Pfleiderer GmbH

Wohin geht die Reise bei Pfleiderer?


Holzwerkstoffhersteller Pfleiderer kommt nicht zur Ruhe. Zwar zogen die Umsätze im Jahresverlauf 2010 wieder an, unter dem Strich stehen aber tiefrote Zahlen. In einer Ad-hoc-Mitteilung vom 8. Februar heißt es, man werde "nach vorläufigen Analysen im Einzelabschluss nach HGB einen Fehlbetrag für das Jahr 2010 ausweisen, der zum Verzehr von mehr als der Hälfte des Grundkapitals der AG führt." Dieses beläuft sich auf etwa 150 Mio. EUR. Neben Einmalaufwendungen für die laufende Restrukturierung des Konzerns wirkten sich dabei in erheblichem Umfang Verlustübernahmen aus Beherrschungs- und Ergebnisabführungsverträgen, Wertkorrekturen auf Beteiligungsansätze von Tochtergesellschaften sowie Wertberichtigungen auf Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen aus. Die Abschreibungen betreffen vornehmlich Gesellschaften in Nordamerika und Westeuropa.

Schon zuvor soll sich die Schuldenlast der Konzernmutter von Laminatbodenhersteller Pergo auf etwa 900 Mio. EUR belaufen haben. Mit den Gläubigerbanken wurde daher Mitte Dezember 2010 ein Stillhalteabkommen bis zum 31. März 2011 ausgehandelt. Die Zeit sollte genutzt werden, ein tragfähiges Restrukturierungskonzept zu erstellen. Auf die nach wie vor akuten Überkapazitäten im Kerngeschäft reagierte Pfleiderer mit Werksschließungen.

Zur Jahreswende und in den ersten Januarwochen machte das börsennotierte Unternehmen dann mit Insiderverkäufen Schlagzeilen. Der Vorstandsvorsitzende Hans Overdiek trennte sich von einem größeren Aktienpaket, die Vermögensverwaltung HTP zog nach. Hinter der steht Hans Theodor Pfleiderer, Mitglied der Gründerfamilie mit Sitz im Aufsichtsrat der AG.

Mitglied dieses Kontrollgremiums des Konzerns ist bis Ende Februar noch Wolfgang Haupt. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses legt sein Amt in den schwierigen Zeiten "aus persönlichen Gründen" nieder.

Ihm zuvor kommen zum 17. Februar Christopher von Hugo (Vorsitzender des Aufsichtsrats) und Dr. Helmut Burmester, die ihre Mandate abgeben, um "potenziellen Interessenkonflikten im Zusammenhang mit der geplanten Restrukturierung aus dem Weg zu gehen". Beide waren als Vertreter des Großaktionärs One Equity Partners (OEP) in den Aufsichtsrat entsandt worden. Die US-amerikanische Investmentgesellschaft war Anfang 2008 bei Pfleiderer eingestiegen, um mit einer "langfristigen strategischen Beteiligung" das Wachstum des Unternehmens zu unterstützen. Sie hält nahezu ein Viertel der Anteile. Bis zur nächsten Hauptversammlung amtiert der bisherige Stellvertreter Hanno Fiedler als kommissarischer Aufsichtsratsvorsitzender.

Worin die "potenziellen Interessenkonflikte" der Zurückgetretenen bestehen könnten, blieb vorerst allerdings unklar. Und so wird im Umfeld der Börse spekuliert, welche Maßnahmen denn nun demnächst anstehen, um Pfleiderer wieder auf Kurs zu bringen. Die Szenarien reichen von einem Ausstieg OEPs über ein etwaiges stärkeres finanzielles Engagement der Amerikaner bis zu einer Kapitalaufstockung. Letzteres dürfte allerdings kaum den gewünschten Erfolg bringen, hat die Aktie doch zwischen Oktober 2010 und Ende Januar 2011 schon 50 % ihres Wertes verloren.
aus BTH Heimtex 02/11 (Wirtschaft)