Interview des Monats: Möbel-Zentral-Einkauf MZE, Neufahrn

"In der digitalen Welt sehen wir die Zukunft

Der Einkaufs- und Marketingverbund MZE ist mit seiner Mondschein-Schiene ein wichtiger Marktteilnehmer im Bettenfachhandel, betreut er in diesem Bereich doch mehr als 200 Anschlusshäuser. Die MZE-Partner konnten das abgelaufene Jahr mehrheitlich sehr erfolgreich abschließen. Doch auf dem Erreichten ruht sich der Verband nicht aus und hat bereits konkrete Projekte für das neue Jahr in die Wege geleitet, darunter ein eigener Internet-Vertrieb für die Mondschein-Häuser. Haustex sprach mit dem Vertriebsleiter Helmut Stauner über die Neugründung und weitere Zukunftspläne.

Haustex: Herr Stauner, wie hat sich aus Ihrer Sicht der Umsatz im Bettenfachhandel insgesamt im letzten Jahr entwickelt, und wie erging es der Schlafschiene von MZE?

Helmut Stauner: Ich glaube, dass eine erfreuliche Trendwende eingetreten ist. Das heißt, dass wieder mehr Verbraucher die Vorteile eines Fachgeschäftes zu schätzen wissen, da andere Vertriebsformen ihre zum Teil übertriebenen Versprechen hinsichtlich Preis, Service und Beratungsqualität nicht halten können. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Zahlen bei MZE wider. 65 Prozent der Anschlusshäuser unserer "Mondschein-Schiene" sind im Plus, 18 Prozent in einem Minus bis maximal fünf Prozent und nur 17 Prozent haben das Jahr mit einem Minus von mehr als fünf Prozent abgeschlossen. Ungeachtet dieser Entwicklung haben wir in der Mondscheinschiene bereinigt 16 Zugänge.

Haustex: Wie viele Häuser vereint MZE in der Mondschein-Schiene?

Stauner: Zum Ende letzten Jahres zählten wir 226 Anschlusshäuser. Um für die Industrie ein attraktiver Partner zu sein, ist weiteres Wachstum erforderlich, natürlich unter Berücksichtigung der Interessen der bereits bestehenden Partner.

Haustex: Wie hat sich der Verband insgesamt 2010 entwickelt?

Stauner: Es ist sicherlich eine Stärke von MZE, dass wir in unterschiedlichen Unternehmensbereichen der Einrichtungsbranche tätig sind. Gerade der Bereich "Küchen" war in 2010 sehr erfolgreich, aber auch unser Unternehmensbereich 2HK, in dem die Raumausstatter und Heimtextilienfachmärkte beheimatet sind, wächst kontinuierlich. Dies kommt auch der Mondschein-Schiene zugute, da viele dieser Anschlusshäuser auch eine Bettenabteilung haben. Zusammenfassend gesehen, war 2010 ein erfolgreiches Jahr für MZE, das uns auf unserem Weg bestätigt.

Haustex: Welche Produktgruppen haben sich in der Mondschein-Schiene besonders erfreulich entwickelt?

Stauner: Matratzen und Rahmen sind hier die wichtigsten Warengruppen. Aber auch die Wasserbetten haben sich wieder zu einer nennenswerten Größe entwickelt, hier sehen wir weiteres Wachstumspotenzial. Die Investition in eine Einkäuferin für Bettwäsche und Frottierwaren vor zwei Jahren hat sich gelohnt. So konnten wir durch den Einsatz von Anna Aynisoy in beiden Warengruppen spürbar zulegen. Insbesondere unsere Keno-Kent-Eigenkollektion im Frottierbereich ist sehr erfolgreich.

Haustex: Welche Trends gibt es, auf die MZE in den nächsten Jahren verstärkt eingehen wird? Kommt tatsächlich das Boxspringbett allmählich auch auf den deutschsprachigen Markt?

Stauner: Produkttrends kommen und gehen und natürlich werden wir die erforderlichen Produktneuheiten analysieren und gegebenenfalls für unsere Anschlusshäuser aufbereiten. Unsere Einkaufsausschüsse sind ja ganz "nah dran" am Endkunden, so dass Trends früh erkannt werden. Das Thema "Boxspring" ist momentan allgegenwärtig. Wir haben die Messen analysiert und geben unseren Anschlusshäusern drei Boxspringkollektionen (Einstieg-Mitte-Gehoben) zur Hand, zwei davon im MZE-exklusiven Design. Den Schwerpunkt unserer Arbeit werden wir jedoch auf die Verbesserung der Kaufkraftabschöpfung legen. Optimale Präsentations- und Schulungskonzepte müssen den Unterschied machen. Ein weiterer großer Trend ist die steigende Bedeutung des Internets als Informations- und Handelsplattform für den Fachhandel. Das ist ein ganz wichtiges Thema, denn in der digitalen Welt sehen wir die Zukunft. Das haben wir früh erkannt und werden auch in den nächsten Jahren in diesem Bereich viel bewegen.

Haustex: Wie unterstützt der Verband seine Mitglieder beim E-Commerce?

Stauner: Bereits heute bieten wir unseren Anschlusshäusern eine individuelle Website-Gestaltung an, auf Wunsch mit dauerhafter Optimierung. Ergänzend dazu gestalten wir Hausvideos oder bieten diverse herstellerneutrale Produktvideos an, welche auf der Homepage platziert werden können. Außerdem betreiben wir ein eigenes Portal "physio-med.org" sowie diverse Websites (keno-kent.de, ipnomed.de, rückenzentrum-schlafen.de), alle mit dem Ziel, den User letztlich auf die Homepage des Anschlusshauses zu führen. Natürlich haben wir einen Youtube-Account und werden ab Februar auch bei Facebook und Twitter zu finden sein. Einen virtuellen Bettgestellkatalog betreiben wir seit Jahren und diverse "digitale" Präsentationshilfen am POS sind in Arbeit. Die digitale Welt ist sehr komplex und viele Händler sind sicherlich hinsichtlich des Wissens und der finanziellen Ressourcen überfordert. Dieser Bereich ist daher eine weitere, sehr wichtige Daseinsberechtigung für uns Verbände. Zu Beginn dieses Jahres sind wir nun noch einen Schritt weiter gegangen und haben einen virtuellen Shop für unsere Anschlusshäuser eröffnet.

Haustex: Wie funktioniert dieser Shop?

Stauner: Die Entwicklung des Onlinehandels zwingt uns zu handeln. Die Gruppe der Verbraucher, die online kaufen möchte, wächst kontinuierlich an. Wir stellten uns daher die Frage, welche Folgen es für den stationären Bettenfachhandel hat, wenn der Onlinehandel einmal 30 Prozent des gesamten Handelsvolumens ausmacht? Der Kunde ist König - er bestimmt die Spielregeln. Dieser Kunde ist jedoch auch anspruchsvoll im "worldwide web". Wenn ein Shop nicht professionell genug wirkt, ist der Kunde schnell wieder weg. Diese Professionalität erstreckt sich vom Preis über die "Shopbedienung" und die Produktpräsentation bis zur Warenverfügbarkeit und Beratungsqualität am Telefon. Hinzu kommen Frachtbedingungen und der Anspruch auf diverse Zahlungsarten. Anforderungen, die ein stationärer Händler so nebenbei gar nicht leisten kann. Damit wir diesen Wachstumsmarkt jedoch nicht komplett den reinen Onlinehändlern, den Versendern oder den Filialisten überlassen müssen, haben wir ein eigenes Konzept verabschiedet. Anfang Januar ging ein Onlineshop ans Netz mit dem Namen "Bettenplanet". Inhaber dieses Shops sind mehrheitlich die MZE-Mitglieder. Jedes Mondschein-Anschlusshaus hatte die Möglichkeit, Anteile zu erwerben. Hiermit konnte genügend Kapital angesammelt werden, um professionell vorgehen zu können. Es wurden eine eigene Gesellschaft gegründet, eigene Flächen angemietet und eigenes Personal eingestellt. Natürlich ist es nicht unser Ziel, Preisführer im Netz zu sein. Vielmehr wollen wir mit den Attributen glänzen, die meines Erachtens in Zukunft entscheidend sein werden: hohe Warenverfügbarkeit, wenn möglich taggleicher Versand, hohe Beratungsqualität, professionelle Shop- und Produktpräsentation.

Haustex: Wie wollen Sie erreichen, dass die Bettenplanet-Partner echte Mehrumsätze erreichen und sich aus dem Preiskampf im Internet heraushalten können?

Stauner: Natürlich wollen wir eine "Kannibalisierung" mit unseren Sortimenten im stationären Handel vermeiden. So gibt es weder Ipnomed- noch Keno-Kent-Produkte oder andere Lieferanten, die bevorzugt im Fachhandel zu finden sind, im Bettenplanet. Das Internet hat hinsichtlich der dort angebotenen Artikel seine eigenen Anforderungen. So werden dort bevorzugt Testsieger gesucht oder Marken, die breiten Konsumschichten bekannt sind. Entsprechend ist unser Sortiment aufgestellt.

Haustex: Wann rechnen Sie damit, dass der Bettenplanet profitabel arbeitet, und können in der Zukunft weitere MZE-Häuser in das Geschäft einsteigen?

Stauner: Unser Business-Plan sieht schwarze Zahlen im zweiten Jahr vor. In den Gesellschafterverträgen sind die Bedingungen zur Aufnahme neuer Gesellschafter klar geregelt.

Haustex: Gibt es weitere Pläne für das Internet?

Stauner: Ich glaube, dass in etwa vier bis fünf Jahren jeder stationäre Händler einen Onlineshop haben muss. Dieser kann zwar erheblich reduziert sein oder nur dazu dienen, das tags übergebene Angebot abends online in einem Kaufvertrag zu wandeln. Die Erkenntnisse, die wir beim "Bettenplanet" gewinnen, werden uns hierbei sicherlich erheblich helfen. Mit unserer Internet-Plattform wollen wir verhindern, dass jeder Händler einzeln vor Ort eine individuelle Lösung erarbeiten muss und hierbei unwissender- und unnötigerweise Tausende von Euro ausgibt.

Haustex: Die MZE-Eigenmarke Keno Kent ist vor zwei Jahren gestartet mit einem Bettwäsche- und Frottiersortiment. Wie ist die Akzeptanz innerhalb ihrer Mitgliedsfirmen auf diese Marke, wie hat sie sich im Sortiment weiter entwickelt und welche Pläne gibt es für die nächsten Jahre?

Stauner: Keno Kent hat sich sehr positiv entwickelt. Neben der Frottier- und Bettwarenkollektion soll in 2011 noch eine Nachtwäschekollektion hinzukommen. Die erfreuliche Entwicklung hat uns dazu bewogen, ein komplettes Shopkonzept zu entwickeln, um der Ware im Handel die erforderliche Präsentationsmöglichkeit bieten zu können. Die Vorstellung des Shops erfolgt im Juni, anlässlich der Mondschein-Partnertage in Weimar. Sowohl bei Ipnomed als auch bei Keno Kent kommt uns die aktuelle Situation entgegen, dass die Händler Produkte mit Unvergleichbarkeit beziehungsweise Alleinstellungsmerkmalen benötigen und suchen. Die von den Einkaufsausschüssen ausgewählten Produkte erfüllen diese Anforderungen und die MZE-Zentrale erarbeitet das erforderliche Marketingumfeld, zu sehen beispielsweise an dem neuen Keno Kent Videoclip.

Haustex: Ein brennendes Thema in der Branche sind derzeit die Baumwollpreise. Wie reagiert MZE auf die Preisentwicklung?

Stauner: Die Preiserhöhungen auf der Rohstoffseite sind ein spannendes Thema, da ja ein Ende, selbst in absehbarer Zeit, nicht zu erwarten ist. Sowohl in China als auch in Indien beginnen die Bewohner ja jetzt erst richtig zu konsumieren und Textilien nachzufragen. Was bedeutet diese Entwicklung also für den europäischen Verbraucher? Wenn er, warum auch immer, nur bereit ist, einen fixen Betrag X für ein Produkt auszugeben, wird er in Zukunft "geringere" Qualitäten für das gleiche Produkt bekommen, als noch in 2009 oder 2008. In der Konsequenz werden wir bei MZE die Eckpreislagen dementsprechend mit niedrigeren Qualitäten besetzen. Gleichzeitig bedeutet dies jedoch auch, dass Qualität teurer wird und die Qualitätsunterschiede noch deutlicher erläutert werden müssen. Dies kommt Vertriebsformen mit hoher Beratungsqualität entgegen, also uns, dem Fachhandel. Vor diesem Hintergrund sehe ich die Entwicklung für unsere Anschlusshäuser ziemlich entspannt, hege jedoch Mitgefühl für unsere Partner aus der Industrie, für die die Beschaffungsseite sowohl vom Preis aber auch generell immer schwieriger wird.

Haustex: Mit welchen Erwartungen und Plänen gehen Sie ins neue Jahr?

Stauner: Ich bin grundsätzlich optimistisch. Aber gerade für 2011 habe ich ein sehr gutes Gefühl. Wir haben alle möglichen Krisenszenarien schon einmal zumindest "medial" durchgemacht und wie haben die Verbraucher darauf reagiert? Sie haben ihren Job einfach weiter gemacht und normal gelebt und konsumiert. Deshalb, es kann eigentlich nur besser werden.

MZE Firmentelegramm


Möbel-Zentral-Einkauf GmbH
Lohweg 31, 85375 Neufahrn bei Freising
Postfach 1240, 85370 Neufahrn bei Freising
Telefon: 08165/9526-0, Fax: 08165/62030
E-Mail: info@mze, Internet: www.mze.de

Gründung MZE: 1985
Gründung Mondschein-Schiene: 1999
Geschäftsführer: Karin Gehse, Rüdiger Gehse
Verantwortlich für die Schlafschiene "Mondschein": Helmut Stauner
Mitarbeiterzahl: 23
Verbandsmitglieder insgesamt: 520
Zahl der Mondschein-Mitglieder: 226
Vertriebskonzepte: Vollsortiment, Schlafraum, Küche, Inneneinrichter, Heimtextil
Service: Erfa-Gruppen, Leistungsgruppen, Ladenplanung, Dekorationsservice, Betreuung durch Fachspezialisten, MZE-Intranet, Internet-Präsenz
aus Haustex 02/11 (Wirtschaft)