Domotex Asia/ Shanghai: Ausstellungsfläche nochmals vergrößert
Designvinyl mit Klicksystem auch in Shanghai zentrales Messethema
Die Domotex Asia Chinafloor war Ende März in Shanghai zweifelsohne das wichtigste Ereignis des Jahres für den asiatischen Bodenbelagsmarkt. Mit 1.060 Ausstellern und einer belegten Fläche von 107.000 m konnte der Rekord des Vorjahres um weitere 15% überboten werden. Die Besucheranzahl blieb allerdings mit rund 39.500 knapp unter der Vorjahreszahl von rund 40.500. Im Gegensatz zur Domotex in Hannover ist in Shanghai die Artikelgruppe Holz/ Laminat/ Bambus und Kork die eindeutig dominierende Sparte. 43% der Ausstellungsfläche wird allein von Ausstellern dieser Sortimente belegt.Veranstalter VNU, an dem die Deutsche Messe, Hannover, beteiligt ist, konnte eine positive Bilanz ziehen. Das Messegelände in Shanghais Stadtteil Pudong wird kontinuierlich vergrößert. Inzwischen stehen bereits 13 große Hallen von je rund 12.000 m Fläche zur Verfügung. Zehn Hallen wurden allein für die Domotex Asia benötigt, drei Hallen waren mit einer Parallelveranstaltung belegt. Weitere vier Hallen sind im Bau und werden spätestens zur nächsten Veranstaltung vom 27. Bis zum 29. März 2012 in Betrieb genommen.
Die Gewichtung der ausgestellten Produkte weicht stark von der Situation in Hannover ab. Der mit Abstand größten Bereich nimmt mit einem Platzbedarf von 43% das Segment Holzparkett, Laminatböden sowie Kork- und Bambusböden ein. Teppiche und Teppichböden beanspruchen 32%, elastische Bodenbeläge 15% und Holzbearbeitungsmaschinen 10%.
Obwohl die Messe natürlich auch eine wichtige Exportplattform für die chinesische Industrie ist, nimmt ihre Bedeutung für die Belieferung des chinesischen Markes kontinuierlich zu. Der Bauboom in China ist ungebrochen. Noch immer findet eine sogenannte Landflucht in die großen Metropolen statt. Marktbeobachter erwarten in den kommenden Jahren ein weiteres Wachstum der großen Städte um 200Mio.Einwohner, die alle zusätzlichen Wohnraum beanspruchen werden.
Nachdem sich im vergangenen Jahr auf der Domotex Asia abzeichnete, dass China wieder hochwertige Laminatböden aus Europa nachfragen würde, stellten die Hamberger Industriewerke in diesem Jahr erstmals seit vielen Jahren wieder mit einem relativ großen eigenen Stand aus. Zuvor hatte sich Haro mit einer kleinen Fläche auf dem deutschen Gemeinschaftsstand begnügt. "Wir konnten einen signifikanten Anstieg unserer Exportmengen feststellen. Deutsche Markenware als Parkett und Laminatboden ist in China wieder gefragt," erklärte Dr. Peter Hamberger zur Präsenz seines Unternehmens in Shanghai.
Starker Auftritt der europäischen Hersteller von KorkbelägenFast alle europäischen Hersteller von Bodenbelägen aus Kork waren mit eigenen Ständen vertreten. Neben Amorim, Granorte, Corksribas (alle aus Portugal) sowie dem Spanier Floover mit Produktion in der Schweiz fehlten eigentlich aus Europa nur Orvalho und Corkart. China verfügt selbst über diverse Hersteller von Korkböden, die sich vorwiegend aus heimischen Korkwäldern bedienen. Die Bestände in der Nähe der alten Kaiserstadt Xian sind wohl das einzige weitere Vorkommen der Korkeiche neben dem des Mittelmeerraumes. Alle heimischen Hersteller waren natürlich ebenfalls mit eigenen Ständen vertreten, sodass die Artikelgruppe Kork sehr breit aufgestellt war.
Im Segment der Holzböden im weitesten Sinne zeichnet sich offensichtlich eine Konsolidierung des Angebots ab. Die Zahl der Aussteller war mit 263 Anbietern gegenüber dem Vorjahr (270 Aussteller) marginal rückläufig. Das belegte Hallenareal hatte allerdings um 8% zugenommen, ein eindeutiger Beleg für einen größeren Flächenbedarf je Aussteller. Nennenswerte Produktentwicklungen waren nicht zu sehen. Die Messe litt ein wenig wegen der aktuellen Unsicherheit hinsichtlich des amerikanischen Anti-Dumping-Verfahrens gegenüber chinesischem Mehrschichtparkett (siehe separate Nachricht).
Europäische Anbieter von Lacken und Ölen zur Oberflächenbehandlung von Holz- und Korkbelägen waren wie schon in den Vorjahren traditionell stark vertreten. Neben dem Verkauf an den Handel ging es den Herstellern natürlich auch um die Versorgung der umfangreichen chinesischen Industriekunden. Becker, Bona, Klumpp, Loba, Osmo, Rubicon, Treffert und Woca waren mit großen Ständen vertreten.
Die Qualität der Besucher hatte sich deutlich verbessert. Einkäufer mit konkreten Abschlussinteressen dominierten gegenüber der Laufkundschaft. Neben der möglicherweisen subjektiven Einschätzung dieser Tendenz aus Kreisen der Aussteller lässt sich die verbesserte Besucherqualität eindeutig an der Zahl der Voranmeldungen ablesen. Laut Angaben des Veranstalters waren die Voranmeldungen der Messebesucher um satte 80% gegenüber dem Vorjahr angestiegen.
Designvinyl: Lizenzen für Klicksysteme gingen weg "wie warme Semmeln"
Wie schon in Hannover und München fielen Vinyl-Paneele mit direkt gefrästem Klicksystem im allgemeinen Messegeschehen auf. Die Lizenzgeber für die Verbindungskonstruktion, Flooring Industries (Unilin) und Välinge, waren mit eigenen Ständen vertreten und verkauften neue Lizenzen "wie warme Semmeln". Am Ende der Veranstaltungen konnten insgesamt 20 Lizenznehmer im asiatischen Raum gezählt werden. Unilin vermarktet in diesem Segment die Rechte des Erfinders Windmöller. Nach Aussage von Unilin deckt die Kreuzlizenzvereinbarung zwischen Unilin und Välinge den Designvinyl-Bereich nicht mit ab.
Matthias Windmöller, geschäftsführender Gesellschafter von Windmöller Flooring, sagte hierzu kürzlich: "Fest steht, dass Lizenznehmer von Välinge zusätzlich die Schutzrechte von Unilin/Windmöller benötigen. Darum wird sich Unilin kümmern und sicherlich eine Einigung mit besagten Firmen erzielen."
Die Lizenznehmer von Unilin/Windmöller sind aus China die Unternehmen Changlong Plastics, Daou, Goldenburg, Jiangsu Beier, Jinka, Kingdom Plastics, Licheer, Lodgi, Novalis, Nox, Oulong, Runchang, Senhong und Yihua Plastic. Die Taiwanesen Handsome Plastics und Nan Sing Plastics sowie der Koreaner Daeju vervollständigen die Liste. Unilin deckt nach eigenen Angaben damit rund 95% des asiatischen Marktes ab.
Im Januar berichtete ParkettMagazin das neben Windmöller mehr oder weniger über Nacht knapp über 10 weitere Anbieter gleichzeitig in den europäischen Markt eingetreten waren, muss man wohl davon ausgehen, dass es in naher Zukunft an die 50 Anbieter in Europa geben wird. Jeder dieser Hersteller wird sich kaum auf nur einen Vermarkter in Europa beschränken, und zusätzlich gibt es ja auch noch die europäischen Produktionen.
aus
Parkett Magazin 03/11
(Wirtschaft)