EPLF

"Verdrängung des Laminatbodens durch Wood-Fibre-Technologie unrealistisch"


Nachdem die Entwickler der neuen "Wood-Fibre-Technologie" prognostiziert hatten, der neue Werkstoff werde den herkömmlichen Laminatboden innerhalb von zehn Jahren komplett ersetzen, war es nur eine Frage der Zeit, bis der EPLF, Verband der Europäischen Laminatbodenfußhersteller, in dem die führenden Hersteller organisiert sind, entsprechend reagiert. "Die europäische Fußbodenbranche hat bisher viele Innovationen hervorgebracht. Möglicherweise wird die Wood-Fibre-Technologie eine weitere sein, die zudem auch außerhalb des Fußbodenbereichs ihren Einsatz finden kann - zum Beispiel für Wandverkleidungen oder Möbelfronten. Davon zu sprechen, dass sie den Laminatboden vom Markt verdrängen wird, halten wir im EPLF-Vorstand für unrealistisch", konterte Verbandspräsident Ludger Schindler.

Bei der Wood-Fibre-Technologie wird ein Pulvergemisch aus Holzmehl, Bindemitteln und weiteren Zusatzstoffen auf eine Trägerplatte aufgebracht und bedruckt. Grundsätzlich gehen die technischen Experten des EPLF davon aus, dass auf der Basis dieses Verfahrens eine neue, eigenständige Produktgruppe entstehen kann, die sich wegen ihrer Eigenschaften jedoch nicht bei den Laminatfußböden und deren Regelwerk von Normen und Standards ansiedeln lasse.

Der EPLF sieht eine mögliche Verwendung von Produkten auf Basis der Wood-Fibre-Technologie daher eher im Niedrigpreis-Segment und vielleicht bei Nichtholz-Optiken. "Die Laminatbodenindustrie ist eine innovationsfreudige Branche und steht Neuentwicklungen immer offen gegenüber. Man denke nur an die Vielzahl unterschiedlicher Produktionsarten von Laminatböden (DPL, PDL, ESH), die heute nebeneinander existieren und verschiedenste Anwendungsinteressen bedienen. Sie eröffnen den Unternehmen die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln und vom Wettbewerb abzuheben", heißt es in der offiziellen Stellungsnahme des EPLF.

"Vor diesem Hintergrund hat die Wood-Fibre-Technologie vielleicht eine Chance, früher oder später eine neue Spielart der Herstellung von Hartbodenbelägen zu werden. Sie wird aber sicher nicht die einzige sein, entscheidend bleibt das Kosten-Nutzen-Verhältnis", so Vorstandsmitglied Volkmar Halbe.

Dr. Theo Smet, Leiter des Arbeitskreises Technik im EPLF, hält den Denkansatz der Technologie grundsätzlich für interessant. Bis zur Marktreife dürften aber noch viele Jahre mit hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung von Produkten und Maschinen vergehen. Denn die Methode der Pulverbeschichtung zur Herstellung von Fußböden stecke noch in den Kinderschuhen. Es gäbe bis dato noch keine einschlägigen Erfahrungen beispielsweise hinsichtlich Dekorschärfe und Beanspruchungsqualitäten pulverbeschichteter Böden, so dass man eher von Technologieversuchen als von einer ausgereiften Innovation sprechen könne.

EPLF-Geschäftsführer Peter H. Meyer verweist auf einen weiteren möglichen Grund für den Vorstoß der "Pulverfraktion", wie er die Anbieter des neuen Verfahrens bezeichnet: "Der Anlass für die aktuelle PR-Aktion könnte darin liegen, dass der Anbieter sich neue Vermarktungspotenziale für Lizenzverträge erhofft ..."
aus Parkett Magazin 03/11 (Wirtschaft)