Zero-Lack: Interview mit Inhaber Marcus Fischerbock
"Bei uns ist der Handel das Maß aller Dinge"
Vor 50 Jahren gegründet, gehört Zero-Lack in Bad Oeynhausen heute von der Produktvielfalt her zu den Großen in der Branche. Das Familienunternehmen, das von Bruno Fischerbock als Zwei-Mann-Betrieb in einer Garage in Vlotho aus der Taufe gehoben wurde, sieht sich traditionell als Partner für das Malerhandwerk. Im Jubiläumsjahr 2010 wird es seinen Umsatz voraussichtlich steigern. Geschäftsführer und Inhaber Marcus Fischerbock erwartet ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr. BTH Heimtex-Redakteurin Cornelia Küsel sprach mit dem 43-jährigen Sohn des Firmengründers über einen möglichen Produktionsstandort in China, Chancen durch Wärmedämmverbundsysteme und die Bedeutung eigener Märkte.BTH Heimtex: Wie stellt sich Zero-Lack als Hersteller von Farben, Lacken, Lasuren und Putzen für das Malerhandwerk im 50. Jahr des Firmenbestehens wirtschaftlich dar?
Marcus Fischerbock: Wir produzieren etwa 20.000 t im Jahr: Farben, Lacke und was dazugehört. Unser Jahresumsatz liegt bei gut 30 Mio. EUR. Dieses Jahr werden wir das voraussichtlich steigern. Ich denke, wir werden mit einem Plus von 4 bis 5 % gegenüber dem Vorjahr abschließen.
BTH Heimtex: Woher kommen die Zuwächse?
Fischerbock: Das erwartete Umsatzplus liegtauch daran, dass wir zusätzliche Kunden gewinnen konnten, auch Händlergruppierungen. Dadurch generieren wir weiteres Wachstum. Und das benachbarte Ausland ist auch Kunde. Die Niederlande hat sich stark für uns entwickelt. Dazu kommen Belgien, Luxemburg, Österreich, Schweiz, Tschechien mit eigener Vertriebsniederlassung, Polen, Ukraine, Russland und China, der am weitesten entfernte Punkt, den wir beliefern. In Shanghai haben wir eine eigene Vertriebsgesellschaft.
BTH Heimtex: Aber Sie produzieren nur in Deutschland?
Fischerbock: Ausschließlich, der einzige Produktionsstandort ist Bad Oeynhausen.
BTH Heimtex: Das soll auch so bleiben?
Fischerbock: Auf jeden Fall. Wenn sich allerdings die Nachfrage nach unseren Produkten in China weiterhin so gut entwickelt, werden wir irgendwann die Entscheidung fällen müssen, schon aufgrund der Entfernung gewisse Produkte in China herzustellen. Im Moment macht das noch keinen Sinn, da wir in erster Linie hochwertige Produkte wie Fassadenfarben dorthin exportieren. Wenn aber verstärkt das weniger komplizierte Innenwandfarben-Geschäft anläuft, muss man gegebenenfalls vor Ort produzieren.
BTH Heimtex: Wie hoch ist Ihre Exportquote und welchen Anteil hat China daran?
Fischerbock: Wir machen 10 bis 12 % unseres Umsatzes durch Export. Circa die Hälfte davon geht nach China.
BTH Heimtex: Sie liefern inzwischen vor allem überden Großhandel. Ihr Vater aber hat mit Direktvertrieb angefangen. Sind Sie in Resten noch Kofa (Direktvertriebler)?
Fischerbock: Wir haben eigene Vertriebsniederlassungen in Gebieten, in denen Händler weggefallen sind. Diese Lücken warenanderweitig nicht zu schließen. Dort haben wir dann mit unseren Zero Profi-Malermärkten eigene Vertriebsstandorte aufgebaut. Die stehen aber in keinem Verhältnis zu den Umsätzen, die wir mit dem Handel machen. Bei uns ist der Handel immer noch das Maß der Dinge.
BTH Heimtex: Der Großhandel hat also keine Probleme mit ihren Zero Profi-Malermärkten?
Fischerbock: Wir haben mit den Händlern darüber geredet. Für die war klar, dass an den verwaisten Standorten aus unserer Sicht etwas passieren musste. Sie selbst waren nicht in der Lage, dieLücken zu schließen. Auch benachbarte Händler wollten nicht in die betroffenen Gebiete. Insofern tun wir unseren Partnern im Großhandel auch nicht weh, wir nehmen ihm keinen Umsatz weg.
BTH Heimtex: Sollte sich für die betreffenden Gebiete doch ein Großhändler finden - was wird dann aus Ihren Märkten?
Fischerbock: Dann muss man neu über die Sache nachdenken.
BTH Heimtex: In der letzten BTH Heimtex-Umfrage zum Farbengroßhandel betonten Sie, neue Kunden generieren zu wollen, was Ihnen offenbar auch gelungen ist. Welche Anforderungen stellen Sie?
Fischerbock: Es gibt einzelne, regionale und kleinere Händler, die für uns interessant sind, aber auch größere Ketten. Da sind wir nicht fixiert auf eine bestimmte Umsatzgröße, sondern es gehtdarum, ob wir von der "Politik" her zusammen passen. Die Frage ist auch: Wie definiert man Großhandel und guten Einzelhandel?Die Grenzen sind fließend. Für uns ist ein guter Händler derjenige, der sich mit uns identifiziert, der die Maler als Hauptzielgruppe ansieht. Ein Fußbodengroßhändler wäre nicht an erster Stelle, es sei denn, er will sich für die Maler weiter öffnen und Farbe mit anbieten.
Aber der klassische Farbengroßhandel ist unsere Zielgruppe, unabhängig von der Größe. Die Unternehmen müssen gesund sein und selbständige Entscheidungen treffen können.
BTH Heimtex: Zero-Lack ist eine Marke für den Profi, deren Bekanntheitsgrad verbesserungswürdig ist. Was tun Sie dafür?
Fischerbock: Der Bekanntheitsgrad ist unterschiedlich. Hier im Umfeld, wo wir seit 50 Jahren tätig sind, kennt man uns. In unserer Kernregion sind wir exzellent aufgestellt, Nordrhein-Westfalen haben wir über verschiedene Händler gut abgedeckt. Bundesweit betreuen wir durch den Außendienst regelmäßig deutlich über 5.000 Kunden. Die kennen uns mit Sicherheit sehr gut. Es gibt aber rund 30.000 wichtige Betriebe in Deutschland - und da ergeben sich natürlich noch Bereiche, in denen man offensiver werden könnte. Aber das hängt auch davon ab, wie aktiv unser Partner vor Ort ist.
BTH Heimtex: Gibt es auf der Vertriebsseite noch weiße Flecken auf der deutschen Landkarte, Regionen, in denen Sie im Großhandel präsent sein wollen?
Fischerbock: Der süddeutsche Bereich ist schwächer geworden durch die Insolvenz der Wümeg. Da müssen wir im Moment wieder Aufbauarbeit leisten. Wir können das Gebiet aber sehr gut in die Logistik mit einbinden. Und man kennt uns dort. Von daher können wir dort mit neuen Partnern Umsätze generieren.
BTH Heimtex: Ihre Hauptzielgruppe ist der Großhandel. Aber in der Branche tummeln sich auch viele Direktanbieter. Was halten Sie vom Direktvertrieb für Ihr Unternehmen?
Fischerbock: Das muss man regional sehen. Wenn Sie in einer Region einmal den Großhandel bedienen und einmal ihren eigenen Stützpunkt haben, dann wird das schwierig. Für beide Seiten und auf Dauer, weil sie letztlich auf ein und denselben Kunden zugehen werden. Das wollen wir nicht.
Aber es gibt eben aufgrund der Schwäche des Handels Regionen, in denen sich Verschiebungen ergeben, wo große Wettbewerber z.B. auch Händler kaufen. Dort besteht dann die Gefahr der Monostruktur. Wenn unser Haus davon betroffen wäre, müsste man sich überlegen, ob man dort eine Alternative anbietet. Aber immer in der Ausrichtung: Der Kunde hat vorher Zero gehabt, ist dies jetzt über einen anderen Händler möglich? Wenn nicht, muss man auch über einen eigenen Profi-Malermarkt nachdenken. Aber eine Mischform in einem Gebiet halte ich fürschwierig.
BTH Heimtex: Das würde für Sie ja auch Logistikaufbau bedeuten.
Fischerbock: Das sehen wir bei unseren eigenen Niederlassungen. Aber die entwickeln sich ganz gut, also machen wir unsere Hausaufgaben. Vielleicht auch, weil wir viele Probleme des Handels dort nicht haben.
BTH Heimtex: Welche Probleme meinen Sie?
Fischerbock: Die große Lieferantenvielfalt. Ich muss im Dispersionsfarbenbereich nicht vier oder fünf Lieferanten haben. Das rechnet sich nicht, da wird man auch mit keinem Lieferanten auf einen vernünftigen Umsatz kommen. Und dadurch, dass wir Vollsortimenter sind, verkaufen wir in unseren eigenen Märkten zu 80 % unsere Produkte an, den Rest kaufen wir zu, um das Produktangebot für den Kunden abzurunden. Wir bieten Werkzeug an, aber auch Fußboden, Parkett, Laminat - all das kann der Maler bei uns bekommen.
BTH Heimtex: Im Großhandel wird kräftig fusioniert, die Zahl der Unternehmen wird kleiner bei mehr Filialen. Ist diese Übernahmewelle ein Problem für die Lieferanten?
Fischerbock:Sie kann ein Problem werden, wenn man sich auf wenige Gruppierungen ausgerichtet hat. Wir sind dagegen mittlerweile so weit gestreut, dass es uns im Moment relativ egal ist. Verhindern können wir es sowieso nicht. Kritischer sehe ich es, wenn ein Hersteller den Großhändler übernimmt. Die Ausrichtung ist dann ganz klar vorgezeichnet.
BTH Heimtex: In welchem Qualitätssegment sind Ihre Produkte angesiedelt?
Fischerbock: Mittel- bis hochwertig. Aber natürlich haben wir auch eine Einstiegsklasse. Dadurch, dass wir einen hohen Lackanteil haben, kennt man uns von höherwertigen Lacken. Eine preiswerte Dispersion bekommt man eher hin, aber zum hochwertigen Lack gehört mehr, auch mehr Vertrauen seitens der Maler.
Ein Maler wechselt sehr schnell mal eine Dispersionsfarbe, aber beim Lack greift er meistens auf das zurück, womit er gute Erfahrungen gemacht hat. Von daher sehen wir uns als Markenhersteller.
BTH Heimtex: Gelingt es Ihnen denn, den "Lacktreuen" Maler vom Wechsel zu Zero-Produkten zu überzeugen?
Fischerbock: Lack ist im allgemeinen beim Absatz stagnierend bis stark rückläufig. Wasserlack stagniert, lösemittelhaltiger Lack ist stark rückläufig. Wir aber haben in beiden Bereichen steigende Umsätze. Da muss also eine Verschiebung hin zu unseren Produkten stattfinden.
Auch im Fassadenbereich können wir nicht klagen. Da sind wir bis zu 10 % über dem Vorjahresniveau. Das zeigt, dass wir ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, mit dem der Kunde sehr zufrieden ist. Überhaupt bleibt insbesondere Wärmedämmung aufgrund der steigenden Energiepreise ein Thema.
BTH Heimtex: Welchen Anteil nimmt WDVS an Ihrem Produktsortiment ein?
Fischerbock: Für mich gehören Fassadenfarben dazu. Damit liegt der Anteil bei etwa 15 %. Das ist viel für uns als Vollsortimenter. Der Anteil ist in den vergangenen Jahren auch deutlich gestiegen und wächst in diesem Jahr weiter.
BTH Heimtex: Wie wirken sich die Programme der Bundesregierung aus?
Fischerbock: Seitens der öffentlichen Hand wird etwas gemacht, Sanierungen von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden. Es könnte allerdings mehr sein. Im privaten Bereich sind die Auswirkungen eher begrenzt. Jemand, der das Geld auf dem Konto hat, braucht keine Förderprogramme. Der will sich auch deshalb nicht damit beschäftigen, weil er einen Antrag ausfüllen muss. Der verhandelt lieber über einen etwas niedrigeren Preis.
Interessant sind Wohnungsbaugesellschaften, die auch in sozialen Brennpunkten aktiv sind. Da ist allerdings die Frage: Können die überhaupt Wärmedämmung an ihrem Objekt machen? Bekommt man die Investition über Mieten in den nächsten Jahren wieder herein? Einige wissen, von der Mieterstruktur her bekommen sie kein Geld mehr und verzichten deshalb auf Wärmedämmung. Daher muss man das alles sehr differenziert sehen.
Aber ich glaube dennoch, dass nach der Krise viele, die Geld haben, darüber nachdenken, das eigene Heim zu verschönern und lieber dort investieren, als das Geld Spekulanten zu geben. Es geht zudem um die Werterhaltung von Immobilien.
Ältere Häuser, an denen in den vergangenen 20 Jahren nichts gemacht wurde, haben deutlich an Wert verloren. Wenn Sie so ein Haus veräußern wollen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als es technisch aufzurüsten.
BTH Heimtex: Dem harten Winter folgte in diesem Jahr ein heißer Sommer. Kommt Ihnen das Wetter entgegen?
Fischerbock: Extreme sind immer gut. Extrem kalt ist gut, extrem warm ist gut. Denn dann merkt jeder, dass irgendwas mit dem Haus nicht stimmt. Im Sommer spätestens dann, wenn es nachts innen wärmer ist als draußen.
BTH Heimtex: Auf welche Produkte legen Sie den Schwerpunkt?
Fischerbock: WDVS wird ein Schwerpunkt sein, da werden wir auch immer unsere Schularbeiten machen. Denn Wärmedämmung ist eine zusätzliche Aufgabe, die ein Maler mit bedienen kann. Lacke werden ein Steckenpferd bleiben. Als Markenhersteller muss man versuchen, möglichst unter den besten Drei zu sein. Das ist unser Ziel auch bei Produktentwicklungen.
BTH Heimtex: Mit welchem Mitbewerber würden Sie sich vergleichen?
Fischerbock: Wir sind ein mittelständisches Unternehmen, aber von der Produktvielfalt her rangieren wir ganz oben. Wettbewerber haben sich entweder auf Wärmedämmung konzentriert oder man kommt aus der Lackschiene und hat Dispersionsfarben dabei. Insofern haben wir eine gewisse Alleinstellung. Für den Handel sind wir mit Sicherheit interessant, weil wir alles abdecken, was er braucht.
BTH Heimtex: Was ist Ihr besonderes Produkt mit Alleinstellungsmerkmal?
Fischerbock: Ich nenne im Fassadenbereich Zero RenoTop Housepaint, die vor acht Jahren eingeführt wurde. Eine Mulitfunktionsfarbe, die einen sehr guten Reinigungseffekt hat. Mit ihr können im Außenbereich so gut wie alle Untergründe gestrichen werden. Auch in China wird die Farbe flächendeckend eingesetzt.
BTH Heimtex: Haben Sie ein eigenes Labor?
Fischerbock: Ja, alle Produkte wurden in unserem Labor entwickelt. Es wird unterstützt von der Anwendungstechnik. Der Vorteil ist, dass wir zu keinem Chemiegiganten gehören. Wir können kaufen wo wir wollen und so die besten Rohstoffe aussuchen.
BTH Heimtex: An welchen neuen Produkten arbeiten Sie derzeit?
Fischerbock: Wir müssen den Lackbereich im Auge behalten, gerade in Richtung VOC. Die EU wird in den nächsten Jahren bestimmt weitere Verschärfungen vornehmen.Da sind wir schon heute gefordert.
Zero-Lack Daten + Fakten
Zero-Lack GmbH & Co. KGBleichstraße 57-58
D-32545 Bad Oeynhausen
Telefon: 05731 /9887-0
Telefax: 05731 / 9887-671
info@zero-lack.de
www.zero-lack.de
Gegründet: 1960
Geschäftsführer: Marcus Fischerbock
Marketing: Harald Kranz
Umsatz: 30 Mio. EUR
Exportquote: 10-12 %
Mitarbeiter: 120, davon 30 im Außendienst
Verbandsmitglied bei:Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V.
Produkte:-Farben und Lacke-Lasuren-Grundierungen-Fassadenfarben-Innenfarben-Isolierfarben-Putze-Spachtelmassen-Bodenbeschichtung-Wärmedämm-Verbundsysteme-Arbeitsmittel
aus
BTH Heimtex 10/10
(Wirtschaft)