BTH Heimtex / BBE-Kundenbarometer Tapeten
Wer ist der sympathischste Anbieter von Tapeten?
Kompliment an die deutschen Tapetenanbieter. Sie erhalten von den Fachhändlern gute Noten. Geschätzt werden vor allem Freundlichkeit, die Qualität der Produkte, Lieferzuverlässigkeit, Lieferschnelligkeit und der Innendienst. Nachholbedarf gibt es dagegen bei den Konditionen, der Vertriebspolitik und dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Das ist das Ergebnis des BTH Heimtex/BBE-Kundenbarometers, bei dem die BBE Retail Experts Unternehmensberatung aus Köln den Handel nach seiner Meinung zu ausgesuchten Lieferanten befragt. Demnach ist die positive Einstellung der Kunden gegenüber den Lieferanten im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil geblieben, was sich auch bei den Einzelbeurteilungen zeigt. Den höchsten Sympathiewert erreichte wieder einmal Rasch, gefolgt von A.S. Création und Erfurt. Addiert man die Anzahl der Bestnoten in den einzelnen Kriterien, liegen A.S. Création und Erfurt mit jeweils fünf Erstplatzierungen vorn. Im Vorjahr wurde die Liste noch von Erfurt mit sieben Bestnoten angeführt, während A.S. Création sich mit dem vierten Platz zufrieden gab. Nach Erfurt und A.S. Création landeten auf Platz zwei bei der Zahl der Top-Beruteilungen Rasch und - wie im Vorjahr - die Marburger Tapetenfabrik mit jeweils drei ersten Platzierungen. Damit rückte Rasch insgesamt vom vierten Platz auf und zählt mit A.S. Création zu den großen Aufsteigern. Stabil an dritter Stelle hält sich Pickhardt + Siebert (P+S).
Dagegen müssen Essener Tapetenimport und Schmitz-Tapetenimport als Verleger unter den wichtigsten Tapeten-Anbietern Federn lassen. Essener findet sich aktuell gar nicht mehr in der Liste der Erstplatzierten (Vorjahr erster Platz für Vertriebspolitik). Schmitz hat nach drei Bestnoten im vergangenen Jahr immerhin noch einen ersten Platz zusammen mit Erfurt bei klarer Vertriebspolitik. Damit liegt der Verlag bei den Einzelbewertungen an vierter Stelle nach dem dritten Platz im Vorjahr. Doch der Abstieg dürfte für die Schwesterunternehmen im Besitz von Christian Schmitz kein Novum sein, sind sie doch die von Jahr zu Jahr stark schwankenden Beurteilungen gewöhnt. Und schließlich sind die vergebenen Noten kein Grund, sich Sorgen zu machen. Sie bewegen sich nämlich insgesamt in einem als gut einzustufenden Korridor zwischen 1,59 und 2,68. Schmitz betreibt mit Tescoha übrigens noch einen dritten Verlag, dessen Zielgruppe vor allem der Objektbereich ist. Dieser ging allerdings nicht in die Bewertungen mit ein.
Die beste vergebene Note von allen war die 1,59. Die heimste A.S. Création für die Lieferschnelligkeit ein, gefolgt von Erfurt mit 1,66. Beim Sympathiewert liegt Rasch mit 1,88 nur leicht vor A.S. Création mit der Note 1,90, gefolgt von Erfurt. Und hier toppen A.S. Création und Erfurt, gefolgt von Rasch und der Marburger Tapetenfabrik auf dem dritten Platz. Den beiden Anbietern mit den Spitzennoten werden auch die besten Zukunftsperspektiven eingeräumt. Damit verdrängen sie auf dieser Position die Marburger Tapetenfabrik.
A. S. Création und Erfurt siegten bei der Betrachtung der einzelnen Kriterien nicht nur bei Zukunftsperspektiven. Große Stärken zeigt A.S. Création auch bei Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit, der Qualität des Außendienstes und der Fortschrittlichkeit, wobei sich das Unternehmen die ersten Plätze bei Lieferzuverlässigkeit und Außendienstqualität mit Marburg teil. Mit-Gewinner Erfurt führt bei marktgerechten Kollektionen und damit der Warenverkäuflichkeit sowie bei der Reklamationsbearbeitung, der Verkaufsförderung und zusammen mit Schmitz bei klarer Vertriebspolitik. Dabei wurden aber nicht die Rauhfaser-Produkte der Wuppertaler beurteilt, sondern das übrige Sortiment.
Einen überraschenden Aufstieg legte außer A.S. Création auch Sympathieträger Rasch im Ranking hin. Die Bramscher kamen mit drei Erstplatzierungen bei den Einzelbeurteilungen vom vierten auf den zweiten Platz, den sie sich allerdings mit der Marburger Tapetenfabrik teilen müssen, die ihre Position verteidigte. Wie schon im Vorjahr wird Rasch als der sympathischste Tapeten-Anbieter vom Handel betrachtet, was sicherlich an der Freundlichkeit liegt, mit der den Kunden begegnet wird. Auch für die Konditionen wird Rasch hoch geschätzt. Der ebenfalls auf Platz zwei gelandeter Mitbewerber Marburger zeichnet sich besonders durch Produktqualität aus. Deutlich aufgeholt hat er bei der Lieferzuverlässigkeit. Hier schaffte der Hersteller einen rasanten Aufstieg vom letzten auf den ersten Platz und liegt mit A.S. Création gleichauf. Verbessert hat sich zudem die Qualität des Außendienstes.
Im Mittelfeld bewegt sich P+S. Das Unternehmen hat wie im vergangenen Jahr zwei Bestnoten zu verzeichnen: für den Innendienst und das Preis-Leistungs-Verhältnis. Dieses war von den Händlern schon im vergangenen Jahr als spitzenmäßig bewertet worden, während sie den Innendienst lediglich mit dem sechsten Platz honoriert hatten. Aufgestiegenen ist P+S auch bei der Kulanz (2. Platz).
Für die Umfrage hat die Kölner BBE Retail Experts Unternehmensberatung aus einem Stamm von 500 aktiven Fachhändlern 108 Interviewpartner ausgewählt. Ihre Einschätzungen stellen allerdings nur eine von aktuellen Vorkommnissen beeinflusste Momentaufnahme dar, die den Herstellern aufzeigen können, wo noch Verbesserungsbedarf bestehen könnte. Befragt wurden die Händler im September/Oktober 2010. Da das Bewertungssystem überarbeitet wurde, lassen sich Vergleiche zum Vorjahr nur bei den Platzierungen, nicht aber bei der Benotung ziehen.
Ergebnisse für die Tapeten-Hersteller im DetailA. S. Création ist unter den Tapetenherstellern der Aufsteiger des Jahres. Immerhin heimste das börsennotierte Unternehmen fünf Bestnoten ein und kam damit zusammen mit Erfurt bei der Addition der einzelnen Spitzenpositionen auf den ersten Platz. Vor allem die Zukunftsperspektiven schätzen die Händler mehr als rosig ein, was sicherlich auch an den Lizenzpartnern liegt, mit denen A.S. Création erfolgreich Kollektionen auf den Markt bringt. Dazu gehören die Lifestyle-Marke Esprit, die Wohnzeitschrift Schöner Wohnen und seit 2009 auch die Frauenzeitschrift Brigitte. Aber auch im Digitaldruck haben sich die Gummersbacher einen guten Ruf erworben. Das spiegelt sich in Platz eins für Fortschrittlichkeit und Platz zwei für verkäufliche Kollektionen wider. Beim Sympathiewert rückte A.S. Création vom vierten auf den zweiten Platz auf und liegt damit gleich hinter Rasch. Allerdings sollte der Lieferant noch ein wenig an seiner Vertriebspolitik feilen, mit der er wie im Vorjahr auf dem letzten Platz landete.
Im Hause
Erfurt wurde die Rauhfaser erfunden. Doch inzwischen bieten die Wuppertaler ein umfangreiches, marktgerechtes Sortiment an, was ihnen für verkäufliche Kollektionen die Bestnote einbrachte. Aber auch bei klarer Vertriebspolitik, Reklamationsbearbeitung und Verkaufsförderung kommt das Unternehmen bestens an, so dass die Händler hervorragende Zukunftsperspektiven sehen. Unterstrichen wird diese Einschätzung durch Zweitplatzierungen bei Lieferzuverlässigkeit und -schnelligkeit, der Qualität des Innendienstes, der Verkaufsförderung und der Fortschrittlichkeit. Viel bleibt Erfurt also nicht zu tun. Nur eine Schwäche erlaubt man sich. Bei den Konditionen lassen die Wuppertaler offenbar nicht mit sich reden, denn die erhielten im Vergleich mit dem Wettbewerb die schlechteste Note.
Die
Marburger Tapetenfabrik büßte eine Erstplatzierung ein und kam nur noch auf drei. Wie gewohnt wird die Produktqualität des Premiumanbieters hoch geschätzt. Eine überraschende Entwicklung legte das Unternehmen dagegen bei der Lieferzuverlässigkeit hin. Hatte es da im vergangenen Jahr noch die Rote Laterne, wurde es von den Händlern aktuell auf Platz eins katapultiert - zusammen mit A.S. Création. Deutliche Verbesserungen machen sich auch beim Außendienst bemerkbar, der nach Platz drei im Vorjahr aktuell auf den zweiten Platz kam. Angesichts dieser positiven Entwicklung ist es allerdings verwunderlich, dass das 1827 gegründete Traditionsunternehmen als deutlich weniger zukunftsträchtig angesehen wird als noch ein Jahr zuvor, obwohl es die Fachwelt Jahr für Jahr mit außergewöhnlichen Kollektionen überrascht. Beim Thema Fortschritt setzen die Befragten Marburg Wallcoverings nur noch auf den vierten Platz nach dem ersten im Vorjahr, bei den Zukunftsperspektiven reichte es noch für den zweiten Platz nach der vorjährigen Bestplatzierung. Daher stellt sich die Frage, ob die teils Aufsehen erregenden Designer-Kollektionen inzwischen ein wenig zu abgehoben sind.
P+S hat sich im Laufe der Zeit eine feste Position beim Fachhandel erobert, die das Unternehmen mit dem Ausbau seiner Logistik weiter stärkt. Zwar scheint der Preis ein ausschlaggebender Faktor für die Händler zu sein, bei den Gummersbachern einzukaufen, die zudem für gute Konditionen und Kulanz bekannt sind. Beim Preis-Leistungs-Verhältnis liegen sie an der Spitze. Aber auch der Innendienst scheint sich zu bewähren, der in der Bewertung den ersten Platz einnimmt. Ansonsten zeigt sich, dass es sich bei P+S um ein im Mittelfeld angesiedeltes, solides Unternehmen handelt, dem allerdings nicht allzuviel Kreativität zugetraut wird. Denn bei Fortschrittlichkeit und Zukunftsperspektiven sind die Noten noch verbesserungswürdig.
Freundlich und sympathisch -mit diesen beiden Eigenschaften verbinden die Fachhändler den Tapetenhersteller
Rasch. Bezogen auf diese Softkills bleibt das Unternehmen unangefochten die Nummer eins. Auch schätzen die Händler die Konditionen der Bramscher. Stutzig macht allerdings, dass die Warenverkäuflichkeit von Platz eins auf den dritten Platz abrutschte. Schließlich galten Chefdesigner Bernhard Holzapfel und sein Team immer als kreative Köpfe, die den Markt kennen und seinen Geschmack bedienen. Offenbar aber ist die eine oder andere Kollektion nicht so gut angekommen wie gedacht. Aber Rasch wäre nicht Rasch, wenn das Unternehmen nicht gegensteuern würde. Die neue Marketingleiterin Ulrike Feierabend-Hoffmeier hat die Aufgabe, Rasch als die verlässliche Marke stärker in den Vordergrund zu stellen, die sie zweifelsohne ist. Gemeinsam mit den aktuellen Kollektionen dürften diese Anstrengungen Früchte tragen. Einen Hineis darauf geben die deutlich verbesserten Noten für die Produktqualität. (
Cornelia Küsel)
BTH/BBE-Handelsumfrage Panel und Methodik
Das BTH Heimtex/BBE-Kundenbarometer wird in zwei Etappen durchgeführt: In der ersten wird recherchiert, bei welchen Anbietern der Fachhandel überhaupt ordert, woraus sich der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten ergibt. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Interview-Teilnehmer können also zusätzliche Bezugsquellen zu den von BTH Heimtex vorgegebenen Unternehmen nennen.
In der zweiten Etappe bewerten die Händler detailliert einzelne Anbieter mit (Schul-)Noten: 1 für sehr gut, 2 für gut, 3 für mittel bw. normal, 4 für ausreichend, 5 für mangelhaft bis schlecht. Für jedes Unternehmen werden dabei konkret 16 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare, aber auch subjektiv empfundene.
Befragt wurden im September/Oktober 2010 108 Fachhändler. Darunter sind gefasst: klassischer Facheinzelhandel, Handwerksbetriebe mit Ladengeschäft und entsprechenden Handelsaktivitäten sowie Fachmärkte in ganz Deutschland, regional verteilt im Norden und Süden, Osten und Westen, Selbstständige und Filialisten. Nicht in diese Befragung eingeschlossen sind der Großhandel und Kooperationszentralen sowie Großflächenanbieter wie Discounter oder C + C-Betriebe.
Die Ergebnisdaten sind zusätzlich differenziert nach West (= Händler in Westdeutschland) und Ost (= Händler in Ostdeutschland) sowie nach Selbstständigen und Filialisten, weil es dort oft unterschiedliche Prioritäten gibt.
Selbstverständlich werden immer die gleichen Händler beim BTH Heimtex/BBE-Kundenbarometer erfasst, um eine Vergleichbarkeit der Aussagen zu gewährleisten. Entfällt ein Proband, erfährt er einen qualifizierten Ersatz.
aus
BTH Heimtex 01/11
(Wirtschaft)