Innung Nordost: Wilhelm Schmidt verabschiedet
Ehrungen und ein breites Spektrum an Fachthemen zum 20-jährigen Bestehen
Ehrungen und Fachvorträge standen auf der Agenda der 20. Jahresmitgliederversammlung der Innung Parkett und Fußbodentechnik Nordost in Binz. Die Innung verabschiedete ihren Mann der ersten Stunde und langjährigen Geschäftsführer Wilhelm Schmidt, über den der frühere Obermeister Bernhard Assing sagte, "Wilhelm hat wie kein anderer von uns vom 1. Tag an mit dieser Innung gearbeitet und gelebt". Schmidt war es, der die bereits 1967 gegründete Erzeugnisgruppe Parkett vor 20 Jahren in eine neue Innung Nordost überführte. Er hat seitdem diese Innung als Geschäftsführer geprägt und für einen einzigartigen Zusammenhalt gesorgt.Im 20. Jahr ihres Bestehens zählt die Innung Parkett und Fußbodentechnik Nordost 177 Mitglieds- und 69 Gastbetriebe. Die aus den neuen Bundesländern und Berlin angereisten Teilnehmer der Jahresmitgliederversammlung auf Rügen erwartete ein kontrastreiches Programm. In seinem Bericht als Obermeister wies Joachim Barth auf künftig geltende Verordnungen hin. Mit Blick auf die zum 1. Januar 2011 wirksam werdenden bauaufsichtlichen Zulassungen für Parkettklebstoffe und -oberflächenbehandlungsmittel empfahl er, keine stark lösemittelhaltigen Produkte mehr einzusetzen. "Das hat Arbeitsschutz-, Verbraucherschutz- und auch Qualitätsgründe." Man könne zudem auf entsprechende Ersatzstoffe zurückgreifen. In seiner Funktion als Bundesinnungsmeister teilte Barth mit, dass die Geschäftsstelle des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) im Januar nächsten Jahres von Bonn nach Troisdorf verlegt wird. "Wir haben einen Mietvertrag mit dem Bundesverband Estrich und Belag abgeschlossen." Die Immobilie in der Meckenheimer Allee in Bonn soll im Besitz des ZVPF bleiben.
Über die Situation im Lehrlingswesen der Innung berichtete Lehrlingswart Gerd Zellhuber. Aktuell zählen die beiden Berufsschulen in Berlin und Plauen insgesamt 86 Parkett- und 161 Bodenleger. Deutlich waren seine Worte zu den Leistungen der Auszubildenden: "Wenn die im Mai in Plauen abgehaltenen Zwischenprüfungen in die Gesellenprüfung eingeflossen wären, hätten 13 von 20 Lehrlingen nicht bestanden." Um so erfreuter äußerte er sich über das Wissen der neuen Parkettlegermeister der Innung sowie über die Arbeiten der drei Landessieger im praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen.
Im Fachteil referierte Dr. Jörn Haferkorn (Loba) über "schwer entflammbare Parkettversiegelung". Er gab dazu einen Überblick zu aktuellen Normen, Untersuchungen und Produkten. Bewährt hat sich für massive Parkette und Holzfußböden laut dem Loba-Chemiker ein Systemaufbau bestehend aus den Grundierungen WS EasyPrime oder HS GlobaSeal, dem 2K-Lack Lobadur WS Sealer FR sowie dem Decklack WS 2K Duo. Damit ließen sich die Forderungen der DIN EN 13501-1 Brandverhaltensklasse Cfl-s1 erfüllen. Der Bodenbelag wirke dadurch brandverzögernd und könne somit auch in Flucht- und Rettungswegen verlegt werden.
Schadensfälle mit Deckschichtablösungen bei Zwei- und Dreischichtparkett sieht Joachim Barth wie eine regelrechte Lawine auf die Handwerksbetriebe zurollen. Grund dieser Schäden sei offensichtlich ein ungeeigneter Schmelzklebstoff zwischen Deck- und Trägerschicht. Betroffen sei Mehrschichtparkett, das zwischen 2000 und 2004 produziert wurde. Im Zuge von Renovierungen könne es durch den Auftrag von Wasserlacken zu Oberflächenspannungen kommen, die dann zu Schäden führen.
Zum Verformungsverhalten vollflächig geklebter Eiche-Massivdielen unter wechselnden raumklimatischen Bedingungen stellte Wilhelm Schmidt weitere Ergebnisse seiner Versuchsreihe vor. Die Auswertung hat ergeben, dass mit einem weichelastischen Klebstoff verlegte Dielen gegenüber Krümmungen und Fugenbildung anfälliger sind als Dielen, die mit hartplastischen Klebstoffen verlegt wurden. Durch die Verwendung des weichelastischen Klebstoffs ist eine Vergrößerung der Krümmung an den Dielenoberseiten bis zu ca. 50 % und eine Verbreiterung der Fugen von bis zu 30 % entstanden.
ZVPF-Vorstandsmitglied Norbert Strehle führte zum Thema "Feuchte Estriche" aus, dass man durchaus Trocknungszeiten durch Bautrocknung, Trocknungsbeschleunigung und Schnellzementestriche verkürzen könne. Aber: "Das Beste ist immer noch, den Estrich bei normalen Bedingungen austrocknen zu lassen."
Wie textile Bodenbeläge richtig verspannt werden, zeigte Mike Zimmermann, Fachgruppenleiter der Bodenleger.
In einem weiteren Fachbeitrag ging es um die vorschriftsmäßige Lagerung und den sicheren Transport von Lacken und Klebstoffen. Zu rechtlichen Angelegenheiten gab wie immer auf den Veranstaltungen der Innung Nordost Assessor Dirk Neumann von der Handwerkskammer Halle Auskunft. Er informierte die Parkett- und Bodenleger über Gewährleistungsansprüche des Großhändlers, das Bauforderungssicherungsgesetz und den aktuellen Sachstand der VOB.
Geschäftsführer Wilhelm Schmidt verabschiedet
Im Rahmen der 20. Innungsversammlung der Parkett- und Fußbodenleger Nordost ist der Geschäftsführer Wilhelm Schmidt verabschiedet worden. In seiner 43-jährigen Tätigkeit für die Innung hat er das Lehrlingswesen in Plauen aufgebaut und Parkettsachverständige ausgebildet. Der Diplom-Ingenieur legt sein Amt auf eigenen Wunsch zum Jahreswechsel nieder. "Ich blicke sehr zufrieden auf mein langes Arbeitsleben zurück", sagte er an die Mitglieder gerichtet. Der Innung wünschte er für die Zukunft alles Gute: "Sie soll so bleiben wie sie ist." Schmidt wurde zum Ehrenmitglied der Innung ernannt. Für seine "besonderen Verdienste bei der Entwicklung des Gesamthandwerks und des Gemeinwohls" wurde er bereits 1997 mit dem Ehrenmeisterbrief der Handwerkskammer Halle (Saale) ausgezeichnet.
aus
FussbodenTechnik 01/11
(Wirtschaft)