ZGV-Bilanz 2009 und Ausblick 2010

Kooperationen wollen als Impulsgeber wirken

Schwierige Zeiten sind gute Zeiten für Kooperationen - wenn man diese Aussage auch nicht vollkommen pauschalisieren kann, trifft sie im Großen und Ganzen doch zu. Soll heißen: Die Verbundgruppen der Branche haben das Jahr 2009 weitgehend positiv abgeschlossen, höchstens vereinzelt mussten kleinere Blessuren hingenommen werden. Und keine ist pessimistisch, was das noch junge Jahr 2010 betrifft, alle arbeiten an Konzepten, Ideen und Aktivitäten, die für Impulse bei den Mitgliedern und letztlich damit auch der eigenen Organisation sorgen sollen.


Peter J. Schroeder für 2 HK/MZE:

"Verzahnung wird intensiviert"

Die zur MZE gehörende 2HK hat zum 1. Januar mit 85 Mitgliedsunternehmen ihr Etappenziel annähernd erreicht. Höhepunkt des vergangenen Jahres war eindeutig die Vorstellung des Konzeptes "Der Textile Einrichter", mit dem die Ausrichtung auf eine ganzheitliche Wohnberatung forciert wird (Bitte lesen Sie dazu unseren ausführlichen Bericht ab Seite 160, Anm. d. Redaktion). "Wir streben damit eine intensivere Verzahnung der Bereiche Raumausstattung, Küche und Bett an".

In diesem Jahr steht vor allem die Kompletttagung von Mutter MZE auf dem Programm, außerdem arbeitet 2HK weiter daran, sich tiefer im Markt zu verankern und die Serviceleistungen für die Mitglieder auszubauen. So sollen unter anderem zwei Erfa-Zirkel starten. Nicht teilnehmen wird 2HK - anders als im Vorjahr - an der Heimtextil und der Casa in Salzburg. Allerdings präsentiert sie sich im Rahmen des Deco Teams mit einem Aktionstag in Frankfurt. Weitere Schwerpunkte liegen auf Lieferantenauswahl und -listung. Bislang umfasst das Lieferanten-Portfolio rund 150 Unternehmen; es soll weiter ausgebaut werden.


Klaus Kurringer für den Südbund:

"Talsohle ist durchschritten, wir stabilisieren uns"

Der Südbund hat 2008 einen weiteren Aderlass erlebt und 12 % seiner Mitglieder verloren. Kurz vor dem Jahreswechsel 2009/10 belief sich die Zahl der Anschlusshäuser auf 560. Allerdings befanden sich einige davon im gekündigten Status, wobei noch unklar war, ob diese ihre Kündigung aufrecht erhalten.

Der reduzierte Mitgliederkreis und die allgemeine wirtschafliche Lage haben den Umsatz in den ersten drei Quartalen 2009 stark negativ beeinflusst, berichtete Vorstand Klaus Kurringer. Der Oktober habe jedoch partiellen Ausgleich geschaffen, primär beflügelt durch die Neuauflage der Südbund-Hausmesse. Als Konsequenz verzichtet die Kooperation auf eine Teilnahme an der Frankfurter Heimtextil und lädt stattdessen vom 20. bis 21. Januar wieder zur Hausmesse nach Backnang. Zahlreiche Lieferanten hätten sich bereits dazu angemeldet, teilte Kurringer mit; auch große Namen wie Jab Anstoetz und Saum & Viebahn, die ebenfalls auf einen Auftritt auf der Heimtextil verzichten.

Nach Jahren der Konsolidierung ist der Südbund laut Kurringer wieder in die Akquise eingestiegen und geht in diesem Zusammenhang unter anderem auf die Raumausstatter-Innungen zu.

Auch im Bereich der Ware engagiert man sich wieder und bringt in diesem Jahr einen neuen Teppichbodenkoffer auf den Markt. Zugleich wurde der Einkauf personell aufgestockt, um die Konditionen weiter zu verbessern, und auch die Marketingaktivitäten sollen 2010 verstärkt werden.

"Wir gehen davon aus, dass die Talsohle durchschritten ist und wir uns stabilisieren", beschreibt Kurringer die aktuelle Lage des Südbundes. 2009 musste allerdings nochmal ein Umsatzrückrückgang von 8 % hingenommen werden, womit ein Netto-Einkaufsvolumen von 60 Mio. EUR. verbleibt.


Karl-Heinz Deckmann für Wotex:

"Innenumsatz um 22 % gestiegen"

Auf ein erfolgreiches Jahr 2009 kann die Wotex zurückblicken: "Unser Innenumstz ist um 22 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen", resümiert Geschäftsführer Karl Heinz Deckmann und führt das zum einen auf Mitglieder-Neuakquise zurück, zum anderen auf die fruchtbare Kooperation mit der Decor-Union. Die Kooperation zählt 172 Migliedsfirmen und bündelt mit ihnen ein Einkaufsvolumen von 14 Mio. EUR.

In diesem Jahr ist laut Deckmann die Einführung der Zentralfakturierung für die Mitgliedsunternehmen geplant. Bezüglich der Integrationsaktivitäten von Decor-Union und Wotex sollen das Objektgeschäft und die Erfa-Arbeit zusammengelegt werden. Nach dem Einkauf und den organisatorischen Reformen stünden dann als nächstes die Kooperationsgespräche in den Bereichen Marketing und Werbung an.


Uwe Bergmann für die VFG :

"Mit Setta auf dem Weg zum Endverbraucher "

Per 31.Oktober 2009 meldet die VFG einen Umsatzplus von 5 % - "damit konnten wir uns gegen den Branchentrend stemmen", sagt Uwe Bergmann, Geschäftsführer der Farben-Großhandelskooperation. Positiv ausgewirkt habe sich dabei vor allem die Übernahme ehemaliger Wümeg-Standorte durch eigene Anschlusshäuser.

Ein Projekt der VFG im vergangenen Jahr war der Umzug von Hilden nach Köln. Ein weiteres, das angeschoben wurde und weiter vorangetrieben werden soll, ist die verstärkte Marktpenetration mit der Eigenmarke Setta. "Insbesondere wollen wir weitere Mitglieder für Setta gewinnen". In diesem Zusammenhang sei ein Setta-Nutzungsvertrag entwickelt worden, der statt der bisherigen Gebietsschutzvereinbarung Flächendeckung und Marktausschöpfung für die Eigenmarke in bestehenden Vertriebsgebieten vorsehe.

Zudem werde die Aktivierung des Setta-Endverbrauchergeschäfts in Form des Setta-Fachmarkts angestrebt. "Wir erwarten davon die Lösung eines Problems unser Gesellschafter." Diese seien alle klassische Farbengroßhändler, die den Endverbraucher ursprünglich nicht bedienen, aber inzwischen festgestellt haben, dass er eine interessante Zielgruppe sein könnte - ohne den angestammten Malerkunden Konkurrenz machen zu wollen. Ein Beispiel, wie es funktionieren kann, ist ein Großhändler, der 4.000 Kundenkarten über "seine" Maler an Endverbraucher verteilt hat. "Die sollen die Lasur für ihren Jägerzaun lieber in der Fachmarktabteilung des Großhandels kaufen als beim Baumarkt." Den Maler muss das nicht anfechten: Er kann sich auf die qualifizierteren Arbeiten konzentrieren und streicht zudem eine Provision ein. "Das ist für alle Beteiligten ein gute Sache."

Handlungsbedarf sieht die VFG zudem beim Thema Showroom, dass in anderen Branchen, zum Beispiel im Sanitärbereich, wesentlich besser und konsumentenaffiner gelöst sei. In unserer Branche böten sich auch hier Kooperationen zwischen Großhandel und Maler an: So könne der Fachmarkt des Großhandels Ideen zeigen, Inspirationen geben und der Maler empfehle sich zur Ausführung. "Das kann so weit gehen, dass der Maler Wohnwelten unter seinem Label präsentiert." Davon könnten wiederum alle profitieren.

Auf das neue Jahr blickt die VFG verhalten optimistisch. Wobei damit gerechnet wird, dass sich wie 2009 der Vollwärmeschutz schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt und darüber hinaus eine weitere Marktbereinigung auf der Lieferanten-Ebene eintritt. Hintergrund ist die Deco-Paint-Richtlinie, die für die wichigsten Bautenanstrichstoffe eine Reduzierung der Emission flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) vorsehe. "Da die Grenzwerte der VOC-Gehalte in der zweiten Stufe zum 1. Januar noch einmal herabgesetzt wurden, könnte es sein, dass kleinere Produzenten das nicht erfüllen können und vom Markt verschwinden."


Jörg Grieder für die Netto Einkaufsgruppe:

"Dieses Jahr 300 Mitglieder angestrebt"

Auch die Schweiz blieb 2009 von der Wirtschaftskrise nicht unberührt. In den ersten drei Quartalen wurden je nach Produktgruppe Umsatzeinbußen zwischen 8 und 10 % verzeichnet. Im vierten Quartal habe dann ein Aufholprozess eingesetzt, berichtet Netto-Geschäftsführer Jörg Grieder. Während Heimtextilien einen Einbruch von 18 bis 20 % zu verkraften hatten und auch Laminat "deutlich einstellig" verlor, sei die Nachfrage nach den anderen Produkten ungebrochen gewesen.

Die Vertriebsstrukturen sind in der Schweiz etwas anders formiert als in Deutschland. Ähnlich ist, dass der Großhandel relativ stark ist - anders, dass er in die Einzelhandelsstufe vorwärts integriert.

Auch wenn der heimische Markt für die Netto (eine ausführliche Präsentation der Kooperation lesen Sie bitte ab Seite 152, Anm. d. Redaktion) relativ erschöpft sei, sieht man doch noch Potenzial für weiteres Wachstum. "Unsere strategische Neuausrichtung, die die Profilierung des einzelnen Mitgliedsbetriebes forciert, versetzt uns in die Lage, in einem Gebiet auch mehrere Gesellschafter führen zu können." Als Zielmarke für 2010 hat man in Balsthal einen Anstieg der Anschlusshäuser auf 300 gesetzt. Auch sollen Eigenmarken mehr gepflegt werden - so weit, dass für große Mitgliedsunternehmen durch Eigenkollektionen eine zusätzliche Marge unter Ausschaltung der Großhandelsspanne angestrebt wird.

Auch in der Schweiz wird die Warendistribution nach Jörg Grieders Erläuterungen stark über den Großhandel als Lagergeschäft abgewickelt. Aber vonseiten der Industrie gäbe es Bestrebungen in Richtung Direktvertrieb. Dieser Trend werde sich in diesem Jahr fortsetzen.

Da es in der Schweiz keine Verbundgruppe für das Malerhandwerk gibt, will dieNetto in diesem Jahr das Sortiment Farben/Lacke ausweiten. Dies könne unter anderem über geeignete Kooperationspartner im Farbengroßhandel über die Bühne gehen.


Regina Hebbeln-Röttjer für die Decor-Union:

"Auf zu neuen Ufern"

Die Decor-Union hatte 2008 durch die Verbindung mit der Wotex einen Umsatzschub von 7,7 % erhalten, der 2009 nicht gehalten werden konnte. Vielmehr gingen erste Schätzungen des Systemverbundes, der verschiedene Marktstufen vereint, im November von einem Minus von 3,7 % aus, das unter anderem aus der Insolvenz eines großen Anschlusshauses resultiert - der süddeutschen Fachmarktkette Tela. Generell habe es die sogenannte "moderne Fläche" im vergangenen Jahr schwer gehabt, während Hebbeln-Röttjen dem klassischen Fachhandel und dem Großhandel eine positive Entwicklung bescheinigt. Damit erreiche die Decor-Union nach Einschätzung aus dem November 2009 einen Umsatz von 115 Mio. EUR - mit 136 Gesellschaftern und 370 Niederlassungen.

Derzeit ist die Decor-Union dabei, ein Mammutprojekt zu stemmen: Die komplette Reorganisation und Restrukturierung. Ziel ist eine vollständige Ausrichtung an den Sortimenten. Dazu will man die jetzige Struktur verschlanken und die Zahl der Beteiligungsgesellschaften und selbstständigen Vertriebsgesellschaften reduzieren, was rechtlich allerdings kompliziert sei. Daher wird es auch vermutlich noch bis August 2010 dauern, bis die Anmeldungen zum Handelsregister bezüglich der Verschmelzungsverträge vorliegen.

Im Bereich Marketing beschäftigt sich die Decor-Union mit der Überarbeitung des Vertriebskonzeptes We-do-It und will zudem die verschiedenen Einzelhandelsmarken im Berich Fachmarkt/moderne Fläche auf einen Außenauftritt konzentrieren.


Manfred Birkenstock für die Copa:

"Großhandel konnte sich am Markt behaupten"

Vorstand Manfred Birkenstock legte für die Copa die Zahlen der ersten drei Quartale vor, nach denen sich die in der Kooperation organisierten Großhändler recht gut am Markt behaupten konnten. Dafür spricht ein stabiler bis leicht positiver Verkaufsumsatz von +0,5 %. Dabei verzeichneten textile Beläge (Anteil 19,8 %) ein Minus von 2,6 %, das zum größten Teil auf Webware (-8,5 %) und zum kleineren auf Tuftings und Nadelvlies (jeweils -1 %) entfiel. Elastische Beläge (Anteil 25,1 %) erzielten ein Plus von 1,5 % - Zuwächse bei CV-Belägen (+ 5,7 %) konnten die Rückgänge bei PVC-Objektbelägen (-0,6 %), Linoleum (-2,1 %) und Gummi (-4,3 %) mehr als kompensieren.

Die größten Einbußen mussten mit -5 % Parkett/Laminat/Kork hinnehmen. Vor allem Parkett zeigte sich schwach (-6,3 %), unter anderem, weil es unter dem Boom der Designbeläge leidet. Aber auch Laminat (-4,2 %) und Kork (-1,3 %) verloren gegenüber dem Berichtszeitraum des Vorjahres. Zubehör blieb stabil (+0,1 %), Leisten und Profile weitgehen auch (-0,6 %). Zweistellige Zuwächse konnten in den Randsortimenten Farben und Lacke (+17,25 %), Stoffe und Heimtextilen (+26 %) sowie Tapeten (+17,4 %) verbucht werden; basierend auf dem positiven Effekt durch den Anschluss der Kollegen-Kooperation Rigromont, bei der einige Gesellschafter ihren Schwerpunkt in der Farbe haben.

Den Gesamtumsatz pro Kopf bezifferte Birkenstock auf 225.159 EUR (Vj.: 235.694 EUR), den Gesamtumsatz je Außendienstmitarbeiter auf 1.251.156 EUR (1.133.760 EUR).

2010 befasst man sich in Hofheim-Wallau mit einem Abrechnungsprogramm, das den Gesellschaftern die Buchungsumsätze auflistet und will außerdem die Online-Akademie der Rigromont auch den Copa-Häusern zugänglich machen. Wichtigster Termin im Kalender ist das Copa-Forum Anfang Mai in Strassburg mit illustren Gästen und namhaften Referenten.


Roland Simmer für die Besko:

"Shop-Konzept geplant"

Die Besko beansprucht mit 130 Anschlusshäusern und einem Einkaufsumsatz von 31 Mio. EUR die führende Position unter den österreichischen Kooperationen. Auch 2009 habe sie sich "wacker gehalten" konstatiert Geschäftsführer Roland Simmer und verweist auf ein Umsatzplus von 2,5 %.

Zum 1. Dezember hat der Verbund mit einem großen Lieferanten im Sonnenschutzbereich die vollelektronische Fakturierung eingeführt. Als nächstes Projekt steht Mitte des Jahres die Implementierung eines Shop-Konzeptes für die Mitglieder an.

Großes Augenmerk legt die Besko nach Simmers Angaben zudem auf auf die Nachwuchsförderung. "Nicht nur bei uns in Österreich besteht die Notwendigkeit, das Image der Branche im allgemeinen und das des Raumausstatters im Besonderen aufzupolieren." Als eine Maßnahme hat die Besko Prospekte aufgelegt, die den Aspekt der ganzheitlichen Innenraumgestaltung bei allen der Branche verbundenen Berufen hervorheben.
aus BTH Heimtex 01/10 (Wirtschaft)