Dura

Konzentration und Innovation


"Viel zu berichten und zu zeigen" hatte die Dura zum Jahresanfang und deshalb bewusst die Domotex als Plattform für ihre Botschaft gewählt, die kurz und knapp lauteten: "Konzentration und Innovation".

"Konzentration" bedeutet den sukzessiven Abschied von der Mehr-Marken-Politik mit dem Ziel, ab Ende 2011 nur noch mit einer Marke im Markt präsent zu sein: Dura. Die Satelliten Besmer, TWN und Zoeppriz werden dagegen nach dem Auslaufen der gegenwärtigen Kollektionen nicht mehr weiter geführt.

Eine Konzentration findet auch in der Produktion statt, bzw. ist zum Teil schon vollzogen. Statt früher vier Fertigungsstandorte - Fulda, Hessisch-Oldendorf, Neumünster und Malans - betreibt die Dura nur noch die beiden ersten weiter.

Dabei spezialisiert sich Fulda mit 11 Tuftingmaschinen auf Hochwertartikel wie 1/16"-Feinstveloure und Spezialitäten wie Premium-Automobilware, Hessisch-Oldendorf wird zum Hauptwerk mit einer entsprechenden Belegschafts-Aufstockung um 40 % und 26 Tuftingmaschinen. "Wir haben unseren Maschinenpark um gut 20 Anlagen reduziert und trotzdem noch Kapazitätsreserven von einigen Millionen Quadratmetern", zeigte der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Christian Schäfer die Leistungsfähigkeit seines Unternehmens auf. Wobei einige Segmente derzeit besonders gut liefen; so sind die Kapazitäten in Fulda ab März unter Vollast. Insgesamt habe das Familienunternehmen spätestens im März einen "schmerzhaften Umstrukturierungsprozess" abgeschlossen, sagte Schäfer, der darüber sichtlich erleichtert schien.

Und schließlich konzentriert man sich auch strategisch - nämlich voll auf Bodenbeläge: für den Wohnbereich, das Objekt und die Automobilausstattung. Allerdings werden hier nur noch die Flächenware und Einlegematten produziert. Von der Direktbelieferung der Automobilindustrie mit hinterschäumten und verformten Komponenten haben sich die Hessen verabschiedet (Bitte lesen Sie dazu unser Interview mit Dr. Christian Schäfer in BTH Heimtex 1/2011). Das Ende einer Ära...der Prozess wurde bereits 2009 angeschoben, inzwischen sind die Werke in China, Südafrika und der Slowakei verkauft - "gut verkauft", wie Schäfer betont -, die Standorte in Bremen und Niederaichbach sind zwar noch bis 2015 gebucht, aber ebenfalls vakant. Schäfer macht keinen Hehl daraus, dass er zwar prinzipiell für alle Optionen offen ist, aber eine Veräußerung bevorzugt: "Es macht keinen Sinn, ein Geschäft noch vier Jahre weiter zu betreiben, das nicht mehr strategischer Natur ist."

Die Devestitionen haben der Dura zwar einen zweistelligen Millionenbetrag an Umsatz gekostet - allerdings weniger, als mancher denkt - im Gegenzug aber auch einen zweistelligen Millionen-Betrag in die Kasse gespült. "Das hat uns finanziellen Spielraum verschafft", konstatierte Schäfer, "wir können mit einem breiten Auftritt neuer Produkte an den Markt gehen. Auch habe man "finanzielle Verpflichtungen" aus der Krise 2008/2009 erfüllen können. Um entsprechenden Spekulationen vorzubeugen: Das Mezzanin-Kapital wurde noch nicht abgelöst; das ist erst 2012 und 2014 fällig.

Die Umsatzbasis für die nächsten Jahre soll die neue "Living" bilden, die "Hauskollektion" der Dura. Ziel und Vorgabe für den verantwortlichen Geschäftsführer Jochen Rieger war, das Programm "nicht einfach nur zu erneuern", sondern ihm neue Inhalte zu geben - und auch eine neue Preisstruktur, die auch traditionelle Besmer-Kunden mit einfängt. Das Ergebnis ist ein Service-Koffer mit 17 Qualitäten - davon 11 ganz neuen - in 247 Farben, in 400 und 500 cm Breite, mit waffelähnlichem Comfort-Rücken. Zwei Artikel gibt es auch in 200 und 300 cm, um den Zuschnitt als abgepasster Teppich zu erleichtern. Alle sind mit Dura Air ausgerüstet und tragen GuT- und Prodis-Signet sowie das Green Label Plus. Der Preiseinstieg wurde auf unter 25,00 EUR gesenkt und liegt nun bei 23,95 EUR, die Spannweite erstreckt sich bis 85,00 EUR, der Schwerpunkt der Produkte bewegt sich unter 40 EUR VK-Preis. Die Kollektion ist seit 15. Januar komplett lieferfähig.

Innovation Nr. 2 ist "Dura Green", wobei der Name etwas irreführt, denn Dura Green ist laut Schäfer "nicht eindeutig oder ausschließlich grün, sondern einfach der bessere Teppichboden". Der "bessere Teppichboden" deshalb, weil die Ware aus der Du Pont-Faser Sorona in den Eigenschaften nicht nur vergleichbar mit Polyamidqualitäten sei, sondern sie übertreffe - zum Beispiel was Pflegeleichtigkeit, Schmutz- und Fleckunempfindlichkeit angeht. "Fast alle Flecken können nur mit Wasser entfernt werden." Dazu verfügt Sorona über einen Anteil von 37 % an nachwachsenden Rohstoffen - konkret Bio-Polymere aus Maisstärke -, verbraucht 30 % weniger Energie und erzeugt 63 % weniger CO2 bei der Herstellung. Und auch die Performance stimmt: eine wertige Optik mit mattem Baumwoll-Touch bei einer angenehmen, weichen, voluminösen Haptik.

Da Sorona eine noch junge Faser ist, musste sich die Dura in der Verarbeitung erst darauf einstellen. Das Färben beispielsweise war eine Herausforderung. Es gibt auch noch nicht so viele Faservarianten, daher beschränkt sich Dura Green auf zunächst fünf Qualtitäten: einen 2.500 g schweren Super-Shag, einen weiteren Shag, Frisé, Saxony und Schlinge, alle edel materialgerecht in hellen Naturfarben koloriert.

Aus der Belegschaft kam die Idee für Innovation Nr. 3: eine neue Rückenbeschichtung, die aus dem Automobilbereich heraus für Bodenbelägen modifiziert worden ist. Dura Care sei die "konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Generation wasserdichter Teppichböden", betonte Rieger. Der Belag sei durch die optimierte PUR-Beschichtung "komplett wasserdicht bis zu einer Wassersäule von 140 cm Höhe". Weitere Vorteile sind die Breite von 400 cm statt 200 cm - "das bedeutet weniger Nähte und Nähte sind Schwachstellen" - Chlorresistenz, schall- und wärmedämmende Effekte durch Aufschäumung und die leichte Verlegung. In der kompakten nassfesten Version ist Dura Care ideal für den Health Care-Bereich, die offenere Lösung mit dem Fokus auf Schall- und Wärmedämmung empfiehlt sich auch für Hotels.

Und es stehen 2011 noch mehr Innovationen an: In der zweiten Jahreshälfte kommt die neue Objektkollektion, zur Jahreswende ein Hochwertprogramm mit Wolle und Feinvelouren in zwei Koffern.
aus BTH Heimtex 02/11 (Wirtschaft)