Jahrestagung des ZVPF in Bad Neuenahr

Fachgruppenarbeit auf hohem Niveau

Bundesinnungsmeister Joachim Barth machte in Bad Neuenahr einmal mehr deutlich, dass die Zeichen für Parkett- und Bodenleger auf Sturm stehen. In diesem Zusammenhang beklagte Barth die vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) erneut abgelehnte Zusammenführung der Ausbildung von Parkettlegern und Bodenlegern. Auch die Bemühungen zur Schaffung einer Berufsfamilie mit weiteren Gewerken sind ins Stocken geraten, insbesondere wegen Differenzen mit der Berufsorganisation der Maler.

Bei der diesjährigen Jahrestagung des Zentralverbands standen der Jahresbericht des Bundesinnungsmeisters, Ehrungen verdienter Mitglieder und Berichte der Fachgruppen im Mittelpunkt. Die gemäß Tagesordnung vorgesehenen Vorstandswahlen wurden ausgesetzt und sollen im Oktober anlässlich der Fachtagung in Ulm nachgeholt werden. Grund der Verschiebung war die Ablehnung eines Antrags des Vorstands, in die Satzung einen zweiten Stellvertreter des Bundesinnungsmeisters aufzunehmen. Daraus hervorgegangene Irritationen konnten trotz intensiver Bemühungen nicht ausgeräumt werden. Joachim Barth: "Dieser Antrag des Vorstands wird im Oktober erneut auf die Tagesordnung gesetzt."

Hauptaufgabe für den ZVPF bleibt die Stärkung der Innungen, unterstrich Barth in seinem Jahresbericht. Einen Abwärtstrend bei den Mitgliederzahlen (Rückgang von 3,8 % auf 1.232 Betriebe) könne man nicht verhindern, aber gegen ausufernde Bürokratie und immer neue Regeln will der ZVPF zu Felde ziehen. Etwa gegen die leidige Prä-Qualifizierung, die auch Meisterbetriebe als Auftragnehmer der öffentlichen Hand zwingt, ihre Eignung nochmals nachzuweisen. Erhebliche Probleme bereite den Innungen die Aufnahme von Parkett und Begleitstoffen in die Bauregelliste des DIBt. "Dies deshalb", erklärte Barth, "weil man am Zeitablauf festhielt, obwohl etliche Verfahrensfragen nicht zeitig abgestimmt waren. Es ist unser Verdienst, dass das Inkrafttreten um ein Jahr auf den 1. 1. 2011 verschoben wurde."

Seinen Bericht schloss Barth mit einem Hinweis zur Gastmitgliedschaft der CTA-Mitglieder. Die Chemisch-Technische Arbeitsgemeinschaft bestehe nicht mehr auf einer Sammelmitgliedschaft als geschlossener Block, sondern kehre zu den früheren Regelungen der individuellen Einzelmitgliedschaften zurück.

Ehrungen für außergewöhnliche Leistungen

Für ihr 40jähriges Engagement und ihre Leistungsbereitschaft dankte Joachim Barth der Geschäftstellenleiterin Hannelore Claßen. Sie habe für alle bisherigen Bundesinnungsmeister und deren Vorstände gearbeitet und alle "Hochs" und "Tiefs" mit er- und durchlebt. "Sie waren nicht einfach nur eine Angestellte, sondern bald auch Ansprechpartner. Sie kannten jeden und jeder kannte Sie." Mit ihrem Ausscheiden in den Ruhestand wird die Geschäftsstelle des Zentralverbands in die BEB-Räume nach Troisdorf verlegt.

Die Goldene Ehrennadel des ZVPF erhielt Gert F. Hausmann. Er scheidet nach acht Jahren auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand aus. Der Sachverständige, Lehrer in Meisterkursen und Mitbegründer des BEB gilt als "graue Eminenz", die viel für das Zusammenwirken der Gewerke und Verbände getan hat. "Technisch immer auf der Höhe, hat er stets auf kluge Art Empfehlungen ausgesprochen und ist keinem Problem aus dem Weg gegangen", unterstrich der Bundesinnungsmeister in der Laudatio.

Den Baumann-Fröhlich-Preis erhielt Heinz Brehm und ist damit nach Horst Spang und Wilhelm Schmidt der Dritte, dem diese hohe Ehrung zuteil wird. "Du bist eine Zugmaschine, ein Kraftpaket an Ausdauer und Energie, leitest die nationalen und internationalen Parkettlegerwettbewerbe, bist eingebunden in Berufsschule und Meisterkurse, hast Fachbücher für unser Handwerk initiiert und den Maschinenkurs für Parkettleger durchgesetzt", zählte Joachim Barth auf. Heinz Brehm, der 1960 ersten Kontakte zur Berufsorganisation der Parkettleger aufgenommen hatte, ist bereits Träger der Goldenen Ehrennadel des Zentralverbandes. Bereits vor geraumer Zeit wurde ihm das Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Berichte aus den Fachgruppen

Sportböden: Fachgruppenleiter Ralf Kohfeldt berichtete über das "Abmehlen" von Beschichtungen auf Tanzböden. Hier stehe eine Stellungnahme in der CTA zusammengeschlossener Oberflächenbeschichter aus. Weiter kündigte er an, dass die Fachgruppe wieder mit einem eigenen Stand auf der Fachmesse für Freiraum, Sport- u. Bäderanlagen (FSB) vertreten sein will (26.-28.10. 2011 in Köln).

Holz-Parkett-Holzpflaster-Dielen: Über Deckschicht-Ablösungen bei Mehrschichtparkett berichtete der Vorsitzende der Bundesfachgruppe, Willi Nürnberger. "Wie eine Lawine werden Probleme mit Delaminierung von Mehrschichtparkett auf uns zukommen." Gemeint sind damit bis zum Jahr 2000 verlegte Fertigparkettböden, die allmählich zur Renovierung anstehen. Hier könne es leicht zu Ablösungen der Deckschicht kommen, da bei manchen Produkten billige Schmelzkleber eingesetzt und unsachgemäß verarbeitet wurden. Die Schäden treten auf, wenn sich nicht alterungsbeständige Verleimungen beim Schleifen lösen oder bei anschließender Versiegelung mit Wasserlack quellen und aufplatzen. Daher Nürnbergers Empfehlung an die Kollegen: "Sagt eurem Kunden, dass die Renovierung von Fertigparkett ein Risiko beinhaltet."

Restauratoren: "Die Regelungswut in Deutschland gefährdet den Bestand der Restauratorengruppe." Dieter Humm meint damit eine Forderung des Deutschen Handwerkskammertages, nach der die Stundenzahl von derzeit offiziell 480 Stunden für die Ausbildung zum Geprüften Restaurator im Parkettlegerhandwerk auf rund 750 Stunden hoch gesetzt werden soll. Das sprenge die Möglichkeiten, den Unterricht handwerksintern zu leisten. Außerdem würden die Kosten mit 12.000 EUR pro Teilnehmer Fortbildungswillige abschrecken. Weitere Probleme sieht Humm in den Bestrebungen des Denkmalschutzes, den "akademischen Restaurator" zu etablieren sowie in Wochenendlehrgängen von Handwerkskammern zum "Zertifizierten Restaurator".

Dass die Gruppe der Parkettrestauratoren sich gegen solche Bestrebungen wehren kann, beurteilt Dieter Humm pessimistisch. Im Jahre 2009 absolvierten immerhin noch neun Teilnehmer den angebotenen Kurs und traten der Fachgruppe bei, die damit auf über 60 Mitglieder gewachsen ist.
aus FussbodenTechnik 04/10 (Wirtschaft)