Dauerthema Seitenverleimung

Moderne Öl-Kunstharz-Lacke als Problemlöser


Von Nils Erik Persson, Matthias Weber und Thomas Brokamp, Bona AB

Die ersten Parkettversiegelungen waren Öl-Kunstharz-Lacke und auch heute noch haben sie bei vielen Parkettlegern ein sehr gutes Image. Viele Parkettleger sind aber überrascht, dass es diese Produkte schon seit Jahren auch als Wasserlack gibt.

Bis Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es in Deutschland fast ausschließlich Parkettböden mit einer Öl- oder Öl-Wachs-Oberflächenbehandlung. Erst mit den großen Bauprojekten der Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg lernten deutsche Parkettleger Versiegelungen in Form von Öl-Kunstharzlacken kennen, die dann zusammen mit den gleichzeitig auf den Markt gekommenen Säure härtenden Lacken ("Schwedisches Verfahren") innerhalb kurzer Zeit Marktanteile von über 90% erreichten. Wesentlich für diesen Erfolg war die Verringerung des Pflegeaufwandes von Holzfußböden.

Auch heute noch werden gerade die traditionellen Öl-Kunstharz-Lacke von Parkettlegern eingesetzt, obwohl diese Produkte aus Arbeitsschutzgründen inzwischen eigentlich Tabu sein sollten. Diese Lacke sind stark lösemittelhaltig, enthalten in der Regel kanzerogene Substanzen (Kobaltsalze als Sikkative, Butanonoxim als Hautverhinderungsmittel), riechen lange nach und pro Tag kann in der Regel nur ein Anstrich aufgebracht werden. Für den Einsatz dieser Versiegelung werden neben den optischen Qualitäten auch technische Gründe genannt, insbesondere wird hervorgehoben, dass es mit diesen Produkten kaum Probleme mit Seitenverleimung und Blockabrissfugen gebe.

Ursächlich für die positiven Eigenschaften der Öl-Kunstharz-Lacke ist dabei im wesentlichen der chemische Aufbau und die daraus folgenden Eigenschaften des getrockneten Lackes. Wie der Name schon andeutet, basieren wesentliche Komponenten auf natürlichen, pflanzlichen Ölen (Leinöl, Holzöl, Sojaöl, Sonnenblumenöl, u.a.m.) und Kunstharzen, wie z.B. Polyurethane. Diese Lacke binden in einem doppelten Prozess ab: Es findet eine physikalische Trocknung aufgrund der verdunstenden Lösemittel und eine chemische "Trocknung" (Vernetzung) über die Doppelbindungen der ungesättigten Ölanteile statt. Der getrocknete Lackfilm hat durch die Öle und die aromatischen PUR-Bestandteile meistens eine gelbliche Farbe und ist bei langsamer Beanspruchung zäh-viskoelastisch und bei schneller Beanspruchung spröd-hart. Dieses Verhalten kann man sich leicht selbst vor Augen führen, indem man ein solches Material in der Hand einmal langsam biegt und dann einmal schlagartig belastet.

Nicht so offensichtlich, aber trotzdem ein großer Vorteil, ist die Dichtheit dieser Lacke gegen Wasserdampf-Diffusion. Bei einem mit Öl-Kunstharz behandelten Boden wird die Feuchteauf- und -abnahme sehr stark abgepuffert, so dass der Boden deutlich weniger und gleichmäßiger "arbeitet". Diese Eigenschaft sorgt zusammen mit dem spröd-harten Verhalten bei schlagartiger Belastung (Begehen) für die geringen seitenverleimenden Eigenschaften, der Boden bewegt sich sehr viel langsamer und wenn er unter Spannung steht, bricht der Lackfilm leicht, insbesondere wenn ein "Tritt" dazu kommt.

Während die Herstellung von gelösten Öl-Kunstharz-Lacken eine sehr verbreitete Technologie ist, ist die Produktion von dispergierten, "wasserbasierten" Öl-Kunstharz-Lacken nur sehr wenigen Firmen gelungen. Im Bereich der Parkettversiegelungen bietet nur Bona solche Produkte an; das erste war 1996 Bona Mega, und seitdem ist daraus eine komplette Produktpalette entstanden und kontinuierlich verbessert worden. Problematische Bestandteile wie Kobaltsalze, Butanonoxim und auch NMP sind bei diesen Produkten schon lange nicht mehr enthalten. Durch aliphatische PU-Bausteine wird die langfristige Vergilbung deutlich reduziert. Das neueste Produkt ist Bona Mega extramatt, zur Produktfamilie gehören auch Bona Prime Intense und ebenso das Bona Sportive System.

Die Gründe für die intensive Beschäftigung mit dieser Technologie sind teilweise immer noch die gleichen wie vor 60 Jahren: Man erhält einen gegen Wasserdampfdiffusion sehr dichten Lack mit der einzigartigen Bruchcharakteristik der Öl-Kunstharz-Lacke. Er ist dehnbar beim langsamen Arbeiten des Holzes und reißt unter Spannungseinwirkung leicht in der Fuge, auch bei schlagartiger Belastung.

Eine zu dieser Versiegelung passende Grundierung ist Bona Prime Deep, ein ölbasiertes Produkt, das keinen Quelldruck aufbaut und keine seitenverleimende Wirkung hat. Auf Bona Prime Deep kann dann zur weiteren Oberflächenbehandlung nach einer Grundierung mit Bona Prime Intense mit jedem Bona Wasserlack versiegelt werden oder alternativ mit Bona-Öl oder Öl/Wachs imprägniert werden.
aus Parkett Magazin 06/10 (Wirtschaft)