ZGV-Tagung 2011 in Hamburg
Neue Konzepte treffen auf bewährte Strategien
Zu ihrer diesjährigen Frühjahrstagung traf sich die Fachgruppe BHTF (Bodenbeläge, Heimtextilien, Tapeten, Farben) des ZGV in Hamburg und verband die Zusammenkunft mit einer Exkursion zu zwei herausragenden Handelsunternehmen: Dodenhof in Posthausen, ein arriviertes Möbelhaus mit hochwertigen Fachabteilungen, das das Thema Cross-Selling perfekt umsetzt, und Ewald Hamburg in Hamburg-Altengamme, BTH Heimtex-Fachhändler des Jahres 2011, ein wegweisender, inhabergeführter Betrieb, der in Planung, Ausführung und Gestaltung erfolgreich auf oberstem Niveau agiert und sich genauso vorbildlich präsentiert.Ausgesprochen inhaltsreich und konstruktiv war die diesjährige Frühjahrstagung der Fachgruppe BHTF (Bodenbeläge, Heimtextilien, Tapeten, Farben) des ZGV-Mittelstandverbundes. Statt wie sonst üblich zu einem kompakten, eintägigen Arbeitstreffen im zentralen Frankfurt, versammelte sich der Kreis auf Einladung von BTH Heimtex in Hamburg und verband die Zusammenkunft zum ersten Mal mit einer Exkursion.
Besucht wurden zwei ganz verschiedene, in ihrem Bereich jeweils sehr erfolgreiche Handelskonzepte. Dodenhof ist ein arriviertes Möbelhaus, familieneigen und -geführt, das an seinem Stammsitz in Posthausen nahe Bremen perfekt das Thema Cross-Selling umsetzt - und zwar sowohl innerhalb der Inneneinrichtungsbranche mit hochwertigen Fachabteilungen, die sich ergänzen und befruchten, als auch branchenübergreifend mit Möbelhaus, Modehaus, Elektronikmarkt und Edel-Supermarkt, die sich zu einer attraktiven Einkaufswelt addieren und täglich 20.000 Kunden anziehen.
Ganz anders, aber kaum minder beeindruckend ist Ewald Hamburg. Am äußersten Stadtrand von Hamburg hinter dem Elbdeich unmittelbar an der Grenze zu Schleswig-Holstein gelegen, kann man ein wahres Kleinod entdecken. Der in der dritten Generation von Christian Hamburg geführte Familienbetrieb kommt ursprünglich aus dem Malerhandwerk und hat inzwischen weitere Stärken in den Bereichen Raumausstattung, Bodenbelags- und Parkettverlegung entwickelt. Seine Stilsicherheit, seine gestalterische und fachliche Kompetenz demonstriert das Unternehmen überzeugend in seinem sehenswerten Domizil in Altengamme. Jedes Detail stimmt, ist ebenso geschmackvoll wie hochwertig ausgeführt. Für seine vorbildliche Eigenmarken-Politik mit "Hamburgs Farben" und "Hamburgs Edition" wurde Christian Hamburg auf der Heimtextil 2011 von einer hochkarätigen Jury als "Fachhändler des Jahres" prämiert.
Positiv aufgeladen durch diese beiden herausragenden Beispiele wegweisender Fachhandelskultur ließen die in der BHTF-Gruppe vereinten Kooperationen das abgelaufene Geschäftsjahr 2010 und die beiden ersten Monate 2011 Revue passieren.
Jörg Glaser und Peter Schäfer für die ZGV
Potenzial von Handelsmarken noch nicht ausgeschöpft
Für ZGV-Geschäftsführer Peter Schäfer war es der letzte Auftritt bei der BHTF-Gruppe, die er über viele Jahre begleitet hat. Er verlässt den Mittelstandsverbund zur Jahresmitte und wechselt in die Geschäftsführung des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel. In Hamburg befasste er sich in einem Vortrag mit dem Spannungsverhältnis zwischen Handels- und Herstellermarken. Darin erläuterte er die unterschiedlichen Markensortimente und Dachmarkenstrategien moderner Handelsunternehmen und zog Rückschlüsse auf die Bodenbelags- und Heimtextilbranche.
Die Dachmarken der Verbundgruppen seien den vertikal integrierten Unternehmen und Filialsystemen bisher unterlegen, sagte Schäfer. Ein Grund sieht er in der dezentralen Organisationsstruktur der einzelnen Kooperationen. Diese stehe dem einheitlichen Marktauftritt der Hersteller gegenüber. Weltweit über alle Branchen hinweg wachse jedoch der Anteil an Handelsmarken, den so genannten Private Labels, stetig und liegt bei 17 % (Europa23 %, Deutschland 30 %).
Jan Deckmann und Karl-Heinz Deckmann für die Wotex
2011 Schwerpunkt auf Eigenkollektionierung
Die Wotex hat 2010 die Zentralfakturierung eingeführt, die als Dienstleistung von der Schwesterkooperation Decor-Union abgewickelt wird, wobei noch nicht alle Mitglieder diesen Abrechnungsmodus nutzen.
Konkrete Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr waren zum Zeitpunkt der Tagung noch nicht endgültig ausgewertet, doch konnte Jan Deckmann feststellen, dass sich alle Bereiche gut entwickelt hätten. Nachdem 2010 der Schwerpunkt des Engagements auf Marketing und EDV lag, will sich die Wotex 2011 wieder stärker der Eigenkollektionierung widmen. "Außerdem denken wir über einen Online-Shop nach, in den sich die Mitglieder einklinken können."
Markus Büscher und Regina Hebbeln-Röttjer für die Decor-Union
Schlanker strukturiert, gut gewirtschaftet
Ein gutes Jahr 2010, "das zweitbeste der Unternehmensgeschichte", hat die Decor-Union erlebt. Der Umsatz nahm um 1% zu, über alle drei Säulen hinweg - Einzelhandel, Großhandel und Verarbeiter -, etwas stärker ausgeprägt bei der Verarbeiterschiene, wo die insolvenzbedingten Mitgliederverluste aus dem Vorjahr durch Neuzugänge mehr als kompensiert werden konnten. Bei den Großhandels-Anschlusshäusern sieht man ein zu starkes Schwergewicht auf Farben und will sie künftig mehr im Bereich Bodenbeläge profilieren. Der Einzelhandel hat 2010 Rekordzahlen realisiert, und zwar sowohl die klassischen Betriebstypen wie auch die moderne Fläche.
Als besonders erfreulich wertete Markus Büscher, Sprecher der Geschäftsführung, dass nicht nur der Umsatz angehoben werden konnte, sondern auch das Konzernergebnis, was sich förderlich auf die Vergütung auswirkte.
Das dominante Projekt der Hannoveraner war 2010 die Verschmelzung von zuvor elf Gesellschaften auf nur noch drei: eine Besitzgesellschaft, eine operative Gesellschaft und eine Verwaltungs KG als Holding. Damit wurde zugleich die Grundlage für ein neues IT-System geschaffen, das im laufenden Jahr implementiert werden soll. "Die schlankeren Strukturen ermöglichen uns nun auch eine schlankere IT-Lösung."
In diesem Zusammenhang betonte Büscher, dass die Restrukturierung der Verwaltung keine personelle Verkleinerung nach sich gezogen haben, vielmehr habe sich die Decor-Union sogar in Marketing und Vertrieb verstärkt: Frank Böttner ist seit 1. März für die Sparte Großhandel in den Sortimenten Farbe, Tapete und Zubehör verantwortlich. Dirk Steffel engagiert sich im Einkauf Bodenbeläge.
Peter Schroeder für 2HK
Quantitativ und qualitativ starke Neuzugänge
Mit enormer Dynamik ist 2 HK ins Jahr 2011 gestartet. Nach dem Stand von 118 Mitgliedern zur Jahreswende meldete Projektleiter Peter Schroeder für die ersten zwei Monate gleich zehn neue Partner: "Sehr hochwertige Neuzugänge", hauptsächlich gehobene Raumausstatter, die sich für das 2HK-Konzept "Textiler Einrichter" interessieren. "Unsere Ideen in Richtung Cross Marketing und Cross Selling beginnen jetzt zu greifen", freute sich Schroeder, der mit Kollege Alexander Voss nun 2011 mit "viel Optimismus und Motivation" angeht.
Auch würde die Industrie immer aufmerksamer; so konnten mit Parador und Ado zwei neue namhafte Lieferanten gewonnen werden.
Klaus Kurringer für den Südbund
Positive Perspektiven
Ein schwieriges Jahr 2010 hat der Südbund hinter sich, konnte die Probleme letztlich aber gut meistern. Im Frühjahr hatten sich Banken und Kreditversicherer ohne Vorwarnung zurückgezogen. Doch den Verantwortlichen in Backnang um Vorstand Klaus Kurringer gelang es mit Rückenstärkung durch die Lieferanten, eine alternative Finanzierung aufzubauen.
Der Umsatz des Südbundes ist im vergangenen Jahr nochmals geschrumpft, was aus einer geringeren Mitgliederzahl resultiert. Die ist weniger in mangelndem Vertrauen in die Führung begründet, als vielmehr in der Altersstruktur der Anschlusshäuser. Die bestehenden Südbund-Partner haben sich laut Kurringer sehr vielversprechend entwickelt.
Überhaupt scheint die Kooperation endgültig ihr Tief überwunden zu haben. Nach einem flauen Dezember 2010, der unter den schlechten Witterungsbedingungen litt, konnte im Januar ein Umsatzplus von 4 % und im Februar sogar von 10 % erzielt werden. "Damit haben wir unseren Plan um 7 % übertroffen und im Januar erstmals seit 2003 wieder Umsatzzuwächse verzeichnet." Außerdem konnten im Januar sechs neue Kunden gewonnen werden, für das ganze Jahr hat man sich dreißig vorgenommen.
Ganz oben auf der Agenda steht beim Südbund die Förderung der Mitglieder: "Wir wollen sie dabei unterstützen, sich als Problemlöser für ihre Kunden zu profilieren", sagte Kurringer. Dazu beschäftigt man sich in Backnang mit Nischenprodukten wie Spanndecken, hat das Bettensortiment erweitert und mit Joka-Möbeln hochwertige Funktionsmöbel ins Programm aufgenommen. Als neue Marke wurde "Bett + Design" geschaffen.
Manfred Birkenstock für die Copa
Quo vadis Bodenbelagsbranche - und Copa
Wer wissen will, wie sich Bodenbeläge im Großhandel entwickeln, muss eigentlich nur die Zahlen der Copa zu Rate ziehen, denn die Verbundgruppe vereint fast alle namhaften Bodenbelags-Grossisten in den deutschsprachigen Ländern. Für 2010 zog Vorstand Manfred Birkenstock ein ausgesprochen positives Resümee. Januar und Februar seien noch unbefriedigend gewiesen, doch danach zogen die Umsätze stetig an und bescherten der Copa das "beste Ergebnis seit der Gründung 1964".
Bei den Mitgliedern herrscht in den letzten Jahren wenig Bewegung, da es kaum noch potenzielle Kandidaten am Markt gibt. Ein Abgang wurde für 2010 vermeldet, resultierend aus dem Verkauf des betreffenden Unternehmens. Dafür berichtete Birkenstock für das erste Quartal 2011 von einem Neuzugang: die Neugründung JOP in Berlin, hinter der Jost Ohlweih, früher Fries, und die Weigel-Gruppe stehen.
Wie sieht die Zukunft der Bodenbelagsbranche im allgemeinen und des Bodenbelagsgroßhandels im besonderen aus? Darüber diskutierten die Copa-Gremien Ende März, um daraus die künftige Strategie der Verbundgruppe abzuleiten. Die Sitzung fand nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt, deshalb können wir noch nichts über die Inhalte berichte.
Henning Ruf für Hometrendberater
Neue Marketingmöglichkeiten via Internet
Die Homentrendberater mussten 2010 einen geringfügigen Umsatzrückgang hinnehmen, der sich in Mitgliederabgängen begründete.
Dank ihres gut informierten Geschäftsführers Henning Ruf ist die der Steffel-Gruppe zugehörige Kooperation stets up to date, was neue Vermarktungsformen und -tools sowie organisatorische Verbesserungen anbetrifft. So schafft sie beispielsweise ihren Anschlusshäusern Voraussetzungen für kostengünstige Online-Werbung und Regionalmarketing durch die Serviceplattformen meinestadt.de, kaufda.de und bei Google.
2011 will Ruf neue Kommunikationsmöglichkeiten im Home Trendberater-Intranet integrieren, und das Webseiten-Angebot für die Anschlusshäuser einem Relaunch unterziehen.
Dirk Vossen für die VFG
Setta-Fachmarktkonzept wird multipliziert
Die VFG, Europas größte Farbengroßhandels-Kooperation, konnte nach einem schlechten Start ins Jahr 2010 durch Mitgliederabgänge und die kalte Witterung eine erfolgreiche Aufholjagd vollziehen und das Jahr schließlich mit einem Plus abschließen. Besonders dynamisch entwickelten sich nach Aussage des neuen Geschäftsführers Dirk Vossen Tapeten, "speziell im hochwertigen Bereich".
Im Januar und Februar 2011 hielt der Schwung an - "das beflügelt uns für das laufende Jahr, in dem wir einiges an Projekten ins Auge gefasst haben." Das ist zum einen die Überarbeitung des Datenpools Maler 24, zum anderen Ausbau und Neustrukturierung der Erfa-Arbeit. Und nicht zuletzt sind zwei neue Setta-Fachmarktstandorte in der Planung (der Pionierbetrieb in Villingen-Schwenningen wurde übrigen als einer der BTH Heimtex-Fachhändler 2011 ausgezeichnet).
Joerg Grieder für die Netto-Gruppe
Eigenmarken-Politik bewährt sich
Die Schweizer Netto-Gruppe hatte im ersten Quartal 2010 mit einer Durststrecke zu kämpfen, konnte dann aber Fahrt aufnehmen und im Produktbereich Bodenbeläge den Umsatz um 5 % steigern. Geschäftsführer Joerg Grieder befand das als "um so erfreulicher, weil Bodenbeläge mit einem Anteil von 80 % gegenüber Heimtextilien und Bettwaren der deutlich wichtigere Bereich sind." Und er betonte, dass das Wachstum stark von der Eigenmarke der Netto getragen worden sei, "was unser konsequente Eigenmarken-Politik bestätigt."
aus
BTH Heimtex 04/11
(Wirtschaft)