Wotex: Interview mit Karl-Heinz und Jan Deckmann

"Wir sind Problemlöser"

Der Wotex-Einkaufsverband sieht sieht gut gerüstet für die Zukunft. Im engen Schulterschluss mit der Kollegen-Kooperation Decor-Union wollen die beiden Geschäftsführer Karl-Heinz Deckmann und Jan Deckmann ihre Fachmarkt- und Fachgeschäftskonzepte weiter entwickeln und damit den Handel stärken. Mehr über das Selbstverständnis der Wotex, ihr Service-Portfolio, Markt und Mitbewerber in nachfolgendem Interview.

BTH Heimtex: Die Wotex blickt auf mehr als 30 Jahre Bestehen zurück. Was waren aus Ihrer Sicht in dieser Zeit die einschneidendsten Veränderungen für Ihren Verband?

Karl-Heinz Deckmann: Die Gründung der Wotex-Gruppe fand vor 33 Jahren aus kleinsten Anfängen statt. Der Weg war sehr steinig, da es etliche Kooperationen in der Branche gab - Südbund, FHG, Wümeg, NRC, FHR, Decor-Union, Inku, Nordring Gilde, VFG, Krautol-Intercolor - und diese den Markt schon unter sich aufgeteilt hatten. Für uns gab es nur die Möglichkeit, mit einem neuartigen Service-Modell auf dem Markt Fuß zu fassen. Das gelang uns auch. Hinzu kam die schwierige Marktsituation speziell im Teppichbodenbereich, durch die bei vielen Fachmärkten die gesamte Finanzbasis wegbrach. Händler, die sich nicht rechtzeitig umgestellt hatten, mussten schließen. Unsere Antwort auf diese Problemstellung war die Entwicklung des "Heimwelt"-Konzeptes für Fachmärkte und des "Wohndecor"-Konzeptes für Fachgeschäfte.

Nach der erfolgreichen Integration der früheren Mitglieder der Krautol-Intercolor haben wir uns 2008 mit der Decor-Union zusammen geschlossen, um gemeinsam die Marktanforderungen besser zu bewältigen. 2009 haben wir gemeinsam mit der Decor-Union die Weichen für die Zukunft durch den Ausbau der Objektschiene "Gilde" gestellt. Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung der Wotex stellt die Einführung einer "freiwilligen" Zentralfakturierung in diesem Jahr dar. Die Zentralfakturierung wird unseren Mitgliedern und uns als Zentrale ein erhebliches Spektrum an neuen Möglichkeiten bieten.

BTH Heimtex: Was ist Ihr USP? Wie differenzieren Sie sich von den anderen Kooperationen?

Karl-Heinz Deckmann: Wir sehen uns als Problemlöser. Wer wäre außer den Verbänden im Stande, die Vielfalt in der Handelslandschaft zu erhalten, indem Fachhandel und Fachmärkte gestützt werden? Wenn es uns gelingt, die Mitglieder mit Hilfe von Schulungen, Finanzierungen, Werbemaßnahmen, Ladenbau, betriebswirtschaftlichen Fragen, Sortimentsberatung, Eigenmarken und Erfa-Gruppen für die Zukunft mobil zu machen, werden sie den Kampf in den nächsten Jahren bestehen.

Jan Deckmann: Wir sind heute zusammen mit der Decor-Union im Einkaufsvolumen und der Mitgliederanzahl die stärkste Kooperation im Heimtexbereich. Das führt dazu, dass wir unseren Mitgliedern im Kerngeschäft der Verbände, den Einkaufskonditionen, ein Spitzenprodukt bieten können. Unser Dienstleistungsspektrum geht heute weit über das normale Maß hinaus. Mit unseren Eigenkollektionen und Eigenmarken in nahezu allen Produktgruppen kann das Mitglied sich an seinem Standort ein Monopol schaffen und ist damit aus der Vergleichbarkeit. Im Marketingbereich bieten wir finanzierbare Lösungen für alle Firmengrößen an.

Und unsere Stärken sind ganz klar Marktnähe und Flexibilität, die es den Mitgliedern ermöglichen, auf so viel Verband wie sie möchten, zuzugreifen und sich aus unserer umfangreichen Palette das jeweils für sie passende Paket zu schnüren - ganz individuell.

BTH Heimtex: Der Markt hat sich für alle Teilnehmer in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr stark verändert. Auch das Käuferverhalten ist durch die immer stärker werdende Präsenz des Internets als Einkaufsquelle ein völlig anders geworden. Was bieten Sie Ihren Mitgliedern im Wotex-Portfolio an, um mit diesen Veränderungen Schritt halten zu können?

Karl-Heinz Deckmann: Wie bereits erwähnt, haben wir in den vergangenen Jahren konsequent das Thema Eigenmarke ausgebaut und erweitert. Damit bieten wir unseren Mitgliedern gerade zum Thema Preise im Internet ein hervorragendes Instrument an, Ware neutral und ohne die Möglichkeit der Vergleichbarkeit anzubieten. Unser Mitglied kann seinen Kunden ohne Bedenken einen Wotex-Teppichbodenkoffer mit nach Hause geben, da der Kunde über die Eigenaufmachung keine Preise bei verbandsfremden Händlern oder im Internet anfragen kann.

Über unseren Internetbaukasten kann unser Mitglied innerhalb kürzester Zeit und mit minimalem Aufwand seine Internetseite ins Netz stellen, da wir ihm eine komplette Lösung mit bereits fertigen Texten und einer riesigen Auswahl an Bildern zur Verfügung stellen, die dann nur noch auf individuelle Belange angepasst werden müssen. Selbst die Pflege und Aktualisierung des eigenen Internetauftrittes kann das Mitgliedsunternehmen über uns abwickeln. So werden auf Wunsch zum Beispiel unsere aktuellen Prospekte automatisch in seine Seite eingebaut. An unsere Internetlösung kann dann bei Bedarf noch der Baustein Internetshop angehängt werden, um selbst online aktiv zu werden.

BTH Heimtex: Hat der Fachhandel Zukunft ?

Karl-Heinz Deckmann: Natürlich. Es bestehen für den unternehmergeführten Fachhandel weiterhin sehr gute Chancen, sich am Markt zu behaupten und seine Position im Schatten der Filialisten und Baumärkte sogar auszubauen. Unabdingbar hierfür ist jedoch ein klares, für den Kunden sofort erkennbares Profil, eine starke Serviceorientierung und die Bereitschaft, sich zu verändern und anzupassen. Auch die Bereitschaft, sich in einem Verband zu organisieren, wird für die Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Im Möbelhandel, im Sport- und Elektronikfachhandel oder im Lebensmittelhandel gibt es keine Einzelkämpfer mehr. Ein Möbelhändler, der heute keinem Einkaufsverband angehört, bekommt von den Banken keine Finanzierung mehr und von der Industrie keine Ware.

Zugleich werden die Anforderungen der Verbraucher an Service und Qualität weiter steigen, was jedoch auch eine enorme Chance für den Fachhandel bedeutet, da durch diese Entwicklung der Preis in den Hintergrund gerückt wird und Qualität und Leistungsfähigkeit an Bedeutung gewinnen.

Jan Deckmann: Die Antwort auf die Zukunft wird auch im Facheinzelhandel in Systemen liegen. Wir brauchen eine stärkere Konzentration und Durchschlagskraft in einem bundesweiten Außenauftritt der einzelnen Mitglieder, im Einkauf durch Kernsortiment und im Marketing mit durchgängigen Konzepten. Diese Systeme, kombiniert mit dem Einsatz und der Leistungsfähigkeit des selbstständigen Unternehmers vor Ort, bilden eine einmalige Symbiose, die in dieser Form nur der kooperierende Facheinzelhandel bieten kann. Konkret bedeutet das für uns: Wir werden gemeinsam mit der Decor-Union unsere Fachmarkt- und Fachgeschäftskonzepte forcieren und weiterentwickeln. Zusätzlich werden wir unsere Mitglieder und Industriepartner durch Einkaufskonzepte wie "WeDuIt" stärken. Wir wollen durch das Netzwerk zwischen Mitgliedern aus dem Einzelhandel, dem Großhandel, Verarbeitern und Lieferanten Nutzen für alle Beteiligten generieren.

Wotex Daten und Fakten


Wotex GmbH
Verband für Einkauf und Marketing
Pappelweg 11
66578 Heiligenwals
Telefon: 06821 / 96 14 10
Telefax: 06821 / 96 14 60
E-Mail: info@wotex.de
Internet: www.wotex.de

Geschäftsführung: Karl-Heinz Deckmann und Jan Deckmann

Gründungsjahr: 1987

Profil: Wotex ist ein Zusammenschluss von rund 170 Fachhandels- und Handwerksbetrieben für Heimtextilien und Raumausstattung. Ihr Ziel ist es, dass die selbstständigen Anschlusshäuser "in starker Gemeinschaft die Nachteile des Einzelunternehmers gegenüber den Großvertriebsformen und Filialisten ausgleichen." Den Mitgliedern wird professionelles Beschaffungs- und Absatzmarketing und eine Palette Dienstleistungen von Top-Einkaufskonditionen über Finanzberatung bis hin zu kompletten Laden- und Shopkonzepten geboten. Seit Januar 2008 kooperiert die Wotex Wotex mit der Decor-Union in Hannover.
aus BTH Heimtex 09/10 (Wirtschaft)