und die Verlegemethode zu erfahren.
FT: Warum haben Sie sich als einziger Verlegewerkstoffhersteller für Halle 4 entschieden?
Schwerdt: Wir haben bewusst die Halle 4 gewählt, weil dort die Designbelagshersteller wie Objectflor, Project Floors und M-Flor ausstellten. Viele Kunden, die auf den Ständen der Belagshersteller waren, sind zu uns auf den Stand gekommen, um sich über die Verlegung mit IFloor zu informieren. Wir haben mit einigen Verlegern bereits Objekttests vereinbart. Den Messeauftritt ausschließlich auf das Thema IFloor auszurichten, war die richtige Entscheidung.
FT: Planen Sie auf einer der nächsten großen Messen wieder mit einem Schwerpunkt-Thema dabei zu sein?
Schwerdt: Die Teilnahme an der Domotex war zunächst einmalig, aber wir bewerten Messeteilnahmen jedes Jahr neu. Mit IFloor war die Teilnahme an der Domotex relativ klar, weil es ein Thema ist, das durch den Markt getragen werden muss. Je nach Thema werden wir darüber nachdenken, ob wir zu Messen wie beispielsweise der BAU gehen oder nicht. Für das kommende Jahr ist das noch nicht entschieden.
FT: Zu viel Zeit sollte man sich da aber nicht mehr lassen: Die BAU 2011 ist ausgebucht.
Schwerdt: Nein, da sind wir eigentlich schon zu spät. Die BAU hat von der Bedeutung und Qualität her weiter gewonnen. Der Anteil an Fachpublikum ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, davon konnte ich mich 2009 als Besucher überzeugen.
FT: Was spricht eigentlich für die Konzentration auf ein Thema?
Dirk Mayer-Mallmann: Es ist für den Besucher wesentlich einfacher, ein Schwerpunkt-Thema zu erfassen, und für uns, es auch zu kommunizieren. Wir haben ja auch bewusst eine Bistro-Situation gewählt, um den Anwendungsbereich eines Designbelages in Kombination mit IFloor zu zeigen. Wir haben während der Domotex den Designbelag als Bodenbelag des Messestandes verlegt. So konnten wir die schnelle Nutzung und Belastbarkeit des Belages nach der Verklebung zeigen. Die Resonanz der Besucher war sehr positiv. Die Fokussierung auf ein Thema scheint unseres Erachtens der richtige Ansatz zu sein.
Schwerdt: Auch bei unseren Seminarveranstaltungen "Live on Tour" gehen wir ein Schwerpunkt-Thema gesamtheitlich an. Dieser Ansatz reicht beispielsweise beim Thema Designbelag von der Beschaffenheit, über die Möglichkeiten des Einsatzes, die Verlegemethoden, die schnelle Nutzung bis hin zur Reinigung und Pflege. Das ist sehr gut angekommen. Diese Erfahrung haben wir auch im Bereich Fliesentechnik gemacht. Wir wollen keine reine Produktschlacht.
FT: Welches Thema kommt für den nächsten Schwerpunkt in Frage?
Schwerdt: Das kann ich heute konkret noch nicht sagen. Wir arbeiten an verschiedenen Themen. Die Erfahrung vom Projekt IFloor zeigt, dass die Themen eine entsprechende Vorlaufzeit benötigen. Für die Entwicklung der Messmethode haben wir 18 Monate investiert und dann noch einmal 2 bis 3 Jahre für die Entwicklung.
FT: Ein Wegbegleiter von Ihnen kommentierte, dass Klebstoff zum Aufrollen nicht wirklich etwas Neues sei - und sich schon vor Jahren bei Kork nicht durchgesetzt habe. Warum wird sich Ihrer Meinung nach Ihr Klebstoff zum Aufrollen durchsetzen? Zielt das Aufrollen nicht in erster Linie auf den Boden verlegenden Maler ab?
Schwerdt: Der Rollklebstoff zielt nicht nur auf den Maler ab. Jeder Bodenleger oder Boden verlegende Handwerker verarbeitet Grundierungen mit Rollen. Er ist das Aufrollen gewohnt. Zielgruppe sind Bodenleger, Parkettleger, Raumausstatter und Maler.
Warum sich IFloor durchsetzen wird? Ergonomie, Arbeitsfortschritt und die schnellere Nutzung sind die drei Erfolgsfaktoren. Sie können bei der Verlegung auf dem Belag arbeiten, bei anderen Klebstoffsystemen arbeiten sie häufig von dem Belag weg. Es ist möglich, nach der Verlegung das Ladengeschäft sofort wieder einzuräumen und zu nutzen. Es gibt keine Wartezeiten von bis zu 72 Stunden wie bei Nassbettklebstoffen. Ausschlaggebend ist die schnellere und die saubere Verarbeitung. Das spricht dafür, dass sich der Rollklebstoff auf Dispersionsbasis bei Designbelägen durchsetzen wird.
FT: Ist IFloor von der Klebkraft her denn vergleichbar mit einem normalen, aufgezahnten Designbelagsklebstoff?
Schwerdt: IFloor ist ein völlig anderer Ansatz und daher nicht vergleichbar mit den "normalen Klebstoffen".
FT: Wie ist denn der Ansatz von Schönox?
Schwerdt: Wichtig bei der Verlegung von Designbelägen ist die Maßstabilität. Das ist uns mit einer bestimmten Formulierung und der geringen Auftragsmenge von 80 g/m
2 gelungen. Da IFloor zwar für die meisten Designbeläge, aber nicht für jeden geeignet ist, haben wir eine Positivliste der geprüften Beläge erstellt, die u.a. auf unserer Homepage abgerufen werden kann. Wenn Sie mich nach dem Ansatz fragen: Die Idee dahinter war der "Trockenkleber aus dem Eimer."
FT: Für das konservativ eingestellte verlegende Handwerk kommt das Aufrollen und nicht Aufzahnen eines Klebers einer Revolution gleich: Wie wollen Sie die Verleger dazu kriegen, Ihnen da zu folgen?
Schwerdt: Wir überzeugen den Verleger von IFloor im Praxistest. Die ersten Baustellen haben bewiesen, dass sich die Vorteile dabei selbst erklären. Wir begleiten diese Baustellen grundsätzlich beim ersten Mal, um den Kunden Sicherheit zu geben.
FT: Die Idee, ein Paket mit Grundierung, Kleber und der jeweiligen Spezialrolle zu schnüren, ist interessant. Geht es dabei nicht eher um kleinere Flächen? Wird es irgendwann den "großen Bruder" IFloor 2 für größere Flächen geben?
Schwerdt: Der Ansatz könnte anders herum lauten, weil IFloor bereits der große Bruder ist. Ein IFloor Paket reicht für 125 qm. Für diese Fläche benötigen Sie ungefähr drei Gebinde normalen Klebstoff. Das IFloor Paket ist also ein hoch effektives Set. Und bei kleineren Flächen kann der Verleger es immer wieder verwenden. Das Gebinde wird wieder verschlossen, um damit zu einem späteren Zeitpunkt weiter zu arbeiten. Ein IFloor Paket ist also sowohl für die Großfläche, als auch für die kleine Fläche gedacht.
FT: Gibt es denn schon große Referenz-Objekte?
Schwerdt: Wir haben Objekte von bis zu 6.000 qm mit IFloor gemacht.
FT: Ist das Arbeiten im Stehen ein Arbeiten der Zukunft? Auf der Domotex konnte man sehen, dass es da verschiedene Ansätze gibt.
Schwerdt: Ich glaube schon, dass die Ergonomie am Arbeitsplatz eine große Rolle spielt. Da, wo es möglich ist, wird man mit Sicherheit dieses Thema verstärkt angehen. Das kann durchaus ein Trend sein. Das Arbeiten auf den Knien lässt sich sicherlich nicht ganz vermeiden, da man den Belag immer noch ins Kleberbett einlegen muss. Aber alles, was man dem Verleger an körperlicher Belastung ersparen kann, zählt.
FT: Was halten Sie von Klebern zum Aufsprühen wie sie Tremco Illbruck vor 3 Jahren auf der Domotex vorstellte?
Schwerdt: Das ist ein interessanter Ansatz gewesen, ergonomisch zu arbeiten, aber es hat sich nicht durchgesetzt. Manchmal ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Ein Knackpunkt könnte auch die definierte Auftragsmenge sein. Beim Sprühen ist das sehr schwierig. Wir haben eine spezielle Rolle für IFloor entwickelt, damit garantiert ist, dass die richtige Menge Klebstoff auf den Boden kommt.
FT: Ein aktuelles Thema auf der Domotex 2010 waren die Umweltzeichen. "EC 1" und "Blauer Engel" haben für viel Wirbel in der Bodenbranche gesorgt. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Schwerdt: Für mich ist die Akzeptanz des EC 1-Labels in den letzten Jahren in der gesamten Branche stetig gewachsen. Auch über die deutschen Grenzen hinaus haben sich Hersteller dem EMICODE angeschlossen. Dieses Zeichen hat dem Verleger Sicherheit gegeben. Der Blaue Engel ist aus unserer Sicht in unserem Gewerk weniger bekannt. Einige ausschreibende Stellen haben EC 1 und Blauer Engel nicht gleich gesetzt, dadurch kam es zu Auftragsverlusten. Und so hat sich ein weiterer Marktteilnehmer für den Blauen Engel entschieden.
FT: Braucht man denn wirklich beide?
Schwerdt: Langfristig sicherlich nicht.
FT: Hätte es aus Ihrer Sicht nicht die Möglichkeit gegeben, EC 1 so zu stärken, dass es in Ausschreibungen als gleichwertig akzeptiert wird?
Schwerdt: Das wäre sicherlich der bessere Weg gewesen. Die GEV ist ja auch bereits in die Offensive gegangen. Das EC 1-Zeichen soll noch weiter in den Markt gebracht werden und das ist der richtige Weg. Wir sind davon überzeugt, dass EC 1 bleiben wird. Wir halten den Blauen Engel in unserem Gewerk nur für eine temporäre Entwicklung.
FT: Was sind die wichtigsten drei Themen für Schönox im Jahr 2010?
Schwerdt: Die Frage kann man ganz einfach beantworten: Kunden, Kunden, Kunden. Wir möchten gerne zufriedene, erfolgreiche, treue und dauerhafte Kunden - daran arbeiten wir. Alles, was wir machen, ist darauf ausgerichtet.
FT: Das sollte ja jedem Anbieter aus der Branche wichtig sein. Ich dachte jetzt eher an Produktthemen oder Ziele, die 2010 auf der Agenda stehen.
Schwerdt: Ich habe das schon verstanden, aber das ist die Schönox Philosophie. Sicherlich wird IFloor weiterhin ein Thema sein, mit dem wir im letzten Jahr angefangen haben. Das bedarf noch mehr Unterstützung, das wird uns das gesamte Jahr noch weiter begleiten.
Mayer-Mallmann: Wir haben im vergangenen Jahr damit begonnen, unsere Service- und Dienstleistung transparenter zu machen. Schönox Service Plus heißt dieses mittlerweile eigenständige Produkt. Das Kundenprogramm besteht aus fünf Bausteinen: Wir wollen dem Verarbeiter mehr Können, Zeit, Unterstützung, Sicherheit und Wissen bieten.
Der Verarbeiter soll z.B. mehr erfahren über neue Verlegemethoden. Wir bieten spezielle technische, aber auch kaufmännische Veranstaltungen für Inhaber von Handwerksbetrieben an. Im vergangenen Jahr haben wir dafür die Seminarreihe "Markt & Mehr" gestartet. Sie beschäftigt sich mit zwei Themen: Mit dem Thema Forderungsmanagement und mit der Frage "Braucht Handwerk Marketing?" Für das zweite Thema haben wir einen Handwerksmeister gewinnen können, der seinen Betrieb von der One-Man-Show bis zu aktuell 50 Mitarbeitern erfolgreich ausgebaut hat. Der Referent kennt die Probleme der Zielgruppe aus eigener Erfahrung. Das ist ein Feld, in dem die Kunden extrem viel Unterstützung brauchen.
Ich verrate Ihnen da etwas ganz aktuelles, da wir künftig genau dazu ein spezielles Magazin herausbringen werden, das "Schönox Plus Punkt Magazin". Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, den Kunden Ideen an die Hand zu geben. Das können Themen wie Kreativität, Atmosphäre oder auch Handwerkskooperationen sein. Ebenso spannend ist das Thema Logistik: Ist den Kunden denn klar, das sie heute bis 11 Uhr bestellen und morgen früh in Passau ihre Palette Spachtelmasse erhalten können? Das wollen wir stärker kommunizieren.
Ein weiterer Baustein ist die intensive Baustellenbetreuung. Untergrundvorbereitung ist immer wieder ein Thema, um ein gutes Verlegeergebnis zu erzielen. Wir sind mit unseren Technikern vor Ort, den Beweis treten wir gerne an. Wenn wir neue Kunden haben, legen wir besonderen Wert auf die Baustellen- und Produkteinweisung.
FT: Dazu gehört ja sicherlich auch die Anwendungstechnik?
Mayer-Mallmann: Ja, das Team rund um Manfred Friedrich mit acht Kollegen betreut unsere Kunden vor Ort, gibt schriftliche Aufbauempfehlungen und beantwortet alle technischen Fragen an der Hotline.
FT: Was ist der Grund für das große Serviceangebot? Ist der Beratungsbedarf bei der Zielgruppe so stark gestiegen?
Schwerdt: Der Beratungsbedarf in unserer Branche steigt stetig, weil die Baustellen immer komplexer werden. Die Sanierung nimmt weiter zu. Es herrscht ein höherer Zeitdruck, es gibt kompliziertere Aufbauten und da braucht der Verarbeiter entsprechende Unterstützung von der Industrie. Dazu gehört nicht nur der technische Part, sondern auch der kaufmännische. Die Akzeptanz bei den Handwerksbetrieben ist vorhanden.
FT: Wie kann der Bodenleger mit Schönox in Kontakt treten?
Mayer-Mallmann: Die meisten Kontakte erfolgen telefonisch. Der Bodenleger ruft entweder den zuständigen technischen Verkaufsberater an oder wendet sich an unsere Hotline. Dazu haben wir haben in der Service Plus Broschüre eine Scheckkarte mit unseren Hotline-Nummern integriert. Die Fußbodentechnik-Hotline erreicht man unter Tel.: 02547/910 325. Auch das Internet wird zu einer beliebteren Möglichkeit, sich zu informieren. Wir haben unsere Homepage neu gestaltet und sind damit nun online.
Schwerdt: Wir wünschen uns, dass unser Servicepaket noch mehr in Anspruch genommen wird. Der Kunde wird darauf aufmerksam gemacht: Hier bekommst Du ein Stückchen mehr, als einfach nur das nackte Produkt.
FT: Was ist denn das Ziel?
Schwerdt: Ziel ist es, dass Objekteure und Verarbeiter Schönox als den Ansprechpartner Nummer 1 für Problemstellungen, Lösungsvorschläge etc. sieht. Wir streben eine sehr enge Partnerschaft mit dem Handel und dem Verarbeiter an. In den Niederlanden haben wir ein schönes Motto "Wenn nichts mehr geht, Schönox geht immer." Das gefällt mir gut.
FT: Wird es auch 2010 Verlege-Seminare für Fußbodentechnik geben?
Schwerdt: Wir werden "Live on tour" mit dem Thema IFloor auf jeden Fall weiterführen, weil das im letzten Jahr eine sehr erfolgreiche Veranstaltungsreihe war. Fest sind schon München und Rüsselsheim. Weitere Veranstaltungen sind in Planung, aber das wird bis zur 2. Jahreshälfte dauern.
FT: Das Schönox Fußbodentechnik-Team hat 17 Außendienstler, zwei Verkaufsleiter, acht Anwendungstechniker - ist das ausreichend? Besteht noch zusätzlicher Bedarf?
Schwerdt: Wir prüfen jedes Jahr, ob diese Mannstärke ausreicht, oder ob wir weiter verdichten müssen. Für dieses Jahr werden wir uns in der Anwendungstechnik mit dem Schwerpunkt Wand verstärken, weil dieser Bereich für uns wichtiger geworden ist. Darüber hinaus werden wir das Key Account Management ausbauen.
FT: Wird es 2010 weitere Investitionen geben?
Schwerdt: Wir werden in die Weiterbildung des Außendienstes investieren. Das ist für uns auch eine Investition für unsere Kunden, wenn unsere Mitarbeiter noch kompetenter werden. Aber auch Investitionen in staubarme Produkte führen wir 2010 fort.
FT: Für welche Produktgruppen?
Schwerdt: Für alle.
FT: Alle pulverförmigen Produkte sollen künftig staubarm sein?
Schwerdt: Das kann man nicht sagen. Wir werden sicherlich so weit sein, dass wir das produktionstechnisch realisieren können. Aber bei welchen Produkten das sinnvoll ist, bewerten wir im Einzelfall. Wir sind natürlich immer dabei, in neue Technologien zu investieren.
Wir haben heute schon eine Vielzahl von Produkten aus den Gruppen Fliesenkleber, Fugmassen und Wandspachtelmassen, die staubarm ausgerüstet sind. Und wir werden auch mit staubarmen Bodenspachtelmassen kommen. Diese Produkte haben wir heute schon in Skandinavien, aber bislang noch nicht in Deutschland im Einsatz. Ob alle staubarm werden, das kann ich heute noch nicht sagen. Das ist sicherlich ein großer finanzieller Aufwand, aber am Ende zählt, wohin die Standards gehen. Wenn es heißt, das ist der Gesundheit des Verarbeiters dienlich, dann wird das kommen. Das wird vielleicht fünf Jahre dauern, vielleicht zehn Jahre, möglicherweise sind die Verfahren dann noch einfacher.
FT: Können Sie ausschließen, dass die Staubarmut zu Lasten der Qualität geht?
Schwerdt: Ja! Wir haben im Fliesenbereich kein Produkt eingeführt, dass technisch schlechter ist als das vorherige. Das ist auch das Ziel bei den Bodenspachtelmassen. Wir haben in Deutschland bislang keine staubarme Spachtelmassen eingeführt, weil sie nicht unseren technischen Anforderungen entsprochen haben. Wir führen sie nur dann ein, wenn technische Nachteile ausgeschlossen sind.
FT: Herr Schwerdt, Sie durften auch andere Wegbegleiter intern kennen lernen. Wodurch hebt sich Schönox von anderen Verlegewerkstoffherstellern ab? Was ist die besondere Stärke von Schönox?
Schwerdt: Das fragen Sie am besten unsere Kunden. Unsere Stärke hängt damit zusammen, wie wir in der Logistik und im technischen Service aufgestellt sind. Wichtig sind natürlich die Außendienstmitarbeiter und die Techniker - die Menschen, die wir dort haben, das ist der deutliche Unterschied. Die fachliche und die menschliche Kompetenz - das ist es, was es zusammen ausmacht.
FT: Wie wirkt sich für Schönox die Zugehörigkeit zur Muttergesellschaft Akzo aus?
Schwerdt: Gut, weil wir eine Menge Sicherheit haben. Eine ganz starke Mutter zu haben ist wichtig, um Investitionen durchführen zu können. Das verschafft uns auch Zugang zu Technologien, die wir sonst nicht hätten. Ich bin seit 20 Jahren bei Schönox, mit einer Unterbrechung von zwei Jahren. Ich habe in der Zeit sehr positive Erfahrungen mit Akzo gemacht. Man hält uns den Rücken frei. Wir haben eine sehr eigenständige Arbeitsweise im Bereich Bauklebstoffe.
FT: Im Interview mit meinem ParkettMagazin-Kollegen Ulrich Baumert haben Sie im letzten Jahr gesagt, Schönox hat in den vergangenen 20 Jahren jedes Jahr zugelegt. Wie ist dies in einem stagnierenden, wenn nicht sogar rückläufigen Markt möglich?
Schwerdt: In einem stagnierenden Markt gibt es immer Gewinner und Verlierer. Wir haben es sicherlich dadurch geschafft, dass wir über Jahrzehnte den selektiven Vertrieb verfolgt und Innovationen hervorgebracht haben. Wir waren die ersten mit Gipsspachtelmassen, wir haben eine Reihe von Spachtelmassen eingeführt, die ohne Grundierung einsetzbar sind. Wir haben mit dem Turbo Proff einen der ersten lösemittelfreien Universalklebstoffe eingeführt. Die SMP-Technologie haben wir als erster Anbieter in den Markt gebracht, ebenso die erste pulverförmige Grundierung. Zusätzlich haben wir unsere Mitarbeiter kontinuierlich auf die Belange unserer Kunden ausgerichtet. All das hat uns in die Lage versetzt, zu wachsen.
FT: Warum haben Sie von Anfang an den Erfolg von Gipsspachtelmassen geglaubt?
Schwerdt: Dafür gab es verschiedene Gründe. Wir haben sicherlich die längste Erfahrung mit Gipsspachtelmassen. Die Firma Schönox war der erste Hersteller, der Spachtelmassen industriell produziert hat, schon 1932. Da waren einige Unternehmen noch gar nicht am Markt. Wir haben seinerzeit immer schon Gipsmassen produziert, deswegen waren wir uns sicher, dass diese Basis funktioniert. Wir haben die Gipsmassen auf ein neues technisches Niveau gehoben und sehr umfangreiche Labor- und Objekttests gemacht, bevor wir damit Anfang der 90er in den Markt gegangen sind.
FT: Worauf muss man bei der Verarbeitung von Gipsspachtelmassen achten?
Schwerdt: Der Verleger muss auf die klimatischen Bedingungen achten, sobald es eine Schichtstärke von größer 3 mm gibt. Wenn es sehr hohe Luftfeuchtigkeiten gibt und sehr geringe Temperaturen, dann dauert es länger bis sie trocknet. Ansonsten gibt es keine Besonderheiten bei der Verarbeitung von Gipsspachtelmassen im Vergleich zu zementären Produkten.
FT: Und wie sieht es heute mit zusätzlichen Geschäftsfeldern aus?
Schwerdt: Wir sind in den letzten Jahren im Bereich der Wandspachtelmassen aktiv geworden. In diesem Geschäftsfeld, sehen wir für die Zukunft Möglichkeiten.
FT: Und im Geschäftsfeld Fußbodentechnik?
Schwerdt: Dort sehe ich im Moment nicht die Notwendigkeit, weil wir in der Fußbodentechnik nach wie vor auf einem guten Wachstumsweg sind. Wir haben den Bereich Parkett, wir haben den Bereich Bodenbelag. Wenn Sie an Parkettlacke denken, auch die Kompetenz haben wir im Konzern. Unser Schwesterunternehmen Synteco macht eine Parkettversiegelungsrange, die wir in Osteuropa und Skandinavien vermarkten. Casco ist auch eine Schwestergesellschaft.
Wir gehören zur Geschäftseinheit Building Adhesives (Bauklebstoffe), die in vier Länderverantwortlichkeiten aufgeteilt ist. Es gibt je einen marktverantwortlichen Kollegen für Skandinavien, Zentral- und Osteuropa sowie für Frankreich. Mein Verantwortungsbereich ist Deutschland, Österreich, Schweiz und Benelux.
FT: Wie ist denn der Stand der Technik bei Parkettklebstoffen?
Schwerdt: Bei Parkettklebstoffen setzen wir voll und ganz auf die elastischen Parkettklebstoffe auf Basis SMP, das steht für silanmodifiziertes Polymer. Dort ist die Entwicklung extrem positiv. Das ist unserer Meinung nach ganz klar die Zukunft.
FT: Was sind derzeit die Trends bei den Verlegewerkstoffen? Gibt es weitere Anforderungen neben der "schnellen Verarbeitung"?
Schwerdt: Die schon genannten staubarmen Produkte sind ein Trend, wobei ich den nicht so stark ausgeprägt im Bereich Fußbodentechnik sehe, sondern mehr in der Fliesentechnik. Die schnelle Verlegung ist sicherlich weiterhin ein Trend.
Mayer-Mallmann: Sie haben auch ein wichtiges Thema schon selbst genannt. Die Ergonomie. Sie ist momentan in der Vorstufe, ein Trend zu werden. Wir haben die Ergonomiethematik bei IFloor, bei Grundierungen, bei pumpfähigen Spachtelmassen. Auch bei den Parkettklebstoffen gibt es Verfahren, den Klebstoff im Stehen aufzubringen - da kann man schon Veränderungen erkennen. Das Thema Ergonomie hat heute einen höheren Stellenwert.
Schwerdt: Ein anderer Trend könnte das Thema Nachhaltigkeit werden, das meiner Meinung nach bislang nur an der Oberfläche diskutiert wird.
FT: Interessiert das den Verarbeiter?
Schwerdt: Den Verarbeiter wird es dann interessieren, wenn die Auftraggeber nachhaltige Produkte in den Ausschreibungen fordern werden. Das Gebäude der Deutschen Bank in Frankfurt wurde nach solchen Gesichtspunkten umgebaut. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Thema an Bedeutung gewinnt.
Mayer-Mallmann: Ich formuliere es positiv: Der Verarbeiter kann dieses Thema in der Argumentation und Kommunikation zum Endverbraucher hin nutzen.
Schwerdt: Das ist richtig. Wenn wir beispielsweise das Produkt IFloor betrachten, so benötigt der Verleger nur ein Drittel der normalen Bedarfsmenge an Klebstoff bei gleicher Fläche. Das reduziert somit die Produktions-, Transport- und Entsorgungskosten. IFloor ist schon ein nachhaltiges Produkt, weil es mit den Ressourcen sehr schonend umgeht. Wir machen im Bereich Nachhaltigkeit bereits eine Menge. In dem Nachhaltigkeitsbericht vom SN-Verlag haben wir ja schon vor zwei Jahren beschrieben, wie sparsam wir beispielsweise mit Energie durch Nutzung von Abwärme eines Blockheizkraftwerkes umgehen. Wir sind von unserem Mutterunternehmen Akzo speziell für nachhaltige Themen sensibilisiert.
aus
FussbodenTechnik 02/10
(Wirtschaft)