Gesamtverband Textil-Bekleidung-Schuh-Leder Österreich
Aus vier Verbänden wird ein Gesamtverband
Vier österreichische Branchenvertretungen schließen sich zusammen: Die Fachverbände der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Fachverbände der Leder erzeugenden und Leder verarbeitenden Industrie stehen ihren Mitgliedern seit dem Juni dieses Jahres als Gesamtverband Textil-Bekleidung-Schuh-Leder (TBSL) unter dem Vorsitz des neu gewählten Präsidenten, Ing. Reinhard Backhausen, zur Seite. Der Verband vertritt eine große Spannbreite an Produkten und Dienstleistungen: von technischen Textilien, Garnen, Geweben, Heimtextilien und Möbelstoffen über Dessousmode, Berufs- und Sportbekleidung sowie Mietwäsche bis hin zu Markenschuhen oder Autositzleder.
Als Sprachrohr zu Politik und Ministerien tritt der Fachverband TBSL gegen Steuererhöhungen und für eine stärkere Regulierung der Finanzwirtschaft ein. Mit Projekten wie der "Smart Textiles Plattform" unterstützt der Verband die Forschung und Entwicklung in Österreich. "Durch den Zusammenschluss der vier Fachverbände haben wir in unseren Lobbying-Aktivitäten eine lautere Stimme bekommen" erklärt Präsident Backhausen. "Wir werden unsere Forderungen im Interesse aller Mitgliedsfirmen bei Politik und den Ministerien durchsetzen und unsere Industriesparten, die sich durch ein hohes Maß an Innovation und Kreativität auszeichnen, als zukunftsorientierte und leistungsstarke Branchengruppe positionieren."
Zurzeit zählt der Gesamtverband Textil-Bekleidung-Schuh-Leder rund 550 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt über 24.000 Beschäftigten. Der Gesamtumsatz der Branchen für das Geschäftsjahr 2009 beträgt über 4 Mrd. Euro. Alle vier Branchen weisen mit einem Exportanteil von etwa 75 bis 90 Prozent sehr hohe Exportquoten auf und treiben die Internationalisierung als strategischen Wachstumsfaktor voran. Weitere gemeinsame Schwerpunkte der Branchen liegen in der Forcierung grüner Technologien und der Stärkung der Innovationskraft der einheimischen Unternehmen.
Der Fachverband wird seine Mitglieder nicht nur in Österreich, sondern auch europaweit vertreten: Präsident Backhausen ist Mitglied des Vorstandes von Euratex, dem europäischen Dachverband der Textil- und Bekleidungsindustrie mit Sitz in Brüssel. Ein Anliegen der Interessenvertretung ist die EU-weite Regulierung der Finanzwirtschaft. "Wir können nicht hinnehmen, dass Geschäfte der Industrie und der Realwirtschaft hoch besteuert werden, Geschäfte im Finanzbereich hingegen nicht", so Backhausen. Ein Dorn im Auge sind der Interessenvertretung zudem Steuererhöhungen. "Die Anhebung von Steuern - vor allem von Massensteuern wie der Einkommenssteuer oder der Mehrwertsteuer - bremst das Wirtschaftswachstum", erklärt Backhausen und verweist auf ein enormes Einsparungspotenzial im Verwaltungsbereich.
Branchenausblicke 2010
Textilindustrie: Mitte 2009 hat die österreichische Textilindustrie die Talsohle durchschritten. Im Herbst letzten Jahres wurde wieder ein Aufwind in der Nachfrage verzeichnet. "Es wurden neue Aufträge vergeben, und wir haben den wiederkehrenden Optimismus bei unseren Mitgliedern gespürt", so Backhausen. "Nichtsdestotrotz sind aufgrund des schwachen ersten Halbjahres 2009 die Zahlen für das Gesamtjahr eher verhalten, da wollen wir nichts beschönigen." So sind die Gesamtumsätze 2009 gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 2,05 Mrd. Euro gesunken. Im Bereich Bekleidungs- und Heimtextilien war der Umsatzrückgang geringer (minus 16,5 Prozent auf 1,12 Mrd. Euro). Weitaus weniger Rückgang wurde bei den Beschäftigten verzeichnet (minus 9,2 Prozent auf 12.100). Während bei den Exporten ein stärkerer Einbruch stattfand (minus 21,9 Prozent), deutet das erste Quartal 2010 mit einer einprozentigen Steigerung in diesem Bereich auf einen neuerlichen Aufschwung hin.
"Die allgemeine Unsicherheit hat dazu geführt, dass Firmen ihre Kräfte verstärkt auf ihre Heimatmärkte konzentrieren. Zukünftig werden Regionen wie China allerdings wieder an Bedeutung gewinnen", erklärt Backhausen. Die ersten Monate dieses Jahres entwickeln sich bereits recht positiv. Die Auslastung ist vielfach erfreulich hoch, die Textil-Pipeline muss wieder mit Ware gefüllt werden und aufgrund des schwachen Euros wird anstelle von asiatischen Importwaren vermehrt auf heimische Produzenten gesetzt.
Bekleidungsindustrie: "Die österreichische Bekleidungsindustrie hat das Jahr 2009 trotz der in allen Märkten unerfreulichen Rahmenbedingungen im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen relativ gut bewältigt," stellt Wolfgang Sima fest, Vorsitzender der Berufsgruppe Bekleidungsindustrie im Fachverband TBSL. Während der Umsatz der österreichischen Industrie insgesamt um 18 Prozent rückläufig war, ging jener der Bekleidungsindustrie um nur neun Prozent zurück. Im gleichen Ausmaß sanken die österreichischen Bekleidungsexporte in die Staaten der EU-15. Die Exporte in den wichtigsten Markt Deutschland entwickelten sich dabei überdurchschnittlich gut (minus 4,5 Prozent auf 613 Mill. Euro), und Lieferungen in das Nachbarland Schweiz zeigten Stabilität bei gleich bleibendem Niveau (97 Mill Euro.). Einschnitte wurden vor allem bei den Exporten nach Russland verzeichnet (minus 42 Prozent auf 41 Mill. Euro) - die Importe gingen durchschnittlich um 6,8 Prozent zurück.
aus
Haustex 09/10
(Wirtschaft)