Interview des Monats: Ton Wieringa, Vertriebsleiter Fetim Professional
"Parkettimporteure stehen aktuell vor großen Herausforderungen"
Aktuell stehen Importeure vor ständig neuen Herausforderungen: Qualitätsnachweise, Nachhaltigkeits- und Legalitätsnachweise und ein schwacher Euro erschweren zunehmend das Geschäft. Grund genug, Ton Wieringa, den Vertriebsleiter von Fetim Professional, zur aktuellen Marktlage zu befragen. Fetim zählt in Europa zu den führenden Importeuren von Holzböden. Das Unternehmen ist ein Teil des sich im Privatbesitz befindlichen niederländischen Handelshauses Fetim Group mit Hauptsitz in Amsterdam.ParkettMagazin: Fetim Professional ist als Parkettimporteur bekannt. Wofür steht die Muttergesellschaft Fetim Group?
Ton Wieringa: Unsere Firmengruppe konzentriert sich auf Produktion, Einkauf, Marketing und Vertrieb von Konsumgütern in allen europäischen Schlüsselmärkten, sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel.
ParkettMagazin: Und womit beschäftigt sich Fetim Professional konkret?
Wieringa: Fetim Professional handelt insbesondere mit Bodenbelägen und Baustoffen für professionelle Anwendungen. Unsere Stärken sind Produktkontinuität, aber auch Neuentwicklungen und neue Konzepte, die durch das gesamte Instrumentarium des Marketings unterstützt werden. Dazu zähle ich Messebeteiligungen, Schulungen und die Gestaltung von Ladeneinrichtungen und Verkaufsdisplays.
ParkettMagazin: Wo liegt Ihr Produktschwerpunkt?
Wieringa: Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist Fetim Professional zu einem der größeren Parkettanbieter in Europa geworden. Wir sind besonders auf breite Landhausdielen spezialisiert, die unter unserer Marke Solidfloor vertrieben werden.
Solidfloor unterteilt sich in verschiedene Warengruppen, die unterschiedlichen Stilrichtungen zugeordnet sind. Innerhalb jeder Stilrichtung gibt es für den Verbraucher eine breite Auswahl von Produkten und für den Händler ein Angebot mit optimalem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die ausdrucksstarke Kollektion grenzt sich deutlich vom Sortiment der preisaggressiven Baumärkte ab.
ParkettMagazin: Wie vermarkten Sie Solidfloor?
Wieringa: Für unsere Marke haben wir ein Netzwerk von Leithändlern in 28 verschiedenen Ländern aufgebaut. Unsere Philosophie ist dabei, den professionellen Handelspartnern einen Mehrwert anzubieten und ihnen einen nachhaltigen und guten Umsatz bei schneller Amortisation der Werbeinvestitionen zu verschaffen. Langfristige Kontinuität steht dabei immer im Vordergrund.
ParkettMagazin: Sie importieren bedeutende Parkettmengen u.a. auch aus Asien. Wie hoch schätzen Sie den Marktanteil der asiatischen Parkettimporte auf dem europäischen Markt?
Wieringa: Das Importvolumen aus Asien ist erheblich. Neben traditionellen Lieferländern, wie Malaysia, Indonesien und Thailand hat sich insbesondere China zu einem großen Anbieter entwickelt. Die Europäische Föderation der Parkettimporteure (EFPI), in der wir Mitglied sind und einen substantiellen Anteil an der Gesamtmenge vertreten, importierte aus Asien im Jahre 2009 über 7 Mio. qm. 2008 waren es noch 9 Mio. qm.
Bis vor kurzem hatte China noch einen signifikanten Marktanteil am europäischen Parkettmarkt. Als Ergebnis von Preissteigerungen in China reduziert sich aktuell dieser Marktanteil und ich erwarte, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.
ParkettMagazin: Ihr Unternehmen konzentriert sich nicht nur auf den niederländischen Markt, sondern bedient Kunden in ganz Europa. Gibt es regionale Unterschiede hinsichtlich der Akzeptanz für Parkett asiatischen Ursprungs?
Wieringa: Die Akzeptanz asiatischer Produkte hat sich im Verlaufe der letzten zehn Jahre erheblich verbessert, und das gilt für ganz Europa. Die Marktteilnehmer denken heute global und es spielt keine Rolle mehr, ob die Produkte in Holland, Russland oder Asien produziert worden sind. Hauptsache ist, dass Qualität und weitere relevante Entscheidungskriterien den Erwartungen der Kunden entsprechen.
Fetim setzt auf eine übersichtliche Lieferantenstruktur. Unsere Zusammenarbeit beschränkt sich in Asien und Europa auf gut ausgewählte Partner, die gemäß unseren qualitativen und technischen Vorgaben produzieren. Zudem finden im Rahmen unseres eigenen Qualitätssicherungssystems ständig Kontrollen vor Ort statt. Das Parkett wird nach den von uns selbst aufgestellten Sortierkriterien geliefert. Das ist verlässlich für unsere Kunden, mit denen wir ein auf Vertrauen basierendes Netzwerk aufgebaut haben.
ParkettMagazin: In den vergangenen Jahren ist der Parkettimport unter anderem durch staatliche Vorschriften immer komplexer geworden. Wie haben Ihre Lieferanten die Einführung des CE-Zeichens bewältigt?
Wieringa: Wir haben sichergestellt, dass unsere Partner im Vorfeld gut informiert wurden und somit auf die Entwicklung der Regulierungen und Anforderungen reagieren konnten. Schon seit 2007 erfüllen all unsere Produkte die Anforderungen des CE-Zeichens. Um Informationen über zukünftige Entwicklungen zeitnah sammeln zu können, sind wir Mitglied in Vereinigungen wie der EFPI und arbeiten eng zusammen mit Organisationen wie etwa dem FSC. Darüber hinaus begleitet unsere Abteilung Qualitätssicherung die Umsetzung neuer Standards und Gesetze in unseren Lieferwerken.
ParkettMagazin: In diesen Wochen wird das europäische Parlament abschließend ein Gesetz zur Eindämmung des illegalen Holzeinschlages verabschieden und ab Ende 2012 von Importeuren einen lückenlosen Legalitätsnachweis der importierten Holzprodukte verlangen. Sehen Sie hier ein Problem für Ihr Unternehmen?
Wieringa: Der Umweltschutz genießt innerhalb unserer Firmengruppe einen hohen Stellenwert. Wir sind daher seit Jahren Mitglied sowohl des FSC Niederlande als auch des FSC International. Wir selbst sind nach FSC und PEFC zertifiziert und verfügen über die entsprechenden CoC-Zertifikate. Unsere umweltpolitischen Ziele stehen natürlich im Mittelpunkt unseres Qualitäts-Kontroll-Systems und selbstverständlich richten wir uns nach den europäischen Gesetzgebungen. Unsere Lieferanten werden hinsichtlich dieser Vorgaben überprüft und müssen sie unter Beachtung der europäischen Gesetze ohne Ausnahme erfüllen. Daher ein klares Nein auf Ihre Frage. Wir erwarten keinerlei Probleme.
ParkettMagazin: Handeln Sie auch mit Parkett aus südostasiatischem Tropenholz - und falls ja, wie können Sie die geforderten Legalitätsnachweise zum Beispiel für Merbau beibringen?
Wieringa: Auf Basis unserer internen Umweltschutzpolitik importieren wir weder Parkett noch andere Holzprodukte, die aus tropischen Hölzern wie z.B. Merbau hergestellt werden. Unsere südostasiatischen Lieferanten sind alle sowohl nach FSC als auch nach VLO (Verified Legal Origin = überprüfter gesetzeskonformer Ursprung) und RIL (Reduced Impact Logging = reduzierte negative Beeinträchtigung durch den Holzeinschlag) zertifiziert.
ParkettMagazin: Eiche ist sicherlich auch in Ihrem Sortiment die dominierende Holzart. Nach unserem Kenntnisstand importieren chinesische Hersteller neben der Nutzung heimischer Bestände in großem Umfang Rohholz aus Eiche aus Russland, zum Teil auch aus den USA und Europa. Können Ihre Lieferanten den Ursprung des Rohmaterials für Lieferungen an Ihr Unternehmen lückenlos zurückverfolgen oder gibt es das Problem der Mischungen beispielsweise zwischen chinesischer und russischer Eiche?
Wieringa: Nein, es gibt kein Problem. Unsere Lieferanten erfüllen die gesetzten Standards hinsichtlich der Legalitätsnachweise und denen des FSC und werden darüber hinaus von neutralen Stellen überprüft. Zudem haben wir mit unseren Lieferanten Abkommen geschlossen, in denen auch diese Gesichtspunkte spezifiziert sind.
ParkettMagazin: Haben Sie Bedenken hinsichtlich der Legalität russischer Exporte nach China?
Wieringa: Ich persönlich glaube, dass es auf der ganzen Welt Händler gibt, die mit illegal eingeschlagenem Holz Handel betreiben. Konkrete Aussagen kann ich nur zu unseren Lieferanten abgeben. Falls sie nicht gemäß der Regeln handeln, werden wir nicht mit ihnen arbeiten.
In Anbetracht der verschärften internationalen Gesetzgebung werden die "schwarzen Schafe" zunehmend Probleme bekommen, ihren illegalen Handel fortzusetzen. Natürlich können wir dies nur begrüßen.
ParkettMagazin: Für Parkettböden, die ab 1. Januar 2011 in Deutschland auf den Markt gebracht werden, fordert der Gesetzgeber eine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt). Haben Sie bereits Produkte mit entsprechenden Zulassungen? Gibt es vergleichbare Anforderungen aus anderen Ländern und falls nicht: Was halten Sie von diesem deutschen Alleingang?
Wieringa: Wir beobachten diese Entwicklung auf dem deutschen Markt genau und arbeiten an der Zulassung. Wir hoffen, den Prozess noch vor Jahresende zum Abschluss bringen zu können. Grundsätzlich erachten wir sowohl den Alleingang der Deutschen als auch der Franzosen mit ähnlichen Anforderungen als unglücklich. Wesentlich besser wäre es, gleich eine allgemein gültige Regelung für die EU-27-Zone zu haben. Außerdem ist der vom DIBt gesetzte Zeitrahmen viel zu kurz.
ParkettMagazin: Beeinflussen schwacher Euro und starker US Dollar Ihre Importe? Sind Holzböden aus China bei einer weiteren Stärkung der chinesischen Währung noch wettbewerbsfähig?
Wieringa: Auf unseren Erfolg mit unserem Produktkonzept hat weder die chinesische Industrie noch die chinesische Wirtschaftspolitik einen entscheidenden Einfluss. Viel wichtiger sind der Mix aus innovativen Produkten, geschicktem Marketing und effizienter Logistik.
Wie dem auch sei, die europäische Industrie wird ihre mindestens notwendigen Preise durchsetzen müssen und China wird dennoch auch in Zukunft eine wesentliche Rolle auf den Märkten einnehmen.
Andererseits wird der Verbrauch in Asien selbst auch in den kommenden Jahren weiter wachsen. Das könnte allerdings zu größeren Änderungen führen und neue Herausforderungen für die Importeure nach sich ziehen.
ParkettMagazin: Wie beurteilen Sie die Entwicklung in 2010 und welche Perspektiven sehen Sie für 2011?
Wieringa: Nach vielen Jahren eines stetigen und starken Wachstums sind wir natürlich auch von der Rezession des vergangenen Jahres getroffen worden und mussten einen Umsatzrückgang in Höhe von 15% verkraften. Für 2010 sehen wir wieder ein kleines mengenmäßiges Wachstum, wobei sich allerdings eine gewisse Übergewichtung im unteren Preissegment herauskristallisiert.
Für 2011 erwarten wir wieder ein leichtes Wachstum in ganz Europa und für 2012 sind wir noch optimistischer. Deutschland und die Alpenländer entwickeln sich dabei wesentlich besser als der Durchschnitt. Insbesondere in diesen Ländern notieren wir mit Freude ein Wachstum unserer Marke Solidfloor. In Hinblick auf kommende neue Kollektionen, Produkte und weitere Planungen sehen wir gemeinsam mit unseren Partnern mit viel Zuversicht der Zukunft entgegen.
Fetim in Kürze
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1000 AT Amsterdam/Niederlande
Telefon: +31 20 5805285
Telefax: +31 20 5805365
professional@professional.nl
www.fetimprofessional.nl
Mitarbeiterzahl Fetim Group: ca. 500
Markennamen: Solidfloor , Calista
Verbandsmitgliedschaft: VPL Netherlands, FSC International, EFPI
Vorstandsvorsitzender der Muttergesellschaft Fetim Group.: Alexander Beerkens
Geschäftsführer: Fred van der Veen
Vertriebsleiter: Ton Wieringa
Gebietsleiter Zentral-Europa inkl. Deutschland: Robert Doffegnies
Verkaufsleiter Bodenbeläge: Arno de Jong
Marketing und Produktmanagement: Marc Brunnekreeft
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Parkett Magazin 06/10
(Wirtschaft)