Maison & Objet
Strategie um Internationalität bewährt sich
Paris - Die neue Halle 7, die erstmalige Parallelveranstaltung der Messe "Meuble Paris" im sehr grün und naturfreundlich gestalteten Messepark in Villepinte und die wiederum gewachsene Aussteller- und Besucherzahl der Messe im September (4. bis 6.) sind für die Veranstalter der maison & objet Erfolgsbeweis ihres Planes, in Paris ein weltweit interessantes Kompetenznetz zu schaffen, um umfassende und qualitativ hochwertige Eindrücke von Inneneinrichtung und Dekoration zu vermitteln.
Paris, capital de la création" - so weht es von den Flaggen - soll Plattform für globale, internationale und interdisziplinäre Herausforderungen der Branche sein und zugleich "Beobachter" jeglichen Ausdrucks von Kreativität. Die maison & objet bemühe sich um ein in sich geschlossenes Bild und biete für jeden Bedarf etwas. So der hehre Anspruch der Messeleitung.
Internationalität nimmt zu Die 72.670 nationalen und internationalen Fachbesucher bedeuten ein Plus von gut einem Prozent, darunter ein Anstieg von 6,4 Prozent der internationalen Teilnehmer. Europäische Besucher waren gut vertreten, wobei Deutschland an dritter Stelle stand hinter Italien und Belgien, die USA und Japan jeweils einen Anteil hatten um fünf Prozent und mit 2,4 Prozent China die Top-Ten-Liste abschloss. Von den gut 3.000 Ausstellern kamen 44 Prozent aus dem Ausland. Ihre Angebote waren teilweise deutlich auf weltweite Nachfrage ausgerichtet, besonders im hochwertigen und Luxusbereich.
Nicht nur in Halle 2, dem textilen Bereich, sondern auch in allen anderen Themenbereichen stand der wohnlich gestaltete Schlafraum mit Bett, komfortablen Sitz- und Polstermöbeln, Tee- und Kaffeetischchen im Blickpunkt. Bettwäsche an sich ist ein großes Thema, besonders für die französischen Anbieter mit den bekannten Designermarken und dem entsprechenden Luxus-Appeal. Bad und Wellness gehören dazu und bilden komfortable Angebotseinheiten. Ob urbanes Leben oder ausgeprägte Natürlichkeit - es soll warm, authentisch und unkompliziert sein und möglichst individuell. "Ganz privat", also "intime" nennen es die französischen Designer in ihren Trendvorschlägen. Die Materialien an sich sind nicht so überraschend neu, eher die unkonventionellen und vielleicht auch gewollt kontrastreichen Kombinationen.
Glanz und schlichte NaturSatins mit mehr oder weniger sanftem Glanz, umgeben von weißen oder pastellfarbigen Damasten oder feinen Leinen- und Baumwolloptiken, Paspeln, Spitzendekor oder platzierte Stickerei, möglichst nach Handarbeit anmutend, wirken zeitgemäß chic. Schwarzer oder dunkler Fond wird bedeckt mit übergroßen stilisierten Blüten mit viel Rot, Rosé und Grün, die in starkem Kontrast zu plakativ breiten Streifenvariationen und Riesenkaros stehen und oft als Abseite zu kleinen floralen Allovers auffallen. Dazu immer ein einfallsreicher Mix mit dekorativen Kissen in belebten Stoffen, die die Wohnlichkeit markant beeinflussen. Neben diesem Dessin- und Farbfeuer - Pflaume, Fuchsie, Orange, ausdrucksstarke Blautöne und ein neues, dunkles Grün - bestimmen natürliche, subtile Grau- und Brauntöne das Bild, und zwar überwiegend in Leinen: gewaschen und weich wirkend, nicht gebügelt und fast anschmiegsam. Leinen ist deutlicher Favorit, entspricht dem Öko-Charakter und dem Sinn für natürlichen, nachhaltigen Wert. Schwarz, stumpfes Grau und Naturweiß gehören auch hier dazu.
Decken und Plaids in allen Variationen, aber möglichst weich - Mohair, Cashmere, Alpaka - und in origineller Verarbeitung sind weiterhin Renner, wobei wertvolle Naturfell-Decken international besonders zu den Premium-Angeboten nachgefragt werden - so Herstelleraussagen. Zu eben diesen Bettwäsche-Präsentationen aus der Schweiz fielen die wertigen daunengefüllten Bettwaren auf.
Tradition und LoftDieses Besinnen auf Traditionelles in neuer, urban-chicer oder natürlich-komfortabler Optik zeigt sich auch in den französischen Kollektionen aus den Vogesen, dem Alsace, der Provence und dem Baskenland. Die Bettwäsche der Traditionsmarke Souleiado mit den typisch provenalen Druckmotiven hat sich modernisiert und bringt neue Variationen. Ebenso zeigt sich traditionelle Tischwäsche (Le Jacquard Franais, Garnier Thiebaut), bekannt für lebhafte Jacquards in vielen Farben, minimalistisch und klarlinig, fast japanisch anmutend und variationsreich zu kombinieren am modernen Tisch.
Was der Inspiration und der Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Einrichtungsformen und Materialien sehr entgegenkommt, ist der Brückenschlag zwischen Mode für Oberbekleidung und der für das Heim. Der für französische Avantgarde-Mode bekannte Jean-Paul Gaultier kreierte eine Bettwäsche-Kollektion für den Möbelhersteller Roche Bobois in Schwarz, Weiß, Silber, im metallisch-harten Loft-Stil. Möbel, die dazu passen, sah man bereits bei einigen progressiven Einrichtungs-Designern: flexibel, container- und koffer-artig, in Metall natur oder lackiert und kombiniert mit rustikalem Holz. Auffallend häufig waren gut gestaltete Schwarz/Weiß-Fotowände zu sehen, die sich durchaus der warmen Wohnatmosphäre anpassten, ebenso gefiel Handwerkliches aus Nordafrika, aussagestark und bunt, aber nicht folkloristisch. Das gilt auch für Wandverputz und Teppiche.
Die nächste maison & objet in Paris-Villepinte findet vom 21. bis 25. Januar 2011 statt.
aus
Haustex 11/10
(Wirtschaft)