VFG: Interview mit Uwe Bergmann und Dirk Vossen

"Setta ist das Rückgrat des VFG"

Mit der etablierten Marke Setta setzt der Verbund Farbe und Gestaltung (VFG) jetzt an, den Marktanteil für Farben und Lacke, Tapeten, Bodenbeläge und Zubehör in Deutschland weiter auszubauen. Im Mittelpunkt stehen dabei Marketingstrategien, die mehrere Zielgruppen ansprechen. Geschäftsführer Uwe Bergmann und Prokurist Dirk Vossen sprachen mit den BTH-Redakteurinnen Claudia Weidt und Cornelia Küsel über Marktchancen und deren Umsetzung im Interesse der Großhändler, die dem Verbund angehören.

BTH Heimtex: Die VFG-Marke Setta hat sich erfolgreich am Markt etabliert. Wofür steht sie?

Dirk Vossen: Wichtig ist uns zu zeigen, dass wir stark handwerksbezogen sind. Wir haben Setta für den Maler als Zielkunden kreiert. Ihm müssen wir zeigen, wer wir sind und dass wir mit Setta viele System- und Problemlösungen bieten können. Schließlich möchten wir mit Setta neue Profi-Verarbeiter gewinnen und begeistern. Dies gilt sowohl im Kundenkreis unserer Anschlusshäuser als auch für Verarbeiter, die bisher nicht mit Händlern zusammenarbeiten, die Setta führen. Insgesamt steht Setta für die Marke des Handels und dessen Kompetenz für das Malerhandwerk.

BTH Heimtex: Sie stellen Setta marketingmäßig stark in den Vordergrund der Verbandsaktivitäten. Ist das Ihr Erfolgsrezept?

Uwe Bergmann: Setta gibt es schon seit mehr als 30 Jahren, da ist natürlich viel Kontinuität und Erfahrung enthalten. Damals war eine Grundlage für Setta die Alleinstellung. Heute ist die Marke das Rückgrat der VFG, daran wurde konsequent über all die Jahre mit hohem Aufwand gearbeitet.

Setta ist eine etablierte Marke im Markt. Möchte man eine vergleichbare Marke heute aufbauen, müssten Millionen investiert werden. Die Kontinuität des Marketings und die Marktbearbeitung in Verbindung mit unseren Mitgliedern ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Setta heute diesen Stellenwert hat.

Vossen: Das ist die eine Sache. Die andere ist, dass wenn wir über Setta sprechen, dann nie von einer Haus- oder Eigenmarke, sondern immer von einer Marke. Wenn dieser Anspruch besteht, muss dies durch entsprechende Marktaktivitäten untermauert werden. Eine klassische Eigenmarke wird in der Regel preisgünstig und mit sehr wenigen Marketingaktivitäten vertrieben - und davon sind wir ganz weit weg. Wir möchten mit Setta eine Marke haben, die als solche akzeptiert ist, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für den Verarbeiter bietet und den Handel in die Lage versetzt, gute Margen zu erziele. Dies alles mit der notwendigen Aufmerksamkeit durch verkaufsunterstützende Maßnahmen.

BTH Heimtex: Spielen Sie mit dem Gedanken, sich auch im Ausland zu engagieren?

Vossen: Wir haben bereits umfangreiche Kontakte, die wir intensiver bearbeiten und ausbauen werden, vor allem in Anrainerstaaten. Aber es muss Sinn machen, da eine solche Expansion gerade in der Anfangsphase mit Kosten verbunden ist, bei denen wir abwägen müssen, in welche Märkte und Projekte wir mit welcher Erwartungshaltung investieren. Schwerpunktmäßig sind wir jedoch auf den deutschen Markt fokussiert.

BTH Heimtex: Sie bezeichnen sich als Vollsortimenter. Gibt es Bereiche, die Sie weiter ausbauen wollen?

Vossen: Dispersionsfarben und Lacke bilden in Verbindung mit der Mischtechnologie unser Kernsortiment. Zusätzlich haben wir im Setta Bereich viele Produktgruppen, die das Malerhandwerk für seine Arbeiten benötigt. Zum Beispiel gibt es seit Anfang des Jahres eine neue Produktgruppe Setta Werkzeuge, die bereits sehr erfolgreich vom Markt angenommen wurde. Sie umfasst außer den Setta Pinseln, Farbrollern und Klebebändern nun auch sehr hochwertige Malerwerkzeuge. An dieser Stelle können wir uns eine Erweiterung mit Werkzeugen für die Bodenverlegung vorstellen, da wir bereits die entsprechenden Bodenspachtelmassen und Kleber im Setta Programm haben.

Unsere zukünftige Ausrichtung für Setta umfasst folgende Punkte: Wir möchten uns ganz klar noch mehr zum Markt hin entwickeln und stärker als Marke im Markt präsent sein, zusätzlich unser Sortiment weiter ausbauen und den damit verbundenen Systemgedanken stärker kommunizieren. Damit meinen wir, dass wir nicht nur Farbe im Sortiment haben, sondern auch die entsprechenden Werkzeuge zur Verarbeitung, oder außer den Bodenklebern und Spachtelmassen auch die Beläge bieten können und außer Tapete auch Kleister und die notwendige Untergrundvorbereitung, um nur einige Beispiele zu nennen.

BTH Heimtex: Auf welche Produktgruppen legen Sie innerhalb des VFG zurzeit Ihr Hauptaugenmerk?

Bergmann: Bei Bodenbelägen haben wir Nachholbedarf. In diesem Bereich stagnieren die Umsätze. Wir suchen nach einer Lösung - entweder in Kooperation mit einem Spezialisten, oder durch Eigenleistung -, um mit Bodenbelägen unsere Position stärker auszubauen. Die ersten Ansätze sind gemacht, da wir für unsere Mitglieder bereits Basiskollektionen bestehend aus CV, Teppich, Parkett und Laminat erstellt haben. Dennoch ist der Anteil der Beläge gemessen am Anteil der Bodenkleber viel zu gering.

BTH Heimtex: Wie entwickelt sich die Tapete, die ja inzwischen als Motor für die Branche gilt?

Bergmann: Anders als bei Bodenbelägen wächst bei Tapeten die Nachfrage deutlich. Die Tapetenindustrie hat neue interessante Kollektionen aufgelegt und wird weitere Themengebiete kreieren und aufnehmen. Wir gehen davon aus, dass noch eine ganze Menge passieren wird. In den vergangenen drei Jahren haben vier von fünf unserer Mitglieder zweistellige Zuwachsraten. Hier wird deutlich, dass wieder eine starke Bereitschaft besteht, sich mit Tapeten auseinander zu setzen und das auch zunehmend mit hochwertigeren Tapeten.

BTH Heimtex: Anhand der Tapete ist deutlich zu sehen, wie sich Moden verändern. Was entwickelt sich aus Ihrer Sicht zum nächsten Trend?

Vossen: Es gibt immer Nachfragewellen und Trends im kreativen Bereich was Muster und Farbtöne anbelangt, aber auch Anstrichstoffe unterliegen Trends. Wir stellen fest, dass die Nachfrage an matten Anstrichstoffen und glatten Oberflächen stark gestiegen ist. Bei den Farbtönen können wir nach einer überraschend langen Rotphase, die in Brauntönen endete, nun feststellen, dass grüne Farbtöne wieder im Trend liegen. Letztendlich können wir nicht sagen, welche Trends es in diesen Bereichen künftig geben wird. Interessant ist für uns, dass diese Trends Zyklen unterworfen sind, die immer wiederkehren und wir zum richtigen Zeitpunkt die passenden Antworten haben müssen. Anders im Werkstoffbereich, mit unserem neuen Produkt Setta Curasan möchten wir, indem wir neue Wege gehen, selbst Trends setzen, indem wir uns im Farbenbereich durch den Einsatz von recycelten Rohstoffen auch mit dem Thema Nachhaltigkeit und Gesundheit auseinander setzen.

BTH Heimtex: Wie arbeiten Sie mit der Industrie zusammen?

Bergmann: Partnerschaftlich aber in unterschiedlicher Ausprägung. Da wir in erster Linie die Interessen unserer Mitglieder vertreten, ergibt sich automatisch ein ständiger Austausch zwischen der Industrie und der VFG Zentrale. Aus diesem Dialog heraus können wir einen gebündelten Interessen- und Informationsaustausch stattfinden lassen.

Deutlich wird das während unseren Business Börsen, die mittlerweile ein wichtiges und sehr gerne genutztes Tool der VFG geworden sind. Bei diesen Veranstaltungen geht es darum, die Strategien und Positionierungen unserer Partnerlieferanten gegenüber dem Farbengroßhandel transparent zu machen und zielgerichtet weiterzugeben, möglichst gemeinsame Umsetzungen im Markt zu diskutieren und somit neue Geschäftsbeziehungen entstehen zu lassen und bestehende Beziehungen weiter auszubauen.

Wenn Sie die Zusammenarbeit mit der Industrie ansprechen, dann sollte auch die Zusammenarbeit mit den Herstellern, die uns im Setta Bereich beliefern, erwähnt werden. An der Stelle ist der Dialog sehr intensiv und greift zum Teil in das Tagesgeschäft unserer Mitglieder ein. Zudem sind wir darauf bedacht, wenn es um Setta geht nach Möglichkeit Entwicklungsprozesse zu begleiten, sofern diese spätere Auswirkungen auf unsere Marke haben.

BTH Heimtex: Welchen Einfluss haben die VFG-Gesellschafter auf die Entwicklung der Marke Setta?

Vossen: Einen großen, was von uns als Zentrale auch gewünscht ist. Die Produktphilosophie soll nicht am grünen Tisch entschieden werden. Es ist für uns wichtig, die Erfahrungswerte des Handels, der im engen täglichen Dialog mit dem Maler steht, einfließen zu lassen. Nur so können Antworten und Lösungen für das Malerhandwerk gefunden werden. Dazu haben wir mehrere Instrumente, die unsere Mitglieder einbinden. Angefangen von Gremien, die den Technik- und Marketingbereich unterstützen, bis hin zu unseren Setta Foren, in denen wir die Innen- und Außendienstmitarbeiter umfangreich über aktuelle Neuheiten und Änderungen informieren und zeitgleich deren Erfahrungswerte mit nutzen.

BTH Heimtex: Müssen Sie sich mehr als 40 Jahre nach Gründung des VFG neuen Herausforderungen stellen und welche Rolle spielt Setta dabei?

Bergmann: Ja, natürlich. Auch die Anforderungen an eine Verbundzentrale und somit die Herausforderungen haben sich gerade in den letzten Jahren deutlich verändert. Vor 40 Jahren gab es mehrere Verbundgruppen in unserer Farbenbranche, die sich nicht durchsetzen konnten. Vermutlich ist ein Grund dafür, dass die Dienstleistungen für die jeweiligen Mitglieder nicht ausreichend waren. Ein reiner Bonussammelverein funktioniert schon lange nicht mehr. Ebenso ist auch die Erwartungshaltung der Industrie an eine Verbundgruppe deutlich gestiegen. Im Zeitalter der Elektronischen Datenverarbeitung und der immer schnelleren Informationsbeschaffung muss auch hier die Zentrale antworten. Wie zum Beispiel mit unserem Maler 24 System. Auch Setta spielt seit vielen Jahren in unserem Verbund eine tragende Rolle und ist wie gesagt das Rückgrat des VFG.

VFG mit umfangreichem Sortiment


Der Verbund Farbe und Gestaltung (VFG) setzt sich aus 46 mittelständischen Großhändlern aus den Bereichen Farben und Lacke, Tapeten, Bodenbeläge und Werkzeuge zusammen. Er verfügt über rund 160 Distributionspunkte in ganz Deutschland und hat 160 Lieferanten. Der Außenhandelsumsatz beträgt etwa 400 Mio. EUR.

Im Setta-Programm finden sich Farben und Lacke sowie Verarbeitungszubehör. Weiter gehören fünf Kollektionen Tapeten dazu sowie Filz-, CV-, Teppich-, Parkett- und Laminatkollektionen nebst Verlegeprodukten wie Spachtelmassen und -kleber. Den Bereich Teppichboden will der VFG ausweiten. Dabei hat er Großhändler Jordan mit im Boot, aus dessen Angebot die VFG zwei Kollektionen zusammenstellen ließ.

Das Geschäft mit Tapeten, die sich in den vergangenen Jahren wachsender Nachfrage erfreuen, soll ebenfalls ausgebaut werden. So ist noch für dieses Jahr eine Vlieskarte in Vorbereitung.
aus BTH Heimtex 07/10 (Wirtschaft)