Dieter Buhmann, Geschäftsführer Marburger Tapetenfabrik

Alles Geschmackssache

"Gute Designer sind gleichzeitig Former, Vermittler und Handwerker, die beständige Formen schaffen." Dieter Buhmann, Geschäftsführer der Marburger Tapetenfabrik, brachte in seinem locker gehaltenen Vortrag "Innovationen in Produkt und Design" auf den Punkt, was er von kreativen Köpfen erwartet. Ihre Entwürfe dürften sich nicht darauf beschränken zu gefallen, was im übrigen reine Geschmackssache sei und damit auch die des Verbrauchers. Sie müssten zudem funktional sein und dem Kunden nutzen. Erst dann hätten sie am Markt eine Chance.

Buhmann machte den Zuhörern deutlich, wie es im Kampf um Marktanteile um die Branche steht und unter welchen Voraussetzungen sie eine Zukunft haben kann. "Die fünf übrig gebliebenen führenden Tapetenfabriken in Deutschland befinden sich in einem gesättigten Markt", erläuterte er die wirtschaftliche Lage. Dieser Käufermarkt sei von Preisverfall geprägt. Erschwerend käme hinzu, dass die Produkte bei hoher Markttransparenz austauschbar seien und der Verbraucher Qualität auf Spitzenniveau voraussetze.

Werbung allein kann nach Ansicht Buhmanns nicht aus dieser Misere führen. Er stellte zwei Lösungsansätze vor: Einerseits zusätzlichen Kundennutzen. Als Beispiel nannte er den Erfolg von Mitbewerber A.S. Création mit der Lizenzmarke Esprit. "Das Unternehmen geht damit raus aus dem Einheitsbrei", formulierte Buhmann salopp.

Eine zweite Möglichkeit bestehe darin, ein eigenes Profil mit innovativen Produkten zu gewinnen, die ein Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Proposition - USP) hätten. Für diesen Weg hat sich nach Auskunft des Geschäftsführers die Marburger Tapetenfabrik mit ihrer mehr als 150-jährigen Tradition entschieden. Damit stelle sie sich gleichzeitig dem Trend zur Individualisierung.

"Aber Individualisierung und Massengeschmack unter einen Hut zu bringen, ist nicht leicht", richtet eer sich an die Adresse der oft eigenwilligen Designer, die seinen humorvoll vorgebrachten Vorwurf mit verständnisvollem Lächeln quittierten. Buhmann forderte sie auf, ihren Beitrag zur Stärkung der Innovationskraft von Unternehmen zu leisten. Diese hänge maßgeblich vom Design, dem Gespür für Marktchancen, dem Lizenzgeber und dem Marketing ab. Auf der anderen Seite spielten Experimentierfreude, Standvermögen und Know-how eine tragende Rolle.

Doch ist Innovationskraft laut Buhmann nicht der einzige Baustein auf dem Weg zum Erfolg. Weitere Schlüsselfaktoren seien Marktanteil, Investitionsintensität, Produktivität und der Kundennutzen im Vergleich zum Wettbewerb - womit sich der Kreis zu den Designern wieder schloss.
aus BTH Heimtex 01/10 (Wirtschaft)