BTH/BBE-Kundenbarometer 2011
Elastische Bodenbeläge: Wo kauft der Fachhandel am liebsten ein?
Schon beim letztjährigen BTH Heimtex/BBE-Kundenbarometer war uns aufgefallen, dass das zuvor relativ festgefügt erscheinende Segment elastische Beläge im Fachhandels-Bereich deutlich volatiler geworden ist. Dieser Eindruck hat sich in diesem Jahr verstärkt: Auf den ersten zehn Plätzen herrscht ein lebhafter Wechsel, nur drei Anbieter bekleiden den gleichen Rang wie im Jahr zuvor: Forbo Flooring (2.), Objectflor (5.) und Gerflor (6.) Neue Nr. 1 ist Tarkett, die von Nr. 4 hochgeschossen sind. Licht und Schatten kennzeichnen die (Markt-)Lage bei elastischen Belägen. Einerseits sind sie derzeit eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Produktgruppe bei Bodenbelägen mit positiver Absatztendenz. Andererseits leidet gerade dieses Segment unter Defiziten bei der Rohstoffversorgung und Verteuerungen durch starke Preissschwankungen.
Getrieben wurde das Wachstum abermals von Designbelägen (LVTs). Hier macht sich ein enormer Schub bei der Entwicklung bemerkbar, zu sehen etwa auf der Euroshop in Düsseldorf. Designbeläge bieten viele Ansatzmöglichkeiten für eine variantenreiche Gestaltung: Angefangen bei den Dekoren, die ein viel breiteres, fantasievolleres Spektrum zeigen als etwa Laminatbeläge, die genauso wenig limitiert in der Dessinierung sind, bei denen aber hauptsächlich auf klassische Holzreproduktionen gesetzt wird. LVTs trauen sich mehr: Da werden Holzmaserungen schlangenhautähnlich verfremdet, erscheinen wie windwogende Schilfblätter oder werden stilisiert zu bewegten Linien. Auch Textil- und lederinspirierte Effekte findet man vermehrt in den Kollektionen, sowieso Metallics, psychedelische Wirbel, außerdem Unis in starken Farben.
Armstrong entdeckt weitere Variationsmöglichkeiten durch neue Formate. Es muss nicht immer der rechte Winkel sein, meinen die Bietigheimer und schneiden ihre Elemente auch schräg oder abgerundet, wodurch sich weitere kreative Ideen bei der Verlegung eröffnen. Das ist ebenso inspirierend wie herausfordernd - und spricht klar den Profi an, denn jeder Heimwerker oder auf Menge bedachter "Garagenverleger" wäre damit völlig überfordert. Maxi-Maße mit überlangen Dielen von 1,20 bis 1,80 cm, die für einen großzügigen Raumeindruck sorgen, haben inzwischen mehrere Anbieter im Programm.
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen Designbeläge prinzipiell fest verklebt werden mussten. Heute gibt es Ausführungen zum Klicken und sogar selbstliegende Versionen - mit der Einschränkung auf bestimmte Einsatzbereiche, versteht sich.
Damit ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht. Es scheint, als ob die Branche erst jetzt das Potenzial entdeckt, das in diesem vielseitig veränderbaren Produkttyp steckt, der zweifellos noch weitere Marktanteile gewinnen wird. Im Sog der Designbeläge haben auch CV-Beläge zulegen können. Eigentlich ein eingeführtes Produkt, dessen Stärken und Grenzen gemeinhin bekannt sind, haben auch sie noch einmal Fahrt aufgenommen. Namhafte Marktteilnehmer auf Handelsebene sind davon überzeugt, dass sie sich auch weiterhin behaupten. Erfreulicherweise konnten 2010 auch homogene und klassische heterogene PVC-(Objekt)beläge wieder Zuwächse verbuchen. Durch ihre hohe Funktionalität haben sie Vorteile in Einsatzgebieten mit besonderen Ansprüchen.
Linoleum und Kautschukbeläge stagnierten 2010. Als Erklärung darf man nicht nur die wirtschaftliche Situation im Allgemeinen und auf dem Bodenbelagsmarkt heranziehen. Beide Belagsarten scheinen ermüdet, die eingeführten Qualitäten laufen noch, doch fehlen durchschlagende neue Ideen, ein zukunftsweisender Auftritt, Visionen, die in eine neue Richtung weisen. Das ist eine dringende Aufgabe für die einschlägigen Anbieter.
Manches, was wir hier beschreiben, lässt sich aus der Veränderung bei den Kräfteverhältnisse der Lieferanten elastischer Beläge im Fachhandel ablesen. So ist Armstrong DLW von Platz 1 auf 3 abgerutscht, was daran liegen könnte, dass die Bietigheimer sich komplett von CV-Belägen getrennt haben. Mit ihrer nunmehr gezielt auf das Objekt orientierten Produktrange haben sie leicht an Präsenz beim Fachhandel eingebüßt. Mitbewerber Tarkett hat sich 2010 wieder vermehrt um die Klientel im Fachhandel bemüht, die das prompt honoriert. Forbo behauptet sich als starke Nr. 2, während IVC etwas gegenüber dem Vorjahr verloren hat, obgleich die Belgier mit Richard Riepe über einen dynamischen, kompetenten Vertriebler in Deutschland verfügen. Vielleicht hat man sich in Avelgem etwas zu sehr mit der im Entstehen begriffenen Designbelagsproduktion beschäftigt und darüber angestammte Aktivitäten vernachlässigt. Eine sichere Bank unter den Top 5 ist Objectflor. Das galt für 2009 und in noch stärkerem Maße für 2010.
Nicht zu unterschätzen ist übrigens die Rolle des Großhandels bei der Versorgung des Fachhandels mit elastischen Belägen. Er konnte seine Rolle in diesem Bereich ausweiten.
aus
BTH Heimtex 04/11
(Wirtschaft)