Specialized Exhibition of Persian Handmade Carpet, Kish/Iran
Die Zukunft des iranischen Teppichs im Blick
Ende April 2010 fand auf der iranischen Insel Kish wieder einmal die internationale Ausstellung handgefertigter persischer Teppiche statt. Wie schon in den Jahren zuvor war die Zahl der Aussteller recht übersichtlich, ca. 170 Unternehmen zeigten ihre Ware auf 20.000 m. Den Besuchern wurde wenig Ware gezeigt, die Geschäfte hielten sich in Grenzen. Doch darum geht es bei dieser Messe nicht unbedingt: sie wird zum Kontakteknüpfen, Fachsimpeln und Erfahrungsaustausch genutzt. Im Mittelpunkt stand denn auch ein Kongress, bei dem die Frage nach der Zukunft des iranischen Teppichs diskutiert und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht wurde. Die Ergebnisse dieser Gespräche machen Hoffnung.
Schon bei den Eröffnungsreden der Messe wurde eines deutlich: Nicht nur den 1 bis 2 Mio. Menschen im Iran, die im Teppichbereich arbeiten, ist daran gelegen, dass die Exportmengen wieder dauerhaft steigen und diese Jahrhunderte alte Tradition erhalten bleiben muss. Auch Importeure, Exporteure, Händler und Offizielle wie der anwesende iranische Botschafter in Deutschland, Ali Reza Sheik Attar, sind auf der Suche nach einer schnell umsetzbaren aber auch lange anhaltenden Lösung. Den Stellenwert dieses wirtschaftlich und kulturell immens wichtigen Produkts unterstrichen unter anderem Feysal Mardassi, Leiter des INCC, dem Iran National Carpet Center, und Dr. Pyman Frouzesch, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des iranischen Parlaments.
Die Ursachen für die seit Jahren anhaltende Talfahrt der Teppichexporte aus dem Iran sind - wie das Produkt selber - vielschichtig. Workshops mit Vorträgen befassten sich mit dieser Thematik. So spielen in vielen Märkten iranische Teppiche eine untergeordnete Rolle bei der Wohnungseinrichtung. Der Marktanteil dieser Produktgruppe sinkt zugunsten anderer Ursprungsländer wie Indien, Pakistan, Afghanistan und auch China, die die Farben und Größen knüpfen, die die Verbraucher nachfragen. Im Iran ist das schwer umsetzbar, zu stark ist die Bindung an die althergebrachten Traditionen. Veränderungen sind hier nur schwer durchzusetzen und dürfen keinesfalls zu Lasten der Kultur gehen.
Gerade der Herstellungs-, Finishing- und Endpreis eines iranischen Teppichs ist im Vergleich zu anderen Ursprungsländern sehr hoch und wird künftig noch steigen. Materialkosten und Löhne steigen immer weiter, die Inflation ist seit Jahren hoch und auch der schwache Euro sorgen für Verteuerungen.
In zwei Ausschüssen aus je ca. 30 - überwiegend in Europa tätigen - Fachleuten wurden die während der Workshops vorgetragenen Fakten analysiert und vor allem diskutiert. Ein Ausschuss befasste sich mit der Frage, mit welchen Marketingaktionen der Verkauf iranischer Teppiche angekurbelt werden könnte, der andere behandelte die hohen Preise iranischer Teppiche. Jeder Teilnehmer hatte hierbei die Möglichkeit, seine Position darzustellen. Gemeinsames anliegen ist, sich rasch für einen wieder ansteigenden Verkauf iranischer Teppiche einzusetzen sowie den steigenden Preisen entgegenzuwirken.
Gelingen soll das mit den folgenden von den Konferenzteilnehmern vorgeschlagenen Aspekten:
Über koordinierte Marketingaktionen in Europa soll das Produkt iranischer Teppich wieder in den Fokus der Verbraucher aber auch Fachhändler gerückt werden. Gelingen soll das über gezielte Werbung in Einrichtungsmagazinen sowie redaktionellen Beiträgen und Fotostrecken, in denen gezeigt wird, dass iranische Teppiche auch zu modernen Einrichtungen passen und ein qualitativ hochwertiges Produkt sind. Über die Fachpresse soll der Fachhandel wichtige Informationen zur Ware erhalten und die Begeisterung beim Kunden auslösen. Finanziert werden könnten diese durchaus kostenintensiven und im Detail vielschichtigeren Marketingaktivitäten durch die im Folgenden dargestellte Beispiele: 1% des monatlichen Exportvolumens wird dem INCC von der Regierung zur Verfügung gestellt und über Organisationen wie die Teppichimporteurverbände in den Exportländern verteilt, wo es entsprechend verwendet wird. Für den Fall, dass der Export vom iranischen Staat subventioniert wird, um der aktuellen Preisspirale nach oben entgegen zu wirken, könnten die Exporteure auf 1% der Subvention verzichten und zusätzlich für länderspezifische Marketingmaßnahmen einsetzen.
Viel diskutiert wurde auch das Thema Preisanstieg des iranischen Teppichs. In den Diskussionen haben sich drei Möglichkeiten herauskristallisiert, wie die hohen Preise in den Griff zu bekommen wären: 1. Der Staat wertet den Rial in Höhe der Inflation ab. 2. Es wird eine Börse für Exportpapiere gegründet, an der Unternehmen, die unnötige Luxusgüter importieren möchten, entsprechende Zertifikate von den Teppichexporteuren einkaufen müssen. 3. Durch den hohen Rial sind die Preise für iranische Teppiche zu hoch, um mit anderen Ursprungsländern wettbewerbsfähig zu sein. "Durch staatliche Subventionen könnten die Preise gesenkt und die Nachfrage angeregt werden. Am ehesten umgesetzbar wäre der dritte Vorschlag, waren sich die Teilnehmer einig.
Doch wie geht es konkret weiter? Die Vorschläge wurden von den Vertretern des INCC entgegengenommen und werden dort diskutiert. Allen Beteiligten war klar, dass Veränderungen nicht über Nacht herbeizuführen sind, sie aber schnellstmöglich in Angriff genommen werden müssen - damit der iranische Teppich in der Welt weiterhin eine Zukunft hat.
Selbstverständlich wurde das Objekt der Diskussionen auf der Messe auch gezeigt - in erster Linie ging es um die Außenwirkung, um die Präsentation hochklassiger, iranischer Knüpfkunst. Gezeigt wurden vor allem Täbriz, Ghoum und Isfahan (zum Beispiel von Haghighi). Während auffällig viele Porträtteppiche ausgestellt wurden, gab es erstaunlich wenige Nomadenteppiche und praktisch keine Kommerzware zu sehen.
aus
Carpet Magazin 03/10
(Wirtschaft)