Kurz-Interview mit Dr. Udo Windhövel: Klebstoffauftrag im Stehen
Rollkleber für Designbeläge Was sind Vorteile? Wo liegen Grenzen?
Verlegewerkstoffhersteller Schönox hat mit dem Kleber I-Floor für Designbeläge vor einem Jahr einen Dispersionskleber für Designbeläge zum Aufrollen im Stehen vorgestellt. Im Sommer 2010 haben Uzin, Bostik und Wakol nachgezogen. FussbodenTechnik sprach mit Dr. Udo Windhövel, Leiter des Arbeitskreises Technik im Fachverband der elastischen Bodenbelagshersteller (FEB), über die Verklebung von Designbelägen mit Rollklebern. Der Verband will verstärktWechselwirkungen zwischen Belag, Klebstoffen und Reinigungsmitteln untersuchen.FussbodenTechnik: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile von Rollklebern bei Designbelägen?
Dr. Udo Windhövel: Vor einigen Jahren schon habe ich es anlässlich einer TKB-Fachtagung in einem Referat über die Vermeidung von "bleibenden Eindrücken" folgendermaßen versucht, auf den Punkt zu bringen: "Nur wo nichts ist, kann man auch nichts verdrücken." Das war keine Aufforderung zur losen Verlegung von Designbelägen, sondern ein Appell an die Verarbeiter und Hersteller, sich Gedanken über die Vermeidung von Klebstoffnestern und über Möglichkeiten zur Minimierung des Klebstoffauftrages (optimale Zahnung, Klebstoffe mit reduziertem Verbrauch) zu machen. Bei der Verlegung von Designbelägen ist aber oft eine lange offene Zeit erwünscht. Die Entwicklung eines Rollklebers war also nur die logische Konsequenz aus all diesen Erkenntnissen. Mit geringer Dichte, aggressiver Klebrigkeit und gleichmäßiger Aufbringbarkeit in dünner Schicht lassen sich die Vorteile der Rolle beschreiben.
FT: Sind Rollkleber nur ein kurzfristiger Trend oder kann sich diese Verklebung gegen klassische Kleber durchsetzen?
Dr. Windhövel: Das ist schwer zu prognostizieren. Der "aufrechte Gang", die ergonomischer Arbeitsweise könnte heute den Ausschlag geben. Vor 25 Jahren gab es diese Erkenntnis noch nicht, als Sprühkleber genau mit diesem Ziel entwickelt wurden. Wichtig ist, dass es in der Praxis bei der Verlegung von Designbelägen weniger Probleme mit Rollklebern gibt als mit herkömmlichen Nassbettklebern oder gar Haftklebern.
FT: Welche Grenzen gibt es bei Rollklebern?
Dr. Windhövel: Ich denke, die Industrie tut gut daran, sehr sorgfältig zu prüfen, wo die Grenzen der neuen Produkte liegen. Ich erwarte keine neuen Probleme, gehe vielmehr davon aus, dass in erster Linie die mangelnde Maßhaltigkeit von Belägen wieder das Thema ist, das es zu beobachten gilt. Schrumpf und offenen Fugen oder auch Stippungen - besonders im Bereich der Kopfseiten einzelner Planken - sind die Probleme, die ich bei zu weich eingestellten Klebstoffen erwarten würde. Bei den Rollklebern handelt es sich schließlich um Haftklebstoffe, und die sind naturgemäß eher von der weichen Sorte. Ein Verleger sollte also noch mehr als bisher darauf achten, ob ein spezieller Designbelag vom Hersteller für die Rollklebung empfohlen wird und dann auch nur die getestete Produktkombination einsetzen.
FT: Ist es richtig, dass man dauerklebrige Rollkleber z.B. bei einem Nutzungswechsel schlecht wieder entfernen kann?
Dr. Windhövel: Die haftklebrige Einstellung beeinflusst die Entfernbarkeit. Je weicher der Klebstoff, desto schwieriger und zeitaufwändiger wird es. In diesem Punkt empfehle ich den Kunden, durchaus kritisch zu sein und ggf. selbst zu prüfen. Dazu reicht schon eine kleine Testfläche im Lager oder der Werkstatt aus, um sich vom Aufwand für die Sanierung zu überzeugen und vor späten Überraschungen verschont zu bleiben. Wem nützt es, wenn der neue Rollkleber zwar einen beschleunigten Arbeitsfortschritt verspricht, die Belagsentfernung aber ein Mehr an Arbeitsstunden verschlingt?
aus
FussbodenTechnik 05/10
(Wirtschaft)