Heidelbergcement
Neue Zemente mit BCT-Technologie
Die Zementindustrie verursacht ca. 5% der weltweiten CO-Emissionen. Bei der Herstellung von einer Tonne Zementklinker entsteht durchschnittlich rund 800kg CO. Davon entfallen rund 40% auf den energieintensiven Brennvorgang; 60% entstehen rohstoffbedingt bei der Entsäuerung des Kalksteins.
Um weitere Potenziale zur CO-Reduktion zu erschließen, arbeitet das Heidelbergcement Technology Center (HTC) schon seit einigen Jahren an der Entwicklung alternativer Bindemittel, die mehr oder weniger ohne konventionellen Klinker auskommen. In dieser Bewertung war eines der erfolgversprechenden Konzepte der Calcium-Sulfoaluminat-Belit-Binder (CSAB). Diese Zemente werden seit langer Zeit überwiegend in China für die Bauchemie produziert. Sie finden vor allem Verwendung in Estrichen, Fliesenklebern und Spezialprodukten. Charakteristisch ist, dass sie sehr schnell Ettringit bilden und daher eine sehr hohe Frühfestigkeit aufweisen. Es gab auch bereits Experimente, mit dem Ziel, diese Zemente in der konstruktiven Anwendung einzusetzen, aber ihre Dauerhaftigkeit reichte dafür bisher nicht aus. Dennoch sieht Dr. Wolfgang Dienemann, Director Global Research & Development HTC, hier einen lohnenswerten Ansatz: "Wenn wir die CSA-Zemente mit ihrer hohen Frühfestigkeit mit Belit (Dicalciumsilikat) - der langsam reagierenden Klinkerphase klassischer Portlandzemente - kombinieren, lassen sich möglicherweise die Vorteile beider Systeme in einem Zement vereinigen.
Nach den ersten erfolgreichen Brennversuchen im Labor hat das HTC im Spätsommer 2012 zwei Patente zur Herstellung von ternesithaltigem Klinker (Belit Calciumsulfoaluminat Ternesit - BCT) und vier Patente zur Anwendung von ternesithaltigem Klinker in verschiedenen Bindemittelsystemen angemeldet.
Die Vorteile des ternesithaltigen Klinkers liegen auf der Hand: Das neue Produkt verursacht aufgrund der chemischen Zusammensetzung und der Herstellung bei einer niedrigeren Temperatur bis zu 30% weniger CO im Vergleich zum normalem Portlandzementklinker. Hinzu kommt eine Verbesserung der Energieeffizienz, weil durch die 150 bis 200C niedrigere Brenntemperatur rund 10% weniger Brennstoffe eingesetzt werden müssen. Und auch die Stromkosten im Herstellprozess sinken um rund 15%, denn vor allem beim Mahlprozess wird weniger Energie benötigt.
Noch in diesem Jahr ist der erste industrielle Großversuch in einem der deutschen Heidelbergcement-Werke geplant, wo die neuen Produkte erstmals mit der vorhandenen Anlagentechnik hergestellt werden sollen.
aus
FussbodenTechnik 04/13
(Sortiment)